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Stadt­ent­wicklung: So werden die Städte von morgen gestaltet

Inhalts­ver­zeichnis

Seitdem Menschen in Städten wohnen, haben sie diese auch geplant. Schon vor 5.000 Jahren gab es schach­brett­artig angelegte Städte, in Köln, Wien oder Genf lässt sich die römische Anordnung erkennen. Heute ist aus der rein baulichen Planung eine hochkom­plexe, inter­dis­zi­plinäre und integrierte Aufgabe geworden, die alle Aspekte des Lebens im urbanen Raum mit einbe­zieht: die Stadt­ent­wicklung.

Sie steuert das Wachstum des Organismus Stadt und versucht, die vielen oft konkur­rie­renden Nutzungen des Raumes und Bedürf­nisse der Nutzer:innen in Einklang zu bringen sowie deren Wachstum zu struk­tu­rieren.

Diese Aufgabe wird immer wichtiger: Derzeit leben 57 Prozent der Weltbe­völ­kerung in Städten, 2050 werden es sogar 80 Prozent sein, schätzt das deutsche Bundes­mi­nis­terium für Zusam­men­arbeit. So wird das dritte Jahrtausend das Zeitalter der Städte sein, die oft Ballungs­zentren sind, mit Millionen Bewohner:innen, die sich über mehrere Kommunen ausdehnen. Gab es 1970 weltweit nur acht Ballungs­zentren über 10 M Einwohner, so sind es heute 37, die größten davon kratzen an der 40 Millionen Marke, Tendenz steigend.

Die Klima­ver­än­derung beschert der schwie­rigen Aufgabe der Stadt­ent­wicklung eine zusätz­liche Heraus­for­derung. Städte weltweit verbrauchen 80 Prozent der Energie und erzeugen 70 Prozent der Treib­hausgase. Sie stehen an vorderster Front des grünen Wandels, soll Klima­neu­tra­lität erreicht werden, dann müssen sie sich radikal verändern. Dafür muss ihre Planung nachhaltig werden, mit der nötigen Kompetenz sowie dem richtigen Können. Hier bieten wir einen Überblick, was nachhaltige Stadt­ent­wicklung bedeutet und wie Wüest Partner dabei helfen kann.


Was versteht man unter Stadt­ent­wicklung?

Stadt­ent­wicklung bedeutet eigentlich Change Management. Es ist die aktive Planung der Verän­derung, die Ballungs­zentren permanent erleben. Diese sind Räume der Bewohner:innen, der Wirtschaft, der Kultur und zusätzlich der Ökologie, die sich konti­nu­ierlich entwi­ckeln und sich so auch deren Anfor­de­rungen wandeln. Somit wirken sich die Verän­de­rungen der Gesell­schaft und der Technik unmit­telbar auf die Stadt aus.

Ein gutes Beispiel dafür sind Autos: Als diese zur Massenware wurden und zu Tausenden in die Städte strömten, entstanden Stell­plätze, Parkhäuser und Schnell­straßen. Autoge­rechte Städte wurden zum Gebot der 70er: Autobahnen mitten durch das Zentrum waren der Fortschritt schlechthin.

In Budapest und Bratislava wurden Teile der Altstädte durch mehrspurige Straßen ersetzt, Paris und Brüssel bekamen Autobahn­ringe, in Berlin kam es politisch bedingt nur zu einem halben Ring. Heute überlegt man, wie man die Anzahl der Autos verringern kann, nachdem deren Emissi­ons­be­lastung festge­stellt wurde.

Weitere Beispiele von langfris­tigen Entwick­lungen, auf die eine Stadt­ent­wicklung reagieren muss:

  • Der Trend zu Single-Haushalten oder allein­er­zie­henden Familien änderte den Bedarf an Wohnraum radikal. In den 70er Jahren gab es 25 Prozent Einzel­haus­halte, 2019 waren es 42 Prozent. Der Neubau passte sich an, die Anzahl der Wohnungen stieg von 16 Millionen 1950 auf 43 Millionen 2021.
  • Doch Trends ändern sich: Neben Gebäuden, in denen jeder für sich wohnt, kommen Bauten mit Gemein­schafts­flächen in Mode – Stichwort Mehrge­ne­ra­tio­nen­häuser auf Grund der alternden Bevöl­kerung oder Co-Living Konzepte für Menschen, die flexibles Wohnen schätzen.
  • Waren früher Einkaufs­zentren außerhalb von Städten attraktiv, entstanden in Stadt­kernen erst Fußgän­ger­zonen – auch um Autoverkehr zu verbannen, bevor Anfang der Nuller Jahre Malls und Arcaden sprießen. Heute kämpfen diese gegen wachsenden Leerstand und Eigentümer:innen feilen an neuen Nutzungs­kon­zepten.
  • Ursache dafür ist der Rückgang des statio­nären Handels, der sich durch den Siegeszug des Online-Handels erklärt. Lösungen oder Alter­na­tiven für sich langsam leerende Einkaufs­straßen der Innen­städte ist eine typische Aufgabe der Stadt­ent­wicklung.

Die Konzepte hinter der Praxis der Stadt­ent­wicklung

Stadt­ent­wicklung ist von verän­derten Bedürf­nissen geprägt und, wie die Beispiele zeigen, auch von neuen Sicht­weisen. Nicht nur Nutzungen der städti­schen Räume stehen in Konkurrenz, sondern auch die Konzepte, um diese in Einklang zu bringen.

So hielt man bis in die 80er Jahre Autoge­rech­tigkeit und Traban­ten­städte für sinnvoll. Die Denkschule dazu wurde in den 30er Jahren in der Charta von Athen festge­halten, unter Feder­führung des franzö­si­schen Archi­tekten Le Corbusier.

Heute sind die vorherr­schenden Konzepte unter dem Schlagwort New Urbanism zusam­men­ge­fasst: Abkehr von subur­banen Siedlungen, Fußgänger- statt Auto-Freundlichkeit – die Devise heißt hier die 15-Minuten-Stadt -, Nutzungs­mi­schung statt Funkti­ons­trennung. Zuletzt wird das Augenmerk zusätzlich auf Nachhal­tigkeit gesetzt, die ein radikales Umdenken fordert.

Die Charta von Aalborg, die 2.500 Kommunen aus 39 Ländern in den 1990er Jahren unter­zeich­neten, bringt diese Konzepte vornehmlich für EU-Länder zu Papier. Der volle Titel ist Programm: Charta der Europäi­schen Städte und Gemeinden auf dem Weg zur Zukunfts­be­stän­digkeit.

So nannte man damals noch Nachhal­tigkeit. Im dänischen Aalborg begann gewis­ser­maßen die nachhaltige Stadt­ent­wicklung, dort treffen sich die Unter­zeich­nenden auch in regel­mä­ßigen Abständen, um die Charta stetig zu entwi­ckeln. In Deutschland hielten die Minister:innen für Stadt­ent­wicklung von Bund und Länder 2007 ihre Vision von nachhal­tigen Städten in der Charta von Leipzig fest.

Die Kernaufgabe der Stadt­ent­wicklung: Wachstum struk­tu­rieren

Die Prozesse der Stadt­ent­wicklung brauchen Zeit. Das zeigt der Bereich am besten, der zur Kernkom­petenz der Stadt­ent­wicklung gehört: Die Errichtung von neuen Wohn- oder Gewer­be­ge­bieten, um das Wachstum von Städten zu ermög­lichen und zu struk­tu­rieren.

Manche Städte wie Wien oder Amsterdam beobachten permanent den Zustrom von Bewohner:innen und sorgen voraus­schauend für genügend Wohnraum und Gewer­be­ge­biete. Recht­zeitig entwi­ckeln sie neue Viertel, wie das Sonnwend­viertel in Wien, mit Wohnraum für 13.000 Bewohner:innen samt Gewerbe und Firmen, um Wohnungs­mangel zu vermeiden.

Die Kernaufgabe der Stadtentwicklung: Wachstum strukturieren

Amsterdam denkt in größeren Dimen­sionen als Wien, dort entstanden neue Viertel für 45.000 Menschen, teilweise auf aufge­schüt­teten Inseln entlang des Flusses Ij. Ähnlich resolute Planungen sind in Deutschland hingegen seltener, obwohl der Wohnraum­mangel sehr hoch ist. Da scheint die Stadt­ent­wicklung oft den Entwick­lungen der Stadt hinter­her­zu­hinken.

Pläne aus 1862, um das Wachstum Berlins von einer Hunderttausend- in eine Millio­nen­stadt zu erlauben. Der damalige Planer, James Hobrecht, sah Zugang zu Grünflächen als sehr wichtig an, sowie die soziale Durch­mi­schung. Bild: Sebastian Gollin, Lizenz CC BY-SA 3.0

Wachstum strukturieren

Wie funktio­niert Stadt­ent­wicklung?

Wie inter­dis­zi­plinär und vor allem integriert Stadt­ent­wicklung heute funktio­niert, zeigt am besten die Beschreibung des Prozesses durch die Initiative URBAN LEARNING. Das Kollektiv von acht europäi­schen Metro­polen, darunter Paris, Berlin und Warschau, initiiert von der Stadt Wien, vereint auch andere Stake­holder, wie private Projekt­ent­wickler und kommunale Wohnungs­bau­ge­sell­schaften.

Die Initiative fasst den Prozess auf fünf große Phasen der Planung zusammen, wobei jede einzelne aus zahlreichen Schritten besteht. Jede Phase zieht eine Vielzahl von wechselnden Akteur:innen mit ein, angefangen bei den entspre­chenden Abtei­lungen der Städte, bis hin zu den Nutzer:innen und umset­zenden Firmen.

Hier eine verein­fachte Übersicht des Planungs­pro­zesses der Stadt­ent­wicklung:

  1. Vorbereitungs-/Erkundungsphase
  2. Machbarkeits-/Planungsphase
  3. Formelle Planungs­phase
  4. Design- und Imple­men­tie­rungs­phase
  5. Betriebs­phase

Solche Verfahren dauern mindestens Jahre, wenn man schnell ist, aber meistens Jahrzehnte. Als Beispiel: Die Planungen zum Sonnwend­viertel in Wien begannen Anfang der 2000er Jahre, die Bauar­beiten fingen 2012 an, der endgültige Anschluss an das öffent­liche Verkehrsnetz bzw. an die letzte Straßenbahn fand 2019 statt.

Stadtentwicklung
Illus­tration: URBAN LEARNING

Stadt­ent­wicklung in Deutschland: Viele mittlere Projekte

Vorhaben, um die vielen Ballungs­zentren der Bundes­re­publik weiter­zu­ent­wi­ckeln, sind keine Mangelware. Hier eine Auswahl:

  • Aktuell entsteht die Übersee­stadt Bremen, die ein ehema­liges Hafen­gebiet von rund 300 ha in einen neuen Stadtteil verwandelt. 2300 Wohnungen werden Platz für 12.000 Einwohner:innen bieten, daneben sollen in den Gewer­be­ge­bieten über 20.000 Arbeits­plätze geschaffen werden.
  • Die Hafencity Hamburg macht in einem der größten inner­städ­ti­schen Baupro­jekten aus dem still­ge­legten Magde­burger Hafen ein neues Wohn- und Arbeits­quartier. Die 160 ha sollen Heimat für 15.000 Bewohner:innen werden, 45.000 Arbeits­plätze anbieten und täglich 80.000 Gäste empfangen. All das direkt am Wasser laut Eigen­be­schreibung.
  • Für den ehema­ligen Flughafen Tegel hat Berlin ehrgeizige Pläne: Auf 500 ha entstehen die Tech Republic und das Schuh­macher Quartier, das als Modell für die Stadt von morgen gedacht ist. Klima­neutral, autoarm und wasser­sen­sibel soll diese sein, mehr als 10.000 Menschen Wohnraum bieten sowie einen auf urbane Techno­logien ausge­rich­teten Forschungs- und Indus­triepark samt Hochschul­campus beher­bergen.

Ein Blick nach Europa zum Thema Stadt­ent­wicklung

Auch wenn die meisten dieser Vorhaben sich als “größtes” Stadtentwicklungs-Vorhaben ausloben, so stehen sie doch im Schatten anderer europäi­scher Projekte:

  • In Madrid begann 2019 nach Jahrzehnten der Entschei­dungs­findung der Bau des neuen Viertels “Nuevo Norte”: Drei Millionen Quadrat­meter mit über 10.000 Wohnungen für über 27.000 Menschen und ein Geschäfts­zentrum der Super­lative auf einem Drittel der Fläche – eine Million Quadrat­meter. Das Mammut-Projekt wird sieben Milli­arden Euro kosten und 24 Jahre bis zur Fertig­stellung in Anspruch nehmen.
  • Eins der größten Ballungs­zentren Europas ist Paris und stieß 2007 standes­gemäß das tatsächlich größte Stadt­ent­wick­lungs­projekt Europas an. Die Grande Nation verdient sicherlich ein “Grand Paris”, das mindestens 70.000 neue Wohnungen und 200 km neue S- und U‑Bahnlinien schaffen wird. Diese werden bestehende Wirtschafts­viertel und die drei Flughäfen besser mitein­ander verbinden. Gleich­zeitig wird die Gover­nance des auf über hundert Kommunen und acht Dépar­te­ments fragmen­tierten Gebiets verein­heit­licht. Der Kosten­punkt ist astro­no­misch: Zwischen 35 und 70 Milli­arden Euro.

Nachhal­tigkeit: Das oberste Prinzip der heutigen Stadt­ent­wicklung

Weltweit sind Städte für 80 Prozent des Energie­ver­brauchs und 70 Prozent der CO2-Emissionen verant­wortlich. Davon stellen Verkehrs­mittel und besonders Gebäude einen hohen Anteil dar. Soll Klima­neu­tra­lität tatsächlich erreicht werden, dann sind die Städte besonders gefragt.

Als wäre Stadt­ent­wicklung noch nicht komplex genug, muss sie jetzt zusätzlich die immense Heraus­for­derung der Klima­frage mitein­be­ziehen. Und diese wirkt sich durch die vielen Nachhaltigkeits-Maßnahmen auf die zentrale Säule der Immobi­li­en­wirt­schaft aus: das Bauen.

Eine nachhaltige Stadt­ent­wicklung muss nicht nur Lösungen zur Minderung von Energie­ver­brauch und Emissionen finden, sondern auch Vorkeh­rungen gegen die Folgen von Extrem­wetter. Städte sind fragile Organismen und schlecht gerüstet gegen Hitze­pe­rioden, intensive Nieder­schläge oder starke Stürme. Küsten­städte sind zusätzlich vom Steigen des Meeres­spiegels bedroht.

Parado­xer­weise steht in diesen unsicheren Zeiten eines außer Frage: Einer nachhal­tigen Stadt­ent­wicklung mangelt es derzeit nicht an Aufgaben. Zusätzlich steht sie vor einer Zerreiß­probe: Sie ist gezwungen, das Wachsen der Städte mit dem Senken der Umwelt­be­lastung zu vereinen und gleich­zeitig die Lebens­qua­lität zu erhöhen, ohne die Wirtschaft zu beein­träch­tigen. Diese Wider­sprüche lassen sich nur mit neuen Konzepten und Techno­logien lösen, damit die Stadt­ent­wicklung nachhaltig wird.

Die Grund­prin­zipien einer nachhal­tigen Stadt

Eine nachhaltige Stadt baut auf umfas­sende Stand­ent­wick­lungs­prin­zipien. Darunte fallen unter anderem:

Grüne, öffent­liche Verkehrs­mittel: Um das Wachstum von Städten und ihrer Wirtschaft zu fördern und dabei den CO2-Ausstoss zu verringern, muss der Transport gut zugänglich, zeit- und energie­ef­fi­zient sein. Dafür sind umwelt­freund­liche Verkehrs­mittel notwendig, der Vorrang gehört nicht mehr Autos, sondern Fahrrädern und Fußgängern. Hier kommt der Vision einer Stadt, in der fast alles in 15 Minuten erreichbar ist, eine besondere Bedeutung zu.

Erneu­erbare Energien: Städte sind wahre Energie­fresser. München verbrauchte 2020 ganze 27.000 Gigawatt­stunden Strom, in Berlin waren es 2022 über 12.000. Ganz Deutschland verbrauchte im selben Jahr 519.000 Gigawatt­stunden. Hier müsste der Anteil an erneu­er­baren Energie­quellen bis zur vollstän­digen Versorgung steigen. Dass es möglich ist, zeigt Dubai: Dank Recycling von Wasser und Abfall versorgt sie sich zu 100 Prozent mit erneu­er­baren Energien.

Abfall- und Kreis­lauf­wirt­schaft: Müll ist auch eine Ressource und Städte produ­zieren viel davon, wozu auch Abwasser zählt. Dubai wurde als Beispiel im vorigen Abschnitt zitiert, in Skandi­navien wird im Rahmen des Nordic Sustainable Cities Programms bei Neubauten immer mehr auf die Nutzung von recycelten Baustoffen geachtet. Dort gibt es Fassaden aus Altpapier, Dämmstoffe aus alter Wolle und Plastik sowie Fußböden aus Altholz. Das Abwasser wird vermehrt zur Gewinnung von Energie genutzt.

Inklusive Städte: Eine nachhaltige Stadt­ent­wicklung denkt den sozialen Aspekt mit. Sie fördert die Inter­aktion von Menschen unter­schied­licher Herkunft, indem u.a. öffent­liche Räume und Dienst­leis­tungen allen gleich gut zugänglich sind. Das bedeutet die Vermeidung von Gentri­fi­zierung, Ghettoi­sierung und Leerstand, die Bereit­stellung erschwing­lichen Wohnraums und der Schutz bestehender Gemein­schaften. Das alles stärkt den gesell­schaft­lichen Zusam­menhalt und beugt kostspielige Spannungen vor, wie sie kürzlich in Frank­reich zu beobachten waren. Die Schäden wurden auf eine Milliarde Euro geschätzt.

Zugang zur Natur: Der Gedanke hier lässt sich mit der Abwandlung des bekannten Spruches zur Markt­wirt­schaft erklären: soviel Grün wie möglich, soviel Stein wie nötig. Denn je grüner eine Stadt, desto höher die Lebens­qua­lität. Bei steigenden Tempe­ra­turen ist dies besonders wichtig: begrünte Dächer, gut konzi­pierte Parks beugen dem Hitzeinsel-Effekt von Städten vor. Diese sind in den warmen Monaten um einige Grad höher als das ländliche Umfeld. Das gefährdet die Gesundheit und erhöht den Energie­ver­brauch u.a. durch Klima­an­lagen.

Intel­li­gente und umwelt­freund­liche Techno­logien: Damit sind zum einen Smart Grids gemeint, oder intel­li­gente Netze. Je enger Verbraucher:innen und Anbieter:innen vernetzt sind, desto genauer lässt sich z.B. der Strom­ver­brauch planen und die Nutzung von Wasser beobachten. Das führt zu Einspa­rungen und lässt Verluste bei Lecks in der Zufuhr beheben. Zum anderen erlauben mehr Ladesta­tionen die Verbreitung von Elektro­fahr­zeugen, die den Ausstoß von CO2 erheblich reduzieren.

Positive Auswir­kungen einer nachhal­tigen Stadt­ent­wicklung

Welchen Effekt eine nachhaltige Stadt­ent­wicklung haben kann, zeigt eine Studie der Univer­sität Toronto. 2015 verglich sie den Energie­ver­brauch von über 20 Megacities, also Städte mit über 10 Millionen Einwohner:innen und kam zu erstaun­lichen Schluss­fol­ge­rungen:

  • So verbraucht New York rund 15 Prozent mehr Energie als Tokio, obwohl die US-Stadt damals um 12 Millionen Menschen kleiner war. Haupt­grund dafür ist das effiziente Trans­port­system der japani­schen Haupt­stadt.
  • Jakarta verwendet 95 Prozent weniger Wasser als New York, obwohl dort 15 Millionen Menschen mehr wohnen.
  • London ist die einzige Stadt weltweit, in der der Strom­ver­brauch pro Kopf zurückgeht, trotz Wachstum der Bevöl­kerung und Wirtschaft.
  • Seoul hat die Nutzung von sogenanntem Grauwasser einge­führt, das für Anwen­dungen wie WC-Spülung u.a. genutzt wird, um das wertvolle Trink­wasser zu schonen. Dies wird in den meisten Städten pauschal für alle Nutzungen verwendet.

Integriertes Vorgehen bei der Stadt­ent­wicklung – auch von mehreren Ländern

Sehr erfolg­reich sind städte- und länder­über­grei­fende Nachhaltigkeits-Vorhaben. Ein gutes Beispiel dafür ist das Programm der Nordic Sustainable Cities, einer Koope­ration von mehreren Dutzend Kommunen in den skandi­na­vi­schen Ländern. Diese rangieren regel­mäßig unter den lebens­wer­testen Städten. Besonders inter­essant an deren Beispiel: Die nachhaltige Stadt­ent­wicklung reiht sich in eine umfas­sende Nachhal­tig­keits­stra­tegie ein.

Es geht den nordi­schen Ländern um das Nutzen der Möglich­keiten, die der Übergang zu einer grünen Wirtschaft bietet, sowie um den Ausbau ihrer Kompe­tenzen in diesem Bereich. Damit geht ihr Anspruch auf Führer­schaft beim Wissens­transfer einher, wie dieses White Paper verdeut­licht. Somit betrachten sie die riesige Heraus­for­derung, die allen Städten bevor­steht, als einmalige Chance.

Externe Hilfe beschleunigt eine nachhaltige Stadt­ent­wicklung

Bei der Dimension dieser Heraus­for­derung ist zu erwarten, dass manche Stadt­ver­wal­tungen überfordert sein können. Denn die erfor­der­liche Menge an Kompe­tenzen und Know-How, um den Wandel zu meistern, lässt sich nicht auf Knopf­druck bereit­stellen. Besonders bei kleineren Kommunen ist das der Fall. Doch hier können externe Dienstleister:innen Abhilfe leisten.

So begleitet Wüest Partner mehrere Städte bei dieser Aufgabe. In einem Vorort von Luzern, Buchrain, hat sich die Bevöl­kerung seit 1960 verfünf­facht. Beim rasanten Wachstum wurde die Schaffung eines attrak­tiven Zentrums übersehen. Die Gemeinde bat Wüest Partner, ihr bei der Entwicklung einer Vision dafür, sowie bei der Umsetzung, zur Seite zu stehen. Das Vorhaben startete 2019 und die Bauphase wird voraus­sichtlich 2024 beginnen.

Auch im Vorfeld, bei der Planung vom Wandel zu einer nachhal­tigen Stadt, bietet das Beratungs­un­ter­nehmen Unter­stützung. Die Stadt Genf will die zentralen, dicht bebauten Viertel um den See revita­li­sieren und verdichten. Dafür gab sie ein Pilot­pla­nungs­studie in Auftrag, bei der Wüest Partner berück­sichtigt wurde. Die Studie wird zur Vision von Genf als nachhaltige, offene und integrative Stadt beitragen.

Ähnlich den nordi­schen Ländern lässt sich die Notwen­digkeit der Nachhal­tigkeit auch als Chance für Akteur:innen der Immobi­li­en­wirt­schaft betrachten. Die Auswir­kungen auf Immobi­li­en­werte hat die Beratungs­firma in einem Bericht für die Schweizer Umwelt­be­hörde 2022 unter­sucht. Aller­dings sind die Erkennt­nisse auch für andere Länder von Bedeutung.


Viele neue und innovative Möglich­keiten dank der Digita­li­sierung

Viele neue und innovative Möglichkeiten dank der Digitalisierung

Eine weitere Hilfe, um den Wandel zu nachhal­tigen und integra­tiven Städten zu meistern, bieten die neuen Techno­logien. In der Leipziger Charta hielten schon 2007 die Minister:innen für Stadt­ent­wicklung Deutsch­lands ihr Ideal zeitge­mäßer Kommune fest.

In der Neuauflage von 2020 bekräf­tigen sie ihre Vision einer gerechten, grünen und produk­tiven Stadt. Um dieses Ziel zu erreichen, messen sie im Rahmen einer integrierten Stadt­ent­wicklung der Digita­li­sierung eine besondere Rolle zu.

Sie identi­fi­zierten folgende Chancen der Digita­li­sierung:

  • die Verbes­serung von Entschei­dungs­pro­zessen und öffent­lichen Dienst­leis­tungen
  • die Erleich­terung der Bürger­be­tei­ligung, damit die Nutzer:innen der Städte stärker in den Mittel­punkt gerückt werden
  • die Entwicklung von Smart-City-Strategien dank verbes­serter Datenlage und ‑nutzung, die inklusiv und gemein­wohl­ori­en­tiert ausfallen müssen
  • die Erhöhung der Handlungs­fä­higkeit von Kommunen, besonders im Fall von Krisen.

Das liest sich sehr allgemein, doch gerade bei digitalen Lösungen ist Wüest Partner dank seiner erprobten Appli­ka­tionen Vorreiter. Diese sind gezielt auf die Errei­chung der Klima­ziele ausge­richtet und lassen sich für Bestände von privaten Investor:innen, wie auch für die von Kommunen nutzen.

Gebäude im Betrieb gehören derzeit zu den großen Klima­sündern und Kommunen sind oft Eigen­tümer von größeren sowie älteren Beständen. Die Lösung Wüest Dimen­sions erlaubt dank ihres Moduls
Risk Management & Sustaina­bility das Nachhal­tig­keits­po­tenzial von Immobilien zu ermitteln. Das ist der erste Schritt, um auch ältere Gebäude klima­ge­recht zu machen.

Einen Überblick aller Leistungen von Wüest Partner im Bereich Nachhal­tigkeit finden Sie hier.


Grünflächen spielen eine sehr wichtige Rolle in der Stadt­planung

Neben digitalen Lösungen werden städtische Naherho­lungs­ge­biete eine tragende Rolle für die Nachhal­tigkeit spielen. Zusätzlich zur mindernden Wirkung auf Wärme­inseln bringen sie Bewohner:innen eine Vielzahl von Vorteilen. Es sind Bereiche ohne Konsum­zwang, Orte der Begegnung, im besten Fall Oasen der Ruhe, welche das physische und psychische Wohlbe­finden fördern.

Grünflächen reduzieren nicht nur Stress und Ängste, sondern haben sogar handfeste Auswir­kungen auf die Gesundheit. Eine britische Studie sah in ländlichen Räumen mit vielen und allen zugäng­lichen Erholungs­ge­bieten die Lebens­er­wartung der Bewohner:innen aller sozialen Schichten auf demselben Niveau.

In größeren Städten war jedoch die Situation radikal anders. Dort lag die Lebens­er­wartung von ärmeren Menschen bis zu zehn Jahren unter der von Menschen mit mehr Ressourcen. Die Erklärung war einfach: Wohlha­bende Menschen leben oft in weitläu­figen Vierteln mit hohem Grünanteil, während Menschen mit weniger Geld in dicht bebauten Gebieten mit viel weniger Grünflächen wohnen. Auf die Aussa­ge­kraft der Studie, die 2008 im renom­mierten Magazin Lancet erschien, ist Verlass: Sie wurde unter 40 Millionen Briten durch­ge­führt.

Die nieder­län­dische Ärztin Matilda Van den Bosch zog daraus folgende Erkenntnis: Grünflächen müssen einem viel höheren Stellenwert in der Planung von Städten beigemessen werden. Dabei wies sie auf den aktuell vorherr­schenden wirtschaft­lichen Mecha­nismus hin: Erholungs­ge­biete erhöhen den Wert von Immobilien, somit ist Wohnraum in deren Nähe nur Zahlkräf­ti­geren zugänglich.

Schlechter Gestellte seien dadurch ein weiteres Mal im Nachteil. Deswegen dürfen Grünflächen kein Privileg sein, sondern ein Recht von Stadtbewohner:innen. Ihr Urteil ist von Bedeutung, da sie nicht nur Doktor der Medizin ist, sondern auch Ausbil­dungen im Gesund­heits­wesen und Landschafts­planung genoss. Ihre Sicht lässt sich auf der Seite des Londoner Natur­kun­de­mu­seums nachlesen.

Tatsächlich beein­flusst die Nähe von Grünflächen den Wert von Immobilien stark. Die Studie von Wüest Partner Der Wert des öffent­lichen Raums analy­siert diese Auswirkung im Detail und legt zusätzlich den Grund­stein für eine bessere Quanti­fi­zierung des Grünflächen-Effekts. Eins steht laut den Autor:innen fest: Die Zahlungs­be­reit­schaft für einen wertvollen öffent­lichen Raum ist sehr hoch.


Dialog mit der Gesell­schaft für eine erfolg­reiche Stadt­ent­wicklung

Auch wenn sich der Großteil der Heraus­for­derung von Metro­polen oftmals überschneidet, ist jede Stadt einzig­artig. So ist der Kontext gesell­schaftlich, wirtschaftlich, ökolo­gisch, histo­risch und kulturell gesehen meist komplett verschieden, auch innerhalb eines Landes. Darüber hinaus betrifft die Stadt­ent­wicklung alle dort lebenden Menschen und Pendler:innen.

Folglich ist eine erfolg­reiche Stadt­ent­wicklung nur unter Einbe­ziehung aller Inter­essen möglich. Denn nur wenn alle Gruppen und Einwohner:innen gehört werden, kann eine optimale und maßge­schnei­derte Stadt­ent­wick­lungs­stra­tegie verfasst werden.

Genau diese Punkte sind in der Neuen Leipzig Charta zur Stadt­ent­wicklung in Deutschland reflek­tiert. So schreiben drei ihrer fünf Grund­prin­zipien eine gemein­wohl­ori­en­tierte Stadt­ent­wick­lungs­po­litik, einen integrierten Ansatz, sowie eine Einbe­ziehung der Öffent­lichkeit, Wirtschaft und weiterer relevanter Stake­holder vor.


Die Nachhal­tigkeit in der Stadt­ent­wicklung beschleu­nigen

Die Stadt­ent­wicklung muss sich also schneller als das Klima wandeln, wenn die Ziele der Nachhal­tigkeit recht­zeitig erreicht werden sollen. Auch wenn das notwendige Umdenken in Spezia­lis­ten­kreisen schon statt­ge­funden hat, so dauert es doch meistens etwas länger, bis ein gedank­licher Wandel auch die opera­tiven Ebenen erreicht. Das gilt vermutlich noch mehr für Behörden.

In diesem Kontext – der Klima­wandel schreitet unerbittlich voran – ist eine fachliche Unter­stützung und Begleitung von hohem Wert. Wüest Partner hat dafür speziell ein Angebot für die öffent­liche Hand entwi­ckelt und dessen Nutzen bei Schweizer Kommunen schon mehrfach unter Beweis gestellt. Für und mit öffent­lichen Körper­schaften lassen sich adäquate und langfristige Strategien erstellen.

Vor 5.000 Jahren wurden die ersten Städte der Menschheit geplant. Damit begann die Urbani­sierung, die heute der vorherr­schende Lebensraum ist. Heute gilt es, die Verän­derung der Städte zu planen, damit die Menschheit lebens­fähig bleibt.

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