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Der Wert des öffent­lichen Raums

Letzte Aktualisierung: 16. Mai 2025

Dass quali­tativ hochwertige öffent­liche Räume ein hohes Gewicht für Gesell­schaft und Ökologie haben, wurde in vielen wissen­schaft­lichen Unter­su­chungen belegt. Sie tragen massgeblich zur Lebens­qua­lität in Städten bei und sind ein Spiegelbild der städti­schen Identität. In ihrer einfachsten Form handelt es sich bei öffent­lichen Räumen um Orte, die für alle freizu­gänglich sind, die ohne Konsum­zwang kollektiv genutzt werden können und in denen sich das öffent­liche Leben abspielt. Die nachfolgend erwähnte empirische Studie beschäftigt sich mit dem ökono­mi­schen Mehrwert des öffent­lichen Raumes. Sind Anwoh­ne­rinnen und Anwohner bereit, für Wohnungen in der Nähe von attrak­tiven öffent­lichen Räumen höhere Mieten zu bezahlen? Fundierte Antworten auf diese Frage können eine grosse Bedeutung haben, denn ein besseres Verständnis für den ökono­mi­schen Mehrwert von öffent­lichen Räumen erlaubt gezieltere Inves­ti­tionen und ermög­licht es, die Entwicklung von öffent­lichen Räumen bewusster voran­zu­treiben. 

Hohe Zahlungs­be­reit­schaft für quali­tativ hochwer­tigen öffent­lichen Raum 

Mit einer neuen empiri­schen Studie konnte nachge­wiesen werden, dass sich ein hochwer­tiger öffent­licher Raum auch auf die Wirtschaft­lichkeit auswirkt. Die  Analyse zeigt ein signi­fi­kanter positiver Zusam­menhang zwischen der Existenz eines öffent­lichen Erholungs­raums in der Nähe von Mietwoh­nungen und den entspre­chenden Mieten, die für diese Wohnungen bezahlt werden. Zudem fällt der Preis­un­ter­schied je höher aus, umso besser die Qualität des öffent­lichen Raumes bewertet wird. Gut nachvoll­ziehbar ist der nachge­wiesene Effekt in den Gross­städten am grössten: Hier kann die Nähe zu als exzellent bewer­teten Parks, Plätzen und anderen der Erholung dienenden Räumen die Zahlungs­be­reit­schaft um bis zu 12 Prozent ansteigen lassen im Vergleich zu Mieten von vergleich­baren Wohnungen, die über keinen attrak­tiven öffent­lichen Raum in der Nähe verfügen. Mit abneh­mender Stadt­grösse nimmt der Effekt ab, was nicht erstaunt, sind doch hier die Erholungs­räume meist in grosser Zahl vorhanden und in kurzer Distanz erreichbar. 

Breitere Berück­sich­tigung der generierten Mehrwerte notwendig

Die Qualität des öffent­lichen Raums hat direkte Folgen für sein Umfeld. In der Wirtschaft­lich­keits­be­trachtung von Immobi­li­en­be­wer­tungen wird diesem Zusam­menhang aber noch wenig Beachtung geschenkt. Inves­ti­tionen in den öffent­lichen Raum sind nur auf der Kosten­seite abgebildet und lassen sich deshalb strate­gisch nur beschränkt recht­fer­tigen. Mit einer besseren Einbindung der Werte, die der öffent­liche Raum generiert, in die Wirtschaft­lich­keits­be­trachtung von Immobilien können diese Inves­ti­tionen besser plausi­bi­liert und in der Folge strate­gisch einge­setzt werden.

Ausblick – gemeinsam die nächsten Mosaik­steinchen legen

Die Studi­en­re­sultate können als ein erster Mosaik­stein gesehen werden, an welchen es noch weitere anzureihen gilt. Die Studie lässt auf den hohen Stellenwert des öffent­lichen Raumes schliessen, für welchen Menschen bereit sind mehr zu bezahlen. Im Folge­schluss werden weitere Fragen aufge­worfen: Zum Beispiel, ob Menschen auch länger in den Wohnungen nahe am hochwer­tigen öffent­lichen Raum bleiben oder ob es aufgrund des animierten Raumes und des damit verbun­denen Lärms auch häufigere Mieter­wechsel gibt? Welchen Einfluss hat ein quali­tativ hochwer­tiger Raum auf die Büroflächen, welche immer mehr von Arbeits- zu Lebens­räumen werden, wie dies beispiels­weise die Google Quartiere veran­schau­lichen? Wie stark profi­tieren Retail­flächen von einem quali­tativ hochwer­tigen öffent­lichen Raum? 

Weitere Analysen können dazu beitragen, den Wert des öffent­lichen Raums besser quanti­fi­zieren zu können. Um die dafür relevanten Daten und Infor­ma­tionen erheben zu können, sind unter­schied­liche Erhebungs­me­thoden vorstellbar (z.B. Inter­views, Beobach­tungen, Model­lie­rungen, etc.). Im Zentrum stehen die heute noch kaum vorhan­denen Daten dazu, wie öffent­liche Räume in den schwei­ze­ri­schen Gross­städten von der Bevöl­kerung quali­tativ beurteilt werden. Das bessere Verständnis der Qualität der öffent­lichen Räume bildet die Basis, um Handlungs­felder für die Aufwertung der öffent­lichen Räume zu identi­fi­zieren. Dabei sollte dieser Prozess von einer Diskussion über die Aufteilung der generierten Kosten und Mehrwerte zwischen den Eigen­tümern und der öffent­lichen Hand begleitet werden. 

Es wird Zeit gemeinsam das nächste Steinchen im Mosaik zu legen. Gestalten Sie mit uns mit!

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