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Nachhal­tigkeit wird in der Immobi­li­en­wirt­schaft immer wichtiger

Im Gegensatz zum Wetter ist das Klima sehr vorher­sehbar: Es wird immer wärmer. Tempe­ra­turen steigen, extreme Wetter­ereig­nisse häufen sich, Ausnahme-Ereignisse wie Hitze­wellen, Überschwem­mungen und Waldbrände werden zur Regel. Der Klima­wandel, über Jahrzehnte ein belächeltes Drohsze­nario von Wissenschaftler:innen, ist heute Realität. Als einer der Haupt­emit­tenten von Treib­haus­gasen, weltweit sind es 40 Prozent, ist die Immobi­li­en­wirt­schaft im Faden­kreuz der Regulie­rungen und Gesetze, um bis 2050 die Klima­neu­tra­lität zu erreichen.

Das hat einen einfachen Grund: Entgegen anderer Wirtschafts­zweige existieren die Techno­logien, um Immobilien in die Nachhal­tigkeit zu führen. Damit diese auch angewandt werden, haben die Gesetzgeber:innen Europas den regula­to­ri­schen Druck stark erhöht. Drastisch ausge­drückt heißt jetzt die Devise für Akteur:innen der Branche: Verän­derung oder Untergang. Etwas pragma­ti­scher formu­liert: Die Dekarbonisierung-Anforderungen umsetzen oder den Wertverlust riskieren. Was diese immense Heraus­for­derung im Detail für Halter:innen von Immobi­li­en­be­ständen bedeutet, zeigen wir in diesem Artikel.


Was bedeutet Nachhal­tigkeit im Kontext von Immobilien?

Das Konzept Nachhal­tigkeit stammt aus der Forst­wirt­schaft und bedeutet, einem wirtschaftlich genutzten Wald werden nur so viele Bäume entnommen, wie sie nachge­pflanzt werden. Ist der Saldo Entnahme-Nachpflanzung nicht negativ, wird der Wald nachhaltig bewirt­schaftet. Auf Immobilien übertragen bedeutet das, ein Gebäude ist nachhaltig, wenn es genauso viel Energie verbraucht, wie es erzeugt, bzw. wenn es gar keine Energie verbraucht.

Ein Bauwerk kann z.B. nachhaltig sein, wenn es weder beheizt noch beleuchtet wird. Das ist der Fall bei landwirt­schaftlich genutzten Bauwerken wie Scheunen oder offenen Lager­hallen. Solche Einzel­fälle wären nüchtern betrachtet sogenannte Nullener­gie­ge­bäude, was bei Wohn- und Gewer­be­im­mo­bilien äußerst selten zutrifft: Weltweit sind weniger als ein Prozent der Gebäude “zero-energy buildings”, in Deutschland sind es immerhin 2,3 Prozent, laut eines Berichts des World Green Building Council. Die Organi­sation vereint weltweit über 46.000 Akteur:inne der Branche, um die Klima­ziele der COP21 zu erreichen.

Damit ein Gebäude nachhaltig ist, muss seine Energie­bilanz nicht zwingend Null sein, sondern gegen Null tendieren. Dann ist es ein Niedrig­ener­giehaus, auf der Skala des Energie­aus­weises entspricht das den Stufen A und B, ein Nullener­giehaus hat die Stufe A+. In Deutschland sind immerhin rund 13 Prozent aller Gebäude auf den drei obersten Stufen des Energie­aus­weises.

Im Gegenzug befinden sich über 45 Prozent der Immobilien auf den drei letzten Stufen F, G, H und sind somit schwere Klima­sünder. Insgesamt sind über 85 Prozent der Gebäude in Deutschland als nicht-nachhaltig zu betrachten, es gibt demnach noch jede Menge Arbeit, um das Ziel von Null Emissionen im Immobi­li­en­sektor bis 2050 zu erreichen.

Übersicht der Energie­ef­fi­zi­enz­klassen der Immobilien in Deutschland 2021

Übersicht der Energieeffizienzklassen der Immobilien in Deutschland 2021

Quelle: Statista, basierend auf Daten des Umwelt­bun­desamts und des BBSR

Sieben Kriterien für Nachhal­tigkeit bei Immobilien

Knapp drei Viertel der direkten und indirekten CO2-Ausstöße von Gebäuden sind auf die Erzeugung von Raumwärme zurück­zu­führen, ermit­telte das Umwelt­bun­desamt 2023. Das erklärt folgende Reihung der Kriterien, um die Nachhal­tigkeit einer Immobilie festzu­stellen:

  1. Energie­träger: fossile Brenn­stoffe wie Öl und Gas, Fernwärme belasten die Energie­bilanz stärker als effiziente Methoden wie Wärme­pumpen u.Ä.
  2. Gebäu­de­nutz­fläche: Summe aller Grund­flächen eines Gebäudes, die beheizt bezie­hungs­weise klima­ti­siert werden
  3. Baujahr: Gebäude vor 2005 gelten i.d.R. als wenig energie­ef­fi­zient
  4. Sanie­rungsjahr und ‑umfang: Dach, Fassaden, Fenster und Keller
  5. Anzahl der Geschosse
  6. Nutzungsart: Wohnen, Gewerbe, Freizeit wie Sport­hallen, öffent­liche Gebäude wie Schulen, Verwal­tungen
  7. Standort: der Energie­bedarf ist bei einem freiste­henden Haus im ländlichen Raum natürlich anders als in einem Mehrfa­mi­li­enhaus in einem Ballungs­zentrum

Quelle: Wüest Academy Kurs “Nachhaltige Liegen­schaften”

Wie hoch der CO2-Ausstoss Ihrer Wohnsi­tuation ist, mit welchen Aktivi­täten die Wohne­mis­sionen vergleichbar sind und welche Massnahmen man ergreifen kann, um den Ausstoss zu verringern, können Sie in wenigen Klicks über den Wüest-Partner-Wohnemissions-Check feststellen.

Aufschlüs­selung des Energie­ver­brauchs beim Wohnen: 72 Prozent für Wärme

Aufschlüsselung des Energieverbrauchs beim Wohnen: 72 Prozent für Wärme

Quelle: Umwelt­bun­desamt, Mai 2023

Alle bisher genannten Aspekte bewerten die Nachhal­tigkeit von Gebäuden im Betrieb. Um vollständig zu sein, müssten auch die Emissionen berück­sichtigt werden, die zur Herstellung des Gebäudes und der Baustoffe aufge­wandt wurden. Laut der Deutschen Gesell­schaft für Nachhal­tiges Bauen werden ein Drittel aller CO2-Emissionen im Immobi­li­en­sektor bei der Errichtung von Bauwerken freige­setzt.

Auch wenn die sogenannte “graue Energie” schwer zu ermitteln ist und aktuell nur teilweise in Betracht gezogen wird, die Kennzahl Primär­energie im Energie­ausweis beinhaltet auch die Herstellung der Energie­träger, wird dies in zukünf­tigen Gesetzen und Bestim­mungen sehr wahrscheinlich berück­sichtigt werden.


Warum ist die Nachhal­tigkeit im Immobi­li­en­sektor wichtig?

Für Halter:innen von Liegen­schaften stellt das Thema Nachhal­tigkeit und die verbun­denen Vorgaben ohne Zweifel eine große Heraus­for­derung dar. Doch eine etwaige Skepsis, ob sich die Annahme der Heraus­for­derung lohnt oder nur Kosten erzeugt, lässt sich schnell zerstreuen. Nachhal­tigkeit kann sich rentieren und zwar in mehrfacher Hinsicht: In der Drei Gewinner Studie von Wüest Partner zeigte der Immobi­li­en­be­rater, welche Vorteile Eigentümer:innen, Mieter:innen und die Umwelt aus einer höheren Energie­ef­fi­zienz von Immobilien ziehen können.

Energe­tisch effizi­entere Gebäude bringen handfeste Vorteile

Anhand von zwölf Mehrfa­mi­li­en­häusern mit einem Marktwert von 240 Millionen Euro wurde 2020 der Effekt von energe­ti­schen Sanie­rungen unter­sucht. Bei zehn Häusern steigerte sich der Wert sowie die Einnahmen der Eigentümer:innen. Bei zwei Liegen­schaften war dies nicht der Fall, was aber an Beson­der­heiten lag, wie z.B. die Unmög­lichkeit, eine Wärme­pumpe einzu­bauen.

Für die Mieter:innen sank in allen Gebäuden die Brutto­miete, berechnet aus Netto­miete, Heizkosten und anderen Neben­kosten, und das auch unter Berück­sich­tigung von Mieterhö­hungen. Neumieter:innen waren auch bereit, mehr Kaltmiete zu zahlen, da die Betriebs­kosten der sanierten Häuser erheblich geringer ausfielen. Da alle Gebäude vor ihrer Sanierung mit fossilen Brenn­stoffen beheizt wurden, lag der Gewinn für die Umwelt in der starken Reduzierung der CO2-Ausstöße.

Ineffi­zi­enten Immobilien drohen starke Wertver­luste

Bei Trans­ak­tionen haben die geltenden energe­ti­schen Bestim­mungen ganz handfeste Folgen auf den Preis von Immobilien, wie eine Studie des Großmaklers Jones Lang LaSalle zeigte. Mehrfa­mi­li­en­häuser mit Energie­aus­weisen G bis H erreichten im ersten Quartal 2023 bei vergleich­baren Objekten der Klassen A+ bis A Preise, die im Schnitt 28 Prozent geringer waren.

Diese Wirkung verstärkt sich jährlich, im Vorjahr lag der Unter­schied bei knapp 22 Prozent. Für Immobilien der schlech­testen Klasse lag der Preis­un­ter­schied in Klein­städten und ländlichen Regionen sogar bei 45 und 51 Prozent, wie die Wirtschafts­woche im Juni 2023 über eine Auswertung der Plattform Immoscout24.de berichtete.

Sicherlich spielte die starke Erhöhung der Energie­preise dabei eine wichtige Rolle. Auch wenn die Energie­preise sich wieder beruhigt haben, so belegt der Anstieg der letzten Jahre eins: Fossile Brenn­stoffe unter­liegen starken Fluktua­tionen. Das wirkt sich negativ auf die Planbarkeit von Betriebs­kosten aus und kann für Mieter:innen abschre­ckend sein. Im Vergleich haben erneu­erbare Energien oder nachhaltige Techno­logien den großen Vorteil, viel planbarer zu sein.

Eigentum verpflichtet, auch zur Nachhal­tigkeit

Letztlich betrifft die Heraus­for­derung des Klima­wandels uns alle. Jeder kann, egal wie groß sein Wirkungs­kreis ist, seinen Beitrag zur Dekar­bo­ni­sierung leisten. Eigentümer:innen von Immobilien fällt wie eingangs erwähnt eine viel größere Rolle zu, die mit der Umwelt­be­lastung des Sektors zusam­men­hängt. Dass dieser Wandel nicht ausschließlich Kosten verur­sacht oder einen Wertverlust bedeutet, zeigte die oben erwähnte Studie von Wüest Partner.

Wie das Beratungs­un­ter­nehmen besonders Halter:innen von größeren Immobi­li­en­be­ständen helfen kann, die Wende zur Nachhal­tigkeit zu schaffen, erfahren Sie hier.


Wer setzt die Standards für die Nachhal­tigkeit von Immobilien?

Die Navigation im Bereich der Nachhal­tigkeit, in welchem Gesetze, Bestim­mungen und Labels wild wuchern, ist ohne umfang­reiche Kennt­nisse kaum möglich. Um sich einen Überblick zu verschaffen, ist es hilfreich zu wissen, wer die Standards definiert.

Ganz grob umrissen haben diese zwei Ursprünge: Zum einen Natio­nal­staaten und inter­na­tionale Organi­sa­tionen wie die EU, zum anderen privat­recht­liche oder öffent­liche Institute. Die erste Gruppe ist in der Lage, mittels Gesetzen auf EU oder natio­naler Ebene regula­to­rische Vorschriften durch­zu­setzen, die sich in Bestim­mungen nieder­schlagen. Die zweite Gruppe bietet eine Reihe von Labels und Zerti­fi­zie­rungen an, die einen feststel­lenden Charakter haben. Die genannten Gruppen beein­flussen sich wechsel­seitig.

Der Ursprung der Energie-Effienzklassen

Ein gutes Beispiel dafür ist die Energie­ver­brauchs­kenn­zeichnung oder auch Energie-Effizienzklasse (EEK), dank welcher der Energie­ver­brauch von Haushalts­ge­räten erkennbar ist, von der Wasch­ma­schine bis zum Fernseher. Dieses wurde 1992 vom EU-Parlament einge­führt und 2010, im Zuge einer Erneuerung der Effizi­enz­skala, EU-weit auf Gebäude ausge­dehnt. Seitdem ist beim Verkauf, Teilverkauf oder der Vermietung von Immobilien ein Energie­ausweis verpflichtend sowie beim Neubau oder Umbau von Gebäuden. Damals wurde auch festgelegt, dass der Energie­ausweis von Immobilien auch Empfeh­lungen für energe­tische Sanie­rungen beinhalten sollte.

Einige Jahre zuvor, am Anfang der 2000er Jahre, entwi­ckelte in einem breit angelegten Feldversuch die Deutsche Energie-Agentur (dena) den Energie­ausweis für Gebäude, damals noch Energiepass. Das Ziel der privat­recht­lichen GmbH, aller­dings im Eigentum der Bundes­re­gierung, war: Den Ausweis in die Bundes­ge­setz­gebung einzu­führen. Das gelang ihr auch, schon vor 2010 fand der Energie­ausweis sich in den verschie­denen deutschen Energie-Einsparungsverordnungen (EnEV) wieder. Da weitere EU-Länder vergleichbare Ausweise vorgelegt hatten, wurden diese in der EU-Gesetzgebung aufge­nommen.

Wer darf Energie­aus­weise ausstellen?

Energie­aus­weise ausstellen dürfen nur Personen, die eine entspre­chende Quali­fi­zierung absol­viert haben. In der Regel sind das Architekt:innen oder Energieberater:innen, die entweder selbständig oder von Firmen angestellt sind. Somit schließt sich der Kreis: Die Gesetze für den Energie­ausweis erließen Natio­nal­staaten und in weiterer Folge die EU, das tatsäch­liche Ausstellen der Ausweise nehmen andere wahr.

Energie-Kennzeichnungen: wenig Nutzen ohne Verpflich­tungen

Nebenbei erwähnt: Die Energie-Effizienzklasse hat bei der Kaufent­scheidung von Elektro­ge­räten kaum Auswir­kungen. Das ergaben wissen­schaft­liche Studien, die sogar in der renom­mierten Zeitschrift nature erschienen. Die Autor:innen der Studie empfahlen, die möglichen Einspa­rungen dem Energie­label beizu­legen. Das Beispiel zeigt, dass in Sachen Nachhal­tigkeit Empfeh­lungen nicht ausreichen. Das erklärt vermutlich, warum derzeit mit Verpflich­tungen und Vorschriften gearbeitet wird.

Zusätzlich zum Energie­ausweis existieren zahlreiche weitere Methoden, bzw. Zerti­fikate, um die Nachhal­tigkeit von Immobilien festzu­stellen. Diese wurden meist von Verbänden oder privaten Organi­sa­tionen entwi­ckelt und deren Geschäfts­modell besteht in der Ausstellung ihres eigenen Zerti­fikats. Mehr dazu im nachste­henden Abschnitt.


Welche sind die wichtigsten Nachhal­tig­keits­stan­dards und ‑zerti­fi­zie­rungen für Immobilien?

Um die Nachhal­tigkeit von Immobilien festzu­stellen, gibt es weit mehr Methoden als den Energie­ausweis. Die Anzahl an inter­na­tio­nalen Zerti­fi­zie­rungen und Standards ist hoch genug, um eine Beratung oder einer inten­siven Ausein­an­der­setzung mit dem Thema zu bedürfen. Diese Zerti­fikate sind im Gegensatz zum Energie­ausweis nicht bindend, sondern haben einen rein indika­tiven Charakter. Aller­dings sind sie branchenweit anerkannte Gütesiegel, die ein hohes Ansehen genießen.

Die deutschen Energie-Labels für Immobilien

In Deutschland gelten die Kriterien für Nachhal­tigkeit im Immobi­li­en­sektor des DGNB, die 2007 gegründete Deutsche Gesell­schaft für Nachhal­tiges Bauen, als richtungs­weisend. Das DGNB entwi­ckelt Krite­ri­en­ka­taloge und Zerti­fi­zie­rungs­systeme für alle Aspekte der Nachhal­tigkeit in Gebäuden und Quartieren. Die Kriterien umfassen ökolo­gische Aspekte wie Energie­ef­fi­zienz und Ressour­cen­schonung bis hin zu sozialen und ökono­mi­schen Faktoren. Das Gütesiegel des DGNB wird in vier Stufen verliehen, von Bronze bis Platin.

Daneben hat das Bundes­bau­mi­nis­terium gemeinsam mit dem Bundes­in­stitut für Bau‑, Raum- und Stadt­for­schung (BBSR) das Siegel Bewer­tungs­system Nachhal­tiges Bauen (BNB) ins Leben gerufen. Dies ist vornehmlich auf öffent­liche Gebäude ausge­richtet, kann aber auch für andere Gebäu­de­typen verwendet werden. Die verge­benen Zerti­fikate sind Bronze, Silber und Gold.

Inter­na­tionale Zerti­fi­zie­rungen: BREEAM und LEED

Von beson­derer Bedeutung in Deutschland sind die inter­na­tio­nalen Zerti­fi­zie­rungen BREEAM und in gerin­gerem Maße LEED. Dabei ist der weltweite Charakter inter­essant, da ein Teil der Immobi­li­en­branche stark globa­li­siert ist und somit eine Vergleich­barkeit über Grenzen hinweg für einige Akteur:innen sehr wichtig ist.

Das am weitesten verbreitete Zerti­fikat: BREEAM

Schon 1990 entwi­ckelte das britische Building Research Estab­lishment (BRE) die Environ­mental Assessment Method (EAM), beide Akronyme ergeben zusammen BREEAM. Mit rund 550.000 Zerti­fi­zie­rungen ist es das verbrei­tetste weltweit und enthält fünf Quali­täts­stufen: Pass, Good, Very Good, Excellent und Outstanding. Das Zerti­fikat hat nationale Ausfüh­rungen, die auf die lokalen Gegeben­heiten eingehen, in Deutschland ist es das BREEAM DE.

LEED sichert die inter­na­tionale Vergleich­barkeit von Gebäuden

LEED sichert die internationale Vergleichbarkeit von Gebäuden

Quelle: Wüest Partner

LEED stammt aus den USA und bedeutet Leadership in Energy and Environ­mental Design. Vielleicht noch mehr als BREEAM erlaubt es eine inter­na­tionale Vergleich­barkeit von Gebäuden verschie­dener Typen, da es auf den US-Standards ASHRAE basiert, die unver­ändert weltweit gelten. Die ASHRAE-Gesellschaft wurde 1904 von Heizungs‑, Lüftungs- und Kühlungs­firmen gegründet und vereint über 50.000 Organi­sa­tionen aus 130 Ländern. Auf deren Standards basierend wurde 1998 LEED entwi­ckelt, womit sich damit Gebäude energie­ef­fi­zient planen lassen, mit einer beson­deren Berück­sich­tigung der techni­schen Ausstattung für Heizung, Kühlung, Lüftung und Licht. Die verge­benen Quali­täts­stufen sind Certified, Silver, Gold und Platinum, Bestands­ge­bäude sind mit LEED ebenfalls zerti­fi­zierbar.

Wüest Partner Schweiz hat eine grafische Übersicht der verschie­denen Zerti­fikate erstellt, in denen auf zwei Achsen der Aufwand zur Erstellung und das Datum ihrer Entstehung positio­niert sind. Darunter befinden sich Zerti­fikate, die nur in der Schweiz von Bedeutung sind. Schnell lässt sich erkennen, dass die o.g. Zerti­fikate alle einen hohen Aufwand darstellen.

Wüest Partner deckt die wichtigsten Zerti­fi­zie­rungen ab

In der DACH-Region deckt Wüest Partner alle relevanten Zerti­fikate ab und ist somit nicht nur für die Beratung zum Thema Nachhal­tigkeit bei Immobilien ein wertvoller Partner, sondern kann auch Zerti­fi­zie­rungen selbst durch­führen. Hier muss angemerkt werden, dass wie beim Energie­ausweis das Ausstellen nur von Personen durch­ge­führt werden kann, die über die entspre­chende Quali­fi­zierung verfügen. Für mehr Infor­ma­tionen wenden Sie sich gerne an unsere zerti­fi­zierten Expert:innen.

Übersicht der von Wüest Partner abgedeckten Nachhaltigkeits-Zertifikate:

Nachhaltigkeitszertifizierungen Wüest Partner
Nachhaltigkeitszertifizierungen Wüest Partner weitere Labels

Quelle: Wüest Partner


Nachhal­tigkeit Immobilien: Praktische Tipps und Erfolgs­bei­spiele

Da Eigentümer:innen und Verwalter:innen bei der energe­ti­schen Sanierung vor schier unend­lichen Möglich­keiten stehen, die Effizienz ihres Bestandes zu verbessern, ist eine Orien­tierung notwendig. Zur Erinnerung: Um die Wende zur Nachhal­tigkeit bei Immobilien zu schaffen, müssen überwiegend Bestands­im­mo­bilien energe­tisch saniert werden. Neubauten, die nach 2005 entstanden, entsprechen den aktuellen Anfor­de­rungen.

Bei der Auswahl von Sanie­rungs­maß­nahmen ist es wichtig, die Effizienz der Maßnahmen selbst zu bewerten. Die Relation zwischen Inves­ti­ti­onshöhe und Effizi­enz­stei­gerung sollte wirtschaftlich so sinnvoll wie möglich sein. Die angeführte Grafik zeigt drei Szenarien zur Effizienz-Steigerung, die nach Aufwand und Ergebnis bewertet sind und den finan­zi­ellen Aufwand aufschlüsseln. Die Haupt­er­kenntnis daraus lautet: Die Abkehr von fossiler Wärme­er­zeugung bietet das beste Verhältnis zwischen Inves­tition und Ergebnis.

Energetischen Sanierungen Immobilien

Quelle: Wüest Partner

Als Grundlage für die Angaben der Grafik wurde ein Mehrfa­mi­li­enhaus mit 12 Wohnein­heiten und 1000 Quadrat­meter Mietfläche heran­ge­zogen. Es ist energe­tisch unsaniert und wird mit fossilen Brenn­stoffen erzeugt.

  • In der minimalen Variante, dem Szenario 1, wird eine Heizung mit fossilen Brenn­stoffen durch eine mit nachhal­tiger Techno­logie ersetzt. Die Inves­tition bleibt überschaubar, 200.000 Euro, die Planung auch, Mieter:innen sind kaum beein­rächtigt. Das führt zu einer Reduzierung der CO2-Ausstöße von 60 Prozent
  • Im Szenario 2 wird die Gebäu­de­hülle saniert und die Heizung durch eine mit fossilen Brenn­stoffen, aber mit einer effizi­enten Verbrennung, ersetzt. Mit 500.000 Euro ist die Inves­tition hoch, die Planung ist aufwendig, die Mieter:innen sind auf Grund der Fassa­den­ar­beiten stärker beein­trächtigt. Die Vermin­derung der CO2-Emissionen erreicht 50 Prozent.
  • In der maximalen Variante, das Szenario 3, wird nicht nur die Gebäu­de­hülle gedämmt und eine Wärme­pumpe eingebaut, sondern das Haus wird zusätzlich umfassend energe­tisch saniert. Das bedeutet Isolation von Dach und Keller und der Einbau von effizi­enten Fenstern. Das kostet 770.000 Euro, ist sehr aufwändig zu planen, bringt aber dafür eine Reduktion des CO2-Ausstosses von 85 Prozent.

Die Varianten 1 und 3 zeigen die Wichtigkeit einer vorhe­rigen Kosten-Nutzen Analyse gut: Variante 1 führt zu einer CO2-Reduktion von 60 Prozent bei Kosten von 200.000 Euro. Variante 3 ist mit einer Reduktion des CO2-Ausstosses von 85 Prozent um rund ein Drittel nachhal­tiger, die Inves­tition ist dafür aber fast vier Mal so hoch.

Hier wären Eigentümer:innen gut beraten, Variante 1 durch­zu­führen und die Kosten der Sanierung teilweise auf die Miete umzulegen. Die Mieter:innen müssen zwar etwas mehr zahlen, profi­tieren von gerin­geren und sicherlich stabi­leren Heizkosten, die ihre Brutto­miete reduzieren können. Haben die höheren Erträge einmal die Maßnahme amorti­siert, können Eigentümer:innen in weitere Sanie­rungen inves­tieren.

Dieses Beispiel zeigt in einer verein­fachten Form einen sogenannten CO2-Absenkpfad. Dieser muss wohlüberlegt sein und basiert idealer­weise auf Erfah­rungs­werten, damit Eigentümer:innen nicht auf gut Glück sanieren, sondern so effizient wie möglich zeitliche gestreute Maßnahmen durch­führen, die aufein­ander aufbauen. Ein gut ersteller CO2-Absenkpfad beinhaltet besonders bei Halter:innen größerer Bestände auch die Planung der Inves­ti­tionen, bzw. die Bereit­stellung der nötigen Summen. Dies lässt sich jedoch nur dank entspre­chender Daten errechnen.

Wüest Partner greift für Sanie­rungs­stra­tegien auf ein Modell zurück, das auf 50.000 effek­tiven Energie­ver­bräuchen und ‑Ausweisen basiert und europäische Normen berück­sichtigt. Entweder als digitale Lösung oder als Dienst­leistung. Hier sind Beispiele angeführt, wie Wüest Partner bei Fragen der Nachhal­tigkeit von Immobilien helfen kann. Wie Nachhal­tigkeit auf den Wert von Immobilien auswirken kann, erfahren Sie hier.

Gibt es einen «besten» Zeitpunkt, um in nachhaltige Immobilien zu inves­tieren?

Eine schwierige Frage. Immobilien gelten als sichere Geldanlage, gerade in unsicheren Zeiten. Doch die neuen Klima-Bestimmungen relati­vieren diese Faust­regel und zwingen sie zu korri­gieren: Nur nachhaltige Immobilien sind derzeit eine sichere Inves­tition.

Denn je schlechter die energe­ti­schen Eigen­schaften von Gebäuden, desto nachtei­liger die Wertent­wicklung, wie weiter oben erwähnt. Im ersten Quartal 2023 waren bei Mehrfa­mi­li­en­häusern mit den Energie­klassen G bis H die Verkaufs­preise um 28 Prozent geringer als die Gebäude mit den Klassen A+ bis A laut einer Studie des Großmaklers Jones Lang Lasalle.

Der Trend wird sich verstärken: Bis 2027 müssen Nicht-Wohngebäude die Energie­ef­fi­zi­enz­klasse F erreichen, bis 2030 die Klasse E. Wohnge­bäude haben etwas mehr Zeit: Die Klasse F ist bis 2030 zwingend, die Klasse E bis 2033. Immobilien, die diesen Anfor­de­rungen nicht entsprechen, droht ein Wertverlust, im schlimmsten Fall das Schicksal eines ‘stranded Asset’.

Bei Inves­ti­tionen gilt es deshalb sehr genau auf die energe­tische Perfor­mance der Gebäude zu achten, besonders bei Immobi­li­en­fonds. Da diese auch ältere Gebäude halten, sollten die Anbieter ihren Fahrplan zur Einhaltung der Bestim­mungen vorlegen.


Die Wende zu klima­neu­tralen Immobilien erfordert ein radikales Umdenken der Immobi­li­en­wirt­schaft. Einer der wesent­lichen Schritte dabei: Immobilien als mit ihrem Umfeld verbunden zu betrachten und nicht nur für sich allein. Deswegen nehmen auch Mobili­täts­kon­zepte, wie gut erreichbar ist eine Immobilie oder wie sehr sie sich in ein Ökosystem einfügt, an Bedeutung zu.

Dieses Umdenken führt zu einer Reihe von Trends und Innova­tionen, von denen wir die sechs wichtigsten auflisten.

  • Trend zu Mixed-Use-Immobilien: Gebäude werden von vornherein so konzi­piert, dass sich ihre Nutzung im Nachhinein leichter verändern lässt. Büroge­bäude können so leichter in Hotels oder Wohnungen umfunk­tio­niert werden
  • Schwer­punkt auf Revita­li­sierung statt Neubau: Eine Folge des o.g. Trends, der aber auch ältere Immobilien betrifft. Die Anzahl an ungenutzten Gebäuden ist hoch, viele davon lassen sich einer neuen Nutzung zuführen. Hier sind öffent­liche Stellen stärker gefragt, denn nur sie können nicht mehr genutzte Gewer­be­ge­biete z.B. einer neuen Verwendung zuführen
  • Digitale Trans­for­mation der Immobi­li­en­branche: Expert:innen meinen, die Wende zur Nachhal­tigkeit ist ohne digitale Lösungen gar nicht möglich, da die Menge an notwen­digen Daten sich dank IT-Lösungen viel leichter nutzen lässt
  • Verknüpfung von Ökologie und Ökonomie beim Energie­ver­brauch: Ein Aspekt ist der Wechsel von fossilen auf nachhal­tigere Brenn­stoffe, die Instal­lation von Photovoltaik-Paneelen um den Eigen­bedarf zu decken und überschüssig produ­zierten Strom ins Netz einzu­speisen
  • Wachsende Bedeutung von Mobili­täts­kon­zepten: Gebäude stehen nicht für sich allein, sondern sie zu erreichen kostet mehr oder weniger viel Energie. Wurden z.B. ausrei­chend Fahrrad­plätze einge­plant? Dies gilt eher für Gebäude in Ballungs­zentren als in ländlichen Gegenden
  • Fokus auf Gesundheit und Wohlbe­finden in Gewer­be­im­mo­bilien: Orte der Arbeit sind auch soziale Orte, die Zufrie­denheit von Mitarbeiter:innen wirkt sich auch auf deren Produk­ti­vität aus.

Ihr Schlüssel zur Nachhal­tigkeit Ihrer Immobilien: Wüest Partner

Wüest Partner sieht sich als Partner von Akteur:innen der Immobi­li­en­branche, um die Wende zur Nachhal­tigkeit gewinn­bringend zu gestalten. Dass diese auch einen finan­zi­ellen Mehrwert haben können, wenn sie mit der nötigen Erfahrung und dem richtigen Ansatz in Angriff genommen werden, haben wir anhand von mehreren Beispielen gezeigt. Nachhal­tigkeit begreifen wir als Chance, nicht als Belastung, die nur Mehrkosten verur­sacht.

Dadurch nehmen wir das Engagement gegenüber unseren Kund:innen, Mitarbeiter:innen und der Gesell­schaft wahr. Mit dem Beitritt zur Initiative “Principles for Respon­sible Investment PRI” und dem Engagement zu den nachhal­tigen Entwick­lungs­zielen der UN (SDGs) bekennen wir uns zu einer werte­ori­en­tierten Unter­neh­mens­führung. Mehr dazu erfahren Sie hier. Viele unserer Unter­neh­mens­tä­tig­keiten weisen Schnitt­stellen zu den nachhal­tigen Entwick­lungs­zielen der UN auf, die Sustainable Develo­pment Goals.

Denn eine nachhaltige Welt zu schaffen, liegt in unserer Hand. Aktuell ist die Immobi­li­en­branche einer der höchsten Emittenten von CO2 und steht deshalb an vorderster Stelle, um die Dekar­bo­ni­sierung der Wirtschaft zu schaffen. Wir sind überzeugt, dass dies eine Chance darstellt und wir möchten Akteur:innen der Immobi­li­en­branche dabei helfen, diese zu ergreifen. Was wir dafür leisten können, sehen Sie hier.

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Letzte Aktua­li­sierung: 27. Mai 2025