Nachhaltigkeit wird in der Immobilienwirtschaft immer wichtiger
Inhaltsverzeichnis
- Was bedeutet Nachhaltigkeit im Kontext von Immobilien?
- Warum ist die Nachhaltigkeit im Immobiliensektor wichtig?
- Wer setzt die Standards für die Nachhaltigkeit von Immobilien?
- Welche sind die wichtigsten Nachhaltigkeitsstandards und -zertifizierungen für Immobilien?
- Nachhaltigkeit Immobilien: Praktische Tipps und Erfolgsbeispiele
- Nachhaltigkeit Immobilien: Trends, Innovationen und Potenziale
- Ihr Schlüssel zur Nachhaltigkeit Ihrer Immobilien: Wüest Partner
Im Gegensatz zum Wetter ist das Klima sehr vorhersehbar: Es wird immer wärmer. Temperaturen steigen, extreme Wetterereignisse häufen sich, Ausnahme-Ereignisse wie Hitzewellen, Überschwemmungen und Waldbrände werden zur Regel. Der Klimawandel, über Jahrzehnte ein belächeltes Drohszenario von Wissenschaftler:innen, ist heute Realität. Als einer der Hauptemittenten von Treibhausgasen, weltweit sind es 40 Prozent, ist die Immobilienwirtschaft im Fadenkreuz der Regulierungen und Gesetze, um bis 2050 die Klimaneutralität zu erreichen.
Das hat einen einfachen Grund: Entgegen anderer Wirtschaftszweige existieren die Technologien, um Immobilien in die Nachhaltigkeit zu führen. Damit diese auch angewandt werden, haben die Gesetzgeber:innen Europas den regulatorischen Druck stark erhöht. Drastisch ausgedrückt heißt jetzt die Devise für Akteur:innen der Branche: Veränderung oder Untergang. Etwas pragmatischer formuliert: Die Dekarbonisierung-Anforderungen umsetzen oder den Wertverlust riskieren. Was diese immense Herausforderung im Detail für Halter:innen von Immobilienbeständen bedeutet, zeigen wir in diesem Artikel.
Was bedeutet Nachhaltigkeit im Kontext von Immobilien?
Das Konzept Nachhaltigkeit stammt aus der Forstwirtschaft und bedeutet, einem wirtschaftlich genutzten Wald werden nur so viele Bäume entnommen, wie sie nachgepflanzt werden. Ist der Saldo Entnahme-Nachpflanzung nicht negativ, wird der Wald nachhaltig bewirtschaftet. Auf Immobilien übertragen bedeutet das, ein Gebäude ist nachhaltig, wenn es genauso viel Energie verbraucht, wie es erzeugt, bzw. wenn es gar keine Energie verbraucht.
Ein Bauwerk kann z.B. nachhaltig sein, wenn es weder beheizt noch beleuchtet wird. Das ist der Fall bei landwirtschaftlich genutzten Bauwerken wie Scheunen oder offenen Lagerhallen. Solche Einzelfälle wären nüchtern betrachtet sogenannte Nullenergiegebäude, was bei Wohn- und Gewerbeimmobilien äußerst selten zutrifft: Weltweit sind weniger als ein Prozent der Gebäude “zero-energy buildings”, in Deutschland sind es immerhin 2,3 Prozent, laut eines Berichts des World Green Building Council. Die Organisation vereint weltweit über 46.000 Akteur:inne der Branche, um die Klimaziele der COP21 zu erreichen.
Damit ein Gebäude nachhaltig ist, muss seine Energiebilanz nicht zwingend Null sein, sondern gegen Null tendieren. Dann ist es ein Niedrigenergiehaus, auf der Skala des Energieausweises entspricht das den Stufen A und B, ein Nullenergiehaus hat die Stufe A+. In Deutschland sind immerhin rund 13 Prozent aller Gebäude auf den drei obersten Stufen des Energieausweises.
Im Gegenzug befinden sich über 45 Prozent der Immobilien auf den drei letzten Stufen F, G, H und sind somit schwere Klimasünder. Insgesamt sind über 85 Prozent der Gebäude in Deutschland als nicht-nachhaltig zu betrachten, es gibt demnach noch jede Menge Arbeit, um das Ziel von Null Emissionen im Immobiliensektor bis 2050 zu erreichen.
Übersicht der Energieeffizienzklassen der Immobilien in Deutschland 2021
Quelle: Statista, basierend auf Daten des Umweltbeundesamts und des BBSR
Sieben Kriterien für Nachhaltigkeit bei Immobilien
Knapp drei Viertel der direkten und indirekten CO2-Ausstöße von Gebäuden sind auf die Erzeugung von Raumwärme zurückzuführen, ermittelte das Umweltbundesamt 2023. Das erklärt folgende Reihung der Kriterien, um die Nachhaltigkeit einer Immobilie festzustellen:
- Energieträger: fossile Brennstoffe wie Öl und Gas, Fernwärme belasten die Energiebilanz stärker als effiziente Methoden wie Wärmepumpen u.Ä.
- Gebäudenutzfläche: Summe aller Grundflächen eines Gebäudes, die beheizt beziehungsweise klimatisiert werden
- Baujahr: Gebäude vor 2005 gelten i.d.R. als wenig energieeffizient
- Sanierungsjahr und -umfang: Dach, Fassaden, Fenster und Keller
- Anzahl der Geschosse
- Nutzungsart: Wohnen, Gewerbe, Freizeit wie Sporthallen, öffentliche Gebäude wie Schulen, Verwaltungen
- Standort: der Energiebedarf ist bei einem freistehenden Haus im ländlichen Raum natürlich anders als in einem Mehrfamilienhaus in einem Ballungszentrum
Quelle: Wüest Academy Kurs “Nachhaltige Liegenschaften”
Aufschlüsselung des Energieverbrauchs beim Wohnen: 72 Prozent für Wärme
Quelle: Umweltbundesamt, Mai 2023
Alle bisher genannten Aspekte bewerten die Nachhaltigkeit von Gebäuden im Betrieb. Um vollständig zu sein, müssten auch die Emissionen berücksichtigt werden, die zur Herstellung des Gebäudes und der Baustoffe aufgewandt wurden. Laut der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen werden ein Drittel aller CO2-Emissionen im Immobiliensektor bei der Errichtung von Bauwerken freigesetzt.
Auch wenn die sogenannte “graue Energie” schwer zu ermitteln ist und aktuell nur teilweise in Betracht gezogen wird, die Kennzahl Primärenergie im Energieausweis beinhaltet auch die Herstellung der Energieträger, wird dies in zukünftigen Gesetzen und Bestimmungen sehr wahrscheinlich berücksichtigt werden.
Warum ist die Nachhaltigkeit im Immobiliensektor wichtig?
Für Halter:innen von Liegenschaften stellt das Thema Nachhaltigkeit und die verbundenen Vorgaben ohne Zweifel eine große Herausforderung dar. Doch eine etwaige Skepsis, ob sich die Annahme der Herausforderung lohnt oder nur Kosten erzeugt, lässt sich schnell zerstreuen. Nachhaltigkeit kann sich rentieren und zwar in mehrfacher Hinsicht: In der Drei Gewinner Studie von Wüest Partner zeigte der Immobilienberater, welche Vorteile Eigentümer:innen, Mieter:innen und die Umwelt aus einer höheren Energieeffizienz von Immobilien ziehen können.
Energetisch effizientere Gebäude bringen handfeste Vorteile
Anhand von zwölf Mehrfamilienhäusern mit einem Marktwert von 240 Millionen Euro wurde 2020 der Effekt von energetischen Sanierungen untersucht. Bei zehn Häusern steigerte sich der Wert sowie die Einnahmen der Eigentümer:innen. Bei zwei Liegenschaften war dies nicht der Fall, was aber an Besonderheiten lag, wie z.B. die Unmöglichkeit, eine Wärmepumpe einzubauen.
Für die Mieter:innen sank in allen Gebäuden die Bruttomiete, berechnet aus Nettomiete, Heizkosten und anderen Nebenkosten, und das auch unter Berücksichtigung von Mieterhöhungen. Neumieter:innen waren auch bereit, mehr Kaltmiete zu zahlen, da die Betriebskosten der sanierten Häuser erheblich geringer ausfielen. Da alle Gebäude vor ihrer Sanierung mit fossilen Brennstoffen beheizt wurden, lag der Gewinn für die Umwelt in der starken Reduzierung der CO2-Ausstöße.
Ineffizienten Immobilien drohen starke Wertverluste
Bei Transaktionen haben die geltenden energetischen Bestimmungen ganz handfeste Folgen auf den Preis von Immobilien, wie eine Studie des Großmaklers Jones Lang LaSalle zeigte. Mehrfamilienhäuser mit Energieausweisen G bis H erreichten im ersten Quartal 2023 bei vergleichbaren Objekten der Klassen A+ bis A Preise, die im Schnitt 28 Prozent geringer waren.
Diese Wirkung verstärkt sich jährlich, im Vorjahr lag der Unterschied bei knapp 22 Prozent. Für Immobilien der schlechtesten Klasse lag der Preisunterschied in Kleinstädten und ländlichen Regionen sogar bei 45 und 51 Prozent, wie die Wirtschaftswoche im Juni 2023 über eine Auswertung der Plattform Immoscout24.de berichtete.
Sicherlich spielte die starke Erhöhung der Energiepreise dabei eine wichtige Rolle. Auch wenn die Energiepreise sich wieder beruhigt haben, so belegt der Anstieg der letzten Jahre eins: Fossile Brennstoffe unterliegen starken Fluktuationen. Das wirkt sich negativ auf die Planbarkeit von Betriebskosten aus und kann für Mieter:innen abschreckend sein. Im Vergleich haben erneuerbare Energien oder nachhaltige Technologien den großen Vorteil, viel planbarer zu sein.
Eigentum verpflichtet, auch zur Nachhaltigkeit
Letztlich betrifft die Herausforderung des Klimawandels uns alle. Jeder kann, egal wie groß sein Wirkungskreis ist, seinen Beitrag zur Dekarbonisierung leisten. Eigentümer:innen von Immobilien fällt wie eingangs erwähnt eine viel größere Rolle zu, die mit der Umweltbelastung des Sektors zusammenhängt. Dass dieser Wandel nicht ausschließlich Kosten verursacht oder einen Wertverlust bedeutet, zeigte die oben erwähnte Studie von Wüest Partner.
Wie das Beratungsunternehmen besonders Halter:innen von größeren Immobilienbeständen helfen kann, die Wende zur Nachhaltigkeit zu schaffen, erfahren Sie hier.
Wer setzt die Standards für die Nachhaltigkeit von Immobilien?
Die Navigation im Bereich der Nachhaltigkeit, in welchem Gesetze, Bestimmungen und Labels wild wuchern, ist ohne umfangreiche Kenntnisse kaum möglich. Um sich einen Überblick zu verschaffen, ist es hilfreich zu wissen, wer die Standards definiert.
Ganz grob umrissen haben diese zwei Ursprünge: Zum einen Nationalstaaten und internationale Organisationen wie die EU, zum anderen privatrechtliche oder öffentliche Institute. Die erste Gruppe ist in der Lage, mittels Gesetzen auf EU oder nationaler Ebene regulatorische Vorschriften durchzusetzen, die sich in Bestimmungen niederschlagen. Die zweite Gruppe bietet eine Reihe von Labels und Zertifizierungen an, die einen feststellenden Charakter haben. Die genannten Gruppen beeinflussen sich wechselseitig.
Der Ursprung der Energie-Effienzklassen
Ein gutes Beispiel dafür ist die Energieverbrauchskennzeichnung oder auch Energie-Effizienzklasse (EEK), dank welcher der Energieverbrauch von Haushaltsgeräten erkennbar ist, von der Waschmaschine bis zum Fernseher. Dieses wurde 1992 vom EU-Parlament eingeführt und 2010, im Zuge einer Erneuerung der Effizienzskala, EU-weit auf Gebäude ausgedehnt. Seitdem ist beim Verkauf, Teilverkauf oder der Vermietung von Immobilien ein Energieausweis verpflichtend sowie beim Neubau oder Umbau von Gebäuden. Damals wurde auch festgelegt, dass der Energieausweis von Immobilien auch Empfehlungen für energetische Sanierungen beinhalten sollte.
Einige Jahre zuvor, am Anfang der 2000er Jahre, entwickelte in einem breit angelegten Feldversuch die Deutsche Energie-Agentur (dena) den Energieausweis für Gebäude, damals noch Energiepass. Das Ziel der privatrechtlichen GmbH, allerdings im Eigentum der Bundesregierung, war: Den Ausweis in die Bundesgesetzgebung einzuführen. Das gelang ihr auch, schon vor 2010 fand der Energieausweis sich in den verschiedenen deutschen Energie-Einsparungsverordnungen (EnEV) wieder. Da weitere EU-Länder vergleichbare Ausweise vorgelegt hatten, wurden diese in der EU-Gesetzgebung aufgenommen.
Wer darf Energieausweise ausstellen?
Energieausweise ausstellen dürfen nur Personen, die eine entsprechende Qualifizierung absolviert haben. In der Regel sind das Architekt:innen oder Energieberater:innen, die entweder selbständig oder von Firmen angestellt sind. Somit schließt sich der Kreis: Die Gesetze für den Energieausweis erließen Nationalstaaten und in weiterer Folge die EU, das tatsächliche Ausstellen der Ausweise nehmen andere wahr.
Energie-Kennzeichnungen: wenig Nutzen ohne Verpflichtungen
Nebenbei erwähnt: Die Energie-Effizienzklasse hat bei der Kaufentscheidung von Elektrogeräten kaum Auswirkungen. Das ergaben wissenschaftliche Studien, die sogar in der renommierten Zeitschrift nature erschienen. Die Autor:innen der Studie empfahlen, die möglichen Einsparungen dem Energielabel beizulegen. Das Beispiel zeigt, dass in Sachen Nachhaltigkeit Empfehlungen nicht ausreichen. Das erklärt vermutlich, warum derzeit mit Verpflichtungen und Vorschriften gearbeitet wird.
Zusätzlich zum Energieausweis existieren zahlreiche weitere Methoden, bzw. Zertifikate, um die Nachhaltigkeit von Immobilien festzustellen. Diese wurden meist von Verbänden oder privaten Organisationen entwickelt und deren Geschäftsmodell besteht in der Ausstellung ihres eigenen Zertifikats. Mehr dazu im nachstehenden Abschnitt.
Welche sind die wichtigsten Nachhaltigkeitsstandards und -zertifizierungen für Immobilien?
Um die Nachhaltigkeit von Immobilien festzustellen, gibt es weit mehr Methoden als den Energieausweis. Die Anzahl an internationalen Zertifizierungen und Standards ist hoch genug, um eine Beratung oder einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Thema zu bedürfen. Diese Zertifikate sind im Gegensatz zum Energieausweis nicht bindend, sondern haben einen rein indikativen Charakter. Allerdings sind sie branchenweit anerkannte Gütesiegel, die ein hohes Ansehen genießen.
Die deutschen Energie-Labels für Immobilien
In Deutschland gelten die Kriterien für Nachhaltigkeit im Immobiliensektor des DGNB, die 2007 gegründete Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen, als richtungsweisend. Das DGNB entwickelt Kriterienkataloge und Zertifizierungssysteme für alle Aspekte der Nachhaltigkeit in Gebäuden und Quartieren. Die Kriterien umfassen ökologische Aspekte wie Energieeffizienz und Ressourcenschonung bis hin zu sozialen und ökonomischen Faktoren. Das Gütesiegel des DGNB wird in vier Stufen verliehen, von Bronze bis Platin.
Daneben hat das Bundesbauministerium gemeinsam mit dem Bundesinstitut für Bau-, Raum- und Stadtforschung (BBSR) das Siegel Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB) ins Leben gerufen. Dies ist vornehmlich auf öffentliche Gebäude ausgerichtet, kann aber auch für andere Gebäudetypen verwendet werden. Die vergebenen Zertifikate sind Bronze, Silber und Gold.
Internationale Zertifizierungen: BREEAM und LEED
Von besonderer Bedeutung in Deutschland sind die internationalen Zertifizierungen BREEAM und in geringerem Maße LEED. Dabei ist der weltweite Charakter interessant, da ein Teil der Immobilienbranche stark globalisiert ist und somit eine Vergleichbarkeit über Grenzen hinweg für einige Akteur:innen sehr wichtig ist.
Das am weitesten verbreitete Zertifikat: BREEAM
Schon 1990 entwickelte das britische Building Research Establishment (BRE) die Environmental Assessment Method (EAM), beide Akronyme ergeben zusammen BREEAM. Mit rund 550.000 Zertifizierungen ist es das verbreitetste weltweit und enthält fünf Qualitätsstufen: Pass, Good, Very Good, Excellent und Outstanding. Das Zertifikat hat nationale Ausführungen, die auf die lokalen Gegebenheiten eingehen, in Deutschland ist es das BREEAM DE.
LEED sichert die internationale Vergleichbarkeit von Gebäuden
Quelle: Wüest Partner
LEED stammt aus den USA und bedeutet Leadership in Energy and Environmental Design. Vielleicht noch mehr als BREEAM erlaubt es eine internationale Vergleichbarkeit von Gebäuden verschiedener Typen, da es auf den US-Standards ASHRAE basiert, die unverändert weltweit gelten. Die ASHRAE-Gesellschaft wurde 1904 von Heizungs-, Lüftungs- und Kühlungsfirmen gegründet und vereint über 50.000 Organisationen aus 130 Ländern. Auf deren Standards basierend wurde 1998 LEED entwickelt, womit sich damit Gebäude energieeffizient planen lassen, mit einer besonderen Berücksichtigung der technischen Ausstattung für Heizung, Kühlung, Lüftung und Licht. Die vergebenen Qualitätsstufen sind Certified, Silver, Gold und Platinum, Bestandsgebäude sind mit LEED ebenfalls zertifizierbar.
Wüest Partner Schweiz hat eine grafische Übersicht der verschiedenen Zertifikate erstellt, in denen auf zwei Achsen der Aufwand zur Erstellung und das Datum ihrer Entstehung positioniert sind. Darunter befinden sich Zertifikate, die nur in der Schweiz von Bedeutung sind. Schnell lässt sich erkennen, dass die o.g. Zertifikate alle einen hohen Aufwand darstellen.
Wüest Partner deckt die wichtigsten Zertifizierungen ab
In der DACH-Region deckt Wüest Partner alle relevanten Zertifikate ab und ist somit nicht nur für die Beratung zum Thema Nachhaltigkeit bei Immobilien ein wertvoller Partner, sondern kann auch Zertifizierungen selbst durchführen. Hier muss angemerkt werden, dass wie beim Energieausweis das Ausstellen nur von Personen durchgeführt werden kann, die über die entsprechende Qualifizierung verfügen. Für mehr Informationen wenden Sie sich gerne an unsere zertifizierten Expert:innen.
Übersicht der von Wüest Partner abgedeckten Nachhaltigkeits-Zertifikate:
Quelle: Wüest Partner
Nachhaltigkeit Immobilien: Praktische Tipps und Erfolgsbeispiele
Da Eigentümer:innen und Verwalter:innen bei der energetischen Sanierung vor schier unendlichen Möglichkeiten stehen, die Effizienz ihres Bestandes zu verbessern, ist eine Orientierung notwendig. Zur Erinnerung: Um die Wende zur Nachhaltigkeit bei Immobilien zu schaffen, müssen überwiegend Bestandsimmobilien energetisch saniert werden. Neubauten, die nach 2005 entstanden, entsprechen den aktuellen Anforderungen.
Bei der Auswahl von Sanierungsmaßnahmen ist es wichtig, die Effizienz der Maßnahmen selbst zu bewerten. Die Relation zwischen Investitionshöhe und Effizienzsteigerung sollte wirtschaftlich so sinnvoll wie möglich sein. Die angeführte Grafik zeigt drei Szenarien zur Effizienz-Steigerung, die nach Aufwand und Ergebnis bewertet sind und den finanziellen Aufwand aufschlüsseln. Die Haupterkenntnis daraus lautet: Die Abkehr von fossiler Wärmeerzeugung bietet das beste Verhältnis zwischen Investition und Ergebnis.
Quelle: Wüest Partner
Als Grundlage für die Angaben der Grafik wurde ein Mehrfamilienhaus mit 12 Wohneinheiten und 1000 Quadratmeter Mietfläche herangezogen. Es ist energetisch unsaniert und wird mit fossilen Brennstoffen erzeugt.
- In der minimalen Variante, dem Szenario 1, wird eine Heizung mit fossilen Brennstoffen durch eine mit nachhaltiger Technologie ersetzt. Die Investition bleibt überschaubar, 200.000 Euro, die Planung auch, Mieter:innen sind kaum beeinrächtigt. Das führt zu einer Reduzierung der CO2-Ausstöße von 60 Prozent
- Im Szenario 2 wird die Gebäudehülle saniert und die Heizung durch eine mit fossilen Brennstoffen, aber mit einer effizienten Verbrennung, ersetzt. Mit 500.000 Euro ist die Investition hoch, die Planung ist aufwendig, die Mieter:innen sind auf Grund der Fassadenarbeiten stärker beeinträchtigt. Die Verminderung der CO2-Emissionen erreicht 50 Prozent.
- In der maximalen Variante, das Szenario 3, wird nicht nur die Gebäudehülle gedämmt und eine Wärmepumpe eingebaut, sondern das Haus wird zusätzlich umfassend energetisch saniert. Das bedeutet Isolation von Dach und Keller und der Einbau von effizienten Fenstern. Das kostet 770.000 Euro, ist sehr aufwändig zu planen, bringt aber dafür eine Reduktion des CO2-Ausstosses von 85 Prozent.
Die Varianten 1 und 3 zeigen die Wichtigkeit einer vorherigen Kosten-Nutzen Analyse gut: Variante 1 führt zu einer CO2-Reduktion von 60 Prozent bei Kosten von 200.000 Euro. Variante 3 ist mit einer Reduktion des CO2-Ausstosses von 85 Prozent um rund ein Drittel nachhaltiger, die Investition ist dafür aber fast vier Mal so hoch.
Hier wären Eigentümer:innen gut beraten, Variante 1 durchzuführen und die Kosten der Sanierung teilweise auf die Miete umzulegen. Die Mieter:innen müssen zwar etwas mehr zahlen, profitieren von geringeren und sicherlich stabileren Heizkosten, die ihre Bruttomiete reduzieren können. Haben die höheren Erträge einmal die Maßnahme amortisiert, können Eigentümer:innen in weitere Sanierungen investieren.
Dieses Beispiel zeigt in einer vereinfachten Form einen sogenannten CO2-Absenkpfad. Dieser muss wohlüberlegt sein und basiert idealerweise auf Erfahrungswerten, damit Eigentümer:innen nicht auf gut Glück sanieren, sondern so effizient wie möglich zeitliche gestreute Maßnahmen durchführen, die aufeinander aufbauen. Ein gut ersteller CO2-Absenkpfad beinhaltet besonders bei Halter:innen größerer Bestände auch die Planung der Investitionen, bzw. die Bereitstellung der nötigen Summen. Dies lässt sich jedoch nur dank entsprechender Daten errechnen.
Wüest Partner greift für Sanierungsstrategien auf ein Modell zurück, das auf 50.000 effektiven Energieverbräuchen und -Ausweisen basiert und europäische Normen berücksichtigt. Entweder als digitale Lösung oder als Dienstleistung. Hier sind Beispiele angeführt, wie Wüest Partner bei Fragen der Nachhaltigkeit von Immobilien helfen kann. Wie Nachhaltigkeit auf den Wert von Immobilien auswirken kann, erfahren Sie hier.
Gibt es einen «besten» Zeitpunkt, um in nachhaltige Immobilien zu investieren?
Eine schwierige Frage. Immobilien gelten als sichere Geldanlage, gerade in unsicheren Zeiten. Doch die neuen Klima-Bestimmungen relativieren diese Faustregel und zwingen sie zu korrigieren: Nur nachhaltige Immobilien sind derzeit eine sichere Investition.
Denn je schlechter die energetischen Eigenschaften von Gebäuden, desto nachteiliger die Wertentwicklung, wie weiter oben erwähnt. Im ersten Quartal 2023 waren bei Mehrfamilienhäusern mit den Energieklassen G bis H die Verkaufspreise um 28 Prozent geringer als die Gebäude mit den Klassen A+ bis A laut einer Studie des Großmaklers Jones Lang Lasalle.
Der Trend wird sich verstärken: Bis 2027 müssen Nicht-Wohngebäude die Energieeffizienzklasse F erreichen, bis 2030 die Klasse E. Wohngebäude haben etwas mehr Zeit: Die Klasse F ist bis 2030 zwingend, die Klasse E bis 2033. Immobilien, die diesen Anforderungen nicht entsprechen, droht ein Wertverlust, im schlimmsten Fall das Schicksal eines ‘stranded Asset’.
Bei Investitionen gilt es deshalb sehr genau auf die energetische Performance der Gebäude zu achten, besonders bei Immobilienfonds. Da diese auch ältere Gebäude halten, sollten die Anbieter ihren Fahrplan zur Einhaltung der Bestimmungen vorlegen.
Insgesamt betrachtet lässt sich daher ein idealer Zeitpunkt für Investitionen schwer festlegen. Dafür sollten Investor:innen ihr Augenmerk auf die Energie-Effizienz der Gebäude und Projekte prüfen, in welche sie investieren wollen. Einen idealen Zeitpunkt gibt es nicht, dafür ideale Investitionsobjekte: Schon jetzt gibt es Immobilien, welche die CO2-Ziele von 2050 der Bundesregierung erfüllen, wie zum Beispiel das EUREF-Campus in Berlin.
Nachhaltigkeit Immobilien: Trends, Innovationen und Potenziale
Die Wende zu klimaneutralen Immobilien erfordert ein radikales Umdenken der Immobilienwirtschaft. Einer der wesentlichen Schritte dabei: Immobilien als mit ihrem Umfeld verbunden zu betrachten und nicht nur für sich allein. Deswegen nehmen auch Mobilitätskonzepte, wie gut erreichbar ist eine Immobilie oder wie sehr sie sich in ein Ökosystem einfügt, an Bedeutung zu.
Dieses Umdenken führt zu einer Reihe von Trends und Innovationen, von denen wir die sechs wichtigsten auflisten.
- Trend zu Mixed-Use-Immobilien: Gebäude werden von vornherein so konzipiert, dass sich ihre Nutzung im Nachhinein leichter verändern lässt. Bürogebäude können so leichter in Hotels oder Wohnungen umfunktioniert werden
- Schwerpunkt auf Revitalisierung statt Neubau: Eine Folge des o.g. Trends, der aber auch ältere Immobilien betrifft. Die Anzahl an ungenutzten Gebäuden ist hoch, viele davon lassen sich einer neuen Nutzung zuführen. Hier sind öffentliche Stellen stärker gefragt, denn nur sie können nicht mehr genutzte Gewerbegebiete z.B. einer neuen Verwendung zuführen
- Digitale Transformation der Immobilienbranche: Expert:innen meinen, die Wende zur Nachhaltigkeit ist ohne digitale Lösungen gar nicht möglich, da die Menge an notwendigen Daten sich dank IT-Lösungen viel leichter nutzen lässt
- Verknüpfung von Ökologie und Ökonomie beim Energieverbrauch: Ein Aspekt ist der Wechsel von fossilen auf nachhaltigere Brennstoffe, die Installation von Photovoltaik-Paneelen um den Eigenbedarf zu decken und überschüssig produzierten Strom ins Netz einzuspeisen
- Wachsende Bedeutung von Mobilitätskonzepten: Gebäude stehen nicht für sich allein, sondern sie zu erreichen kostet mehr oder weniger viel Energie. Wurden z.B. ausreichend Fahrradplätze eingeplant? Dies gilt eher für Gebäude in Ballungszentren als in ländlichen Gegenden
- Fokus auf Gesundheit und Wohlbefinden in Gewerbeimmobilien: Orte der Arbeit sind auch soziale Orte, die Zufriedenheit von Mitarbeiter:innen wirkt sich auch auf deren Produktivität aus.
Ihr Schlüssel zur Nachhaltigkeit Ihrer Immobilien: Wüest Partner
Wüest Partner sieht sich als Partner von Akteur:innen der Immobilienbranche, um die Wende zur Nachhaltigkeit gewinnbringend zu gestalten. Dass diese auch einen finanziellen Mehrwert haben können, wenn sie mit der nötigen Erfahrung und dem richtigen Ansatz in Angriff genommen werden, haben wir anhand von mehreren Beispielen gezeigt. Nachhaltigkeit begreifen wir als Chance, nicht als Belastung, die nur Mehrkosten verursacht.
Dadurch nehmen wir das Engagement gegenüber unseren Kund:innen, Mitarbeiter:innen und der Gesellschaft wahr. Mit dem Beitritt zur Initiative “Principles for Responsible Investment PRI” und dem Engagement zu den nachhaltigen Entwicklungszielen der UN (SDGs) bekennen wir uns zu einer werteorientierten Unternehmensführung. Mehr dazu erfahren Sie hier. Viele unserer Unternehmenstätigkeiten weisen Schnittstellen zu den nachhaltigen Entwicklungszielen der UN auf, die Sustainable Development Goals.
Denn eine nachhaltige Welt zu schaffen, liegt in unserer Hand. Aktuell ist die Immobilienbranche einer der höchsten Emittenten von CO2 und steht deshalb an vorderster Stelle, um die Dekarbonisierung der Wirtschaft zu schaffen. Wir sind überzeugt, dass dies eine Chance darstellt und wir möchten Akteur:innen der Immobilienbranche dabei helfen, diese zu ergreifen. Was wir dafür leisten können, sehen Sie hier.
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