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Kosten- und Nutzen­op­ti­mierung beim Bau und Betrieb von Immobilien

Letzte Aktualisierung: 22. April 2025

Die Kosten- und Nutzen­op­ti­mierung beim Bau und Betrieb ist von jeher ein wichtiges Thema für alle Akteure auf dem Immobi­li­en­markt. Es mehren sich derzeit jedoch die Anzeichen, die darauf hindeuten, dass das Thema künftig noch weiter an Bedeutung gewinnen wird.

Eigen­tümer von Immobilien profi­tierten in den letzten Jahren von stetigen Preis­an­stiegen. Die Optimierung von Kosten wurde dadurch in vielen Fällen etwas vernach­lässigt, da der Nachfra­ge­überhang nach Immobilien in den vergan­genen Jahren eher wenig Preis­druck erzeugte. Nun aber sind die Zinsen allgemein und mit ihnen auch die Hypothe­kar­zinsen gestiegen, und die weltweite Unsicherheit hat stark zugenommen. Stich­worte dazu lauten: Krieg in der Ukraine, Corona­pan­demie, Liefer­ket­ten­pro­bleme, Inflation usw. Von diesen Verän­de­rungen wird mittel­fristig auch der Immobi­li­en­markt nicht unberührt bleiben. Obwohl für Immobilien an guten Lagen noch immer Rekord­preise bezahlt werden, so lassen einige Inves­toren doch bereits eine gewisse Vorsicht walten, da die aktuellen Preise nicht mehr in allen Fällen ihrer Immobi­li­en­stra­tegie bzw. ihren Rendi­te­er­war­tungen entsprechen.

Aus der Industrie kennt man den Effekt, der eintritt, wenn die Preise wettbe­werbs­be­dingt nicht mehr gesteigert werden können oder gar fallen: Es muss nach innen optimiert werden. Unter­nehmen, die unter Druck geraten, gelingt es oft, effizi­entere Produk­ti­ons­ver­fahren zu entwi­ckeln und generell innova­tiver und agiler zu wirtschaften, um trotz des Preis­drucks attraktive Margen zu erzielen. Auch im Immobi­li­en­markt tätige Unter­nehmen müssen wieder effizi­enter werden – in diesen unruhigen Zeiten erst recht.

Wohnen: Preis­günstig oder mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis?

Die Optimierung von Kosten war bisher vor allem für gemein­nützige Insti­tu­tionen wie Genos­sen­schaften oder Stiftungen wichtig, die preis­güns­tiges Wohnen anbieten, oft auf der Basis von Kosten­mieten. Für Kosten­mieten gilt, dass die Mieten die Kosten decken sollen, auf eine Rendite wird entweder ganz verzichtet oder es wird nur eine Minimal­rendite angestrebt. Das bedeutet, dass Bau- und Betriebs­kosten direkt in die Kalku­lation der Mieten einfliessen und eine entspre­chend grosse Bedeutung haben. Beim preis­güns­tigen Wohnen werden die Kosten denn auch bewusst tief gehalten. Das Ziel dieser Insti­tu­tionen besteht darin, die Grund­be­dürf­nisse ihrer Mieter:innen zu decken – und dazu zählt auch eine möglichst tiefe Miete. Auf einen gewissen Komfort, an den Mieter:innen heutzutage gewöhnt sind, wird dennoch selten verzichtet.

Mit dem Ziel der baulichen Verdichtung nach innen vergeben viele Städte bei Aufzo­nie­rungen immer öfter Nutzungsboni, verbunden mit der Auflage, einen gewissen Anteil der Wohnungen «preis­günstig» anzubieten. Solche Auflagen betreffen alle Investor:innen, also auch solche, die nach Renditen streben und sich mit der Thematik des preis­güns­tigen Wohnens bisher nicht ausein­an­der­ge­setzt haben. Zwischen preis­güns­tigen Wohnungen und Luxus­woh­nungen gibt es eine riesige Bandbreite. Dabei dürfte unter dem oben erwähnten steigenden Kosten­druck eine Kategorie von Wohnungen an Bedeutung gewinnen, die sich an einem hervor­ra­genden Preis-Leistungs-Verhältnis orien­tiert. Investor:innen, die solche hinsichtlich Kosten und Nutzung optimierte Wohnungen auf den Markt bringen, möchten ihren Mieter:innen einen echten Mehrwert bieten und gleich­zeitig die Kosten und damit auch die Mieten im Griff behalten. So ist zum Beispiel ein Wäscheturm in der Wohnung verhält­nis­mässig günstig in der Anschaffung und wird von den meisten Mietern sehr geschätzt. Die Bedürf­nisse der Mieter verändern sich aber auch mit der Zeit. Während in den 1980er-Jahren Cheminées in Eigen­tums­woh­nungen als unver­zichtbar galten, ist dieses Bedürfnis heute weitgehend verschwunden. Die Evaluation von Mehrwerten hängt stark vom Mieter­segment und dessen Zahlungs­be­reit­schaft ab.

Aspekte der Kosten­op­ti­mierung

In der Folge sollen fünf Aspekte beleuchtet werden, die für Akteur:innen, die auf die Kategorien «preis­güns­tiges Wohnen» oder «Wohnungen mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis» setzen, wichtig sind:

  1. Flächen­ef­fi­zienz und Grund­riss­qua­lität
  2. Umgang mit sanie­rungs­be­dürf­tigen Bestan­des­lie­gen­schaften
  3. Nachhal­tigkeit zahlt sich aus
  4. Den gesamten Lebens­zyklus einer Immobilie in Betracht ziehen
  5. Systembau

1. Flächen­ef­fi­zienz und Grund­riss­qua­lität

Viele Mieter legen zunehmend Wert auf eine gute Grund­riss­qua­lität. Diese wird vermehrt auch höher gewichtet als die Gesamt­fläche einer Wohnung. Folgende Aspekte können dabei eine Rolle spielen:

  • Kompakte Grund­risse: Vermeidung von Verkehrs­flächen bei gleich­zeitig guter Möblier­barkeit.
  • Mehrfach­nutzung von Räumen: Mit wenigen Handgriffen kann ein Wohnzimmer zum Beispiel in ein Schlaf­zimmer, Büro oder Fitnessraum umfunk­tio­niert werden.
  • Gemein­schafts­flächen: Flächen, die nicht permanent genutzt werden, werden mit anderen Mietern geteilt (Partyraum, Dachter­rasse, Atelier, Büro).
  • Homeoffice muss nicht zwingend in der eigenen Wohnung statt­finden. Ein Co-Working-Space im Haus, in der Siedlung oder im Quartier kann diesen Zweck ebenso gut oder sogar besser erfüllen. So kann auf ein zusätz­liches Zimmer für das Homeoffice verzichtet und die Kosten können tief gehalten werden.
  • Haustechnik: Die Haustechnik (z. B. Leitungs­führung oder Schächte für die kontrol­lierte Lüftung) verdient ein spezi­elles Augenmerk, da sie oft in einem Zielkon­flikt mit der Flächen­ef­fi­zienz steht. Eine gut zugäng­liche Haustechnik verein­facht zwar deren Unterhalt, benötigt aber mehr Platz, was wiederum die vermietbare Fläche verringert. Hier gilt es, die Vor- und Nachteile möglicher Lösungen gegen­ein­ander abzuwägen.

Beispiel 1: Lymhof

Wüest Partner begleitete die Entwicklung des Lymhof. Die Wohnungen, die zu günstigen Preisen vermietet werden, zeichnen sich durch einen hohen Nutzwert bei gleich­zeitig geringem Flächen­bedarf aus.

Beispiel 2: Perfor­ma­tives Haus

Performatives Haus

In der Mitte des Raumes gibt es eine Wand, die sich drehen lässt. Je nach Drehung entstehen unter­schied­liche Raumein­tei­lungen. Eine weitere Spezia­lität stellen die Stauräume in den Böden dar.

Weitere Infor­ma­tionen zum perfor­ma­tiven Haus (externer Link)

2. Umgang mit sanie­rungs­be­dürf­tigen Bestan­des­lie­gen­schaften

Viele Investor:innen wenden über ihr ganzes Portfolio hinweg einheit­liche Sanie­rungs­stra­tegien an. Es ist jedoch in den meisten Fällen sinnvoller, für jedes Objekt eine eigene Strategie zu entwerfen. Investor:innen, die über Erfah­rungen mit unter­schied­lichen Strategien und über das entspre­chende Know-how verfügen, von der Pinsel­re­no­vation über umfas­sende Sanie­rungen bis zum Ersatz­neubau, sind hier im Vorteil.

  • Lage: Die Qualität der Lage und, damit verbunden, die Nachfrage und die Zahlungs­be­reit­schaft vor Ort sollten bei der Festlegung des Inves­ti­ti­ons­um­fanges eine wichtige Rolle spielen. Zentral dabei ist der Betrag, der auf die Mieter überwälzt werden kann. Typischer­weise kann an hochprei­sigen Lagen mehr inves­tiert werden, da hier einer­seits höhere Beträge auf die Mieter überwälzt werden können und anderer­seits die Ansprüche an den Standard der Wohnungen höher sind. An preis­sen­si­tiven Lagen kann es geschehen, dass die Markt­miete durch zu hohe Inves­ti­tionen überschritten wird, sodass der Eigen­tümer einen Grossteil der Kosten selbst tragen muss. In vielen Inves­ti­ti­ons­plänen wird die Lagequa­lität zu wenig berück­sichtigt, man rechnet mit fixen Sanie­rungs­kosten pro Quadrat­meter oder pro Wohnung. Es ist jedoch sinnvoll, nach Standort zu diffe­ren­zieren und an preis­sen­si­tiven Lagen durchaus einmal nur das Nötigste zu sanieren.
  • Eingriffs­tiefe: Grund­riss­an­pas­sungen in Bestan­des­ob­jekten sind verhält­nis­mässig teuer und lohnen sich oft nicht. So sind die Kosten meist nur unwesentlich tiefer als im Falle eines Neubaus – und in manchen Fällen sogar deutlich höher. Ein weiterer Nachteil von Objekten, bei denen nebst einer umfas­senden Sanierung auch Grund­riss­an­pas­sungen vorge­nommen werden, besteht darin, dass sie in vielen Fällen trotz der hohen Kosten nicht als komplett «neuwertig» wahrge­nommen werden (und es auch in vielen Fällen nicht sind). Eine grosse Ausnahme gilt es hier jedoch zu beachten: Die Bau- und Zonen­ordnung kann dazu führen, dass bei einem Neubau die Ausnützung deutlich tiefer ausfallen würde als beim ursprüng­lichen Gebäude; gerade bei Hochhäusern kommt dies öfter vor.

3. Nachhal­tigkeit zahlt sich aus

  • Umwelt: Die Schweiz will bis 2050 klima­neutral werden. Immobilien müssen einen entschei­denden Beitrag zur Errei­chung dieses Ziels leisten – schliesslich ist der Schweizer Gebäu­depark derzeit für rund ein Viertel der hiesigen CO2-Emissionen verant­wortlich.
  • Eigentümer:innen: Dass Inves­ti­tionen in die Nachhal­tigkeit von Gebäuden Kosten verur­sachen, liegt auf der Hand – und höhere Kosten, für sich genommen, führen zu einem tieferen Marktwert. Für Eigentümer:innen können sich Inves­ti­tionen in die Nachhal­tigkeit ihrer Immobilien jedoch auf unter­schied­lichen Ebenen finan­ziell auszahlen: So wird die Attrak­ti­vität einer Immobilie durch eine nachhaltige Bauweise gesteigert, was sich in einer tieferen Diskon­tierung und höheren Netto­miet­erträgen wider­spiegeln kann. Ausserdem fallen in der Regel geringere Neben­kosten für die Mieter:innen sowie tiefere Instand­hal­tungs­kosten für die Eigentümer:innen an. Die Bauteile sind langle­biger, und zu guter Letzt können Förder­bei­träge beantragt werden. Dass es daher in vielen Fällen tatsächlich gelingt, trotz höherer Kosten den Marktwert einer nachhaltig betrie­benen Liegen­schaft zu steigern, zeigt die Studie «Die Wirkung von Nachhal­tigkeit auf Immobi­li­en­werte», die Wüest Partner kürzlich im Auftrag des Bundes­amtes für Umwelt (BAFU) verfasst hat. Grund­sätzlich gilt, dass eine ökolo­gische Bauweise schon lange nicht mehr im Wider­streit zu wirtschaft­licher Renta­bi­lität steht. Im Gegenteil: Dass sich Inves­ti­tionen in die Nachhal­tigkeit langfristig lohnen, gilt für die meisten Bauteile.
  • Mieter:innen: CO2-frei beheizte Mehrfa­mi­li­en­häuser können bedeutend günstiger betrieben werden. Die Neben­kosten zum Beispiel sinken beim Umstieg von einer Öl- oder Gasheizung zu einer Wärme­pumpe so stark, dass sich die Brutto­miete auch nach Überwälzung der Inves­ti­ti­ons­kosten auf die Mieter:innen oft nur wenig verteuert; in manchen Fällen können die Wohnkosten sogar sinken, wie die 2020 von Wüest Partner durch­ge­führte Studie «Energe­tische Sanie­rungen: 3 Gewinner» zeigte.

4. Den gesamten Lebens­zyklus einer Immobilie in Betracht ziehen

Über den ganzen Lebens­zyklus einer Immobilie betrachtet, machen die Erstel­lungs­kosten nur rund einen Drittel der gesamten Kosten aus. Das bedeutet, dass zwei Drittel auf die operative Phase fallen. Entspre­chend weitrei­chend können die Folgen sein, wenn bei der Erstellung einer Immobilie am falschen Ort gespart wird. So ist eine Wärme­pumpe zwar in der Anschaffung teurer als eine Ölheizung, im Betrieb jedoch so viel günstiger, dass sich der Entscheid für eine Wärme­pumpe auf lange Sicht auch finan­ziell lohnt – ganz abgesehen von den positiven Folgen für die Umwelt.

Der Handlungs­spielraum ist bei einem Bauprojekt natur­gemäss im Planungs­stadium am grössten. Je weiter ein Projekt fortschreitet, desto kleiner wird er (vgl. Abbildung). Parallel zum Handlungs­spielraum sinkt auch die Beein­fluss­barkeit der künftig anfal­lenden Kosten. Eine sorgfältige strate­gische Planung lohnt sich also auch finan­ziell. Ausserdem haben im Verlaufe eines Baupro­jekts vorge­nommene Anpas­sungen oft hohe Mehrkosten zur Folge. Ebenso wichtig ist eine sorgfältige Qualitäts- und Kosten­kon­trolle während der gesamten Planungs- und Bauphase, um dafür zu sorgen, dass Termine einge­halten und Baukosten nicht aus dem Ruder laufen.

Projektrisiko

5. Systembau

Der Systembau ist ein Bauver­fahren, bei dem das Gebäude aus vorge­fer­tigten Bauteilen oder Modulen zusam­men­ge­setzt wird. Die Bauteile werden in einem Werk gefertigt, zur Baustelle trans­por­tiert und nach dem Baukas­ten­prinzip zusam­men­ge­setzt. Die System­bau­weise hat viele Vorteile:

  • Kürzere Bauzeit
  • Tiefere Kosten
  • Langjährige Erfah­rungs­werte
  • Witte­rungs­un­ab­hän­gigkeit während der Vorfer­ti­gungs­phase
  • Hohe Präzision der oft seriell gefer­tigten Bauteile
  • Bessere Planbarkeit, Verrin­gerung von Unvor­her­ge­se­henem
  • Auch indivi­duelle Archi­tektur möglich

Ein im Systembau produ­ziertes Gebäude ist in der Herstellung tenden­ziell günstiger als eine konven­tionell gebaute Immobilie. Der grösste Vorteil jedoch besteht im Zeitgewinn durch die kürzere Bauzeit: Eine schnellere Reali­sierung bedeutet frühere Mietzins­ein­nahmen.

In der Schweiz wird die System­bau­weise derzeit meist für Provi­sorien und Gewer­be­bauten genutzt und kommt bei Wohnlie­gen­schaften eher selten zum Einsatz. Andere Länder, zum Beispiel Deutschland oder die Nieder­lande, sind diesbe­züglich schon etwas weiter. Die Zeichen stehen gut, dass der Einsatz von System­bau­weisen oder die Kombi­nation von System­bau­weisen mit konven­tio­nellen Bauver­fahren auch hierzu­lande populärer werden könnten. Derzeit ist die Reputation von System­bau­weisen noch etwas lädiert, da sie oft mit Platten­bauten aus den 1970er-Jahren assoziiert wird. Dieses Image könnte sich aber ändern, wenn immer sicht­barer wird, dass der Systembau auch eine moderne und indivi­duelle Archi­tektur ermög­licht.

Fazit

In der aktuellen Zeit mit einer hohen Inflation und Bauteuerung sowie gestie­genen Zinsen gewinnt die Optimierung hinsichtlich Kosten und Nutzen von Wohnungen an Bedeutung. Die fünf hier vorge­stellten Aspekte stellen Optionen dar, an denen Eigentümer:innen die Stell­schrauben ansetzen können. Zum Schluss sei hier festge­halten: Gebäude sind da für die Menschen, die sie bewohnen. Und genau für diese Zielgruppen sollten die Gebäude bezüglich Kosten und Nutzen optimiert werden.

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