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Einordnung des SNB-Leitzinsentscheids

Letzte Aktualisierung: 06. Mai 2025

Die Schwei­ze­rische Natio­nalbank (SNB) hat am 20. Juni 2024 erneut ihren Leitzins gesenkt, dieses Mal von 1.50% auf 1.25%. Ausschlag­gebend dafür sind die Erwartung eines weiter nachlas­senden Infla­ti­ons­drucks sowie die zuneh­menden Heraus­for­de­rungen für die export­ori­en­tierte Wirtschaft nach der jüngsten Aufwertung des Schweizer Frankens im Nachgang zur Europawahl. 

Welche Wirkung dürfte der Zinsent­scheid für den Immobi­li­en­markt haben?

Die Zinssenkung kommt für den Immobi­li­en­markt zu einem Zeitpunkt, in dem die Dynamik wieder leicht zugenommen hat. Die zurück­ge­kehrte Zuver­sicht bei Immobi­li­en­ei­gen­tü­me­rinnen und ‑eigen­tümern ist auf die erste Zinssenkung im März 2024 sowie auf die vielver­spre­chenden Ertrags­per­spek­tiven zurück­zu­führen. Noch in den Jahren 2022 und 2023 trübte sich die Stimmung aufgrund des deutlichen Zinsan­stiegs, der zudem mit wachsenden Baukosten einherging. Nun dürfte die erneute Zinssenkung dazu beitragen, dass sich die Markt­per­spek­tiven weiter verbessern.

Wer profi­tiert vom Zinsent­scheid?

Der Zinsent­scheid dürfte in mehrfacher Hinsicht Auswir­kungen haben: 

  • Erstens werden indirekte Immobi­li­en­an­lagen profi­tieren. Immobi­li­en­fonds dürften Rückenwind bei Kapital­erhö­hungen und ihrer Perfor­mance erhalten.
  • Zweitens haben verkaufs­willige Inves­toren Vorteile, da das Interesse an direkten Invest­ments und die Zahlungs­be­reit­schaft – insbe­sondere bei Wohnren­di­te­ob­jekten – zunehmen dürfte.
  • Drittens sinkt die Zinslast bei Wohnei­gen­tü­me­rinnen und ‑eigen­tümern mit SARON-Hypotheken, was dazu führen könnte, dass die Zahlungs­be­reit­schaft für Wohnei­gentum zunimmt und somit die Markt­werte wieder stärker steigen könnten als zuletzt.
  • Viertens könnten Wohnungs­su­chende, sei es für Mietwoh­nungen oder Wohnei­gentum, begünstigt werden, da der Zinsent­scheid positive Auswir­kungen auf die Neubau­ak­ti­vi­täten haben könnte. Die niedri­geren Zinsen senken die Finan­zie­rungs­kosten und verringern die relative Attrak­ti­vität von Anlage­al­ter­na­tiven, was tenden­ziell die Neubau­quote steigert (siehe dazu auch die Studie Zinsan­stieg: Effekte auf Wohnungsbau und ‑preise).
  • Fünftens stabi­li­sieren sich die Mieten in laufenden Verträgen, da weitere Anstiege des Referenz­zins­satzes vorerst nicht absehbar sind.

Welche Faktoren sind für die weitere Entwicklung zusätzlich ausschlag­gebend?

Auch wenn sich die Perspek­tiven im Immobi­li­en­markt durch den jüngsten Entscheid weiter verbessert haben, gilt es, die generelle Lage realis­tisch einzu­schätzen und bestehende Risiken nicht auszu­blenden.

  • Viele insti­tu­tio­nelle Inves­toren, wie Pensi­ons­kassen und Versi­che­rungen, halten in ihren Portfolios immer noch hohe Immobi­li­en­quoten und agieren bei Akqui­si­tionen deshalb zurück­haltend. Entspre­chend dürften die Trans­ak­ti­ons­ak­ti­vi­täten bei direkten Invest­ments unter dem Durch­schnitt der fünf Jahre 2017 bis 2021 bleiben. Zudem gehören die Zeiten der nominalen Negativ­zinsen weiterhin der Vergan­genheit an, und der gestrige Leitzins­ent­scheid war bei den länger­fris­tigen Zinsen gröss­ten­teils schon einge­preist.
  • Ein weiterer Grund dafür, dass die Trans­ak­ti­ons­ak­ti­vi­täten unter­durch­schnittlich bleiben könnten, liegt im fehlenden Angebot an Invest­ment­mög­lich­keiten. Gerade Anlage­ob­jekte, die bei den Inves­toren besonders begehrt sind, wie beispiels­weise Liegen­schaften mit hohen Nachhal­tig­keits­stan­dards, bleiben Mangelware.
  • Bei der Wohnbau­tä­tigkeit sind nach dem Zinsent­scheid keine grossen Sprünge zu erwarten. Zwar fördern sinkende Zinsen die Neubau­tä­tigkeit, jedoch bremsen striktere Auflagen, eine steigende Anzahl von Einsprachen sowie langwierige Baube­wil­li­gungs­pro­zesse und der Mangel an Bauland die Neubau­ak­ti­vi­täten.
  • Zudem besteht die Möglichkeit, dass die Inflation stärker zurück­kehrt, als die SNB derzeit annimmt. Dies könnte Zinsan­stiege zu einem späteren Zeitpunkt nach sich ziehen.

Wie wirkt sich der Entscheid auf den Referenz­zinssatz und die Hypothe­kar­zinsen aus?

Der Leitzins­ent­scheid bekräftigt die derzeitige Stabi­lität des Referenz­zins­satzes, der sich aus einer Rundung des Durch­schnitts aller ausste­henden Hypotheken ergibt. Der Entscheid verändert jedoch die Verteilung der Hypothe­kar­zinsen. Der neue Leitzins von 1.25% führt im Mittel zu einem SARON-Hypothekarzins von rund 2%.

Damit werden Hypotheken mit Zinssätzen von rund 2% häufiger. Durch die Zunahme der Hypotheken mit Zinsen von 2% wird die Verteilung der ausste­henden Zinsen gleich­mäs­siger. Derzeit bezahlen besonders viele Hypothe­kar­nehmer einen Zins zwischen 0.75% und 1.25% bezie­hungs­weise zwischen 2.25% und 2.50 %.

Mit dem gestrigen Entscheid endet die eher ungewöhn­liche Phase, in der Hypothe­kar­nehmer mit Abschluss einer länger­fris­tigen Laufzeit einen aktuell tieferen Zins als mit einer SARON-Hypothek eingehen konnten. Entspre­chend werden nun häufiger SARON-Hypotheken abgeschlossen. Insgesamt ist am Hypothe­kar­markt infolge der zwei Zinsschritte mit einer Belebung zu rechnen.

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