Weiter zum Ihnhalt

Strategische Schulraumplanung – Ein rollendes Planungsmodell als nachhaltige Lösung

20. Februar 2025

Drei Beiträge zur nachhaltigen Schulraumplanung befassen sich jeweils mit einem zentralen Aspekt: Der erste Beitrag legte den Fokus auf die Schülerprognose bis 2040, während der nachfolgende Beitrag die strategische Herangehensweise bei der Schulraumplanung in den Mittelpunkt rückt. In einem dritten, noch folgenden Beitrag werden Fragen der ökologischen, ökonomischen und sozialen Nachhaltigkeit in der Schulraumplanung thematisiert.

Die Bereitstellung von Schulraum ist eine zentrale Aufgabe der Gemeinden. Sie sind verpflichtet, ausreichend Bildungsinfrastruktur bereitzustellen, um den sich wandelnden Anforderungen an das Bildungssystem und der Bevölkerungsentwicklung gerecht zu werden. Angesichts der zahlreichen sich verändernden Einflussfaktoren ist eine langfristige und starre Planung kaum zielführend. Vielmehr ist es erforderlich, dass Gemeinden eine anpassungsfähige Strategie entwickeln, die es ihnen ermöglicht, auf Veränderungen schnell zu reagieren. Hier kommt das rollende Planungsmodell ins Spiel.

Strategische Schulraumplanung

Der Bedarf an Schulräumen in einer Gemeinde oder Region wird in der Regel anhand einer Schulraumplanung ermittelt. Dabei werden die kantonalen Vorgaben des Lehrplans, die bisherige und die zukünftige demografische Entwicklung, die bereits vorhandenen Räumlichkeiten und die finanziellen Rahmenbedingungen berücksichtigt.

Die Schulraumplanung hat weitreichende Auswirkungen auf das gesellschaftliche Leben. Sie bestimmt nicht nur die Anzahl und die Qualität der Schulräume, sondern kann aufgrund langfristiger Bau- und Mietinvestitionen auch die Gemeindefinanzen erheblich beeinflussen. Darüber hinaus hat sie ökologische Konsequenzen, weil dabei Ressourcen verbraucht und Emissionen verursacht werden. Multifunktionale Schulräume bieten zudem lokalen Vereinen eine wertvolle Infrastruktur und fördern durch Ganztagsangebote und Betreuungsmöglichkeiten die Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

In der Vergangenheit erfolgte eine umfassende Schulraumplanung in der Regel alle 5 bis 10 Jahre. Wenn die Bevölkerung stärker wuchs als erwartet, musste nicht selten kurzfristig Schulraum geschaffen werden. In solchen Fällen blieb oft wenig Zeit, um aus ökonomischer, ökologischer oder sozialer Sicht optimale Lösungen zu finden.

Ansprüche an Schulen im Wandel

Die Schule der Zukunft wird von zahlreichen Faktoren beeinflusst, die sich ständig verändern und sowohl die Nachfrage nach als auch das Angebot an Schulraum prägen. Im Rahmen der Schulraumplanung gilt es, sämtliche Faktoren im Blick zu behalten und die Auswirkungen von Veränderungen kontinuierlich zu monitoren.

Faktoren, die die Nachfrage nach Schulraum beeinflussen
  • Leistungsauftrag: Schulen müssen sicherstellen, dass sie den Bildungsauftrag erfüllen. Dies erfordert geeignete Räumlichkeiten, die den didaktischen und lehrplanbezogenen Anforderungen entsprechen.
  • Bildungskonzept (Pädagogik): Die pädagogischen Konzepte verändern sich stetig und prägen den Flächenbedarf pro Schulkind. Moderne Lehr- und Lernmethoden wie individualisiertes Lernen oder projektbasiertes Arbeiten stellen neue Ansprüche an die Schulräume.
  • Nutzungskonzept: Je nach Lern- und Betreuungsform oder Ausstattung werden unterschiedliche Arten von Räumen benötigt.
  • Demografie: Die Schülerzahlen entwickeln sich nicht zwingend parallel zur demografischen Entwicklung. Eine flexible Schulraumplanung erlaubt es, auf steigende oder sinkende Schülerzahlen adäquat zu reagieren.
  • Zielsetzung einzelner Schulen: Zusätzlich zu den kantonalen Mindestvorgaben bzw. Richtwerten können einzelne Schulen für sich höhere Standards definieren. Dazu gehören z.B. kleinere Klassen oder grössere Räume. Ein Ziel von solchen höheren Standards könnte etwa darin bestehen, den Lehrkräften angesichts des Lehrermangels attraktive Arbeitsbedingungen zu bieten.
Faktoren, die das Angebot nach Schulraum beeinflussen
  • Gebäudebestand: Ob die benötigten Flächen ohne bauliche Massnahmen oder die Anmietung zusätzlicher Flächen abgedeckt werden können, hängt unter anderem vom Gebäudebestand und von dessen Standard und Zustand ab. Bestehende Schulgebäude bieten oft Potenzial, müssen aber möglicherweise instandgesetzt oder umgebaut werden, um den veränderten Anforderungen zu entsprechen.
  • Mietmarkt: In Ballungsräumen kann es sinnvoll sein, bestehende Gebäude anzumieten, statt neue zu bauen. Inwiefern und zu welchen Konditionen Flächen gemietet werden können, hängt unter anderem vom lokalen Mietmarkt ab.
  • Finanzielle Ressourcen: Die finanziellen Ressourcen der Gemeinden haben einen gewissen Einfluss darauf, wie viel Schulraum pro Kind zur Verfügung gestellt werden kann und welche Qualität dieser aufweist.
  • Baumarkt und Prozesse: Der Baumarkt wie auch die erforderlichen Prozesse (Volksentscheid, Baubewilligung) beeinflussen, wie schnell und in welchem Umfang neue Schulräume geschaffen werden können.

Eine rollende Schulraumplanung ermöglicht Anpassungen an neue Entwicklungen

Die Schulraumplanung ist eine zentrale Herausforderung für jede Gemeinde, da sie dafür sorgen muss, dass jederzeit ausreichend, aber auch nicht zu viel Schulraum zur Verfügung steht.

Zentraler Baustein ist ein breit abgestützter und leicht kommunizierbarer Masterplan. Dieser zeigt auf, wie kurz- bis langfristig genügend Schulraum in passender Qualität bereitgestellt werden kann, und ermöglicht eine effiziente Planung der finanziellen Ressourcen. Eine flexible, rollende Schulraumplanung erlaubt es, proaktiv zu handeln, indem sie den Handlungsbedarf in planbaren Schritten mit Prioritätsangaben beschreibt. Bereits bei der Erstellung des Masterplans werden Zeitpunkte festgelegt, zu denen Entscheidungen getroffen werden müssen, um beispielsweise beim Erreichen bestimmter Schülerzahlen rechtzeitig Massnahmen einzuleiten.

Angesichts sich stetig verändernder Anforderungen – zum Beispiel alternative Lernformen oder die Digitalisierung – müssen Schulbauten eine hohe Flexibilität bieten. Eine rollende Planung ermöglicht es, Vorhaben und Investitionen anzupassen, wenn Rahmenbedingungen sich verändern oder Prognosen nicht eintreffen. Ein regelmässiges Reporting fördert Transparenz und Akzeptanz in Politik und Bevölkerung.

Vorteile des rollenden Planungsmodells

Ein flexibles, rollendes Planungsverfahren bietet gegenüber statischen Langfristplanungen entscheidende Vorteile:

  • Agieren statt reagieren: Rahmenbedingungen wie pädagogische Ansprüche oder finanzielle Möglichkeiten können sich schnell ändern. Dies erfordert Flexibilität. Eine rollende Planung ermöglicht kontinuierliche Anpassungen und vermeidet teuere Ad-hoc-Massnahmen.
  • Aktualität: Starre langfristige Planungen erhöhen das Risiko von Fehleinschätzungen und das Entstehen von Über- oder Unterkapazitäten. Durch regelmässige Aktualisierungen können demografische Veränderungen frühzeitig erkannt und Massnahmen eingeleitet werden.
  • Kontinuierliche Optimierung: Eine rollende Planung fördert eine Kultur des kontinuierlichen Lernens und Optimierens, was zu einer schrittweisen Verbesserung der Schulraumnutzung führt.
  • Einbezug der Anspruchsgruppen: Festgelegte Entscheidungszeitpunkte im Masterplan gewährleisten die regelmässige Beteiligung der Anspruchsgruppen. Dies erhöht das Vertrauen und trägt zur Nachvollziehbarkeit und Akzeptanz der im Rahmen der Schulraumplanung beschlossenen Massnahmen bei.

Bei der strategischen Schulraumplanung wird heute allgemein eine rollende Planung bevorzugt. Sie hat eine solide strategische Vision als Überbau und untersteht einem operativen Masterplan. Miteinander kombiniert ermöglicht dies kontinuierliche Anpassungen, um flexibel auf kurzfristige Veränderungen reagieren und zugleich jederzeit die Gesamtsicht wahren zu können.

Fazit

Die Schulraumplanung ist eine zentrale Herausforderung für jede Gemeinde, da sie dafür sorgen muss, dass jederzeit Schulraum in geeigneter Quantität und Qualität zur Verfügung steht. Die Schule der Zukunft wird von zahlreichen Faktoren beeinflusst, die sich ständig verändern und sowohl die Nachfrage nach als auch das Angebot an Schulraum prägen. Im Rahmen der Schulraumplanung gilt es, sämtliche Faktoren im Blick zu behalten und die Auswirkungen von Veränderungen kontinuierlich zu monitoren. Ein flexibles, rollendes Planungsmodell mit einer soliden strategischen Vision bietet dabei entscheidende Vorteile.


Ausblick

Im dritten Beitrag werden Fragen der ökologischen, ökonomischen und sozialen Nachhaltigkeit in der Schulraumplanung analysiert. Dabei geht es beispielsweise um die Abwägung zwischen Neubauten und Umnutzungen bestehender Gebäude oder zwischen Fixbauten und Provisorien.


Das Bevölkerungsprognosemodell von Wüest Partner

Das Bevölkerungsprognosemodell von Wüest Partner ermöglicht es, die Entwicklung der ständigen Wohnbevölkerung auf Gemeindeebene nach Alter, Geschlecht und Nationalität bis 2050 vorherzusagen. Das Modell erlaubt es damit, die Zahl der Kinder im schulpflichtigen Alter oder andere von der demografischen Zusammensetzung der Bevölkerung abhängige Entwicklungen zu prognostizieren.

Angebot Schulraumplanung

Steht in Ihrer Gemeinde eine Schulraumplanung an?

Gerne unterstützen wir Sie dabei, mittels detaillierten Schülerprognosen den mittel- und langfristigen Schulraumbedarf und den daraus abgeleiteten Handlungsbedarf zu ermitteln.

Tagesseminar Schulraumplanung und Umsetzung

In Zusammenarbeit mit dem Verband Zürcher Schulpräsidien findet am 1. Oktober 2025 jeweils ein Tagesseminar zur Schulraumplanung und Umsetzung statt.

Immo-Monitoring

Weitere Informationen zum Thema finden Sie auf unserer Immo-Monitoring-Plattform.

Kontaktieren Sie unsere Expert:innen für weitere Insights.