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Bevöl­kerung und Haushalte: Die Entwicklung in der Schweiz bis 2050

Letzte Aktualisierung: 02. Mai 2025

Die demogra­fische Entwicklung ist eine der wesent­lichen Einfluss­fak­toren auf den Immobi­li­en­markt. Sie bestimmt die Nachfrage nach Wohnungen und wirkt sich damit auf deren Preise und Mieten aus. Doch wie wird sich die Schweizer Bevöl­kerung in den kommenden Jahrzehnten entwi­ckeln? Welche Verän­de­rungen sind bei der Zusam­men­setzung der Haushalte zu erwarten? Und wie verteilen sich diese Entwick­lungen über die Schweiz? Diese Fragen werden anhand neuer klein­räu­miger Bevölkerungs- und Haushalts­pro­gno­se­mo­delle von Wüest Partner beleuchtet. 

Die Beziehung zwischen Demografie und Immobi­li­en­markt ist vielseitig, komplex und von zahlreichen Wechsel­wir­kungen geprägt. Während ein stärkeres Bevöl­ke­rungs­wachstum die Nachfrage nach Wohnraum ankurbelt, beein­flusst der Wohnungs­markt seiner­seits das Verhalten der Menschen bei der Haushalts­bildung. So können beispiels­weise ein Mangel an Wohnraum oder hohe Preise die Menschen dazu veran­lassen, vermehrt zusam­men­zu­wohnen. Auch die Stadt­planung, die Zahl und die Art der Neubauten sowie die Distanz zu Arbeits­plätzen, Verkaufs­flächen und Infra­struktur wirken sich auf die Entwicklung und die Struktur der Bevöl­kerung aus.

10 Millionen Einwohner im Jahr 2041?

Das Jahr 2023 zeichnete sich durch ein besonders starkes Bevöl­ke­rungs­wachstum von 1.6 Prozent aus. Dies entspricht rund 145 000 zusätz­lichen Einwoh­ne­rinnen und Einwohnern. Diese Zunahme geht zum einen auf den Arbeits­kräf­te­mangel zurück, der viele Unter­nehmen dazu veran­lasst hat, Arbeits­kräfte aus dem Ausland anzuwerben. Der Wande­rungs­saldo der auslän­di­schen Wohnbe­völ­kerung belief sich 2023 auf 98 900 Personen, was den höchsten Wert der letzten 10 Jahre darstellt. Zum anderen wurden ukrai­nische Flücht­linge, die seit mehr als einem Jahr in der Schweiz leben, 2023 erstmals zur ständigen Wohnbe­völ­kerung gezählt (etwa 50 000 Personen).

Das Bevöl­ke­rungs­wachstum wird 2024 mit +0.9 Prozent voraus­sichtlich wieder auf sein durch­schnitt­liches Niveau zurück­kehren. Dies hat unter anderem damit zu tun, dass nicht mehr ganz so viele neue Arbeits­plätze geschaffen werden und dass sich die Flucht­be­wegung aus der Ukraine deutlich reduziert hat. Trotzdem ist davon auszu­gehen, dass die Schweiz im laufenden Jahr die 9‑Millionen-Einwohner-Marke überschreiten wird.

Die Schweizer Bevöl­kerung dürfte langfristig weiter wachsen, und 2041 könnte sie die 10-Millionen-Marke knacken. Die Wachs­tums­raten werden sich jedoch allmählich zurück­bilden. Denn die Alterung der Bevöl­kerung und die niedrige Gebur­tenrate führen zu einem Rückgang des Gebur­ten­über­schusses. Dieser betrug in den letzten 10 Jahren im Durch­schnitt +16 700 Personen. Zwischen 2024 und 2030 wird er jedoch auf +10 900 Personen sinken und ab 2039 sogar negativ sein. Parallel dazu wird die Alterung der Bevöl­kerung in den grossen Nachbar­ländern Frank­reich, Deutschland und Italien die Erwerbs­be­völ­kerung in diesen Ländern und damit poten­ziell auch die Migra­ti­ons­ströme in die Schweiz verringern.

Bevöl­kerung und Haushalte: Unter­schied­liche Dynamik

In der Schweiz gibt es heute knapp 4 Millionen Haushalte. Bis 2030 ist mit etwa 240 000, bis 2050 mit rund 750 000 zusätz­lichen Haushalten zu rechnen. Obwohl das Bevöl­ke­rungs­wachstum und die Zunahme der Anzahl Haushalte von Natur aus eng mitein­ander verbunden sind, so können sie sich hinsichtlich ihrer Dynamik doch unter­scheiden. Die Entwicklung der Lebens­stile und der Alters­struktur der Bevöl­kerung wird die Art und Weise, wie die Bevöl­kerung zusam­menlebt, und ihre Entschei­dungen in Bezug auf die Haushalts­bildung prägen. Zwischen 2012 und 2022 stieg die Zahl der Haushalte im Durch­schnitt um 1.3 Prozent pro Jahr. Gleich­zeitig wuchs die Bevöl­kerung nur um 0.9 Prozent pro Jahr − und damit um rund 40 Prozent langsamer als die Haushaltszahl.

Dieser Unter­schied fiel in den Jahren 2022 und 2023 geringer aus. Die aktuelle Wohnungs­knappheit drängte die Bevöl­kerung dazu, vermehrt grössere Haushalte zu bilden. Doch langfristig bleibt der Trend zur Indivi­dua­li­sierung und zur Bildung kleinerer Haushalte bestehen. So werden zwischen 2023 und 2050 die Einper­so­nen­haus­halte am stärksten wachsen (+28 Prozent), dicht gefolgt von den Zweiper­so­nen­haus­halten (+24 Prozent). Dieser Trend ist zum einen eine Folge der Alterung der Bevöl­kerung. Die meisten Menschen über 65 Jahre leben in Ein- oder Zweiper­so­nen­haus­halten, und ihr Anteil an der Bevöl­kerung wird deutlich steigen. Zum andern wird auch der relative wirtschaft­liche Wohlstand in der Schweiz die Entstehung kleiner Haushalte weiter begüns­tigen.

Agglo­me­ra­tionen wachsen am stärksten, Randre­gionen verlieren Einwohner

Die regio­nalen Analysen zeigen, dass die Bevöl­kerung in den Agglo­me­ra­ti­ons­ge­meinden der grossen Städte am stärksten wachsen wird: Sowohl die Bevöl­kerung als auch die Zahl der Haushalte dürften dort bis 2030 um mehr als 1 Prozent pro Jahr zulegen. Diese Gemeinden sind aufgrund ihrer Nähe zu den grossen Wirtschafts­zentren, der guten Anbindung an den öffent­lichen Nahverkehr und der im Vergleich zu ihren Kernstädten tieferen Wohnkosten sehr attraktiv und können dank einer inten­siven Neubau­tä­tigkeit mehr neue Haushalte aufnehmen als die Gross­städte.

Die Gemeinde Bussigny in der Nähe von Lausanne könnte im Jahr 2030 über 30 Prozent mehr Einwoh­ne­rinnen und Einwohner aufweisen als 2023. Eine starke Entwicklung wird auch in Thônex, Chêne- Bougeries und Veyrier (Grossraum Genf) oder in Opfikon, Bülach und Dübendorf (Grossraum Zürich) erwartet.

Starkes Wachstum in den Kantonen Freiburg, Waadt und Aargau

Der stärkste Bevöl­ke­rungs­zu­wachs aller Kantone wird für den Kanton Freiburg erwartet: Er dürfte bis 2030 jährlich knapp 1.2 Prozent betragen. Die MS-Regionen La Gruyère, Glâne-Veveyse und La Broye, die teilweise nach Lausanne ausge­richtet sind, werden voraus­sichtlich sogar ein Wachstum von über 1.5 Prozent erreichen. Dies dürfte vor allem dann eintreffen, wenn sich die lokale Wirtschaft, vor allem auch in der Region Lausanne, weiterhin sehr positiv entwi­ckelt. Auch die Kantone Waadt, Zürich und Genf werden aufgrund ihrer hohen wirtschaft­lichen Attrak­ti­vität und der relativ jungen Bevöl­kerung überdurch­schnittlich wachsen (der Anteil der über 65-Jährigen ist hier vergleichs­weise gering).

Es gibt aber auch wachs­tums­schwä­chere Gebiete: 21 der 106 MS-Regionen müssen bis 2030 mit einem Bevöl­ke­rungs­rückgang rechnen. Es handelt sich dabei um periphere Gebiete in den Kantonen Graubünden, Tessin, Bern und Neuenburg, die relativ weit von den wirtschaft­lichen Zentren entfernt sind. Deren alternde Bevöl­kerung wird nicht durch Zuwan­derung ausge­glichen. Allen­falls könnte der Trend zu Homeoffice hier für mehr Dynamik sorgen, da dadurch auch abgele­genere Gegenden attraktiv sind.

Inter­essant ist, dass die Zahl der Haushalte in den Kantonen Tessin und Neuenburg zunehmen dürfte, obwohl ihre Bevöl­kerung stagniert oder sogar schrumpft. Diese gegen­läu­figen Trends sind dadurch begründet, dass die durch­schnitt­liche Zahl der Personen pro Haushalt in den kommenden Jahren, insbe­sondere aufgrund der Alterung, weiter sinken wird.

Die Schweiz im Jahre 2050

2050 könnte die Schweiz 10.3 Millionen Einwohner in 4.7 Millionen Haushalten zählen. Die Konzen­tration der Bevöl­kerung in den grossen Städten und deren Agglo­me­ra­tionen dürfte weiter zunehmen und eine starke Stadt­ent­wicklung erfor­derlich machen. Dagegen werden einige Randre­gionen und abgelegene Bergge­biete Einwoh­ne­rinnen und Einwohner verlieren.

Stand der Prognose: 1. Quartal 2024. Quelle: Wüest Partner.

Ob sich diese Prognosen bestä­tigen, hängt in hohem Mass auch von den inter­na­tio­nalen Entwick­lungen ab. So spielt die relative Attrak­ti­vität des Schweizer Arbeits­markts im Vergleich zum Ausland eine wichtige Rolle beim Zuzug von Arbeits­kräften. Kriege oder der Klima­wandel haben einen grossen Einfluss auf Flücht­lings­ströme. Was den Gebur­ten­über­schuss betrifft, stellt sich die Frage, ob der starke Gebur­ten­rückgang der letzten Jahre nur ein vorüber­ge­hendes Phänomen darstellt oder langfris­tiger Natur ist. Und schliesslich wirkt sich auch die Migrations‑, Wohnungs‑, Familien- und Baupo­litik massgeblich auf die Entwicklung der Bevöl­kerung aus.

Die Progno­se­mo­delle von Wüest Partner

Das Bevöl­ke­rungs­pro­gno­se­modell von Wüest Partner
Dieses Modell ermög­licht es, die Entwicklung der ständigen Wohnbe­völ­kerung auf Gemein­de­ebene nach Alter, Geschlecht und Natio­na­lität bis 2050 vorher­zu­sagen. Es basiert auf der Methode der Kohor­ten­kom­po­nenten. Als Ausgangs­punkt wird die letzte verfügbare Bevöl­ke­rungs­bilanz des Bundesamts für Statistik (BFS) verwendet. Die zukünf­tigen Entwick­lungen werden auf der Grundlage von Annahmen über die Migrations‑, Geburten‑, Sterbe- und Einbür­ge­rungs­raten in jeder Kohorte berechnet. So werden beispiels­weise alters­ab­hängige Fertilitäts- und Morta­li­täts­raten beigezogen, um die Zahl der Geburten und Todes­fälle in der Bevöl­kerung zu prognos­ti­zieren. Die Zu- und Abwan­de­rungs­ströme werden getrennt geschätzt. Die langfris­tigen Migra­ti­ons­wahr­schein­lichkeit sowie den Rückgang der Erwerbs­be­völ­kerung in den Nachbar­ländern, der das Migra­ti­ons­po­tenzial aus diesen Ländern schwächt, werden dabei berück­sichtigt. Das Modell wird mit weiteren Daten (Attrak­ti­vität der Gemeinden gemäss Standort- und Markt­rating oder Mietpreis­niveau, die Kapazität der Gemeinden für die Aufnahme neuer Einwoh­ne­rinnen und Einwohner, Entwick­lungs­areale, Neubau­tä­tigkeit usw.) ergänzt. Damit können die lokalen Bevöl­ke­rungs­pro­jek­tionen verfeinert werden. Die beiden Haupt­stärken dieses Modells sind erstens die feine Granu­la­rität der Daten, die Prognosen auf Gemein­de­ebene ermög­licht. Zweitens wird das Modell jährlich aktua­li­siert, um die neuesten Zahlen und Trends zu integrieren. So haben wir beispiels­weise kürzlich die Annahmen zur Ferti­lität nach unten revidiert. Grund dafür ist der in den letzten beiden Jahren beobach­teten Gebur­ten­rückgang.

Das Haushalts­pro­gno­se­modell von Wüest Partner
Dieses Modell schätzt die Entwicklung der Anzahl Haushalte bis 2050. Die Grundlage bilden die aktuellen Haushalts­bilanz des Bundesamts für Statistik (BFS) und das Bevöl­ke­rungs­pro­gno­se­modell von Wüest Partner (siehe oben). Die Schweizer Bevöl­kerung wird mithilfe von Angaben zu Geschlecht, Natio­na­lität und Alters­klasse sowie der Art der Gemeinde, in der sie wohnen, in 684 Segmente unter­teilt. Für jedes Segment wird die aktuelle Verteilung der Bevöl­kerung auf Ein- bis Fünfper­so­nen­haus­halte ermittelt. Die Bevöl­ke­rungs­pro­gnose sagt vorher, wie viele Personen in Zukunft zu jedem Segment gehören werden. Anhand der Haushalts­grös­sen­ver­teilung dieser segmen­tierten Bevöl­ke­rungs­gruppen sag das Modell dann vorher, wie sich die Gesamtzahl der Haushalte auf natio­naler, regio­naler und kommu­naler Ebene entwi­ckeln wird. Diese auf der Bevöl­ke­rungs­zu­sam­men­setzung basie­renden Schät­zungen werden mit einem natio­nalen Trend ergänzt. Dieser ermög­licht es, weitere Faktoren zu berück­sich­tigen, die die Entwicklung der Haushalte beein­flussen könnten.

Einsatz­mög­lich­keiten


Die Wüest Partner Bevöl­ke­rungs­pro­gnose bietet eine aktuelle, klein­räumige und alters­spe­zi­fische Bevöl­ke­rungs­vor­hersage. Diese kann beispiels­weise als Grundlage für Schul­raum­pla­nungen oder zur Standort- und Kapazi­täts­planung für Gesund­heits­leis­tungen einge­setzt werden.

Aus dem aktuellen Immo-Monitoring

Dies ist ein Auszug aus unserer aktuellen Immo-Monitoring-Publikation. Wenn Sie mehr Infor­ma­tionen wünschen, können Sie sich hier Ihre Ausgabe bestellen.

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