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Nachhaltige Schul­raum­planung – Baldige Trend­wende bei Schüler­zahlen

Letzte Aktualisierung: 22. April 2025

Drei Beiträge zur nachhal­tigen Schul­raum­planung befassen sich jeweils mit einem zentralen Aspekt: Der erste Beitrag legt den Fokus auf die Schüler­pro­gnose bis 2040, während der zweite Beitrag strate­gische Optionen bei der Schul­raum­planung in den Mittel­punkt stellt. In einem dritten Beitrag werden Fragen der ökolo­gi­schen, ökono­mi­schen und sozialen Nachhal­tigkeit in der Schul­raum­planung thema­ti­siert.

Die Schweiz steht in den nächsten 30 Jahren vor grossen demogra­fi­schen Heraus­for­de­rungen. Eine alternde Bevöl­kerung, niedrige Gebur­ten­raten und Migration werden die Bevöl­ke­rungs­ent­wicklung prägen. Dies erfordert eine voraus­schauende Planung. Die öffent­liche Hand muss angemessen in Infra­struk­tur­ge­bäude inves­tieren, um für die Zukunft gerüstet zu sein. Dazu gehören neben Gesund­heits­ein­rich­tungen insbe­sondere die Schulen. Die Volks­schule hat für die Gemeinden eine hohe Budget­re­levanz, da Bau und Betrieb der Schul­ge­bäude eine bedeu­tende Position im kommu­nalen Finanz­haushalt darstellen. Es lohnt sich, einen genaueren Blick auf die Entwicklung der Schüler­zahlen zu werfen, denn wir stehen vor einer Trend­wende.

Diver­gie­rende Entwicklung

Wüest Partner erwartet, dass die Schweizer Bevöl­kerung auch im nächsten Jahrzehnt dynamisch wachsen wird. Die Anzahl der Schul­kinder hingegen dürfte schon bald stagnieren. Bisher nahmen diese beiden Grössen noch im Gleich­schritt zu. Seit 2010 wuchs die Schweizer Bevöl­kerung um starke 14%. Fast so stark wuchs auch die Anzahl der Schul­kinder. 2023 besuchten rund 1.01 Millionen Schüle­rinnen und Schüler die obliga­to­rische Schule (95% in öffent­lichen Schulen, 5% in Privat­schulen). Diese umfasst Kinder­garten, Primar­schule und Sekun­dar­stufe 1. Das Alter der Schüle­rinnen und Schüler in der obliga­to­ri­schen Schule beträgt zu Beginn des jewei­ligen Schul­jahrs in der Regel 4 bis 14 Jahre. Die Bevöl­kerung wird gemäss Prognose von Wüest Partner bis 2040 relativ linear weiter­wachsen (+11% gegenüber 2023). Die Schülerzahl hingegen dürfte sich während­dessen eher seitwärts bewegen. Bis 2028 erhöht sich die Zahl der Schul­kinder noch um rund 14’000, womit dann der Höchst­stand erreicht wäre. Anschliessend setzt ein langsamer Rückgang ein, sodass bis 2040 gut 24’000 Schul­kinder weniger als im Spitzenjahr zu erwarten sind.

Was beein­flusst die Entwicklung von Schüler­zahlen?

Die Entwicklung der Schüler­zahlen wird von drei zentralen Einfluss­grössen beein­flusst:

  • Demografie: Der für das Jahr 2028 prognos­ti­zierte Höchst­stand der Anzahl Schüle­rinnen und Schüler ist auf den Schul­ein­tritt der Enkel­kinder der Babyboomer zurück­zu­führen. 1964 war das Jahr, in dem in der Schweiz am meisten Mädchen geboren wurden. Die Frauen dieses Jahrgangs brachten im Durch­schnitt im Alter von 28 Jahren Kinder auf die Welt. Der Jahrgang 1992 bildet somit ein weiteres lokales Gebur­tenhoch. Diese Generation bekommt im Schnitt mit 33 Jahren Kinder und sorgt 2025 für den nächsten Höhepunkt bei der Zahl der Geburten. Mit 4 Jahren treten die Kinder dieser Generation in den Kinder­garten ein, was einen Höhepunkt bei den Schüler­zahlen kurz vor 2030 ergibt. Danach folgen vielerorts kleinere Eltern­jahr­gänge, was folglich zu leicht rückläu­figen Schüler­zahlen führt.
  • Wande­rungs­saldo: In unserem natio­nalen Bevöl­ke­rungs­sze­nario gehen wir von einem leichten Rückgang des Wande­rungs­saldos ab 2030 aus. Der wichtigste Grund für die sinkende Zuwan­derung ist der Rückgang des Arbeits­kräf­te­po­ten­zials in den wichtigsten Herkunfts­ländern. Insbe­sondere in Deutschland und Italien sowie in gerin­gerem Umfang auch in Frank­reich, wird erwartet, dass sich die Erwerbs­be­völ­kerung aufgrund der starken Alterung der Gesell­schaft bis 2040 deutlich verkleinert (-10% in Italien, ‑6% in Deutschland, ‑2% in Frank­reich). Es dürfte dem attrak­tiven Schweizer Arbeits­markt zwar auch in Zukunft gelingen, Fachkräfte aus dem Ausland anzuziehen, aber das Wachstum könnte sich etwas verlang­samen. Da sich ein Grossteil der Zuwan­de­rinnen im gebär­fä­higen Alter befindet, wird eine geringere Zuwan­derung langfristig zu sinkenden Gebur­ten­zahlen und folglich zu weniger Schul­kinder führen.
  • Ferti­li­tätsrate: In den Jahren 2022 und 2023 ging die Ferti­li­tätsrate schweizweit deutlich zurück. Die zusam­men­ge­fasste Gebur­ten­ziffer ist definiert als die durch­schnitt­liche Kinderzahl, die eine Frau – basierend auf den aktuell beobach­teten Gebur­ten­raten jeder Alters­klasse – im Laufe ihres Lebens zur Welt bringen würde. Sie erreichte im Jahr 2023 rekord­tiefe 1.33, nachdem der Durch­schnittswert der 2010er-Jahre noch bei 1.52 gelegen hatte. Auch im Jahr 2024 zeigten sich keine Anzeichen für eine Erholung. Mittel­fristig könnte sich die Ferti­li­tätsrate jedoch wieder leicht erhöhen, da ein Teil des jüngsten Rückgangs auf ein Heraus­zögern der Famili­en­gründung zurück­zu­führen sein könnte und die Verein­barkeit von Beruf und Familie sowie die Ferti­li­täts­me­dizin Fortschritte machen dürften.

Umzugs­be­we­gungen entscheidend für lokale Schüler­zahlen

Die oben darge­stellten Ausfüh­rungen erfolgten aus gesamt­schwei­ze­ri­scher Sicht. Aller­dings ist die Hetero­ge­nität innerhalb der Schweiz sehr gross. Für die Entwicklung der Schüler­zahlen in einer Gemeinde oder einer Region ist neben Demografie, Zuwan­derung und Ferti­lität auch das Umzugs­ver­halten junger Familien entscheidend. So verzeichnen Schweizer Gross­städte bei Personen im typischen Famili­en­grün­dungs­alter einen negativen Wande­rungs­saldo, weil das Angebot an famili­en­freund­lichem Wohnraum in den Innen­städten sehr begrenzt ist. Die Agglo­me­ra­ti­ons­ge­meinden im Umkreis dieser Gross­städte weisen hingegen einen deutlich positiven Saldo auf, insbe­sondere dort, wo das Wohnungs­an­gebot wächst. Bei gut erschlos­senen, mittel­grossen Gemeinden sind die Ausge­staltung von Familien- und Steuer­po­litik sowie die Bau- und Zonen­ordnung ausschlag­gebend. Die Städte Lenzburg und Dübendorf etwa haben in den letzten Jahren dank reger Bautä­tigkeit viele junge Familien angezogen und erwarten nun einen deutlichen Anstieg der Schüler­zahlen.

Grosse Unter­schiede je nach Gemein­detyp

Die meisten Gemeinden verzeich­neten in der jüngeren Vergan­genheit steigende Schüler­zahlen und in einigen wird sich dieser Trend auch künftig fortsetzen. Aller­dings gibt es auch Gemeinden, in denen die Schüler­zahlen – wie auf natio­naler Ebene – nur noch wenige Jahre steigen, bevor sie zu sinken beginnen. In einigen Gemeinden hat dieser Rückgang bereits einge­setzt. Insgesamt sind es vor allem städtische und eher bevöl­ke­rungs­reiche Gemeinden, in denen die Schüler­zahlen langfristig wachsen. In den eher kleinen, periur­banen und ländlichen Gemeinden hingegen werden die Schüler­zahlen in vielen Fällen rückläufig sein. Gemeinden mit mittel­fristig noch steigenden, aber langfristig sinkenden Schüler­zahlen sind von der Grösse her recht unter­schiedlich aufge­stellt. Zu dieser Kategorie zählen sowohl Gross­städte wie Zürich und Basel als auch viele kleinere Gemeinden.

Rückgang vor allem in ländlichen Regionen

Während in grossen Teilen der Ostschweiz, im Jurabogen und in den alpinen Regionen (blau einge­färbte MS-Regionen) die Schüler­zahlen bis 2040 voraus­sichtlich sinken werden, dürften sie in der Region Zürich, im Aargau sowie rund um den Genfersee (rot einge­färbte MS-Regionen) auch langfristig weiter­wachsen.

Fazit

Die Entwicklung der Schüler­zahlen unter­scheidet sich nicht nur stark von Region zu Region, sondern variiert auch innerhalb derselben nach Gemein­detyp. Verschiedene Faktoren wie Demografie, Wande­rungs­saldo, Ferti­lität und Umzugs­ver­halten prägen diese Entwicklung. Darüber hinaus können kommunale Entscheide wie Anpas­sungen der Bau- und Zonen­ordnung oder famili­en­po­li­tische Massnahmen mit einiger Verzö­gerung zu Verän­de­rungen bei den Schüler­zahlen führen.


Ausblick

Im zweiten Beitrag (erscheint Ende Januar) werden Handlungs­an­sätze für eine gelin­gende mittel- bis langfristige Schul­raum­planung vorge­stellt, sowie Fragen der ökolo­gi­schen, ökono­mi­schen und sozialen Nachhal­tigkeit analy­siert. Dabei geht es beispiels­weise um die Abwägung zwischen Neubauten und Umnut­zungen bestehender Gebäude oder zwischen Fixbauten und Provi­sorien.


Das Bevöl­ke­rungs­pro­gno­se­modell von Wüest Partner

Das Bevöl­ke­rungs­pro­gno­se­modell von Wüest Partner ermög­licht es, die Entwicklung der ständigen Wohnbe­völ­kerung auf Gemein­de­ebene nach Alter, Geschlecht und Natio­na­lität bis 2050 vorher­zu­sagen. Das Modell erlaubt es damit, die Zahl der Kinder im schul­pflich­tigen Alter oder andere von der demogra­fi­schen Zusam­men­setzung der Bevöl­kerung abhängige Entwick­lungen zu prognos­ti­zieren.

Angebot Schul­raum­planung

Steht in Ihrer Gemeinde eine Schul­raum­planung an?

Gerne unter­stützen wir Sie dabei, mittels detail­lierten Schüler­pro­gnosen den mittel- und langfris­tigen Schul­raum­bedarf und den daraus abgelei­teten Handlungs­bedarf zu ermitteln.

Tages­se­minar Schul­raum­planung und Umsetzung

In Zusam­men­arbeit mit dem Verband Zürcher Schul­prä­sidien findet am 30. Januar 2025 und am 1. Oktober 2025 jeweils ein Tages­se­minar zur Schul­raum­planung und Umsetzung statt.

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