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Trends und Wohnwünsche für das höhere Alter

Veröffentlicht am: 10. Oktober 2024 Letzte Aktualisierung: 09. Januar 2025

Mit dem Alter ändern sich die Wohnan­for­de­rungen und viele Menschen stehen vor der Frage, ob sie in ihrem vertrauten Zuhause bleiben oder eine alters­ge­rechte Wohnform wählen sollen. Die aktuelle Immo-Barometer-Befragung 2024 von Wüest Partner beleuchtet diese Thematik erstmals im Detail, vor allem: Wie hoch ist die Bereit­schaft, im höheren Alter das vertraute Zuhause aufzu­geben? Welche Gründe sprechen für einen möglichen Umzug, und welche Wohnformen werden bevorzugt? Diese und weitere Fragen wurden gezielt an Menschen über 50 Jahre gerichtet – einer Alters­gruppe, die sich erwar­tungs­gemäss bereits mit dem Thema «Wohnen im Alter» beschäftigt. Die vorlie­gende Umfrage bietet wertvolle Einblicke in die Einstel­lungen und Präfe­renzen dieser wachsenden Zielgruppe.

Hohe Bereit­schaft zur Wohnungs­an­passung und Umzugs­gründe im Alter

Die Befragung zeigt, dass viele Menschen über 50 Jahre grund­sätzlich bereit sind, ihre Wohnsi­tuation im Alter anzupassen. Fast drei Viertel der Mietenden und mehr als zwei Drittel der Eigen­tü­me­rinnen und Eigen­tümer können sich vorstellen, im höheren Alter umzuziehen. Dies weist auf eine hohe Bereit­schaft hin, sich den verän­derten Anfor­de­rungen des Alters zu stellen. Der Besitz­status spielt jedoch eine wesent­liche Rolle: Mietende sind erwar­tungs­gemäss am ehesten bereit, ihre Wohnsi­tuation zu ändern. Aber auch unter den Eigen­tü­me­rinnen und Eigen­tümern von Einfa­mi­li­en­häusern zeigt sich eine bemer­kens­werte Offenheit: Über 29 Prozent geben an, mit Sicherheit oder hoher Wahrschein­lichkeit im Alter umzuziehen, während weitere 43 Prozent einen Umzug für vorstellbar halten. Bei den Eigen­tü­me­rinnen und Eigen­tümern von Stock­werk­ei­gentum ist die Umzugs­be­reit­schaft jedoch deutlich geringer. Hier planen nur rund 17 Prozent mit hoher Wahrschein­lichkeit oder Sicherheit einen Umzug im höheren Alter. Dies deutet einer­seits auf eine grössere Zufrie­denheit oder eine stärkere Bindung an die bestehende Wohnsi­tuation hin. Anderer­seits könnten die typischer­weise grössere Barrie­re­freiheit und der niedrigere Flächen­ver­brauch im Bereich der Eigen­tums­woh­nungen eine Rolle spielen, was den Wunsch nach einem kleineren Wohnobjekt verringert. Zudem dürfte der geringere Aufwand für den Unterhalt der Aussen­flächen ebenfalls von Bedeutung sein. Im Vergleich zu den Mietenden könnte es aufgrund der getätigten Amorti­sa­tionen eine geringere Wohnkos­ten­be­lastung bei Eigen­tums­woh­nungen geben.

Frage: Können Sie es sich vorstellen, Ihre Wohnsi­tuation im höheren Lebens­alter zu verändern, d.h. aus ihrer aktuellen Wohnung / ihrem aktuellen Haus auszu­ziehen?

Abbildung 1

Diese Vermu­tungen spiegeln sich auch in den Antworten der Befragten wider: Zu hohe Wohnkosten und zu grosse Häuser sowie Wohnungen werden häufig als Umzugs­gründe genannt. Die Gründe für einen möglichen Umzug im Alter variieren je nach Wohnsi­tuation: Mietende über 50 Jahre nennen vor allem finan­zielle Aspekte. Die Reduktion der Wohnkosten ist für viele ein entschei­dender Faktor, wenn sie darüber nachdenken, ihre Wohnung im fortge­schrit­tenen Alter zu wechseln. Bei Eigen­tü­me­rinnen und Eigen­tümer über 50 Jahre, insbe­sondere von Einfa­mi­li­en­häusern, steht hingegen der Aufwand für den Unterhalt im Vorder­grund. Mit zuneh­mendem Alter scheint es vielen schwer­zu­fallen, die Instand­haltung von Haus und Garten alleine zu bewäl­tigen. Ein Umzug in eine kleinere, pflege­leichtere und vor allem hinder­nis­freie Wohnform wird daher von vielen als sinnvoll erachtet.

Frage: Was sind die Gründe dafür, dass sie im höheren Alter umziehen möchten/einen Umzug in Betracht ziehen?

Abbildung 2 – Die befragten konnten mehrere Gründe auswählen, die Grafik zeigt wie oft eine Option pro Gruppe gewählt wurde.

Bevor­zugte Wohnformen im Alter

Die Befragung zeigt, dass die Mehrheit der über 50-Jährigen eine klassische Wohnung bevorzugt. Diese Wohnform ermög­licht es, den eigenen Haushalt eigen­ständig zu führen und gewähr­leistet die Nähe zu wichtigen Infra­struk­turen wie Einkaufs­mög­lich­keiten, ärztlicher Versorgung und öffent­lichem Nahverkehr – Aspekte, die im Alter zunehmend an Bedeutung gewinnen.

Auch das Mehrge­ne­ra­tio­nenhaus findet vergleichs­weise hohen Zuspruch. Viele Befragte sehen darin eine attraktive Alter­native, die das Zusam­men­leben verschie­dener Alters­gruppen fördert. Unklar bleibt jedoch, ob sie sich auf das Zusam­men­leben mit fremden Mitbe­woh­ne­rinnen und Mitbe­wohnern oder eher auf das Wohnen mit eigenen Kindern im Alter beziehen. In jedem Fall zeigt sich eine bemer­kens­werte Offenheit für neue Wohnkon­zepte, die soziale Inter­aktion und gegen­seitige Unter­stützung ermög­lichen.

Im Gegensatz dazu treffen Alters- und Pflege­heime auf deutlich weniger Zustimmung. Diese Wohnform wird oft erst in Betracht gezogen, wenn gesund­heit­liche Einschrän­kungen eine selbst­ständige Lebens­führung unmöglich machen. Der geringe Zuspruch verdeut­licht, dass der Wunsch nach Autonomie und Unabhän­gigkeit im Alter für viele zentral ist, weshalb Pflege­heime häufig als letzte Option betrachtet werden.

Insgesamt zeigt die Befragung, dass ältere Menschen grossen Wert auf ihre Selbst­stän­digkeit legen und Wohnformen bevor­zugen, die ihnen diese erhalten. Die klassische Wohnung bleibt die erste Wahl, während alter­native Konzepte wie Mehrge­ne­ra­tio­nen­häuser auf Offenheit stossen. Pflege­heime oder Senioren-Residenzen werden hingegen erst bei gravie­renden gesund­heit­lichen Einschrän­kungen als Wohnoption akzep­tiert.

Frage: Welche Wohnform würden Sie in Bezug auf eine Verän­derung Ihrer Wohnsi­tuation im höheren Lebens­alter bevor­zugen?

Abbildung 3 – Die Befragten wurden gebeten, die verschie­denen Optionen zu rangieren

Regionale Präfe­renzen und Suchradius

Ältere Menschen zeigen bei der Wohnungs­suche im Alter unter­schied­liche regionale Präfe­renzen. Besonders auffällig ist die höhere Flexi­bi­lität unter den Mietenden sowie den Eigen­tü­me­rinnen und Eigen­tümern von Einfa­mi­li­en­häusern: Rund zwei Drittel der Mietenden und fast 75 Prozent der Eigen­tü­me­rinnen und Eigen­tümer von Einfa­mi­li­en­häusern wären bereit, ihre aktuelle Wohnge­meinde zu verlassen und in eine andere Gemeinde oder sogar weiter entfernt zu ziehen. Diese Bereit­schaft zur Mobilität ist bei Eigen­tü­me­rinnen und Eigen­tümern von Stock­werk­ei­gentum hingegen deutlich geringer. Fast 40 Prozent würden eine neue Wohnung innerhalb der gleichen Gemeinde bevor­zugen und nur etwa ein Viertel der Stock­werk­ei­gen­tü­me­rinnen und ‑eigen­tümer sucht ausserhalb ihrer jetzigen Wohnregion. Inter­essant ist, dass die Eigen­tü­me­rinnen und Eigen­tümer von Einfa­mi­li­en­häusern die einzige Gruppe ist, die nicht in der direkten Nachbar­schaft sucht. Es ist gut möglich, dass Bewoh­ne­rinnen und Bewohner von Einfa­mi­li­en­haus­sied­lungen ihre Wohnge­meinde als unzurei­chend erschlossen oder ungenügend mit Infra­struktur ausge­stattet empfinden. Bemer­kenswert ist die insgesamt geringe Bereit­schaft aller Gruppen, den eigenen Kanton oder Grossraum zu verlassen. Dies deutet darauf hin, dass ältere Menschen zwar bereit sind, ihre Wohnsi­tuation anzupassen, jedoch stark an ihrer vertrauten Region sowie den dortigen sozialen und infra­struk­tu­rellen Gegeben­heiten festhalten.

Frage: In welchem Umkreis um Ihren derzei­tigen Wohnort würden Sie Ihre Wohnung oder Ihr Haus im höheren Lebens­alter suchen?

Abbildung 4

Wichtige Faktoren bei der Wohnungs­suche

Bei der Suche nach einer alters­ge­rechten Wohnung spielen mehrere Faktoren eine sehr wichtige Rolle. Für ältere Mietende stehen die Wohnkosten an erster Stelle – ein bezahl­bares Zuhause hat für viele höchste Priorität. Ebenso wichtig sind Barrie­re­freiheit und die Möglichkeit, ein selbst­be­stimmtes Leben zu führen. Auch die Infra­struktur im Wohnumfeld – wie ein guter Anschluss an den öffent­lichen Verkehr und nah gelegene Einkaufs­mög­lich­keiten – trägt zur Lebens­qua­lität bei. Obwohl soziale Faktoren wie die Nähe zu Familie und Freunden oder kultu­relle Angebote eine Rolle spielen, sind wirtschaft­liche und praktische Überle­gungen meist wichtiger. Insgesamt zeigt sich, dass die Verfüg­barkeit und Erschwing­lichkeit des Wohnraums sowie die Qualität der umlie­genden Infra­struktur zentrale Kriterien bei der Wahl einer alters­ge­rechten Wohnform sind.

Frage: Welche der folgenden Eigen­schaften einer Wohnung / eines Hauses sind Ihnen besonders wichtig in Bezug auf das Wohnen im Alter?

Abbildung 5 – Die Befragten wurden gebeten, die verschie­denen Optionen zu rangieren, wobei der erste Rang die wichtigste Option darstellte. Abege­bildet ist jeweils der durch­schnitt­liche Rang der Option.

Lesebei­spiel: Mietende haben die Option «Kosten­güns­tiger Wohnraum» durch­schnittlich auf dem 2.75 Rang platziert und ist damit innerhalb der Gruppe der Mietenden die wichtigste Option.

Fazit

Die Befragung von Personen über 50 Jahren zeigt deutlich, dass viele ältere Menschen aktiv über ihre Wohnsi­tuation im Alter nachdenken und eine hohe Bereit­schaft besteht, diese anzupassen. Während bei Mietenden häufig finan­zielle Aspekte im Vorder­grund stehen, konzen­trieren sich Eigen­tü­me­rinnen und Eigen­tümer vor allem auf die Reduzierung des Unter­halts­auf­wands und die Schaffung von Barrie­re­freiheit. Die klassische Wohnung bleibt dabei die bevor­zugte Wahl, da sie sowohl den Wunsch nach Unabhän­gigkeit als auch nach Komfort vereint.

Aller­dings stellt sich die Frage, inwieweit diese Anpas­sungs­be­reit­schaft angesichts steigender Mieten, hoher Immobi­li­en­preise und eines begrenzten Wohnungs­an­gebots tatsächlich erfüllt werden kann. Insbe­sondere die häufig niedrigen Wohnkosten – ältere Eigen­tü­mer­haus­halte haben bekanntlich oft höhere Amorti­sa­tionen ihrer Hypotheken reali­siert – sowie das bestehende Mietrecht, das Bestands­mieten oft weit unter den Markt­mieten hält, dürften die Wohnmo­bi­lität weiterhin einschränken. Dies führt dazu, dass der Wunsch nach einer passenden Wohnform in vielen Fällen unerfüllt bleibt, sowohl für ältere als auch für jüngere Haushalte.

Nach den Beiträgen zur allge­meinen Wohnzu­frie­denheit («Wohnzu­frie­denheit: Ein Blick auf aktuelle Entwick­lungen») und zur Wohnsi­tuation der jüngeren Generation («Wohnsi­tuation und Wünsche der jüngeren Generation») war dies der dritte und letzte Teil der Blogtrio­logie zur Haushalts­be­fragung «Immo-Barometer 2024».

Der «Immo-Barometer» von Wüest Partner
Der «Immo-Barometer» ist eine gesamt­schwei­ze­rische Umfrage zu den Themen Wohnzu­frie­denheit und Wohnbe­dürf­nisse. Wüest Partner hat diese auch im Jahr 2024 mit der Unter­stützung des Hausei­gen­tü­mer­ver­bandes Schweiz (HEV) und des Schwei­ze­ri­schen Verbandes der Immobi­li­en­wirt­schaft (SVIT Schweiz) durch­ge­führt. Dabei werden jeweils rund 1000 reprä­sen­tativ ausge­wählte Haushalte in der deutsch- und franzö­sisch­spra­chigen Schweiz ausführlich zur aktuellen Wohnsi­tuation und zu allfäl­ligen Verän­de­rungs­ab­sichten befragt. Es handelt sich beim «Immo-Barometer» um eine Langzeit­studie, die erstmals im Jahr 1988 und seither mindestens alle zwei Jahre erhoben wurde.