Trends und Wohnwünsche für das höhere Alter
Letzte Aktualisierung: 09. Januar 2025

Mit dem Alter ändern sich die Wohnanforderungen und viele Menschen stehen vor der Frage, ob sie in ihrem vertrauten Zuhause bleiben oder eine altersgerechte Wohnform wählen sollen. Die aktuelle Immo-Barometer-Befragung 2024 von Wüest Partner beleuchtet diese Thematik erstmals im Detail, vor allem: Wie hoch ist die Bereitschaft, im höheren Alter das vertraute Zuhause aufzugeben? Welche Gründe sprechen für einen möglichen Umzug, und welche Wohnformen werden bevorzugt? Diese und weitere Fragen wurden gezielt an Menschen über 50 Jahre gerichtet – einer Altersgruppe, die sich erwartungsgemäss bereits mit dem Thema «Wohnen im Alter» beschäftigt. Die vorliegende Umfrage bietet wertvolle Einblicke in die Einstellungen und Präferenzen dieser wachsenden Zielgruppe.
Hohe Bereitschaft zur Wohnungsanpassung und Umzugsgründe im Alter
Die Befragung zeigt, dass viele Menschen über 50 Jahre grundsätzlich bereit sind, ihre Wohnsituation im Alter anzupassen. Fast drei Viertel der Mietenden und mehr als zwei Drittel der Eigentümerinnen und Eigentümer können sich vorstellen, im höheren Alter umzuziehen. Dies weist auf eine hohe Bereitschaft hin, sich den veränderten Anforderungen des Alters zu stellen. Der Besitzstatus spielt jedoch eine wesentliche Rolle: Mietende sind erwartungsgemäss am ehesten bereit, ihre Wohnsituation zu ändern. Aber auch unter den Eigentümerinnen und Eigentümern von Einfamilienhäusern zeigt sich eine bemerkenswerte Offenheit: Über 29 Prozent geben an, mit Sicherheit oder hoher Wahrscheinlichkeit im Alter umzuziehen, während weitere 43 Prozent einen Umzug für vorstellbar halten. Bei den Eigentümerinnen und Eigentümern von Stockwerkeigentum ist die Umzugsbereitschaft jedoch deutlich geringer. Hier planen nur rund 17 Prozent mit hoher Wahrscheinlichkeit oder Sicherheit einen Umzug im höheren Alter. Dies deutet einerseits auf eine grössere Zufriedenheit oder eine stärkere Bindung an die bestehende Wohnsituation hin. Andererseits könnten die typischerweise grössere Barrierefreiheit und der niedrigere Flächenverbrauch im Bereich der Eigentumswohnungen eine Rolle spielen, was den Wunsch nach einem kleineren Wohnobjekt verringert. Zudem dürfte der geringere Aufwand für den Unterhalt der Aussenflächen ebenfalls von Bedeutung sein. Im Vergleich zu den Mietenden könnte es aufgrund der getätigten Amortisationen eine geringere Wohnkostenbelastung bei Eigentumswohnungen geben.
Frage: Können Sie es sich vorstellen, Ihre Wohnsituation im höheren Lebensalter zu verändern, d.h. aus ihrer aktuellen Wohnung / ihrem aktuellen Haus auszuziehen?
Abbildung 1
Diese Vermutungen spiegeln sich auch in den Antworten der Befragten wider: Zu hohe Wohnkosten und zu grosse Häuser sowie Wohnungen werden häufig als Umzugsgründe genannt. Die Gründe für einen möglichen Umzug im Alter variieren je nach Wohnsituation: Mietende über 50 Jahre nennen vor allem finanzielle Aspekte. Die Reduktion der Wohnkosten ist für viele ein entscheidender Faktor, wenn sie darüber nachdenken, ihre Wohnung im fortgeschrittenen Alter zu wechseln. Bei Eigentümerinnen und Eigentümer über 50 Jahre, insbesondere von Einfamilienhäusern, steht hingegen der Aufwand für den Unterhalt im Vordergrund. Mit zunehmendem Alter scheint es vielen schwerzufallen, die Instandhaltung von Haus und Garten alleine zu bewältigen. Ein Umzug in eine kleinere, pflegeleichtere und vor allem hindernisfreie Wohnform wird daher von vielen als sinnvoll erachtet.
Frage: Was sind die Gründe dafür, dass sie im höheren Alter umziehen möchten/einen Umzug in Betracht ziehen?
Abbildung 2 - Die befragten konnten mehrere Gründe auswählen, die Grafik zeigt wie oft eine Option pro Gruppe gewählt wurde.
Bevorzugte Wohnformen im Alter
Die Befragung zeigt, dass die Mehrheit der über 50-Jährigen eine klassische Wohnung bevorzugt. Diese Wohnform ermöglicht es, den eigenen Haushalt eigenständig zu führen und gewährleistet die Nähe zu wichtigen Infrastrukturen wie Einkaufsmöglichkeiten, ärztlicher Versorgung und öffentlichem Nahverkehr – Aspekte, die im Alter zunehmend an Bedeutung gewinnen.
Auch das Mehrgenerationenhaus findet vergleichsweise hohen Zuspruch. Viele Befragte sehen darin eine attraktive Alternative, die das Zusammenleben verschiedener Altersgruppen fördert. Unklar bleibt jedoch, ob sie sich auf das Zusammenleben mit fremden Mitbewohnerinnen und Mitbewohnern oder eher auf das Wohnen mit eigenen Kindern im Alter beziehen. In jedem Fall zeigt sich eine bemerkenswerte Offenheit für neue Wohnkonzepte, die soziale Interaktion und gegenseitige Unterstützung ermöglichen.
Im Gegensatz dazu treffen Alters- und Pflegeheime auf deutlich weniger Zustimmung. Diese Wohnform wird oft erst in Betracht gezogen, wenn gesundheitliche Einschränkungen eine selbstständige Lebensführung unmöglich machen. Der geringe Zuspruch verdeutlicht, dass der Wunsch nach Autonomie und Unabhängigkeit im Alter für viele zentral ist, weshalb Pflegeheime häufig als letzte Option betrachtet werden.
Insgesamt zeigt die Befragung, dass ältere Menschen grossen Wert auf ihre Selbstständigkeit legen und Wohnformen bevorzugen, die ihnen diese erhalten. Die klassische Wohnung bleibt die erste Wahl, während alternative Konzepte wie Mehrgenerationenhäuser auf Offenheit stossen. Pflegeheime oder Senioren-Residenzen werden hingegen erst bei gravierenden gesundheitlichen Einschränkungen als Wohnoption akzeptiert.
Frage: Welche Wohnform würden Sie in Bezug auf eine Veränderung Ihrer Wohnsituation im höheren Lebensalter bevorzugen?
Abbildung 3 - Die Befragten wurden gebeten, die verschiedenen Optionen zu rangieren
Regionale Präferenzen und Suchradius
Ältere Menschen zeigen bei der Wohnungssuche im Alter unterschiedliche regionale Präferenzen. Besonders auffällig ist die höhere Flexibilität unter den Mietenden sowie den Eigentümerinnen und Eigentümern von Einfamilienhäusern: Rund zwei Drittel der Mietenden und fast 75 Prozent der Eigentümerinnen und Eigentümer von Einfamilienhäusern wären bereit, ihre aktuelle Wohngemeinde zu verlassen und in eine andere Gemeinde oder sogar weiter entfernt zu ziehen. Diese Bereitschaft zur Mobilität ist bei Eigentümerinnen und Eigentümern von Stockwerkeigentum hingegen deutlich geringer. Fast 40 Prozent würden eine neue Wohnung innerhalb der gleichen Gemeinde bevorzugen und nur etwa ein Viertel der Stockwerkeigentümerinnen und -eigentümer sucht ausserhalb ihrer jetzigen Wohnregion. Interessant ist, dass die Eigentümerinnen und Eigentümer von Einfamilienhäusern die einzige Gruppe ist, die nicht in der direkten Nachbarschaft sucht. Es ist gut möglich, dass Bewohnerinnen und Bewohner von Einfamilienhaussiedlungen ihre Wohngemeinde als unzureichend erschlossen oder ungenügend mit Infrastruktur ausgestattet empfinden. Bemerkenswert ist die insgesamt geringe Bereitschaft aller Gruppen, den eigenen Kanton oder Grossraum zu verlassen. Dies deutet darauf hin, dass ältere Menschen zwar bereit sind, ihre Wohnsituation anzupassen, jedoch stark an ihrer vertrauten Region sowie den dortigen sozialen und infrastrukturellen Gegebenheiten festhalten.
Frage: In welchem Umkreis um Ihren derzeitigen Wohnort würden Sie Ihre Wohnung oder Ihr Haus im höheren Lebensalter suchen?
Abbildung 4
Wichtige Faktoren bei der Wohnungssuche
Bei der Suche nach einer altersgerechten Wohnung spielen mehrere Faktoren eine sehr wichtige Rolle. Für ältere Mietende stehen die Wohnkosten an erster Stelle – ein bezahlbares Zuhause hat für viele höchste Priorität. Ebenso wichtig sind Barrierefreiheit und die Möglichkeit, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Auch die Infrastruktur im Wohnumfeld - wie ein guter Anschluss an den öffentlichen Verkehr und nah gelegene Einkaufsmöglichkeiten - trägt zur Lebensqualität bei. Obwohl soziale Faktoren wie die Nähe zu Familie und Freunden oder kulturelle Angebote eine Rolle spielen, sind wirtschaftliche und praktische Überlegungen meist wichtiger. Insgesamt zeigt sich, dass die Verfügbarkeit und Erschwinglichkeit des Wohnraums sowie die Qualität der umliegenden Infrastruktur zentrale Kriterien bei der Wahl einer altersgerechten Wohnform sind.
Frage: Welche der folgenden Eigenschaften einer Wohnung / eines Hauses sind Ihnen besonders wichtig in Bezug auf das Wohnen im Alter?
Abbildung 5 - Die Befragten wurden gebeten, die verschiedenen Optionen zu rangieren, wobei der erste Rang die wichtigste Option darstellte. Abegebildet ist jeweils der durchschnittliche Rang der Option.
Lesebeispiel: Mietende haben die Option «Kostengünstiger Wohnraum» durchschnittlich auf dem 2.75 Rang platziert und ist damit innerhalb der Gruppe der Mietenden die wichtigste Option.
Fazit
Die Befragung von Personen über 50 Jahren zeigt deutlich, dass viele ältere Menschen aktiv über ihre Wohnsituation im Alter nachdenken und eine hohe Bereitschaft besteht, diese anzupassen. Während bei Mietenden häufig finanzielle Aspekte im Vordergrund stehen, konzentrieren sich Eigentümerinnen und Eigentümer vor allem auf die Reduzierung des Unterhaltsaufwands und die Schaffung von Barrierefreiheit. Die klassische Wohnung bleibt dabei die bevorzugte Wahl, da sie sowohl den Wunsch nach Unabhängigkeit als auch nach Komfort vereint.
Allerdings stellt sich die Frage, inwieweit diese Anpassungsbereitschaft angesichts steigender Mieten, hoher Immobilienpreise und eines begrenzten Wohnungsangebots tatsächlich erfüllt werden kann. Insbesondere die häufig niedrigen Wohnkosten – ältere Eigentümerhaushalte haben bekanntlich oft höhere Amortisationen ihrer Hypotheken realisiert – sowie das bestehende Mietrecht, das Bestandsmieten oft weit unter den Marktmieten hält, dürften die Wohnmobilität weiterhin einschränken. Dies führt dazu, dass der Wunsch nach einer passenden Wohnform in vielen Fällen unerfüllt bleibt, sowohl für ältere als auch für jüngere Haushalte.
Nach den Beiträgen zur allgemeinen Wohnzufriedenheit («Wohnzufriedenheit: Ein Blick auf aktuelle Entwicklungen») und zur Wohnsituation der jüngeren Generation («Wohnsituation und Wünsche der jüngeren Generation») war dies der dritte und letzte Teil der Blogtriologie zur Haushaltsbefragung «Immo-Barometer 2024».
Der «Immo-Barometer» von Wüest Partner
Der «Immo-Barometer» ist eine gesamtschweizerische Umfrage zu den Themen Wohnzufriedenheit und Wohnbedürfnisse. Wüest Partner hat diese auch im Jahr 2024 mit der Unterstützung des Hauseigentümerverbandes Schweiz (HEV) und des Schweizerischen Verbandes der Immobilienwirtschaft (SVIT Schweiz) durchgeführt. Dabei werden jeweils rund 1000 repräsentativ ausgewählte Haushalte in der deutsch- und französischsprachigen Schweiz ausführlich zur aktuellen Wohnsituation und zu allfälligen Veränderungsabsichten befragt. Es handelt sich beim «Immo-Barometer» um eine Langzeitstudie, die erstmals im Jahr 1988 und seither mindestens alle zwei Jahre erhoben wurde.