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Wohnzu­frie­denheit: Ein Blick auf aktuelle Entwick­lungen

Letzte Aktualisierung: 09. Januar 2025

Wie zufrieden sind die Schwei­ze­rinnen und Schweizer eigentlich mit ihrem Wohnraum? Welche Faktoren tragen dazu bei, und welche führen zu Unzufrie­denheit? In unserem ersten Blogbeitrag zur aktuellen «Immo-Barometer»-Befragung 2024 gehen wir diesen Fragen auf den Grund. Die regel­mässig durch­ge­führte Befragung, die auf einem reprä­sen­ta­tiven Haushalts­sample basiert, bietet spannende Einblicke in die zentralen Faktoren, die die Wohnzu­frie­denheit beein­flussen – und zeigt, in welchen Bereichen Verbes­se­rungs­po­tenzial besteht.

Stabi­li­sierung der Wohnzu­frie­denheit

Die Mehrheit der Schwei­ze­rinnen und Schweizer ist mit ihrer aktuellen Wohnsi­tuation zufrieden. Rund 47 Prozent der Mietenden geben an, dass es ihnen in ihrer Wohnung sehr gut gefällt, während weitere 46 Prozent ihre Wohnsi­tuation als «ziemlich gut» bewerten. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich der Anteil der Mietenden, welchen es sehr gut gefällt, leicht erhöht, während sich der Anteil jener, welchen es «ziemlich gut» gefällt, leicht verringert hat. Die Zufrie­denheit verbleibt – wie im Vorjahr – insgesamt etwas unter dem Mittelwert der Befra­gungs­werte seit 2015. Bei den Eigen­tü­me­rinnen und Eigen­tümern liegt die Wohnzu­frie­denheit seit jeher höher. Hier gab es jedoch im Jahr 2024 bei jenen Haushalten, welchen es in ihrem Zuhause «sehr gut» gefällt, nochmals einen margi­nalen Rückgang. Damit bleibt deren Anteil auf einem etwas tieferen Niveau als in den Jahren 2015 bis 2021.

Wie gefällt es Ihnen aktuell in Ihrer Wohnung / in Ihrem Haus?

Abbildung 1


Objekt­spe­zi­fische Faktoren: Wo sich Zufrie­denheit und Unzufrie­denheit bemerkbar machen

Abbildung 2 zeigt, wie der Anteil der Befragten, welche «eher zufrieden» oder «sehr zufrieden» mit einem Wohnfaktor sind, im Vergleich zum mittleren Anteil seit 2015 ausge­fallen ist. Während die Zufrie­denheit mit Aspekten wie Balkon­ver­füg­barkeit oder Balkon­grösse leicht gestiegen ist, wird die Energie­ef­fi­zienz der Wohnräume als deutlich niedriger wahrge­nommen. Dies dürfte unter anderem auf die gestie­genen Energie­kosten und eine stärkere Sensi­bi­li­sierung für das Thema Nachhal­tigkeit zurück­zu­führen sein. Der Landes­index der Konsu­men­ten­preise weist seit März 2021 im Vorjah­res­ver­gleich durch­gängig steigende Energie­kosten im Wohnbe­reich aus, mit einem Zuwachs von rund 50 Prozent allein in diesem Zeitraum (vgl. Abbildung 3).

Bitte geben Sie zu jedem Punkt an, wie zufrieden Sie damit im Rahmen Ihrer aktuellen Wohnsi­tuation sind.

Abbildung 2 – Vergleich der Resultate 2024 mit dem Mittelwert der Befra­gungen 2015 bis 2024 (verglichen wurde jeweils der Anteil der Befragten, welche mit diesem Kriterium eher zufrieden oder sogar sehr zufrieden ist).


Wohnkosten belasten die Budgets

Die Zufrie­denheit mit den Wohnkosten – sowohl Miet- als auch Hypothe­kar­zinsen – hat jüngst insgesamt abgenommen. Für Eigen­tü­me­rinnen und Eigen­tümer, welche in den vergan­genen zwei Jahren eine Hypothek refinan­zieren mussten, bedeutet dies erheb­liche Mehrkosten im Vergleich zur Ära der Negativ­zinsen. Darüber hinaus dürften höhere Instandsetzungs- und Instandhaltungs- sowie Betriebs­kosten die Zufrie­den­heits­werte der Eigentümer:innen belasten. Rund 38 Prozent der befragten Eigentümer:innen geben an, dass sich die Belastung des Haushalts­budgets durch die Wohnkosten in den vergan­genen 12 Monaten leicht erhöht hat, bei weiteren 13 Prozent hat sich die Belastung sogar stark erhöht. Und auch bei den Mietenden sind die Kosten aufgrund der Referenz­zins­satz­er­hö­hungen und des angespannten Mietwoh­nungs­marktes teils deutlich angestiegen. Über die Hälfte der Miete­rinnen und Mieter gab an, dass die Wohnkosten in den letzten 12 Monaten gestiegen seien. Dies dürfte sich sowohl bei Mietenden als auch bei den Eigen­tü­me­rinnen und Eigen­tümer auf die Wohnzu­frie­denheit ausge­wirkt haben.

Landes­index der Konsu­men­ten­preise (LIK) und Mietpreis­ent­wicklung

Abbildung 3


Unter­schied­liche Entwicklung bei Umfeld­fak­toren

Bei den Umfeld­fak­toren kann generell festge­halten werden, dass das Muster der Zufrie­den­heits­werte im Vergleich zum Mittelwert der letzten 10 Jahre zwar sehr ähnlich geblieben ist. Die Werte sind jedoch tenden­ziell etwas niedriger ausge­fallen. Spürbar zufrie­dener sind sowohl Mietende als auch Eigen­tü­me­rinnen und Eigen­tümer lediglich mit dem kultu­rellen Angebot in der Umgebung. Dies könnte auf einen Basis­effekt nach der Pandemie zurück­zu­führen sein, da der Zugang zu kultu­rellen Veran­stal­tungen, Konzerten und Museen zuvor stark einge­schränkt war. Spürbar unzufrie­dener sind die Befragten hingegen mit dem Steuerfuss der Gemeinde. Für diese Entwicklung dürften aber wahrscheinlich eher die bereits durch die Inflation und gestiegene Wohnkosten vorbe­las­teten Haushalts­budgets verant­wortlich sein als ein tatsäch­licher Anstieg der Steuern.

Bitte geben Sie zu jedem Punkt an, wie zufrieden Sie damit im Rahmen Ihrer aktuellen Wohnsi­tuation sind.

Abbildung 4 – Vergleich der Resultate 2024 mit dem Mittelwert der Befra­gungen 2015 bis 2024 (verglichen wurde jeweils der Anteil der Befragten, welcher mit diesem Kriterium eher zufrieden oder sogar sehr zufrieden ist).

Umzugs­wunsch bleibt bestehen

Im langfris­tigen Vergleich bleibt die Umzugs­be­reit­schaft, vor allem als latenter Wunsch, vergleichs­weise hoch. Der Anteil der Befragten, die sicher nicht umziehen möchten, ist weiterhin relativ gering. Unter den Mietenden schliessen lediglich 36 Prozent einen Umzug in naher Zukunft aus. Zwischen 2015 und 2024 lag dieser Wert im Durch­schnitt bei über 40 Prozent, also etwa vier Prozent­punkte höher. Der Anteil der befragten Eigen­tü­me­rinnen und Eigen­tümer, welche sicher nicht umziehen möchten, liegt derzeit bei rund 68 Prozent und damit deutlich unter dem Mittelwert seit 2015 (75 Prozent). Dabei ist aber vorallem der Anteil der Befragten gestiegen, die keine feste Absicht auf einen Umzug haben, diesen aber auch nicht katego­risch ausschliessen. Eine mögliche Erklärung hierfür dürfte in den hohen Preisen für Wohnei­gentum liegen. Heute liegt der Verkaufs­erlös für Eigen­tums­woh­nungen etwa 25 Prozent und jener für Einfa­mi­li­en­häuser rund 24 Prozent höher als vor fünf Jahren. Dies dürfte die Attrak­ti­vität eines Verkaufs erhöht haben (zu den Trans­ak­ti­ons­preis­in­dizes).

Welche der folgenden Aussagen trifft auf Sie bzw. Sie und Ihren Haushalt am besten zu? 

Abbildung 5


Bei den Mietenden hat sich im Vergleich zum Vorjahr die Gruppe derer, welche einen Umzug ausschliessen – entgegen dem langfris­ti­geren Trend – etwas vergrössert. Dies sollte zwar nicht überin­ter­pre­tiert werden, aber es gibt durchaus plausible Begrün­dungen für diese Entwicklung. Erstens hat bei den Mietenden die Wohnzu­frie­denheit gegenüber dem Vorjahr leicht zugenommen. Zweitens ist die Angebots­ziffer im Vorjah­res­ver­gleich noch einmal um 10.7 Prozent gesunken und lag im zweiten Quartal schweizweit nur noch bei 3.8 Prozent, und auch die Leerstands­zahlen waren 2024 nochmals rückläufig (vgl. Leerste­hende Wohnungen: Neueste Entwick­lungen und Schlüs­sel­daten). Und drittens sind die Angebots­mieten stark angestiegen (vgl. Abbildung 3, hedoni­scher Angebots­preis­index). Zwar weisen viele der inserierten Wohnungen einen höheren Standard und einen besseren Zustand auf, was die höheren Preise recht­fertigt. Doch eine neue, vergleichbare Wohnung zu finden, die nicht teurer ist als die bestehende, gestaltet sich unter den aktuellen Markt­be­din­gungen schwierig. Diesem Punkt haben wir uns ausführlich in der diesjäh­rigen Frühlings­ausgabe des Immo-Monitorings gewidmet.

Die sinkende Umzugs­be­reit­schaft könnte vorerst als Ausnahme gelten. Es ist aber durchaus denkbar, dass ökono­mische Faktoren auch in Zukunft die Entscheidung zu einem Umzug erschweren und die Umzugs­be­reit­schaft bei den Mietenden noch weiter zurückgeht.

Fazit

Die Mehrheit der in der Schweiz lebenden Personen ist derzeit zufrieden oder sehr zufrieden mit ihrem Zuhause. Dies, obwohl wirtschaft­liche Faktoren wie steigende Energie­kosten und höhere Wohnpreise die allge­meine Zufrie­denheit im Vergleich zu den Vorjahren leicht gedämpft haben. Parallel dazu bleibt die Umzugs­be­reit­schaft etwas erhöht. Aller­dings dürfte die aktuelle Markt­si­tuation in vielen Fällen einen tatsäch­lichen Wohnungs­wechsel verhindern und die Wohnmo­bi­lität einschrä­niken. Dies spiegelt sich in der Umzugs­quote wider, die laut Bundesamt für Statistik im Jahr 2022 bei 9.9 Prozent (mittlere Zuzugs­quote Schweiz) lag und damit rund 4 Prozent unter dem Durch­schnitt der letzten zehn Jahre (Umzüge – Bundesamt für Statistik). Zwar sind die Zufrie­denheit und Wohnmo­bi­lität bislang nicht substan­ziell beein­trächtigt, doch könnte sich die Lage bei einer anhal­tenden Unter­ver­sorgung mit Neubau­woh­nungen in den kommenden Jahren verschlechtern, sofern nicht deutlich mehr Wohnungs­an­gebot geschaffen werden kann.

In den kommenden Beiträgen dieser Blog-Triologie zur Immo-Barometer-Befragung behandeln wir die Themen «Wohnsi­tuation und Wünsche der jüngeren Generation» (03.10.2024) und «Trends und Wohnwünsche für das höhere Alter» (10.10.2024).

Der «Immo-Barometer» von Wüest Partner
Der «Immo-Barometer» ist eine gesamt­schwei­ze­rische Umfrage zu den Themen Wohnzu­frie­denheit und Wohnbe­dürf­nisse. Wüest Partner hat diese auch im Jahr 2024 mit der Unter­stützung des Hausei­gen­tü­mer­ver­bandes Schweiz (HEV) und des Schwei­ze­ri­schen Verbandes der Immobi­li­en­wirt­schaft (SVIT Schweiz) durch­ge­führt. Dabei werden jeweils rund 1000 reprä­sen­tativ ausge­wählte Haushalte in der deutsch- und franzö­sisch­spra­chigen Schweiz ausführlich zur aktuellen Wohnsi­tuation und zu allfäl­ligen Verän­de­rungs­ab­sichten befragt. Es handelt sich beim «Immo-Barometer» um eine Langzeit­studie, die erstmals im Jahr 1988 und seither mindestens alle zwei Jahre erhoben wurde.