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Wohnzufriedenheit: Ein Blick auf aktuelle Entwicklungen

26. September 2024

Wie zufrieden sind die Schweizerinnen und Schweizer eigentlich mit ihrem Wohnraum? Welche Faktoren tragen dazu bei, und welche führen zu Unzufriedenheit? In unserem ersten Blogbeitrag zur aktuellen «Immo-Barometer»-Befragung 2024 gehen wir diesen Fragen auf den Grund. Die regelmässig durchgeführte Befragung, die auf einem repräsentativen Haushaltssample basiert, bietet spannende Einblicke in die zentralen Faktoren, die die Wohnzufriedenheit beeinflussen – und zeigt, in welchen Bereichen Verbesserungspotenzial besteht.

Stabilisierung der Wohnzufriedenheit

Die Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer ist mit ihrer aktuellen Wohnsituation zufrieden. Rund 47 Prozent der Mietenden geben an, dass es ihnen in ihrer Wohnung sehr gut gefällt, während weitere 46 Prozent ihre Wohnsituation als «ziemlich gut» bewerten. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich der Anteil der Mietenden, welchen es sehr gut gefällt, leicht erhöht, während sich der Anteil jener, welchen es «ziemlich gut» gefällt, leicht verringert hat. Die Zufriedenheit verbleibt – wie im Vorjahr – insgesamt etwas unter dem Mittelwert der Befragungswerte seit 2015. Bei den Eigentümerinnen und Eigentümern liegt die Wohnzufriedenheit seit jeher höher. Hier gab es jedoch im Jahr 2024 bei jenen Haushalten, welchen es in ihrem Zuhause «sehr gut» gefällt, nochmals einen marginalen Rückgang. Damit bleibt deren Anteil auf einem etwas tieferen Niveau als in den Jahren 2015 bis 2021.

Wie gefällt es Ihnen aktuell in Ihrer Wohnung / in Ihrem Haus?

Abbildung 1


Objektspezifische Faktoren: Wo sich Zufriedenheit und Unzufriedenheit bemerkbar machen

Abbildung 2 zeigt, wie der Anteil der Befragten, welche «eher zufrieden» oder «sehr zufrieden» mit einem Wohnfaktor sind, im Vergleich zum mittleren Anteil seit 2015 ausgefallen ist. Während die Zufriedenheit mit Aspekten wie Balkonverfügbarkeit oder Balkongrösse leicht gestiegen ist, wird die Energieeffizienz der Wohnräume als deutlich niedriger wahrgenommen. Dies dürfte unter anderem auf die gestiegenen Energiekosten und eine stärkere Sensibilisierung für das Thema Nachhaltigkeit zurückzuführen sein. Der Landesindex der Konsumentenpreise weist seit März 2021 im Vorjahresvergleich durchgängig steigende Energiekosten im Wohnbereich aus, mit einem Zuwachs von rund 50 Prozent allein in diesem Zeitraum (vgl. Abbildung 3).

Bitte geben Sie zu jedem Punkt an, wie zufrieden Sie damit im Rahmen Ihrer aktuellen Wohnsituation sind.

Abbildung 2 - Vergleich der Resultate 2024 mit dem Mittelwert der Befragungen 2015 bis 2024 (verglichen wurde jeweils der Anteil der Befragten, welche mit diesem Kriterium eher zufrieden oder sogar sehr zufrieden ist).


Wohnkosten belasten die Budgets

Die Zufriedenheit mit den Wohnkosten – sowohl Miet- als auch Hypothekarzinsen – hat jüngst insgesamt abgenommen. Für Eigentümerinnen und Eigentümer, welche in den vergangenen zwei Jahren eine Hypothek refinanzieren mussten, bedeutet dies erhebliche Mehrkosten im Vergleich zur Ära der Negativzinsen. Darüber hinaus dürften höhere Instandsetzungs- und Instandhaltungs- sowie Betriebskosten die Zufriedenheitswerte der Eigentümer:innen belasten. Rund 38 Prozent der befragten Eigentümer:innen geben an, dass sich die Belastung des Haushaltsbudgets durch die Wohnkosten in den vergangenen 12 Monaten leicht erhöht hat, bei weiteren 13 Prozent hat sich die Belastung sogar stark erhöht. Und auch bei den Mietenden sind die Kosten aufgrund der Referenzzinssatzerhöhungen und des angespannten Mietwohnungsmarktes teils deutlich angestiegen. Über die Hälfte der Mieterinnen und Mieter gab an, dass die Wohnkosten in den letzten 12 Monaten gestiegen seien. Dies dürfte sich sowohl bei Mietenden als auch bei den Eigentümerinnen und Eigentümer auf die Wohnzufriedenheit ausgewirkt haben.

Landesindex der Konsumentenpreise (LIK) und Mietpreisentwicklung

Abbildung 3


Unterschiedliche Entwicklung bei Umfeldfaktoren

Bei den Umfeldfaktoren kann generell festgehalten werden, dass das Muster der Zufriedenheitswerte im Vergleich zum Mittelwert der letzten 10 Jahre zwar sehr ähnlich geblieben ist. Die Werte sind jedoch tendenziell etwas niedriger ausgefallen. Spürbar zufriedener sind sowohl Mietende als auch Eigentümerinnen und Eigentümer lediglich mit dem kulturellen Angebot in der Umgebung. Dies könnte auf einen Basiseffekt nach der Pandemie zurückzuführen sein, da der Zugang zu kulturellen Veranstaltungen, Konzerten und Museen zuvor stark eingeschränkt war. Spürbar unzufriedener sind die Befragten hingegen mit dem Steuerfuss der Gemeinde. Für diese Entwicklung dürften aber wahrscheinlich eher die bereits durch die Inflation und gestiegene Wohnkosten vorbelasteten Haushaltsbudgets verantwortlich sein als ein tatsächlicher Anstieg der Steuern.

Bitte geben Sie zu jedem Punkt an, wie zufrieden Sie damit im Rahmen Ihrer aktuellen Wohnsituation sind.

Abbildung 4 - Vergleich der Resultate 2024 mit dem Mittelwert der Befragungen 2015 bis 2024 (verglichen wurde jeweils der Anteil der Befragten, welcher mit diesem Kriterium eher zufrieden oder sogar sehr zufrieden ist).

Umzugswunsch bleibt bestehen

Im langfristigen Vergleich bleibt die Umzugsbereitschaft, vor allem als latenter Wunsch, vergleichsweise hoch. Der Anteil der Befragten, die sicher nicht umziehen möchten, ist weiterhin relativ gering. Unter den Mietenden schliessen lediglich 36 Prozent einen Umzug in naher Zukunft aus. Zwischen 2015 und 2024 lag dieser Wert im Durchschnitt bei über 40 Prozent, also etwa vier Prozentpunkte höher. Der Anteil der befragten Eigentümerinnen und Eigentümer, welche sicher nicht umziehen möchten, liegt derzeit bei rund 68 Prozent und damit deutlich unter dem Mittelwert seit 2015 (75 Prozent). Dabei ist aber vorallem der Anteil der Befragten gestiegen, die keine feste Absicht auf einen Umzug haben, diesen aber auch nicht kategorisch ausschliessen. Eine mögliche Erklärung hierfür dürfte in den hohen Preisen für Wohneigentum liegen. Heute liegt der Verkaufserlös für Eigentumswohnungen etwa 25 Prozent und jener für Einfamilienhäuser rund 24 Prozent höher als vor fünf Jahren. Dies dürfte die Attraktivität eines Verkaufs erhöht haben (zu den Transaktionspreisindizes).

Welche der folgenden Aussagen trifft auf Sie bzw. Sie und Ihren Haushalt am besten zu? 

Abbildung 5


Bei den Mietenden hat sich im Vergleich zum Vorjahr die Gruppe derer, welche einen Umzug ausschliessen - entgegen dem langfristigeren Trend - etwas vergrössert. Dies sollte zwar nicht überinterpretiert werden, aber es gibt durchaus plausible Begründungen für diese Entwicklung. Erstens hat bei den Mietenden die Wohnzufriedenheit gegenüber dem Vorjahr leicht zugenommen. Zweitens ist die Angebotsziffer im Vorjahresvergleich noch einmal um 10.7 Prozent gesunken und lag im zweiten Quartal schweizweit nur noch bei 3.8 Prozent, und auch die Leerstandszahlen waren 2024 nochmals rückläufig (vgl. Leerstehende Wohnungen: Neueste Entwicklungen und Schlüsseldaten). Und drittens sind die Angebotsmieten stark angestiegen (vgl. Abbildung 3, hedonischer Angebotspreisindex). Zwar weisen viele der inserierten Wohnungen einen höheren Standard und einen besseren Zustand auf, was die höheren Preise rechtfertigt. Doch eine neue, vergleichbare Wohnung zu finden, die nicht teurer ist als die bestehende, gestaltet sich unter den aktuellen Marktbedingungen schwierig. Diesem Punkt haben wir uns ausführlich in der diesjährigen Frühlingsausgabe des Immo-Monitorings gewidmet.

Die sinkende Umzugsbereitschaft könnte vorerst als Ausnahme gelten. Es ist aber durchaus denkbar, dass ökonomische Faktoren auch in Zukunft die Entscheidung zu einem Umzug erschweren und die Umzugsbereitschaft bei den Mietenden noch weiter zurückgeht.

Fazit

Die Mehrheit der in der Schweiz lebenden Personen ist derzeit zufrieden oder sehr zufrieden mit ihrem Zuhause. Dies, obwohl wirtschaftliche Faktoren wie steigende Energiekosten und höhere Wohnpreise die allgemeine Zufriedenheit im Vergleich zu den Vorjahren leicht gedämpft haben. Parallel dazu bleibt die Umzugsbereitschaft etwas erhöht. Allerdings dürfte die aktuelle Marktsituation in vielen Fällen einen tatsächlichen Wohnungswechsel verhindern und die Wohnmobilität einschräniken. Dies spiegelt sich in der Umzugsquote wider, die laut Bundesamt für Statistik im Jahr 2022 bei 9.9 Prozent (mittlere Zuzugsquote Schweiz) lag und damit rund 4 Prozent unter dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre (Umzüge - Bundesamt für Statistik). Zwar sind die Zufriedenheit und Wohnmobilität bislang nicht substanziell beeinträchtigt, doch könnte sich die Lage bei einer anhaltenden Unterversorgung mit Neubauwohnungen in den kommenden Jahren verschlechtern, sofern nicht deutlich mehr Wohnungsangebot geschaffen werden kann.

In den kommenden Beiträgen dieser Blog-Triologie zur Immo-Barometer-Befragung behandeln wir die Themen «Wohnsituation und Wünsche der jüngeren Generation» (03.10.2024) und «Wohnen im Alter» (10.10.2024).

Der «Immo-Barometer» von Wüest Partner
Der «Immo-Barometer» ist eine gesamtschweizerische Umfrage zu den Themen Wohnzufriedenheit und Wohnbedürfnisse. Wüest Partner hat diese auch im Jahr 2024 mit der Unterstützung des Hauseigentümerverbandes Schweiz (HEV) und des Schweizerischen Verbandes der Immobilienwirtschaft (SVIT Schweiz) durchgeführt. Dabei werden jeweils rund 1000 repräsentativ ausgewählte Haushalte in der deutsch- und französischsprachigen Schweiz ausführlich zur aktuellen Wohnsituation und zu allfälligen Veränderungsabsichten befragt. Es handelt sich beim «Immo-Barometer» um eine Langzeitstudie, die erstmals im Jahr 1988 und seither mindestens alle zwei Jahre erhoben wurde.