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Nachhaltig Wohnen: Trends und Unter­schiede

Letzte Aktualisierung: 10. September 2024

Angesichts der wachsenden Bedeutung umwelt­freund­licher Lebens­weisen wird auch das ökolo­gische Bewusstsein bei der Wahl des Wohnraums immer entschei­dender. Doch wie wichtig ist Nachhal­tigkeit bei der Auswahl eines neuen Daheims? Welche Unter­schiede gibt es diesbe­züglich zwischen Mietenden und Eigen­tü­me­rinnen und Eigen­tümern? Und welche Faktoren entscheiden darüber, ob Personen mit selbst genutztem Wohnei­gentum eine Sanierung in Angriff nehmen oder nicht? Diese Fragen beant­worten die hier vorge­stellten Ergeb­nisse unserer Haushalts­be­fragung «Immo-Barometer» (siehe Infobox):

Nachhal­tigkeit ist bei der Wohnungswahl ein Thema

Für rund ein Viertel der Befragten ist der Faktor Nachhal­tigkeit ausschlag­gebend bei der Auswahl des Wohnob­jektes. Und für etwas mehr als die Hälfte der Befragten wäre er von Bedeutung, wenn sie heute umziehen würden. Besonders gewichtig ist die Bedeutung der Nachhal­tigkeit für Eigen­tü­me­rinnen und Eigen­tümern. Die Thematik geniesst insgesamt zwar nicht denselben Stellenwert wie zum Beispiel das Preis-Leistungs-Verhältnis der Objekte, rangiert aber im Schnitt aller Umfra­ge­teil­neh­menden im oberen Mittelfeld der abgefragten Objek­tei­gen­schaften.

Festzu­halten ist, dass sich die Wichtigkeit des Faktors Nachhal­tigkeit in den vergan­genen Jahren im Vergleich zur Relevanz anderer Faktoren stark erhöht hat. Dies dürfte zum einen auf eine zuneh­mende Sensi­bi­li­sierung der Gesell­schaft für die Thematik zurück­zu­führen sein. Zum andern ist es sehr wahrscheinlich, dass auch die hohen Energie­preise im vergan­genen Jahr einen Einfluss auf den Stellenwert des Energie­ver­brauchs bei der Wohnungswahl gehabt haben. Doch obwohl die Tendenz bei den Mietenden und den Eigen­tü­me­rinnen und Eigen­tümern in eine ähnliche Richtung geht, gibt es doch auch erheb­liche Unter­schiede.

Wie wichtig ist / wäre Ihnen die Nachhal­tigkeit bei der Objekt­auswahl ?

Klarer Fokus auf energe­ti­schen Themen

Vier von fünf befragten Eigen­tü­me­rinnen und Eigen­tümer geben an, dass für sie die Energie­ef­fi­zienz des Gebäudes bei der Auswahl des Objektes von Bedeutung oder sogar ausschlag­gebend ist. Der Anteil der befragten Eigen­tü­me­rinnen und Eigen­tümer, welche die Energie­ef­fi­zienz als ausschlag­ge­bendes Gebäu­de­merkmal bezeich­neten, ist seit dem letzten Jahr konstant geblieben. Der Anteil jener Befragten, welche mit «Auch noch von Bedeutung» antwor­teten, hat hingegen im Vergleich zum Vorjahr um 10 Prozent­punkte zugenommen.

Hier dürften sich die gestie­genen Energie­kosten besonders deutlich zeigen, denn bei den Mietern und Miete­rinnen blieb eine vergleichbar signi­fi­kante Verän­derung aus. Obwohl auch bei Letzteren die energe­ti­schen Themen im Vorder­grund stehen, haben sie generell einen tieferen Stellenwert, als dies bei den Eigen­tü­me­rinnen und Eigen­tümern der Fall ist. Dafür legen Mietende mehr Wert auf jene Themen, die insgesamt eine geringere Zustimmung erhalten – so beispiels­weise die begrünten Fassaden und Dachflächen sowie die Zerti­fi­zierung von Gebäuden. Die autofreie Siedlung gewinnt zwar marginal an Bedeutung, bleibt aber für die meisten Schwei­ze­rinnen und Schweizer bei der Objekt­suche eher neben­sächlich (rund 37 Prozent) oder sogar komplett irrelevant (41 Prozent).

Welche der folgenden Nachhal­tig­keits­themen sind / wären Ihnen bei der Auswahl eines Wohnob­jekts wichtig?

Mietende: Werden Nachhal­tigkeit und Energie­ef­fi­zienz unter­schätzt?

Bei den Miete­rinnen und Mietern hat in den letzten Jahren die Bedeutung des Faktors Nachhal­tigkeit bei der Wohnungs­suche zwar ebenfalls zugelegt, dennoch geniesst der Faktor in dieser Suchgruppe einen spürbar tieferen Stellenwert als bei den Eigen­tü­me­rinnen und Eigen­tümern. Einer der Haupt­gründe dafür dürfte sein, dass die Mietenden schlichtweg weniger Möglich­keiten haben, an der Liegen­schaft etwas zu verändern, und sich daher eher dem Markt ausge­liefert sehen.

Weiter ist es denkbar, dass Miete­rinnen und Mieter nicht daran glauben, von einer energe­ti­schen Sanierung zu profi­tieren. Ein Beispiel dafür wäre, dass bei einem Heizungs­ersatz in erster Linie die Inves­toren von den positiven finan­zi­ellen Effekten profi­tieren, während sich für die Mietenden lediglich die Mietzinsen aufgrund der Überwälzung der Inves­ti­ti­ons­kosten erhöhen. Dieser Gedanke wäre dann aber zu kurz gefasst, denn durch den Heizungs­ersatz würden sich wiederum die Neben­kosten für die Mietenden deutlich verringern. Im Endeffekt dürfte bei einer gezielten Sanierung auch für die Miete­rinnen und Mieter ein positiver Effekt resul­tieren, wie beispiels­weise die Wüest-Partner-Studie «Energe­tische Sanie­rungen: 3 Gewinner» aufge­zeigt hat.

Welche Faktoren motivieren zu einer energe­ti­schen Sanierung?

Weil für die Errei­chung der Netto-Null-Ziele energe­tische Sanie­rungen im Bestand ein grosses Gewicht haben, haben wir nachge­fragt, was denn tatsächlich zu Sanie­rungen motiviert. Gemäss den Ergeb­nissen unserer «Immo-Barometer»-Befragung waren bei den Eigen­tü­me­rinnen und Eigen­tümern die Reduktion der Energie­kosten und das vorhandene Eigen­ka­pital in rund einem Drittel der Fälle ausschlag­gebend und in einem weiteren Drittel von Bedeutung für die geplante Sanierung. Damit steht die finan­zielle Kompo­nente über der Verbes­serung der ökolo­gi­schen Nachhal­tigkeit. Ebenfalls relevant sind sowohl für Stock­werk­ei­gen­tü­me­rinnen als auch für Eigen­tü­me­rinnen und Eigen­tümer von Einfa­mi­li­en­häusern in über der Hälfte der Fälle Förder­gelder, steuer­liche Abzüge und günstige Finan­zie­rungs­be­din­gungen.

Wie wichtig sind/waren die nachfol­genden Faktoren für die geplanten Instand­hal­tungs­pro­jekte?

Wieso werden nicht noch mehr Sanie­rungen vorge­nommen?

Jene Personen, die keine oder nur kleine Sanie­rungen planen, wurden nach den Gründen dafür gefragt. Wenig erstaunlich gibt ein Grossteil der Befragten an, dass eine Sanierung ihres Objekts aktuell nicht nötig sei. Diese Resultate sind aller­dings mit Vorsicht zu geniessen. Denn die Frage wurde so gestellt, dass sie eher auf den subjektiv wahrge­nom­menen Handlungs­bedarf und den Sanie­rungs­zyklus abzielte als auf die ökolo­gi­schen und ökono­mi­schen Effekte der Sanierung. Während eine Sanierung vielleicht nicht in allen Fällen als nötig erscheint, kann sie dennoch nebst dem ökolo­gi­schen Nutzen im Betrieb auch finan­zielle Vorteile mit sich bringen. So hat beispiels­weise die Analyse von Wüest Partner aus dem Jahr 2023 («Immo-Monitoring 2023 | 2») ergeben, dass Einfa­mi­li­en­häuser mit erneu­er­baren Heizsys­temen und Solar­an­lagen höhere Verkaufs­preise erzielen. Der Preis eines Hauses mit Wärme­pumpe und Solar­anlage in der Schweiz kann im Mittel um 4.6 Prozent (55’000 Franken bei 1.2 Millionen Franken Durch­schnitts­preis) höher ausfallen als jener von vergleich­baren Objekten mit fossilen Heizungen und ohne Photo­vol­ta­ik­an­lagen. Bei einer modernen Holzheizung in Kombi­nation mit einer Photo­vol­ta­ik­anlage steigt der Preis sogar um 5.4 Prozent. Bei Eigen­tums­woh­nungen ist der Preis­zu­wachs durch erneu­erbare Energien etwas geringer. Die Vor- und Nachteile einer energe­ti­schen Sanierung müssen aber jeweils von Fall zu Fall geprüft werden. Eine Hilfe­stellung bietet in diesem Zusam­menhang «Wüest Refurb» (siehe Infobox).

Wieso werden nicht noch mehr oder keine Sanie­rungen durch­ge­führt?

Fazit

Die Nachhal­tigkeit gewinnt also weiter an Bedeutung und hat bei der Wohnungs­suche als nicht mehr wegzu­den­kender Faktor Einzug gehalten. Der Stellenwert der Thematik fällt bei den Eigen­tü­me­rinnen und Eigen­tümern deutlich höher aus als bei den Mietenden. Einer­seits, weil der Handlungs­spielraum von Ersteren grösser ist, und anderer­seits, weil bei ihnen die damit verbunden Kosten direkter spürbar sind.

Die Heraus­for­de­rungen zur Errei­chung des Netto-Null-Zieles bleiben weiterhin bestehen, die Umfrage stimmt jedoch insofern zuver­sichtlich, als sich der Trend eines zuneh­menden Stellen­werts der Themen Nachhal­tigkeit und Energie­ver­brauch am Immobi­li­en­markt weiter fortsetzt. Die Umfrage zeigt aber auch, dass bei energe­ti­schen Sanie­rungen, gerade im aktuellen Umfeld von steigenden Finan­zie­rungs­kosten, der Kosten­kom­po­nente eine tragende Rolle zukommt.

Bei diesem Beitrag handelt es sich um den zweiten Teil der Blogtrio­logie zur «Immo-Barometer»-Befragung. Im ersten Teil «Schweizer Wohnzu­frie­denheit: Trends und Einfluss­fak­toren im Fokus» wurden die generelle Wohnzu­frie­denheit und wichtige Faktoren bei der Objekt­auswahl aufge­zeigt. Im dritten und letzten Teil (30. November 2023) wird das Thema Wohnzu­frie­denheit in Zusam­menhang mit der Überbau­ungs­dichte vertieft behandelt.

Der «Immo-Barometer» von Wüest Partner
Der «Immo-Barometer» ist eine gesamt­schwei­ze­rische Umfrage zu den Themen Wohnzu­frie­denheit und Wohnbe­dürf­nisse, welche Wüest Partner auch im Jahr 2023 mit der Unter­stützung des Hausei­gen­tü­mer­ver­bandes Schweiz (HEV) und des Schwei­ze­ri­schen Verbandes der Immobi­li­en­wirt­schaft (SVIT Schweiz) durch­führte. Dabei werden jeweils rund 1000 reprä­sen­tativ ausge­wählte Haushalte in der deutsch- und franzö­sisch­spra­chigen Schweiz ausführlich zur aktuellen Wohnsi­tuation und zu allfäl­ligen Verän­de­rungs­ab­sichten befragt. Es handelt sich beim «Immo-Barometer» um eine Langzeit­studie, die erstmals im Jahr 1988 und seither mindestens alle zwei Jahre erhoben wurde.

Sanie­rungs­rechner «Wüest Refurb»
Das Tool «Wüest Refurb» bietet eine Schätzung und Hilfe­stellung für viele der oben genannten Entschei­dungs­grund­lagen für eine Sanierung. So können im Tool beispiels­weise die Reduktion der Energie­kosten, die Reduktion des CO2-Austosses und die Förder­gelder für ein bestimmtes Sanie­rungs­projekt berechnet werden. Wüest Partner hat das Thema Förder­gelder in der Frühlings­ausgabe des «Immo-Monitorings» (2023|2) und die Effizienz von Sanie­rungen (Fokus Mehrfa­mi­li­en­häuser) in der diesjäh­rigen Herbst­ausgabe des «Immo-Monitorings» (2024|1) ausführlich behandelt.

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