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Schweizer Hospi­tality: Rekordjahr 2019 und beein­dru­ckendes Wachstum in 2022

Letzte Aktualisierung: 12. September 2024

Hospi­tality Update Q1/2023

Das Jahr 2019 war für die Schweizer Hospitality-Branche ein Rekordjahr. Doch auch 2022 war in vielerlei Hinsicht beein­dru­ckend. Die Anzahl Logier­nächte konnte deutlich gesteigert werden und übertraf in einigen Regionen sogar bisherige monat­liche Höchst­werte. Der Vergleich der Regionen Wallis und Genf zeigt die unter­schied­lichen Entwick­lungen innerhalb des Schweizer Marktes exempla­risch auf . So werden im Fokus­thema dieser Ausgabe die Kennwerte und die grund­sätz­lichen Unter­schiede zwischen dem bergigen Walliser und dem städti­schen Genfer Hotel­markt näher betrachtet. Zunächst geben wir aber gerne einen generellen Überblick über den Schweizer Markt und seine Verän­de­rungen gegenüber dem letzten Quartal.

Markt­si­tuation Schweiz

Gegenüber dem Vorjahr konnten sowohl die Anzahl Logier­nächte, die prozen­tuale Auslastung und auch die Zimmer­preise in jedem Monat deutlich gesteigert werden. Erstaunlich dabei: Der Anteil Gäste aus dem Inland reduzierte sich von 71% auf 56%, wuchs aber in absoluten Zahlen dennoch leicht um rund 58’000 Übernach­tungen. 

Logier­nächte
  • Die Anzahl Logier­nächte stieg gegenüber dem Vorjahr um +27.1% (oder um rund 7.39 Mio.; Jan.-Feb.) 
  • Auch für den Dezember ist eine Steigerung zu erwarten (Stand Februar 2023). 
  • Im Vergleich zum Rekordjahr 2019 noch rund 1.7 Mio. Übernach­tungen weniger. 
  • Dieser Rückstand fällt fast ausschliesslich auf das erste Halbjahr zurück, denn ab September 2022 wurden die monat­lichen Spitzen­werte aus 2019 sogar übertroffen. 
  • Das erste Halbjahr war dabei noch von den letzten Corona-Einschränkungen betroffen.
Auslastung
  • Trotz Spitzen­mo­naten, resul­tiert unter dem Strich eine leicht tiefere Auslastung als 2019. Das findet seinen Grund darin, dass eine Zunahme der Anzahl verfüg­barer Zimmer statt­ge­funden hat (+1’313). 
  • Gegenüber dem Vorjahr 2021 ist die Auslastung aber deutlich gestiegen, wie die nachfol­gende Graphik zeigt:
Logier­nächte Schweiz 2021/2022
Zimmer­preise

Schaut man sich die angebo­tenen Zimmer­preise an, sieht man auch da im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg von zwischen 2% und 10%. Erwäh­nenswert ist hierbei, dass die Zimmer­preise im zweiten Halbjahr deutlicher angestiegen sind.

Zimmer­preis­quantile 2021/2022 in der Schweiz

Fokus: Vergleich Wallis & Genf

Geht man nun etwas vertiefter in die Entwick­lungen in der Hospitality-Branche hinein, so sieht man, dass sich innerhalb der Schweiz ein diffe­ren­ziertes Bild auftut. Die Regionen Wallis und Genf sind auf ganz unter­schied­liche Art und Weise von den vorgängig geschil­derten Entwick­lungen betroffen: Genf als inter­na­tionale Stadt verfügte vor der Pandemie noch über weniger als 20% Gäste aus der Schweiz und weist eine geringere und andere Saiso­na­lität auf (leicht mehr Gäste im wärmeren Halbjahr). Im Wallis hingegen ist der Anteil Schweizer Gäste hoch mit schon über 50% 2019 und Februar, März, Juli und August sind mit Abstand die besucher­stärksten Monate, wobei die Zimmer­preise im Winter am höchsten sind.

Schaut man sich die Logier­nächte 2022 an, wird schnell klar, dass das Wallis zu Beginn des Jahres von einem sehr guten Winter profi­tieren konnte, wohin­gegen Genf von Januar bis März unter einer erheblich tieferen Auslastung litt. 

Logier­nächte Wallis und Genf 2022

Begründen lässt sich diese Entwicklung mit den unter­schied­lichen Auswir­kungen der Corona-Pandemie. Der Städte­tou­rismus hat in dieser Zeit extrem gelitten. Nicht nur die Freizeit­gäste blieben aus, sondern auch alle, die aus geschäft­lichen Gründen die Stadt besucht hätten. Ferien­de­sti­na­tionen wie das Wallis hingegen konnten das zu ihren Vorteilen nutzen. 

Vergleich Gästemix im Wallis

Das zeigt sich auch in den vertre­tenen Nationen der Gäste. So stützten im Wallis Schweizer Gäste mit einem Anteil am Gästemix von 63% (verglichen mit 56% im 2019) die Nachfrage, welche somit bis Ende November 2022 nur 2.6% unterhalb des Spitzen­jahrs 2019 lag. Zwar hat die absolute Zahl der Gäste aus der Schweiz gegenüber 2021 marginal abgenommen (-82’000, bzw. ‑3%). Gegenüber 2019 aber bleibt eine beacht­liche Steigerung von rund 360’000 Logier­nächten (+18%). Die weiteren vier wichtigsten Gäste­na­tionen blieben aber allesamt noch hinter den Zahlen von 2019 zurück, wie die nachfol­genden Visua­li­sie­rungen veran­schau­lichen.

Wallis: Top 5 Gäste­na­tionen nach Anzahl Logier­nächte 2019 und 2022
Vergleich Gästemix in Genf

In Genf wuchs bis Ende November 2022 der Anteil an Gästen aus der Schweiz gegenüber 2019 sogar um 26%. Da der Anteil Gäste aus der Schweiz in Genf aller­dings deutlich geringer ist, vermochten diese rund 145’000 zusätz­lichen Logier­nächte die Nachfrage dennoch nicht im gleichen Masse stützen.

Genf: Top 5 Gäste­na­tionen nach Anzahl Logier­nächten 2019 und 2022

Per Ende November fehlten in Genf rund 360’000 Logier­nächte, um mit den Zahlen von 2019 mithalten zu können. Oder anders formu­liert, im Jahr 2022 wurden die durch­schnittlich 17’000 Betten 21 Nächte weniger belegt.

Einfluss auf die Zimmer­preise

Die Zimmer­preise sind in beiden Regionen deutlich angestiegen, was sich gut mit der deutlich gestie­genen Inland­nach­frage und der Weitergabe der Erhöhung der Energie­preise begründen lässt.

In Genf lagen die Preise in der zweiten Jahres­hälfte deutlich über den Preisen von 2019. 

Zimmer­preis­quantile für 2022 und 2019 (ab April) in Genf

Die Preise im Wallis sind rund 10% angestiegen, was einer Preis­er­höhung von CHF 15 – 20 pro Zimmer und Nacht entspricht. Somit ist die Steigerung im Wallis im Vergleich zu 2019 noch deutlicher, als das bereits in Genf der Fall ist. 

Zimmer­preis­quantile für 2022 und 2019 (ab April) im Wallis
Weitere Unter­schiede: Betriebs­grösse

Zum Vergleich dazu zeigt sich im Wallis ein gegen­tei­liges Bild: Gegenüber vor 10 Jahren schrumpfte die Anzahl geöff­neter Hotel­be­triebe um 52 Stück auf 523 und die durch­schnitt­liche Hotel-Grösse nach Zimmerzahl stieg nur marginal von 24.3 Zimmer auf 25.5 Zimmer an. Ausserdem deutet die Entwicklung der Anzahl Neueröff­nungen keine Tendenz von Wachstum der Betriebe an. Vielmehr steht mehrheitlich die flexible Verknüpfung mit anderen bewirt­schaf­teten Wohnformen im gehobenen Preis­segment im Vorder­grund, wie die nachfol­genden Neueröff­nungen mehrheitlich zeigen:

  • Six Senses Crans-Montana – 47 Zimmer
  • Schallers Tannenhof Zermatt- 16 Zimmer
  • Aïda Hôtel & Spa Crans-Montana – 18 Zimmer
  • Au Club Alpin Champex – 8 Zimmer
  • Hotel Eringer, Hérémence – 70 Zimmer

Fazit & Impli­ka­tionen für die Bewertung

Es zeigt sich also, dass sich der Walliser und der Genfer Hotel­markt im Jahr 2022 gut bis sehr gut entwi­ckelt haben, wobei im Wallis der höhere Anteil Schweizer Gäste für eine bessere Auslastung in der ersten Jahres­hälfte sorgte. Entgegen dem allge­meinen Markt­trend werden die neuen Hotels im Wallis zudem nicht einfach grösser, sondern mehrheitlich exklu­siver.

Die Zimmer­preise sind nochmals gestiegen, was auf die wachsenden Kosten von Person und Energie zurück­ge­führt werden kann. Jedoch deuten Anzeichen darauf hin, dass die Ertrags­stei­gerung stärker ins Gewicht fallen dürfte, als die gestie­genen Kosten. Entspre­chend scheint es plausibel, dass die Markt­mieten für Hotels in der Schweiz im Q1 2023 etwa in der Höhe der Teuerung gegenüber dem Vorjahr steigen dürften, also um rund 2.8%-3.0%. Auch die Rendi­te­er­wartung für Hotels dürfte sich im Q1 leicht steigend entwi­ckeln. 

Quellen

Kennzahlen zu Logier­nächten und Gäste­her­kunft: https://www.bfs.admin.ch/

Kennzahlen zu Zimmer­preisen: Daten­er­hebung Wüest Partner

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