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Volatile Baupreise

Letzte Aktualisierung: 12. September 2024

Die Baupreise sind in den letzten Monaten spürbar gestiegen. Zwischen Oktober 2020 und April 2021 erhöhten sie sich im Schweizer Hochbau um 1.5 Prozent, was den grössten Halbjah­res­an­stieg seit 2008 bedeutet. Dabei stiegen die Preise einzelner Bauteile noch deutlicher stärker. So lag etwa der der Kurs für Holz an den Rohstoff­börsen Mitte Juni 2021 mehr als doppelt so hoch wie in den Vorjahren – und das, obwohl die Preise in der ersten Junihälfte 2021 wieder ein wenig nachge­geben hatten (siehe auch https://www.finanzen.ch/rohstoffe/holzpreis). Auch wenn die Preise an den Börsen stärker schwanken als die effektiv bezahlten Preise für Dachstöcke und Möbel, zeigt sich klar: Der Baumarkt befindet sich in einer turbu­lenten Phase.

Höhere Baupreise

Viele Bauma­te­rialien sind teurer geworden, teilweise ist auch mit Liefer­eng­pässen zu rechnen. Ursache dafür ist ein Zusam­men­spiel mehrerer Faktoren:

  • Der von Nachhol­ef­fekten beschleu­nigte Nachfra­ge­an­stieg traf teilweise auf nicht vollständig funktio­nie­rende Liefer­ketten.
  • Angesichts der wirtschaft­lichen Unsicher­heiten im letzten Jahr füllten viele Produ­zenten ihre Lager nur zurück­haltend auf.
  • Der Konjunk­tur­an­stieg wurde etwa in den USA durch Inves­ti­tionen in die Infra­struktur und durch steigende Häuser­preise nochmals beschleunigt.

Baupreise und andere Trends

Viele dieser Entwick­lungen werden sich gemäss unserer Einschätzung in der nahen Zukunft norma­li­sieren. Parallel werden sich einige Trends, die bereits vor der Pandemie für Verän­de­rungen gesorgt haben, wieder verstärkt bemerkbar machen.

  • Der Einsatz von Holz aus Bauma­terial wird weiter zunehmen. Der Preis­an­stieg wider­spiegelt hier teilweise die Beliebtheit des Rohstoffs. Dieser Preis­an­stieg setzt die Anreize, dass zukünftig mehr Bauholz produ­ziert wird und sich die Schweizer Wertschöp­fungs­kette «Wald-Holz» besser organi­siert. Diese Kapazi­täts­aus­weitung benötigt ihre Zeit, wird aber anschliessend den Holzbauten, die bei lokaler Produktion besonders nachhaltig sind, zusätz­lichen Schwung verleihen. Hinsichtlich der preis­lichen Konkur­renz­fä­higkeit von Holzbauten mit Massiv­bauten ist zu beachten, dass die reinen Materi­al­kosten bezogen auf die Gesamt­kosten nur einen kleinen Anteil ausmachen. Daher wird sich die aktuelle Preis­stei­gerung von Holz nicht im selben Ausmass auf die Preise von Holzbauten auswirken.
  • In der Baubranche sind Diskus­sionen um Margen und Preise allge­gen­wärtig. Angesichts tiefer Margen besteht wenig Spielraum, Reserven für verän­derte Materi­al­preise generell einzu­preisen. Wer das Materi­al­preis­risiko trägt, hängt vom Projekt­stand und der jewei­ligen Vertrags­ge­staltung ab. Abmachungen um Verant­wort­lich­keiten werden zunehmen. So bieten heute General­un­ter­nehmer dem Bauherren eine Kosten­si­cherheit. Die General­un­ter­nehmer wiederum haben bei den bereits verge­benen Subun­ter­neh­me­r­auf­trägen das Risiko an das ausfüh­rende Bauun­ter­nehmen ausge­lagert. Diese wiederum haben die Preise zum Teil bei den Liefe­ranten abgesi­chert. In der aktuellen Situation zeigen sich aber auch einige Bauherren kulant und sind bereit, Teile der Mehrkosten aufgrund von Materi­al­preis­stei­ge­rungen mitzu­tragen, wenn sie mit den Bauun­ter­nehmen eine langjährige Zusam­men­arbeit pflegen.
  • Die Sensi­bi­li­sierung für Schwan­kungen bei den Materi­al­preisen dürfte nochmals zunehmen. Zwar ist die aktuelle Situation ausser­ge­wöhnlich bezüglich Ausmass der Preis­stei­gerung, Betrof­fenheit zahlreicher Materialen und der Kombi­nation mit Liefer­eng­pässen. Dennoch gilt es festzu­halten, dass gewisse Preis­schwan­kungen gang und gäbe sind. Die jüngsten Entwick­lungen rufen Erinne­rungen an die Zeit von vor zehn Jahren hervor, als deutliche Schwan­kungen in den Wechsel­kursen die Kosten für impor­tierte Bauma­te­rialen prägten.
  • Bauen wird tenden­ziell teuerer. Dies weil die Anfor­de­rungen an die Liegen­schaften konti­nu­ierlich zunehmen werden, etwa im Bereich Brand­schutz, Erdbe­ben­ri­siken oder Nachhal­tigkeit.