Volatile Baupreise
23. Juli 2021
Die Baupreise sind in den letzten Monaten spürbar gestiegen. Zwischen Oktober 2020 und April 2021 erhöhten sie sich im Schweizer Hochbau um 1.5 Prozent, was den grössten Halbjahresanstieg seit 2008 bedeutet. Dabei stiegen die Preise einzelner Bauteile noch deutlicher stärker. So lag etwa der der Kurs für Holz an den Rohstoffbörsen Mitte Juni 2021 mehr als doppelt so hoch wie in den Vorjahren – und das, obwohl die Preise in der ersten Junihälfte 2021 wieder ein wenig nachgegeben hatten (siehe auch https://www.finanzen.ch/rohstoffe/holzpreis). Auch wenn die Preise an den Börsen stärker schwanken als die effektiv bezahlten Preise für Dachstöcke und Möbel, zeigt sich klar: Der Baumarkt befindet sich in einer turbulenten Phase.
Höhere Baupreise
Viele Baumaterialien sind teurer geworden, teilweise ist auch mit Lieferengpässen zu rechnen. Ursache dafür ist ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren:
- Der von Nachholeffekten beschleunigte Nachfrageanstieg traf teilweise auf nicht vollständig funktionierende Lieferketten.
- Angesichts der wirtschaftlichen Unsicherheiten im letzten Jahr füllten viele Produzenten ihre Lager nur zurückhaltend auf.
- Der Konjunkturanstieg wurde etwa in den USA durch Investitionen in die Infrastruktur und durch steigende Häuserpreise nochmals beschleunigt.
Baupreise und andere Trends
Viele dieser Entwicklungen werden sich gemäss unserer Einschätzung in der nahen Zukunft normalisieren. Parallel werden sich einige Trends, die bereits vor der Pandemie für Veränderungen gesorgt haben, wieder verstärkt bemerkbar machen.
- Der Einsatz von Holz aus Baumaterial wird weiter zunehmen. Der Preisanstieg widerspiegelt hier teilweise die Beliebtheit des Rohstoffs. Dieser Preisanstieg setzt die Anreize, dass zukünftig mehr Bauholz produziert wird und sich die Schweizer Wertschöpfungskette «Wald-Holz» besser organisiert. Diese Kapazitätsausweitung benötigt ihre Zeit, wird aber anschliessend den Holzbauten, die bei lokaler Produktion besonders nachhaltig sind, zusätzlichen Schwung verleihen. Hinsichtlich der preislichen Konkurrenzfähigkeit von Holzbauten mit Massivbauten ist zu beachten, dass die reinen Materialkosten bezogen auf die Gesamtkosten nur einen kleinen Anteil ausmachen. Daher wird sich die aktuelle Preissteigerung von Holz nicht im selben Ausmass auf die Preise von Holzbauten auswirken.
- In der Baubranche sind Diskussionen um Margen und Preise allgegenwärtig. Angesichts tiefer Margen besteht wenig Spielraum, Reserven für veränderte Materialpreise generell einzupreisen. Wer das Materialpreisrisiko trägt, hängt vom Projektstand und der jeweiligen Vertragsgestaltung ab. Abmachungen um Verantwortlichkeiten werden zunehmen. So bieten heute Generalunternehmer dem Bauherren eine Kostensicherheit. Die Generalunternehmer wiederum haben bei den bereits vergebenen Subunternehmeraufträgen das Risiko an das ausführende Bauunternehmen ausgelagert. Diese wiederum haben die Preise zum Teil bei den Lieferanten abgesichert. In der aktuellen Situation zeigen sich aber auch einige Bauherren kulant und sind bereit, Teile der Mehrkosten aufgrund von Materialpreissteigerungen mitzutragen, wenn sie mit den Bauunternehmen eine langjährige Zusammenarbeit pflegen.
- Die Sensibilisierung für Schwankungen bei den Materialpreisen dürfte nochmals zunehmen. Zwar ist die aktuelle Situation aussergewöhnlich bezüglich Ausmass der Preissteigerung, Betroffenheit zahlreicher Materialen und der Kombination mit Lieferengpässen. Dennoch gilt es festzuhalten, dass gewisse Preisschwankungen gang und gäbe sind. Die jüngsten Entwicklungen rufen Erinnerungen an die Zeit von vor zehn Jahren hervor, als deutliche Schwankungen in den Wechselkursen die Kosten für importierte Baumaterialen prägten.
- Bauen wird tendenziell teuerer. Dies weil die Anforderungen an die Liegenschaften kontinuierlich zunehmen werden, etwa im Bereich Brandschutz, Erdbebenrisiken oder Nachhaltigkeit.