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Büroflä­chen­nach­frage in Zeiten struk­tu­reller Verän­de­rungen

Letzte Aktualisierung: 22. April 2025

Die Nachfrage nach Büroflächen wurde seit der Corona­pan­demie durch ein starkes Beschäf­ti­gungs­wachstum gestützt, während struk­tu­relle Verän­de­rungen wie Homeoffice und Desk-Sharing diese eher gedämpft haben. Im folgenden Blogbeitrag wollen wir die neusten Erkennt­nisse zu der verän­derten Büroflä­chen­nach­frage anhand der Resultate der «Büroflächen-Barometer»-Befragung aufzeigen und in die jüngsten Entwick­lungen am Schweizer Arbeits­markt einordnen sowie einen Blick auf die zukünftige Entwicklung werfen.  

Stabi­li­sierung der Homeoffice-Quoten

Eine realis­tische Einschätzung des zukünf­tigen Büroflä­chen­be­darfs muss die verän­derten Rahmen­be­din­gungen seit der Corona­pan­demie einbe­ziehen. Im Vergleich zu früher wird heute bei vielen Unter­nehmen pro neue Arbeits­stelle weniger zusätz­liche Fläche benötigt, da ein signi­fi­kanter Anteil der Arbeit im Homeoffice erbracht wird und parallel das Konzept des Desk-Sharing einge­führt wurde. Laut der aktuellen «Büroflächen-Barometer»-Erhebung liegt der durch­schnitt­liche Homeoffice-Anteil bei 32%. Dieser Wert ist zwar deutlich höher als vor der Pandemie, jedoch tiefer als während der Hochphase der Krise.

Kurzfristig scheint sich eine Stabi­li­sierung der Homeoffice-Quote abzuzeichnen. Unter­nehmen erwarten für die Zukunft ähnliche Werte von rund 33%. Frühere Befra­gungen aus dem Jahr 2022 gingen noch von höheren zukünf­tigen Quoten von bis zu 40% aus. Diese Stabi­li­sierung dürfte die Nachfrage nach Büroflächen grund­sätzlich stützen, auch wenn sich die Nutzungs­muster verändert haben.

Effizi­entere Flächen­nutzung durch Desk-Sharing und Unter­miete

Die Unter­nehmen haben auf die verän­derten Arbeits­weisen mit einer Reihe von Anpas­sungen reagiert. Einer­seits wurden organi­sa­to­rische Massnahmen wie die Einführung einer Mindest­an­we­sen­heits­quote ergriffen, die gemäss Umfrage bei rund 42% der Unter­nehmen imple­men­tiert wurde. Anderer­seits werden die vorhan­denen, durch das vermehrte Homeoffice oft unter­ge­nutzten, Flächen zunehmend effizi­enter genutzt – etwa durch Desk-Sharing.

Laut der «Büroflächen-Barometer»-Umfrage nutzen aktuell rund 32% der befragten Unter­nehmen Desk-Sharing und dieser Anteil dürfte zukünftig sogar noch weiter ansteigen. Denn die Umfra­ge­re­sultate zeigen, dass künftig rund 38% der Unter­nehmen auf Desk-Sharing setzen werden. Bei den Gross­un­ter­nehmen mit über 250 Mitar­bei­tenden soll der Anteil sogar auf 74% steigen. Dies ist weit mehr als die 12% von vor der Corona­pan­demie.

Nicht nur eine effizi­entere interne Verwendung der Flächen, sondern auch eine Vermietung der Flächen dürfte bei vielen Unter­nehmen vorstellbar sein. So zeigten unsere jüngsten Analysen zur Unter­miete, dass der Anteil der zur Unter­ver­mietung ausge­schrie­benen Büroflächen im Vergleich zu dem Niveau vor der Pandemie von durch­schnittlich etwa 2% (Mittelwert 2014 bis 2020) auf über 5% (Mittelwert seit Anfang 2022) angestiegen ist («Die Rolle der Unter­miete im Wohn- und Geschäfts­flä­chen­markt der Schweiz»).

Trotz dieser Massnahmen liegt die aktuelle Belegungs­quote der Arbeits­plätze in den befragten Unter­nehmen bei durch­schnittlich 72%. Ein mögliches Beschäf­ti­gungs­wachstum müsste sich daher nicht zwangs­läufig in einem höheren Flächen­bedarf nieder­schlagen.

Entwicklung am Schweizer Arbeits­markt

Die Ende November veröf­fent­lichte Beschäf­ti­gungs­sta­tistik für das 3. Quartal 2024 deutet auf eine Stabi­li­sierung des Beschäf­ti­gungs­wachstums in der Schweizer Wirtschaft hin. In den klassi­schen Bürobranchen war das Beschäf­ti­gungs­wachstum, gemessen an der Zahl der Vollzeit­stellen, zwar mit 1.5% im Vergleich zum Vorjahr weiterhin über dem Gesamt­markt (+1.4%), jedoch unter dem Durch­schnitt der vergan­genen zehn Jahre (+1.7%). Dabei ist zu berück­sich­tigen, dass die Bürobranchen seit Ausbruch der Pandemie eine besonders dynamische Entwicklung verzeich­neten. Diese hat entscheidend dazu beigetragen, dass sich die Nachfrage nach Büroflächen trotz des steigenden Homeoffice-Anteils und einer effizi­en­teren Flächen­nutzung durch Desk-Sharing nicht rückläufig entwi­ckelt hat.

Beschäf­ti­gungs­aus­blick

Wüest Partner erwartet auch in den nächsten Jahren ein solides Stellen­wachstum in den Bürobranchen. Bis 2030 prognos­ti­zieren wir einen durch­schnitt­lichen Zuwachs von 1.6% pro Jahr. Dies entspricht im Total rund 100’000 zusätz­lichen Arbeits­plätzen (gemessen in Vollzeit­äqui­va­lenten) entspricht. Die meisten dieser neuen Stellen dürften in der Infor­ma­ti­ons­tech­no­logie, in der Unter­neh­mens­be­ratung sowie in finanz­nahen Dienst­leis­tungen (u.a. Fintech-Unternehmen, Fonds­ma­nagement, Effekten- und Waren­handel) entstehen.

Es gilt jedoch zu berück­sich­tigen, dass langfristige Trends, wie der demogra­phische Wandel und der Einsatz von künst­licher Intel­ligenz die Notwen­digkeit von zusätz­lichen Arbeits­kräften senken. Mögliche Effizi­enz­ge­winne durch generative KI im Immobi­li­en­sektor haben wir in diesem Blogbeitrag «Wie hoch sind die Effizi­enz­ge­winne durch generative KI für den Immobi­li­en­sektor?» beschrieben. Die mittel­fristige Beschäf­ti­gungs­er­wartung ist damit nicht mehr ganz so dynamisch wie im Durch­schnitt der letzten Dekade. Dennoch dürfte sie intakt bleiben und so für zusätz­liche Nachfrage nach Büroflächen sorgen.

Zukünf­tiger Büroflä­chen­bedarf – Auch abhängig von der Belegungs­quote

Die struk­tu­rellen Verän­de­rungen, welche die Nachfrage nach neuen Büroflächen tenden­ziell dämpfen, und die positive Beschäf­ti­gungs­ent­wicklung wirken derzeit also noch in gegen­sätz­liche Richtungen. Eine quanti­tative Abschätzung, welcher der beiden Faktoren mittel­fristig überwiegen wird, bleibt damit heraus­for­dernd. Daher haben wir in der «Büroflächen-Barometer»-Befragung die Unter­nehmen nach ihrer Einschätzung für den zukünf­tigen Büroflä­chen­bedarf gefragt. Dies erlaubt zumindest eine quali­tative Einschätzung über die künftige Entwicklung der Nachfrage nach Büroflächen.

Die Mehrheit der Unter­nehmen geht davon aus, dass die Grösse ihrer aktuellen Büroflächen unver­ändert bleibt. 26% rechnen eher mit einem Anstieg: 24% mit einem moderaten, 2% mit einem deutlichen. Im Gegensatz dazu planen 14% eine Verklei­nerung ihrer Flächen, wobei die Mehrheit nur geringe Anpas­sungen vornehmen will. Erwar­tungs­gemäss ist dabei der Anteil der Unter­nehmen, die ihre Flächen verringern wollen, kleiner, je höher die Belegungs­quote ausfällt. Der zusätz­liche Flächen­bedarf besteht jedoch nicht unbedingt bei den Flächen für klassische Arbeits­plätze. Die Befragung zeigt, dass bei vielen Unter­nehmen vor allem der Wunsch nach zusätz­lichen Flächen für Meeting-Räume und den Kunden­be­reich, aber auch für Fokus‑, Rückzugs- und Erholungs­be­reiche besteht.

Fazit

Die Nachfrage nach Büroflächen wird durch struk­tu­relle Verän­de­rungen wie Homeoffice und Desk-Sharing weiterhin geprägt. Jedoch dürfte die Stabi­li­sierung der Homeof­fice­quoten dafür sprechen, dass zwar der Trans­for­ma­ti­ons­prozess in die neue Arbeitswelt noch nicht überall abgeschlossen ist, die ganz grossen negativen Effekte für die Büroflä­chen­nach­frage in der Schweiz aber ausge­blieben sind. Dies ist nicht zuletzt auf ein dynami­sches Beschäf­ti­gungs­wachstum in den letzten Jahren zurück­zu­führen.

Besonders der Einsatz von künst­licher Intel­ligenz – insbe­sondere genera­tiver KI – könnte die Notwen­digkeit für zusätz­liche Arbeits­kräfte in Bürobranchen jedoch zukünftig deutlich verringern. KI verspricht erheb­liche Produktivitäts- und Effizi­enz­ge­winne bei repeti­tiven Aufgaben, wodurch weniger neues Personal einge­stellt werden müsste. Obwohl wir auch mittel­fristig robustes Beschäf­ti­gungs­wachstum in den klassi­schen Bürobranchen erwarten und dies gemäss der Umfrage auch in höherem Flächen­ver­brauch resul­tieren könnte, bleibt der zusätz­liche Flächen­bedarf – insbe­sondere nach zusätz­lichen Arbeits­plätzen ‑daher moderat. Der zukünftige Fokus des Flächen­be­darfs liegt vermehrt auf flexi­bleren Räumen wie Meeting-Zonen, Rückzugs­be­reichen und Kunden­be­reichen.

Welche Anfor­de­rungen die Unter­nehmen an die Büroräum­lich­keiten stellen würden und wo sich diese optima­ler­weise befinden, haben wir in einem separaten Blogbeitrag «Wandelnde Ansprüche an das moderne Büro» behandelt.

Der «Büroflächen-Barometer» von Wüest Partner
Der «Büroflächen-Barometer» von Wüest Partner ist eine gesamt­schwei­ze­rische Umfrage, die sich an Entschei­dungs­träger in Unter­nehmen, welche Büroflächen nutzen, richtet. Dabei werden rund 300 Schweizer Unter­nehmen zur aktuellen Büroar­beits­platz­si­tuation und zur länger­fris­tigen struk­tu­rellen Büroflä­chen­nach­frage befragt. Die Umfrage wurde zwischen 2020 und 2022 jährlich und nun im Jahr 2024 durch­ge­führt.

Lesen Sie mehr über die kurz- und langfris­tigen Perspek­tiven des Schweizer Büroflä­chen­marktes im Immo-Monitoring.

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