Mit dem eigenen Wohnverhalten das Klima schützen: Prüfen Sie Ihre Emissionen
04. Dezember 2024
Haben Sie sich jemals Gedanken darüber gemacht, wie stark das Wohnverhalten den eigenen CO₂-Fussabdruck beeinflusst? Es ist verblüffend, wie gross die Auswirkungen sind – und wie wenig wir uns dessen bewusst sind. Was passiert, wenn man im Eigenheim eine nachhaltige Heizung installiert? Oder als Mieter:in die Wohnfläche verkleinert? Wie schlägt sich das im Vergleich zu einer vegetarischen Ernährung oder dem Verzicht auf Flugreisen?
Der Wüest-Partner-Wohnemissions-Check gibt Antworten auf diese Fragen. Mit nur wenigen Klicks kann man herausfinden, wie die Wohnsituation im Vergleich zu anderen alltäglichen Handlungen das Klima beeinflusst. Indem aufgezeigt wird, wie sich der Co2-Ausstoss pro Kopf in verschiedenen Wohnsituationen verändert, werden Potenziale zur persönlichen Reduktion aufgedeckt. Der Wohnemissions-Check schätzt beispielsweise wie eine Haussanierung, eine Änderung der Anzahl der Bewohner:innen oder ein geplanter Umzug, den CO2-Fussabdruck beeinflussen.
Wohnfläche und CO2-Ausstoss: Warum weniger mehr ist
Der Wohnflächenverbrauch in der Schweiz wächst stetig. 1980 lebten die Menschen auf durchschnittlich 34 m² pro Person, 2021 waren es bereits über 46 m² (BFS, 2021). Mehr Wohnraum bedeutet jedoch auch mehr Heizbedarf pro Kopf – und das schmälert die positiven Effekte energieeffizienter Gebäude. Zudem steigen bei Neubauten die sogenannten grauen Emissionen – also jene, die bei der Errichtung eines Gebäudes entstehen – ebenfalls.
Um die Klimaziele der Agenda 2030 zu erreichen, hat sich die Schweiz ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Bis 2050 soll das Land netto keine Treibhausgase mehr ausstossen. Der Gebäudesektor spielt hierbei eine entscheidende Rolle, da er für 23 Prozent der landesweiten Emissionen verantwortlich ist (BAFU, 2024). Wohngebäude allein tragen 15 Prozent dazu bei.
Drei Strategien für klimafreundliches Wohnen
Um die Klimaziele zu erreichen, gibt es verschiedene Ansätze. In der Fachliteratur werden häufig drei Strategien genannt: Effizienz, Konsistenz und Suffizienz. Was bedeuten diese Begriffe konkret?
- Effizienz: Hier geht es darum, den Ressourceneinsatz zu optimieren, beispielsweise durch den Einsatz effizienterer Materialien und Geräte.
- Konsistenz: Diese Strategie setzt auf naturverträgliche Technologien und Strukturen, wie die Umstellung auf erneuerbare Energien anstatt fossiler Heizträger.
- Suffizienz: Dieser Ansatz fordert eine Reduktion des Konsums und eine umweltverträgliche Befriedigung unserer Bedürfnisse, wie etwa die Reduktion der Wohnfläche pro Person.
Während die Strategien Effizienz und Konsistenz weitgehend akzeptiert sind, ist Suffizienz oft emotional geladen, da sie Einschränkungen im Konsum fordert. Dennoch ist es ohne Suffizienzstrategie nicht möglich, das Ziel einer nachhaltigen Entwicklung zu erreichen. Gründe dafür sind, dass Break-Through-Technologien extrem teuer und noch nicht skalierbar sind oder dass Rebound- oder Verlagerungs-Effekte auftreten können.
Rebound-Effekte sind Effekte, welche Effizienzgewinne durch eine Überkompensation im Konsum wieder zunichte machen (Santarius, 2012). Ein Beispiel für den Rebound-Effekt ist die Zunahme der Mobilität bei Besitz eines E-Autos: Weil ich weiss, dass mein Auto im Vergleich zu früher viel effizienter geworden ist, habe ich ein besseres Gewissen und benutze das Auto auch für Strecken, die ich vorher mit dem Zug gemacht hätte. In der Summe macht die Zunahme im Konsum die Effizienzsteigerung wieder zunichte. Aus diesen Gründen sind für das Erreichen der Bestrebungen für eine nachhaltige Entwicklung alle drei Strategien von Bedeutung.
Suffizienz in der Stadtplanung: Weniger Raum für mehr Nachhaltigkeit
Auch in der Stadtplanung spielen die drei Strategien Effizienz, Konsistenz und Suffizienz eine wichtige Rolle. Schon vor etwa 15 Jahren haben sich Schweizer Städte zu nachhaltigen Leitlinien verpflichtet, die diese Strategien integrieren. Die Städte Zürich und Winterthur etwa haben sich das Ziel der 2000-Watt-Gesellschaft gesetzt, das sowohl Effizienz-, Konsistenz- als auch Suffizienzstrategien beinhaltet. Inzwischen sind diese Zielsetzungen durch Netto-Null-Verpflichtungen ersetzt worden, wobei Zürich die Suffizienzstrategie besonders hervorhebt.
Die Wichtigkeit der Suffizienzstrategie wird in der Forschung immer wieder betont: Laut Gessler, Gugerli und Altenburger («Suffizienz als Standbein der 2000-Watt-Strategie», 2013) braucht es sie in der Nachhaltigkeitspolitik des bebauten Raums, um den Ressourcenverbrauch effektiv zu reduzieren. Obwohl der Wohnflächenkonsum pro Kopf nicht direkt steuerbar ist, können Arealüberbauungen, Gestaltungspläne und Sonderbauvorschriften genutzt werden, um suffizientes Wohnen zu fördern. Besonders der gemeinnützige Wohnungsbau in Zürich, mit Projekten wie der Kalkbreite oder dem Hunzikerareal, bietet hier wertvolle Beispiele für nachhaltige Lebensstile.
Was ist eine optimale Wohnfläche pro Kopf?
Eine Reduktion der Pro-Kopf-Wohnfläche ist aus Optik der zu erreichenden Nachhaltigkeitsziele wünschenswert. Allerdings zeigt sich, dass Zielwerte weder in Forschung noch Politik formuliert sind. Interessant ist jedoch, dass eine Studie von 2016 von A. Jenny mit dem Thema «Die Entwicklung eines Masses zur Suffizienz: das subjektiv genügende Mass (SGM)» zeigt, dass die Schweizer Bevölkerung mit rund 36 m² Wohnfläche pro Person genauso zufrieden wäre – das sind 10 m² weniger als der aktuelle Durchschnitt. Weniger Wohnraum bedeutet weniger Emissionen, ohne dass der Lebensstandard darunter leidet.
Was kann ich tun?
Die Reduktion der Emissionen im Gebäudesektor erfordert oft Massnahmen, die komplizierter oder langwieriger sind als andere klimafreundliche Entscheidungen, wie etwa eine Umstellung der Ernährung. Viele Massnahmen liegen ausserhalb des eigenen Einflussbereichs, etwa weil man nicht selbst Eigentümer:in der Immobilie ist oder weil man durch externe Faktoren eingeschränkt ist. So sind die Mieten bei bestehenden Mietverträgen vielerorts tiefer als die Mieten von kleineren Wohnungen im Angebotsmarkt, was einen Umzug ökonomisch sehr unattraktiv machen kann. Dies sind jedoch mögliche Massnahmen:
Wenig Aufwand
- Beleuchtung und Geräte abstellen, wenn nicht in Gebrauch, z.B. WLAN während Ferien abstellen
- Heizung in unbenutzten Räumen abstellen
- Waschmaschine und Geschirrspüler auf tiefstmöglichen Temperaturen laufen lassen
- Wäsche aufhängen statt tumblern
- Statt Heizung auf 24°C stellen, lieber Pullover und Socken anziehen
- Nur kurz duschen, heisses Bad als Luxus betrachten
- Energieeffiziente Geräte benutzen
- Korrektes Lüften
Mittlerer Aufwand
- LED-Beleuchtung installieren
- Erneuerbaren Strom beziehen
- Smarte Thermostate installieren
- Ineffiziente Boiler austauschen (graue Emissionen sind vernachlässigbar)
Hoher Aufwand
- Photovoltaik installieren
- Fossile Heizungen austauschen
- Haus / Wohnung energetisch sanieren
- Smarte Heizsysteme installieren
- Beim nächsten Umzug auf Heizträger und Wohnfläche achten
- Der Verwaltung melden, dass man innerhalb der Liegenschaft in eine kleinere Wohnung ziehen möchte
- Wohnungstausch vereinbaren oder WG’s gründen
Erfahren Sie, wie hoch Ihre Wohnemissionen sind