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Klima­ri­siken in der Immobi­li­en­branche: Wüest Partner koope­riert mit CLIMADA Techno­logies

Veröffentlicht am: 24. März 2025

Der Klima­wandel stellt die Immobi­li­en­branche vor grosse Heraus­for­de­rungen. Häufigkeit und Inten­sität von Extrem­wet­ter­er­eig­nissen nehmen zu und können den Wert von Immobilien erheblich mindern – mit poten­ziell gravie­renden Folgen für Eigentümer:innen, Inves­tie­rende und Finanz­in­stitute. Da diese Risiken auch die Stabi­lität des gesamten Finanz­markts gefährden können, verschärfen neue Regulie­rungen die Anfor­de­rungen an Unter­nehmen bezüglich ihrer Risiko­iden­ti­fi­kation.

Um die Gefahren durch den Klima­wandel für die Immobi­li­en­branche voraus­schauend zu bewerten und robuste Manage­ment­stra­tegien zu entwi­ckeln, arbeitet Wüest Partner mit CLIMADA Techno­logies, einem Spin-off der ETH Zürich für Klima­ri­si­ko­ana­lysen, zusammen. Die Koope­ration ermög­licht eine frühzeitige Identi­fi­kation der physi­schen Risiken des Klima­wandels und deren poten­zielle Auswir­kungen, sodass fundierte Entschei­dungen zur Risiko­min­derung und zur Einhaltung regula­to­ri­scher Vorgaben getroffen werden können.

Der Klima­wandel und seine Auswir­kungen auf die Immobi­li­en­branche

Die Auswir­kungen des Klima­wandels sind unüber­sehbar. Extreme Wetter­ereig­nisse wie Hitze­wellen, Unwetter und Stark­regen treten immer häufiger auf und setzen Gebäude sowie Infra­struk­turen massiv unter Druck. Die dadurch entste­henden Schäden sind oft enorm: Allein im Sommer 2024 verur­sachten Unwetter im Wallis und Tessin Schäden von 160 bis 200 Millionen CHF. Ein drasti­sches Beispiel ist die Flutka­ta­strophe im deutschen Ahrtal 2021, die Schäden von rund 40.5 Milli­arden Euro hinter­liess – wovon nur etwa 20% versi­chert waren. Doch auch anhal­tende Dürren und Hitze­wellen fordern ihren Tribut. In Griechenland brannten 2023 rund 1.3% der gesamten Landes­fläche, mit gravie­renden Folgen für Wirtschaft und Umwelt.

Neben akuten Extrem­wett­ereig­nissen bringt der Klima­wandel auch schlei­chende, chronische Verän­de­rungen mit sich. Ein Beispiel sind die steigenden Tempe­ra­turen, die insbe­sondere in Städten zur Hitze­be­lastung («Hitze­inseln») führen und hohe Kühlkosten verur­sachen. Ein weiteres Beispiel für chronische Klima­ge­fahren sind auftau­enden Perma­f­rost­böden, welche die Stabi­lität von Gebäuden beein­träch­tigen und Rutschungen in Bergre­gionen begüns­tigen.

Steigende Klima­ri­siken als Heraus­for­derung für den Finanz­markt

Die Risiken des Klima­wandels können den Wert von Immobilien erheblich mindern. In diesem Zusam­menhang unter­scheidet man zwischen «physi­schen» und «transi­to­ri­schen» Risiken. Physische Risiken beziehen sich auf die Risiken, die durch die direkten Auswir­kungen des Klima­wandels verur­sacht werden, also kosten­in­tensive Präven­ti­ons­mass­nahmen, hohe Repara­tur­kosten im Schadensfall, steigende Versi­che­rungs­prämien und Betriebs­kosten, eine sinkende Nachfrage oder drohende Mietaus­fälle.

Doch nicht nur Immobi­li­en­be­sit­zende sind von physi­schen Klima­ri­siken betroffen. Auch Banken, Versi­che­rungen und Inves­toren stehen vor wachsenden finan­zi­ellen Risiken. Sinkende Immobi­li­en­werte beein­träch­tigen die Finanz­märkte direkt: Wenn Belei­hungs­werte fallen, verlieren Banken Sicher­heiten für ihre Kredite. Gleich­zeitig steigt das Risiko, dass Kredit­neh­mende ihre Zahlungen nicht mehr leisten können, etwa durch hohe Sanie­rungs­kosten, steigende Versi­che­rungs­prämien oder erhöhte Zinsen. Dies kann nicht nur höhere Kredit­kosten zur Folge haben, sondern im schlimmsten Fall ganze Finanz­märkte desta­bi­li­sieren.

Im Gegensatz zu den physi­schen Risiken des Klima­wandels, entstehen transi­to­rische Risiken durch wirtschaft­liche und regula­to­rische Anpas­sungen an den Klima­wandel. Dazu zählen beispiels­weise strengere Umwelt- und Klima­schutz­re­gu­lie­rungen, verän­derte Markt­an­for­de­rungen oder neue Inves­ti­ti­ons­kri­terien. Diese können die Finan­zier­barkeit und Attrak­ti­vität von Immobilien erheblich beein­flussen, insbe­sondere wenn sie nicht frühzeitig berück­sichtigt werden.

Regula­to­rische Anfor­de­rungen nehmen zu

Als Reaktion auf die finan­zi­ellen Gefahren durch die Auswir­kungen des Klima­wandels fordern verschiedene regula­to­rische Massnahmen eine umfas­sende Identi­fi­kation ihrer physi­schen und transi­to­ri­schen Risiken. Unter­nehmen sind angehalten, Klima­ri­siken syste­ma­tisch zu erkennen, zu analy­sieren und zu bewerten, um geeignete Strategien zu deren Management und Minderung zu entwi­ckeln. Die Nicht­be­achtung dieser Risiken kann nicht nur zu erheb­lichen wirtschaft­lichen Verlusten führen, sondern auch zu regula­to­ri­schen Sanktionen.

EU: Die Taxonomie-Verordnung als Massstab

In der Europäi­schen Union bildet die Verordnung (EU) 2020/852, bekannt als Taxonomie-Verordnung, einen zentralen Rahmen für nachhaltige Inves­ti­tionen. Sie definiert insgesamt sechs Umwelt­ziele, anhand derer bestimmt wird, ob eine Wirtschafts­tä­tigkeit als ökolo­gisch nachhaltig gilt. Unter­nehmen, die zur nicht­fi­nan­zi­ellen Bericht­erstattung verpflichtet sind, müssen offen­legen, in welchem Umfang ihre Tätig­keiten mit diesen Zielen in Einklang stehen.

Vor allem für das Ziel «Anpassung an den Klima­wandel» ist eine Klima­ri­si­ko­analyse relevant. Unter­nehmen müssen hier darlegen, wie klima­be­dingte Risiken, physische und transi­to­rische, ihre wirtschaft­lichen Aktivi­täten beein­flussen und welche Massnahmen sie zur Anpassung ergreifen. Damit wird Trans­parenz geschaffen und Inves­toren erhalten eine fundierte Basis für nachhaltige Finanz­ent­schei­dungen.

Schweiz: FINMA setzt neue Anfor­de­rungen um

Die Eidge­nös­sische Finanz­markt­auf­sicht (FINMA) hat mit dem Rundschreiben 2026/1 «Natur­be­zogene Finanz­ri­siken» neue Richt­linien erlassen, die ab dem 1. Januar 2026 stufen­weise in Kraft treten. Diese Richt­linien verpflichten Banken und Versi­che­rungen, natur­be­zogene, insbe­sondere klima­be­zogene, physische und transi­to­rische Finanz­ri­siken syste­ma­tisch zu identi­fi­zieren, zu bewerten und in ihre Risiko­mo­delle zu integrieren. Die Anfor­de­rungen umfassen die Imple­men­tierung geeig­neter Governance-Strukturen, die Durch­führung von Szena­rio­ana­lysen sowie die Offen­legung dieser Risiken gegenüber der Öffent­lichkeit, die für alle betrof­fenen Institute gilt. Ziel ist es, die Wider­stands­fä­higkeit der Finanz­in­stitute gegenüber Umwelt- und Klima­ri­siken zu stärken und die Stabi­lität des Schweizer Finanz­systems zu gewähr­leisten.

Partner­schaft für eine daten­ba­sierte Klima­ri­si­ko­analyse

Um Immobi­li­en­ak­teure bei der Identi­fi­kation und dem Management ihrer physi­schen Klima­ri­siken zu unter­stützen, koope­riert Wüest Partner mit CLIMADA Techno­logies, einem Spin-off der ETH Zürich, das sich auf Klima­ri­si­ko­mo­del­lierung spezia­li­siert hat. Das Unter­nehmen entstand aus der Forschung an der Professur für Wetter- und Klima­ri­siken der ETH Zürich und entwi­ckelt Klima­ri­si­ko­ana­lysen für verschiedene Branchen, darunter Immobilien und Finanz­dienst­leis­tungen.

Im Juni 2024 wurde CLIMADA Techno­logies mit dem »venture» Award in der Kategorie Finanzen & Versi­che­rungen ausge­zeichnet – ein Beleg für die Innova­ti­ons­kraft und wissen­schaft­liche Stärke des Unter­nehmens. Die von CLIMADA Techno­logies angewandte Methodik basiert auf modernsten Klima­si­mu­la­tionen, welche mit Gebäu­de­infor­ma­tionen und Finanz­kenn­zahlen kombi­niert werden, um präzise Risiko­be­wer­tungen auf Objekt­ebene zu ermög­lichen.

Die Lösung von CLIMADA Techno­logies bietet ein standar­di­siertes Klimarisiko-Rating, welches es ermög­licht, einzelne Immobilien oder ganze Portfolios objektiv zu bewerten und vergleichbar zu machen – eine entschei­dende Grundlage für Inves­toren und Finanz­in­stitute. Ergänzend dazu liefern die Modelle finan­zielle Schadens­pro­gnosen, die poten­zielle Wertver­luste beziffern.

Dank der Zusam­men­arbeit von CLIMADA Techno­logies und Wüest Partner können nun die Klima­ri­siken des gesamten Schweizer Gebäu­de­parks in einer Studie umfassend analy­siert werden. Die Ergeb­nisse dieser Studie bieten wertvolle Erkennt­nisse über die Auswir­kungen physi­scher Klima­ri­siken und werden im Immo-Monitoring im April 2025 publi­ziert.

Ein entschei­dender Schritt für die Zukunft

Die Koope­ration zwischen CLIMADA Techno­logies und Wüest Partner vereint modernste Klima­wis­sen­schaft mit tiefge­hender Immobi­li­en­ex­pertise. Sie ermög­licht Immobi­li­en­be­sit­zenden, Inves­tie­renden und Finanz­in­sti­tuten daten­ba­sierte Entschei­dungen, die nicht nur die physische Resilienz von Immobi­li­en­port­folios stärken, sondern auch regula­to­ri­schen Anfor­de­rungen gerecht werden und langfristige Wertver­luste minimieren.

Dabei geht es nicht nur darum, Regula­tionen bezüglich der Identi­fi­kation von physi­schen Klima­ri­siken zu erfüllen, sondern konkrete Wege für eine nachhaltige, klima­re­si­liente Immobi­li­en­wirt­schaft aufzu­zeigen. Die Partner­schaft trägt dazu bei, dass der Markt nicht nur auf den Klima­wandel reagiert, sondern sich aktiv darauf vorbe­reitet und seine Wider­stands­fä­higkeit gezielt stärkt. Sie schafft Trans­parenz und unter­stützt eine voraus­schauende Planung mit dem Ziel wirtschaft­licher Stabi­lität. Die Kombi­nation aus fortschritt­licher Klima­mo­del­lierung und umfas­sender Markt­kenntnis ist bisher einmalig und schafft eine belastbare Basis für eine resiliente Immobi­li­en­stra­tegie.

«Klima­ri­siken sind eine Heraus­for­derung, aber auch eine Chance. Gemeinsam mit Wüest Partner schaffen wir Trans­parenz und wandeln Risiken in Wissen um, das fundierte Entschei­dungen ermög­licht. So können Immobi­li­en­be­sit­zende und Inves­tie­rende nicht nur Werte langfristig sichern, sondern auch resiliente Strategien für die Zukunft entwi­ckeln. Wer heute handelt, gestaltet aktiv die Trans­for­mation der Branche.» – Simone Thompson, CEO CLIMADA Techno­logies

«In den vergan­genen Jahren und Jahrzehnten hat sich das Risiko­profil von Immobilien durch physische Gefahren zunehmend verschärft – und auch in Zukunft wird der Klima­wandel diese Entwicklung weiter voran­treiben. Wir bei Wüest Partner beobachten jedoch, dass der Umgang mit physi­schen Risiken in vielen Portfolios noch nicht syste­ma­tisch verankert ist. Für Investor:innen ist es daher entscheidend, sich intensiv mit diesen Risiken ausein­an­der­zu­setzen, sie gezielt zu analy­sieren und daraus abgeleitete Anpas­sungs­mass­nahmen sowohl für einzelne Immobilien als auch für gesamte Portfolios zu ergreifen.» – Christoph Axmann, Partner bei Wüest Partner.

Der Immobi­li­en­sektor steht vor grossen Heraus­for­de­rungen – wer jedoch frühzeitig handelt, kann nicht nur finan­zielle Stabi­lität sichern, sondern auch zur nachhal­tigen Trans­for­mation der Branche beitragen. Diese Partner­schaft setzt genau dort an: Sie ermög­licht fundierte Entschei­dungen, voraus­schau­endes Handeln und eröffnet neue Wege für eine wider­stands­fähige, zukunfts­si­chere Immobi­li­en­wirt­schaft.