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Klimarisiken in der Immobilienbranche: Wüest Partner kooperiert mit CLIMADA Technologies

Letzte Aktualisierung: 23. März 2025

Der Klimawandel stellt die Immobilienbranche vor große Herausforderungen. Häufigkeit und Intensität von Extremwetterereignissen nehmen zu und können den Wert von Immobilien erheblich mindern – mit potenziell gravierenden Folgen für Eigentümer:innen, Investierende und Finanzinstitute. Da diese Risiken auch die Stabilität des gesamten Finanzmarkts gefährden können, verschärfen neue Regulierungen die Anforderungen an Unternehmen bezüglich ihrer Risikoidentifikation.

Um die Gefahren durch den Klimawandel für die Immobilienbranche vorausschauend zu bewerten und robuste Managementstrategien zu entwickeln, arbeitet Wüest Partner mit CLIMADA Technologies, einem Spin-off der ETH Zürich für Klimarisikoanalysen, zusammen. Die Kooperation ermöglicht eine frühzeitige Identifikation der physischen Risiken des Klimawandels und deren potenzielle Auswirkungen, sodass fundierte Entscheidungen zur Risikominderung und zur Einhaltung regulatorischer Vorgaben getroffen werden können.

Der Klimawandel und seine Auswirkungen auf die Immobilienbranche

Die Auswirkungen des Klimawandels sind unübersehbar. Extreme Wetterereignisse wie Hitzewellen, Unwetter und Starkregen treten immer häufiger auf und setzen Gebäude sowie Infrastrukturen massiv unter Druck. Die dadurch entstehenden Schäden sind oft enorm: Allein im Sommer 2024 verursachten Unwetter im Schweizer Wallis und Tessin Schäden von 160 bis 200 Millionen CHF. Ein drastisches Beispiel ist die Flutkatastrophe im Ahrtal 2021, die Schäden von rund 40.5 Milliarden Euro hinterließ – wovon nur etwa 20% versichert waren. Doch auch anhaltende Dürren und Hitzewellen fordern ihren Tribut. In Griechenland brannten 2023 rund 1.3% der gesamten Landesfläche, mit gravierenden Folgen für die Wirtschaft und Umwelt.

Neben akuten Extremwettereignissen bringt der Klimawandel auch schleichende, chronische Veränderungen mit sich. Ein Beispiel sind die steigenden Temperaturen, die insbesondere in Städten zur Hitzebelastung («Hitzeinseln») führen und hohe Kühlkosten verursachen. Ein weiteres Beispiel für chronische Klimagefahren sind auftauende Permafrostböden, welche die Stabilität von Gebäuden beeinträchtigen und Rutschungen in Bergregionen begünstigen.

Steigende Klimarisiken als Herausforderung für den Finanzmarkt

Die Risiken des Klimawandels können den Wert von Immobilien erheblich mindern. In diesem Zusammenhang unterscheidet man zwischen «physischen» und «transitorischen» Risiken. Physische Risiken beziehen sich auf die Risiken, die durch die direkten Auswirkungen des Klimawandels verursacht werden, also kostenintensive Präventionsmaßnahmen, hohe Reparaturkosten im Schadensfall, steigende Versicherungsprämien und Betriebskosten, eine sinkende Nachfrage oder drohende Mietausfälle.

Doch nicht nur Immobilienbesitzende sind von physischen Klimarisiken betroffen. Auch Banken, Versicherungen und Investoren stehen vor wachsenden finanziellen Risiken. Sinkende Immobilienwerte beeinträchtigen die Finanzmärkte direkt: Wenn Beleihungswerte fallen, verlieren Banken Sicherheiten für ihre Kredite. Gleichzeitig steigt das Risiko, dass Kreditnehmende ihre Zahlungen nicht mehr leisten können, etwa durch hohe Sanierungskosten, steigende Versicherungsprämien oder erhöhte Zinsen. Dies kann nicht nur höhere Kreditkosten zur Folge haben, sondern im schlimmsten Fall ganze Finanzmärkte destabilisieren.

Im Gegensatz zu den physischen Risiken des Klimawandels, entstehen transitorische Risiken durch wirtschaftliche und regulatorische Anpassungen an den Klimawandel. Dazu zählen beispielsweise strengere Umwelt- und Klimaschutzregulierungen, veränderte Marktanforderungen oder neue Investitionskriterien. Diese können die Finanzierbarkeit und Attraktivität von Immobilien erheblich beeinflussen, insbesondere wenn sie nicht frühzeitig berücksichtigt werden.

Regulatorische Anforderungen nehmen zu

Als Reaktion auf die finanziellen Gefahren durch die Auswirkungen des Klimawandels fordern verschiedene regulatorische Maßnahmen eine umfassende Identifikation ihrer physischen und transitorischen Risiken. Unternehmen sind angehalten, Klimarisiken systematisch zu erkennen, zu analysieren und zu bewerten, um geeignete Strategien zu deren Management und Minderung zu entwickeln. Die Nichtbeachtung dieser Risiken kann nicht nur zu erheblichen wirtschaftlichen Verlusten führen, sondern auch zu regulatorischen Sanktionen.

EU: Die Taxonomie-Verordnung als Maßstab

In der Europäischen Union bildet die Verordnung (EU) 2020/852, bekannt als Taxonomie-Verordnung, einen zentralen Rahmen für nachhaltige Investitionen. Sie definiert insgesamt sechs Umweltziele, anhand derer bestimmt wird, ob eine Wirtschaftstätigkeit als ökologisch nachhaltig gilt. Unternehmen, die zur nichtfinanziellen Berichterstattung verpflichtet sind, müssen offenlegen, in welchem Umfang ihre Tätigkeiten mit diesen Zielen in Einklang stehen.

Vor allem für das Ziel „Anpassung an den Klimawandel“ ist eine Klimarisikoanalyse relevant. Unternehmen müssen hier darlegen, wie klimabedingte Risiken, physische und transitorische, ihre wirtschaftlichen Aktivitäten beeinflussen und welche Maßnahmen sie zur Anpassung ergreifen. Damit wird Transparenz geschaffen und Investoren erhalten eine fundierte Basis für nachhaltige Finanzentscheidungen.

Schweiz: FINMA setzt neue Anforderungen um

Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (FINMA) hat mit dem Rundschreiben 2026/1 „Naturbezogene Finanzrisiken“ neue Richtlinien erlassen, die ab dem 1. Januar 2026 stufenweise in Kraft treten. Diese Richtlinien verpflichten Banken und Versicherungen, naturbezogene, insbesondere klimabezogene, physische und transitorische Finanzrisiken systematisch zu identifizieren, zu bewerten und in ihre Risikomodelle zu integrieren. Die Anforderungen umfassen die Implementierung geeigneter Governance-Strukturen, die Durchführung von Szenarioanalysen sowie die Offenlegung dieser Risiken gegenüber der Öffentlichkeit, die für alle betroffenen Institute gilt. Ziel ist es, die Widerstandsfähigkeit der Finanzinstitute gegenüber Umwelt- und Klimarisiken zu stärken und die Stabilität des Schweizer Finanzsystems zu gewährleisten.

Partnerschaft für eine datenbasierte Klimarisikoanalyse

Um Immobilienakteure bei der Identifikation und dem Management ihrer physischen Klimarisiken zu unterstützen, kooperiert Wüest Partner mit CLIMADA Technologies, einem Spin-off der ETH (Eidgenössische Technische Hochschule) Zürich, das sich auf Klimarisikomodellierung spezialisiert hat. Das Unternehmen entstand aus der Forschung an der Professur für Wetter- und Klimarisiken der ETH Zürich und entwickelt Klimarisikoanalysen für verschiedene Branchen, darunter Immobilien und Finanzdienstleistungen.

Im Juni 2024 wurde CLIMADA Technologies mit dem >>venture>> Award in der Kategorie Finanzen & Versicherungen ausgezeichnet – ein Beleg für die Innovationskraft und wissenschaftliche Stärke des Unternehmens. Die von CLIMADA Technologies angewandte Methodik basiert auf modernsten Klimasimulationen, welche mit Gebäudeinformationen und Finanzkennzahlen kombiniert werden, um präzise Risikobewertungen auf Objektebene zu ermöglichen.

Die Lösung von CLIMADA Technologies bietet ein standardisiertes Klimarisiko-Rating, welches es ermöglicht, einzelne Immobilien oder ganze Portfolios objektiv zu bewerten und vergleichbar zu machen – eine entscheidende Grundlage für Investoren und Finanzinstitute. Ergänzend dazu liefern die Modelle finanzielle Schadensprognosen, die potenzielle Wertverluste beziffern.

Dank der Zusammenarbeit von CLIMADA Technologies und Wüest Partner können nun die Klimarisiken des gesamten Schweizer Gebäudeparks in einer Studie umfassend analysiert werden. Die Ergebnisse dieser Studie bieten wertvolle Erkenntnisse über die Auswirkungen physischer Klimarisiken und werden im April 2025 publiziert.

Ein entscheidender Schritt für die Zukunft

Die Kooperation zwischen CLIMADA Technologies und Wüest Partner vereint modernste Klimawissenschaft mit tiefgehender Immobilienexpertise. Sie ermöglicht Immobilienbesitzenden, Investierenden und Finanzinstituten datenbasierte Entscheidungen, die nicht nur die physische Resilienz von Immobilienportfolios stärken, sondern auch regulatorischen Anforderungen gerecht werden und langfristige Wertverluste minimieren.

Dabei geht es nicht nur darum, Regulationen bezüglich der Identifikation von physischen Klimarisiken zu erfüllen, sondern konkrete Wege für eine nachhaltige, klimaresiliente Immobilienwirtschaft aufzuzeigen. Die Partnerschaft trägt dazu bei, dass der Markt nicht nur auf den Klimawandel reagiert, sondern sich aktiv darauf vorbereitet und seine Widerstandsfähigkeit gezielt stärkt. Sie schafft Transparenz und unterstützt eine vorausschauende Planung mit dem Ziel wirtschaftlicher Stabilität. Die Kombination aus fortschrittlicher Klimamodellierung und umfassender Marktkenntnis ist bisher einmalig und schafft eine belastbare Basis für eine resiliente Immobilienstrategie.

„Klimarisiken sind eine Herausforderung, aber auch eine Chance. Gemeinsam mit Wüest Partner schaffen wir Transparenz und wandeln Risiken in Wissen um, das fundierte Entscheidungen ermöglicht. So können Immobilienbesitzende und Investierende nicht nur Werte langfristig sichern, sondern auch resiliente Strategien für die Zukunft entwickeln. Wer heute handelt, gestaltet aktiv die Transformation der Branche.“ – Simone Thompson, CEO CLIMADA Technologies

„Klimarisiken sind längst keine abstrakte Bedrohung mehr – sie beeinflussen den Wert, die Versicherbarkeit und die Zukunftsfähigkeit von Immobilien. Wer heute investiert, muss nicht nur Lage und Rendite im Blick haben, sondern auch die Widerstandsfähigkeit gegen Extremwetter und regulatorische Veränderungen. Damit das zur Norm wird, braucht es leicht zugängliche Daten und integrierte Modelle im Portfoliomanagement-Tool. Mit unserer neuen Kooperation mit Climada können wir genau das unseren Kunden bieten.“ – Annika Steiner, Partner bei Wüest Partner.

Der Immobiliensektor steht vor großen Herausforderungen – wer jedoch frühzeitig handelt, kann nicht nur finanzielle Stabilität sichern, sondern auch zur nachhaltigen Transformation der Branche beitragen. Diese Partnerschaft setzt genau dort an: Sie ermöglicht fundierte Entscheidungen, vorausschauendes Handeln und eröffnet neue Wege für eine widerstandsfähige, zukunftssichere Immobilienwirtschaft.