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Strate­gische Schul­raum­planung – Ein rollendes Planungs­modell als nachhaltige Lösung

Veröffentlicht am: 20. Februar 2025 Letzte Aktualisierung: 28. Juli 2025

Drei Beiträge zur nachhal­tigen Schul­raum­planung befassen sich jeweils mit einem zentralen Aspekt: Der erste Beitrag legte den Fokus auf die Schüler­pro­gnose bis 2040, während der nachfol­gende Beitrag die strate­gische Heran­ge­hens­weise bei der Schul­raum­planung in den Mittel­punkt rückt. In einem dritten Beitrag werden Fragen der ökolo­gi­schen, ökono­mi­schen und sozialen Nachhal­tigkeit in der Schul­raum­planung thema­ti­siert.

Die Bereit­stellung von Schulraum ist eine zentrale Aufgabe der Gemeinden. Sie sind verpflichtet, ausrei­chend Bildungs­in­fra­struktur bereit­zu­stellen, um den sich wandelnden Anfor­de­rungen an das Bildungs­system und der Bevöl­ke­rungs­ent­wicklung gerecht zu werden. Angesichts der zahlreichen sich verän­dernden Einfluss­fak­toren ist eine langfristige und starre Planung kaum zielführend. Vielmehr ist es erfor­derlich, dass Gemeinden eine anpas­sungs­fähige Strategie entwi­ckeln, die es ihnen ermög­licht, auf Verän­de­rungen schnell zu reagieren. Hier kommt das rollende Planungs­modell ins Spiel.

Strate­gische Schul­raum­planung

Der Bedarf an Schul­räumen in einer Gemeinde oder Region wird in der Regel anhand einer Schul­raum­planung ermittelt. Dabei werden die kanto­nalen Vorgaben des Lehrplans, die bisherige und die zukünftige demogra­fische Entwicklung, die bereits vorhan­denen Räumlich­keiten und die finan­zi­ellen Rahmen­be­din­gungen berück­sichtigt.

Die Schul­raum­planung hat weitrei­chende Auswir­kungen auf das gesell­schaft­liche Leben. Sie bestimmt nicht nur die Anzahl und die Qualität der Schul­räume, sondern kann aufgrund langfris­tiger Bau- und Mietin­ves­ti­tionen auch die Gemein­de­fi­nanzen erheblich beein­flussen. Darüber hinaus hat sie ökolo­gische Konse­quenzen, weil dabei Ressourcen verbraucht und Emissionen verur­sacht werden. Multi­funk­tionale Schul­räume bieten zudem lokalen Vereinen eine wertvolle Infra­struktur und fördern durch Ganztags­an­gebote und Betreu­ungs­mög­lich­keiten die Verein­barkeit von Beruf und Familie.

In der Vergan­genheit erfolgte eine umfas­sende Schul­raum­planung in der Regel alle 5 bis 10 Jahre. Wenn die Bevöl­kerung stärker wuchs als erwartet, musste nicht selten kurzfristig Schulraum geschaffen werden. In solchen Fällen blieb oft wenig Zeit, um aus ökono­mi­scher, ökolo­gi­scher oder sozialer Sicht optimale Lösungen zu finden.

Ansprüche an Schulen im Wandel

Die Schule der Zukunft wird von zahlreichen Faktoren beein­flusst, die sich ständig verändern und sowohl die Nachfrage nach als auch das Angebot an Schulraum prägen. Im Rahmen der Schul­raum­planung gilt es, sämtliche Faktoren im Blick zu behalten und die Auswir­kungen von Verän­de­rungen konti­nu­ierlich zu monitoren.

Faktoren, die die Nachfrage nach Schulraum beein­flussen
  • Leistungs­auftrag: Schulen müssen sicher­stellen, dass sie den Bildungs­auftrag erfüllen. Dies erfordert geeignete Räumlich­keiten, die den didak­ti­schen und lehrplan­be­zo­genen Anfor­de­rungen entsprechen.
  • Bildungs­konzept (Pädagogik): Die pädago­gi­schen Konzepte verändern sich stetig und prägen den Flächen­bedarf pro Schulkind. Moderne Lehr- und Lernme­thoden wie indivi­dua­li­siertes Lernen oder projekt­ba­siertes Arbeiten stellen neue Ansprüche an die Schul­räume.
  • Nutzungs­konzept: Je nach Lern- und Betreu­ungsform oder Ausstattung werden unter­schied­liche Arten von Räumen benötigt.
  • Demografie: Die Schüler­zahlen entwi­ckeln sich nicht zwingend parallel zur demogra­fi­schen Entwicklung. Eine flexible Schul­raum­planung erlaubt es, auf steigende oder sinkende Schüler­zahlen adäquat zu reagieren.
  • Zielsetzung einzelner Schulen: Zusätzlich zu den kanto­nalen Mindest­vor­gaben bzw. Richt­werten können einzelne Schulen für sich höhere Standards definieren. Dazu gehören z.B. kleinere Klassen oder grössere Räume. Ein Ziel von solchen höheren Standards könnte etwa darin bestehen, den Lehrkräften angesichts des Lehrer­mangels attraktive Arbeits­be­din­gungen zu bieten.
Faktoren, die das Angebot nach Schulraum beein­flussen
  • Gebäu­de­be­stand: Ob die benötigten Flächen ohne bauliche Massnahmen oder die Anmietung zusätz­licher Flächen abgedeckt werden können, hängt unter anderem vom Gebäu­de­be­stand und von dessen Standard und Zustand ab. Bestehende Schul­ge­bäude bieten oft Potenzial, müssen aber mögli­cher­weise instand­ge­setzt oder umgebaut werden, um den verän­derten Anfor­de­rungen zu entsprechen.
  • Mietmarkt: In Ballungs­räumen kann es sinnvoll sein, bestehende Gebäude anzumieten, statt neue zu bauen. Inwiefern und zu welchen Kondi­tionen Flächen gemietet werden können, hängt unter anderem vom lokalen Mietmarkt ab.
  • Finan­zielle Ressourcen: Die finan­zi­ellen Ressourcen der Gemeinden haben einen gewissen Einfluss darauf, wie viel Schulraum pro Kind zur Verfügung gestellt werden kann und welche Qualität dieser aufweist.
  • Baumarkt und Prozesse: Der Baumarkt wie auch die erfor­der­lichen Prozesse (Volks­ent­scheid, Baube­wil­ligung) beein­flussen, wie schnell und in welchem Umfang neue Schul­räume geschaffen werden können.

Eine rollende Schul­raum­planung ermög­licht Anpas­sungen an neue Entwick­lungen

Die Schul­raum­planung ist eine zentrale Heraus­for­derung für jede Gemeinde, da sie dafür sorgen muss, dass jederzeit ausrei­chend, aber auch nicht zu viel Schulraum zur Verfügung steht.

Zentraler Baustein ist ein breit abgestützter und leicht kommu­ni­zier­barer Masterplan. Dieser zeigt auf, wie kurz- bis langfristig genügend Schulraum in passender Qualität bereit­ge­stellt werden kann, und ermög­licht eine effiziente Planung der finan­zi­ellen Ressourcen. Eine flexible, rollende Schul­raum­planung erlaubt es, proaktiv zu handeln, indem sie den Handlungs­bedarf in planbaren Schritten mit Priori­täts­an­gaben beschreibt. Bereits bei der Erstellung des Master­plans werden Zeitpunkte festgelegt, zu denen Entschei­dungen getroffen werden müssen, um beispiels­weise beim Erreichen bestimmter Schüler­zahlen recht­zeitig Massnahmen einzu­leiten.

Angesichts sich stetig verän­dernder Anfor­de­rungen – zum Beispiel alter­native Lernformen oder die Digita­li­sierung – müssen Schul­bauten eine hohe Flexi­bi­lität bieten. Eine rollende Planung ermög­licht es, Vorhaben und Inves­ti­tionen anzupassen, wenn Rahmen­be­din­gungen sich verändern oder Prognosen nicht eintreffen. Ein regel­mäs­siges Reporting fördert Trans­parenz und Akzeptanz in Politik und Bevöl­kerung.

Vorteile des rollenden Planungs­mo­dells

Ein flexibles, rollendes Planungs­ver­fahren bietet gegenüber stati­schen Langfrist­pla­nungen entschei­dende Vorteile:

  • Agieren statt reagieren: Rahmen­be­din­gungen wie pädago­gische Ansprüche oder finan­zielle Möglich­keiten können sich schnell ändern. Dies erfordert Flexi­bi­lität. Eine rollende Planung ermög­licht konti­nu­ier­liche Anpas­sungen und vermeidet teuere Ad-hoc-Massnahmen.
  • Aktua­lität: Starre langfristige Planungen erhöhen das Risiko von Fehlein­schät­zungen und das Entstehen von Über- oder Unter­ka­pa­zi­täten. Durch regel­mässige Aktua­li­sie­rungen können demogra­fische Verän­de­rungen frühzeitig erkannt und Massnahmen einge­leitet werden.
  • Konti­nu­ier­liche Optimierung: Eine rollende Planung fördert eine Kultur des konti­nu­ier­lichen Lernens und Optimierens, was zu einer schritt­weisen Verbes­serung der Schul­raum­nutzung führt.
  • Einbezug der Anspruchs­gruppen: Festge­legte Entschei­dungs­zeit­punkte im Masterplan gewähr­leisten die regel­mässige Betei­ligung der Anspruchs­gruppen. Dies erhöht das Vertrauen und trägt zur Nachvoll­zieh­barkeit und Akzeptanz der im Rahmen der Schul­raum­planung beschlos­senen Massnahmen bei.

Bei der strate­gi­schen Schul­raum­planung wird heute allgemein eine rollende Planung bevorzugt. Sie hat eine solide strate­gische Vision als Überbau und unter­steht einem opera­tiven Masterplan. Mitein­ander kombi­niert ermög­licht dies konti­nu­ier­liche Anpas­sungen, um flexibel auf kurzfristige Verän­de­rungen reagieren und zugleich jederzeit die Gesamt­sicht wahren zu können.

Fazit

Die Schul­raum­planung ist eine zentrale Heraus­for­derung für jede Gemeinde, da sie dafür sorgen muss, dass jederzeit Schulraum in geeig­neter Quantität und Qualität zur Verfügung steht. Die Schule der Zukunft wird von zahlreichen Faktoren beein­flusst, die sich ständig verändern und sowohl die Nachfrage nach als auch das Angebot an Schulraum prägen. Im Rahmen der Schul­raum­planung gilt es, sämtliche Faktoren im Blick zu behalten und die Auswir­kungen von Verän­de­rungen konti­nu­ierlich zu monitoren. Ein flexibles, rollendes Planungs­modell mit einer soliden strate­gi­schen Vision bietet dabei entschei­dende Vorteile.


Ausblick

Im dritten Beitrag werden Fragen der ökolo­gi­schen, ökono­mi­schen und sozialen Nachhal­tigkeit in der Schul­raum­planung analy­siert. Dabei geht es beispiels­weise um die Abwägung zwischen Neubauten und Umnut­zungen bestehender Gebäude oder zwischen Fixbauten und Provi­sorien.


Das Bevöl­ke­rungs­pro­gno­se­modell von Wüest Partner

Das Bevöl­ke­rungs­pro­gno­se­modell von Wüest Partner ermög­licht es, die Entwicklung der ständigen Wohnbe­völ­kerung auf Gemein­de­ebene nach Alter, Geschlecht und Natio­na­lität bis 2050 vorher­zu­sagen. Das Modell erlaubt es damit, die Zahl der Kinder im schul­pflich­tigen Alter oder andere von der demogra­fi­schen Zusam­men­setzung der Bevöl­kerung abhängige Entwick­lungen zu prognos­ti­zieren.

Angebot Schul­raum­planung

Steht in Ihrer Gemeinde eine Schul­raum­planung an?

Gerne unter­stützen wir Sie dabei, mittels detail­lierten Schüler­pro­gnosen den mittel- und langfris­tigen Schul­raum­bedarf und den daraus abgelei­teten Handlungs­bedarf zu ermitteln.

Tages­se­minar Schul­raum­planung und Umsetzung

In Zusam­men­arbeit mit dem Verband Zürcher Schul­prä­sidien findet am 1. Oktober 2025 jeweils ein Tages­se­minar zur Schul­raum­planung und Umsetzung statt.

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