Weiter zum Ihnhalt

Mit dem eigenen Wohnver­halten das Klima schützen: Prüfen Sie Ihre Emissionen

Letzte Aktualisierung: 03. Juni 2025

Haben Sie sich jemals Gedanken darüber gemacht, wie stark das Wohnver­halten den eigenen CO₂-Fussabdruck beein­flusst? Es ist verblüffend, wie gross die Auswir­kungen sind – und wie wenig wir uns dessen bewusst sind. Was passiert, wenn man im Eigenheim eine nachhaltige Heizung instal­liert? Oder als Mieter:in die Wohnfläche verkleinert? Wie schlägt sich das im Vergleich zu einer vegeta­ri­schen Ernährung oder dem Verzicht auf Flugreisen?

Der Wüest-Partner-Wohnemissions-Check gibt Antworten auf diese Fragen. Mit nur wenigen Klicks kann man heraus­finden, wie die Wohnsi­tuation im Vergleich zu anderen alltäg­lichen Handlungen das Klima beein­flusst. Indem aufge­zeigt wird, wie sich der Co2-Ausstoss pro Kopf in verschie­denen Wohnsi­tua­tionen verändert, werden Poten­ziale zur persön­lichen Reduktion aufge­deckt. Der Wohnemissions-Check schätzt beispiels­weise wie eine Haussa­nierung, eine Änderung der Anzahl der Bewohner:innen oder ein geplanter Umzug, den CO2-Fussab­druck beein­flussen.

Wohnfläche und CO2-Ausstoss: Warum weniger mehr ist

Der Wohnflä­chen­ver­brauch in der Schweiz wächst stetig. 1980 lebten die Menschen auf durch­schnittlich 34 m² pro Person, 2021 waren es bereits über 46 m² (BFS, 2021). Mehr Wohnraum bedeutet jedoch auch mehr Heizbedarf pro Kopf – und das schmälert die positiven Effekte energie­ef­fi­zi­enter Gebäude. Zudem steigen bei Neubauten die sogenannten grauen Emissionen – also jene, die bei der Errichtung eines Gebäudes entstehen – ebenfalls.

Um die Klima­ziele der Agenda 2030 zu erreichen, hat sich die Schweiz ein ehrgei­ziges Ziel gesetzt: Bis 2050 soll das Land netto keine Treib­hausgase mehr ausstossen. Der Gebäu­de­sektor spielt hierbei eine entschei­dende Rolle, da er für 23 Prozent der landes­weiten Emissionen verant­wortlich ist (BAFU, 2024). Wohnge­bäude allein tragen 15 Prozent dazu bei.

Drei Strategien für klima­freund­liches Wohnen

Um die Klima­ziele zu erreichen, gibt es verschiedene Ansätze. In der Fachli­te­ratur werden häufig drei Strategien genannt: Effizienz, Konsistenz und Suffi­zienz. Was bedeuten diese Begriffe konkret?

  1. Effizienz: Hier geht es darum, den Ressour­cen­einsatz zu optimieren, beispiels­weise durch den Einsatz effizi­en­terer Materialien und Geräte.
  2. Konsistenz: Diese Strategie setzt auf natur­ver­träg­liche Techno­logien und Struk­turen, wie die Umstellung auf erneu­erbare Energien anstatt fossiler Heizträger.
  3. Suffi­zienz: Dieser Ansatz fordert eine Reduktion des Konsums und eine umwelt­ver­träg­liche Befrie­digung unserer Bedürf­nisse, wie etwa die Reduktion der Wohnfläche pro Person.

Während die Strategien Effizienz und Konsistenz weitgehend akzep­tiert sind, ist Suffi­zienz oft emotional geladen, da sie Einschrän­kungen im Konsum fordert. Dennoch ist es ohne Suffi­zi­enz­stra­tegie nicht möglich, das Ziel einer nachhal­tigen Entwicklung zu erreichen. Gründe dafür sind, dass Break-Through-Technologien extrem teuer und noch nicht skalierbar sind oder dass Rebound- oder Verlagerungs-Effekte auftreten können.

Rebound-Effekte sind Effekte, welche Effizi­enz­ge­winne durch eine Überkom­pen­sation im Konsum wieder zunichte machen (Santarius, 2012). Ein Beispiel für den Rebound-Effekt ist die Zunahme der Mobilität bei Besitz eines E‑Autos: Weil ich weiss, dass mein Auto im Vergleich zu früher viel effizi­enter geworden ist, habe ich ein besseres Gewissen und benutze das Auto auch für Strecken, die ich vorher mit dem Zug gemacht hätte. In der Summe macht die Zunahme im Konsum die Effizi­enz­stei­gerung wieder zunichte. Aus diesen Gründen sind für das Erreichen der Bestre­bungen für eine nachhaltige Entwicklung alle drei Strategien von Bedeutung.

Suffi­zienz in der Stadt­planung: Weniger Raum für mehr Nachhal­tigkeit

Auch in der Stadt­planung spielen die drei Strategien Effizienz, Konsistenz und Suffi­zienz eine wichtige Rolle. Schon vor etwa 15 Jahren haben sich Schweizer Städte zu nachhal­tigen Leitlinien verpflichtet, die diese Strategien integrieren. Die Städte Zürich und Winterthur etwa haben sich das Ziel der 2000-Watt-Gesellschaft gesetzt, das sowohl Effizienz‑, Konsistenz- als auch Suffi­zi­enz­stra­tegien beinhaltet. Inzwi­schen sind diese Zielset­zungen durch Netto-Null-Verpflichtungen ersetzt worden, wobei Zürich die Suffi­zi­enz­stra­tegie besonders hervorhebt.

Die Wichtigkeit der Suffi­zi­enz­stra­tegie wird in der Forschung immer wieder betont: Laut Gessler, Gugerli und Alten­burger («Suffi­zienz als Standbein der 2000-Watt-Strategie», 2013) braucht es sie in der Nachhal­tig­keits­po­litik des bebauten Raums, um den Ressour­cen­ver­brauch effektiv zu reduzieren. Obwohl der Wohnflä­chen­konsum pro Kopf nicht direkt steuerbar ist, können Areal­über­bau­ungen, Gestal­tungs­pläne und Sonder­bau­vor­schriften genutzt werden, um suffi­zi­entes Wohnen zu fördern. Besonders der gemein­nützige Wohnungsbau in Zürich, mit Projekten wie der Kalkbreite oder dem Hunzi­ker­areal, bietet hier wertvolle Beispiele für nachhaltige Lebens­stile.

Was ist eine optimale Wohnfläche pro Kopf?

Eine Reduktion der Pro-Kopf-Wohnfläche ist aus Optik der zu errei­chenden Nachhal­tig­keits­ziele wünschenswert. Aller­dings zeigt sich, dass Zielwerte weder in Forschung noch Politik formu­liert sind. Inter­essant ist jedoch, dass eine Studie von 2016 von A. Jenny mit dem Thema «Die Entwicklung eines Masses zur Suffi­zienz: das subjektiv genügende Mass (SGM)» zeigt, dass die Schweizer Bevöl­kerung mit rund 36 m² Wohnfläche pro Person genauso zufrieden wäre – das sind 10 m² weniger als der aktuelle Durch­schnitt. Weniger Wohnraum bedeutet weniger Emissionen, ohne dass der Lebens­standard darunter leidet.

Was kann ich tun?

Die Reduktion der Emissionen im Gebäu­de­sektor erfordert oft Massnahmen, die kompli­zierter oder langwie­riger sind als andere klima­freund­liche Entschei­dungen, wie etwa eine Umstellung der Ernährung. Viele Massnahmen liegen ausserhalb des eigenen Einfluss­be­reichs, etwa weil man nicht selbst Eigentümer:in der Immobilie ist oder weil man durch externe Faktoren einge­schränkt ist. So sind die Mieten bei bestehenden Mietver­trägen vielerorts tiefer als die Mieten von kleineren Wohnungen im Angebots­markt, was einen Umzug ökono­misch sehr unattraktiv machen kann. Dies sind jedoch mögliche Massnahmen:

Wenig Aufwand
  • Beleuchtung und Geräte abstellen, wenn nicht in Gebrauch, z.B. WLAN während Ferien abstellen
  • Heizung in unbenutzten Räumen abstellen
  • Wasch­ma­schine und Geschirr­spüler auf tiefst­mög­lichen Tempe­ra­turen laufen lassen
  • Wäsche aufhängen statt tumblern
  • Statt Heizung auf 24°C stellen, lieber Pullover und Socken anziehen
  • Nur kurz duschen, heisses Bad als Luxus betrachten
  • Energie­ef­fi­ziente Geräte benutzen
  • Korrektes Lüften
Mittlerer Aufwand
  • LED-Beleuchtung instal­lieren
  • Erneu­er­baren Strom beziehen
  • Smarte Thermo­state instal­lieren
  • Ineffi­ziente Boiler austau­schen (graue Emissionen sind vernach­läs­sigbar)
Hoher Aufwand
  • Photo­voltaik instal­lieren
  • Fossile Heizungen austau­schen
  • Haus / Wohnung energe­tisch sanieren
  • Smarte Heizsysteme instal­lieren
  • Beim nächsten Umzug auf Heizträger und Wohnfläche achten
  • Der Verwaltung melden, dass man innerhalb der Liegen­schaft in eine kleinere Wohnung ziehen möchte
  • Wohnungs­tausch verein­baren oder WG’s gründen

Erfahren Sie, wie hoch Ihre Wohne­mis­sionen sind

Kontak­tieren Sie unsere Expert:innen für weitere Insights.