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Leerste­hende Wohnungen: Neueste Entwick­lungen und Schlüs­sel­daten

Veröffentlicht am: 19. September 2024 Letzte Aktualisierung: 23. September 2024

Die neuesten vom Bundesamt für Statistik (BFS) veröf­fent­lichten Zahlen zeigen, dass die Leerstands­quote in der Schweiz wiederum gesunken ist und 2024 nur noch 1.08% beträgt. Diese Quote liegt deutlich unter dem Gleich­ge­wichts­niveau, das wir auf 1.27% schätzen. Dieser Artikel beleuchtet die jüngsten Entwick­lungen, ihre Auswir­kungen auf den Wohnungs­markt und mögliche zukünftige Perspek­tiven.

Anhal­tende Wohnungs­knappheit in der Schweiz

Laut den neuesten Zahlen des Bundes­amtes für Statistik (BFS) gab es in der Schweiz am 1. Juni 2024 etwas weniger als 52’000 leerste­hende Wohnungen. Dies entspricht einem Rückgang von 5 % im Vergleich zu 2023 und sogar einem Rückgang von 34 % im Vergleich zum Höchst­stand von 2020. Die Leerstands­quote auf natio­naler Ebene liegt somit 2024 bei 1.08 %, etwas unter den 1.15 % von 2023. Das Tempo des Rückgangs leerste­hender Wohnungen hat sich zwischen 2023 und 2024 immerhin leicht verlangsamt. So lag der durch­schnitt­liche jährliche Rückgang zwischen 2020 und 2023 bei 10 %, im Vergleich zu nur 5 % zwischen 2023 und 2024. Dies war jedoch aufgrund des bereits sehr tiefen Leerstands zu erwarten.

Eine 2023 von Wüest Partner durch­ge­führte Studie legt nahe, dass die optimale Leerstands­quote in der Schweiz bei 1.27 % liegt. Diese Quote wird als Gleich­ge­wicht betrachtet, bei dem eine genügend hohe Markt­li­qui­dität sicher­stellt ist, sodass sich insbe­sondere die mittleren Mieten der ausge­schrie­benen Wohnein­heiten weder erhöhen noch stark sinken.

Die Gründe für diese Knappheit sind mittler­weile gut bekannt. Auf der einen Seite stieg Nachfrage nach Wohnraum aufgrund des dynami­schen Bevöl­ke­rungs­wachstums und der grösseren Anzahl an Klein­haus­halten mit einer oder zwei Personen. Auf der anderen Seite nahm die Neubau­tä­tigkeit in den letzten Jahren stark ab. Dieses Ungleich­ge­wicht zwischen Angebot und Nachfrage hat zum Rückgang der Markt­li­qui­dität geführt.

Ein Rückgang der Leerstände, der haupt­sächlich den Mietsektor betrifft

Die Zahl der leerste­henden Mietwoh­nungen sank von 44’200 im Jahr 2023 auf 40’400 im Jahr 2024. Im Gegensatz dazu erhöhte sich die Zahl der leerste­henden Wohnei­gen­tums­ein­heiten von 10’500 auf 11’500 im gleichen Zeitraum. Diese Zahlen bestä­tigen die Anspannung auf dem Mietwoh­nungs­markt, wo Haushalte zunehmend Schwie­rig­keiten haben, eine geeignete Wohnung zu finden.

Es gibt derzeit eine kontras­tie­rende Entwicklung bei den Leerständen, je nach Wohnungs­grösse. Zwischen 2020 und 2023 betraf die Knappheit vor allem Famili­en­woh­nungen mit 4 Zimmern, mit einem Rückgang von 37 % bei den Leerständen gegenüber 19 % bei Einzim­mer­woh­nungen und 25 % bei Zweizim­mer­woh­nungen. Im Jahr 2024 kehrt sich dieser Trend um: Die Zahl der leerste­henden 4‑Zimmer-Wohnungen sank nur um 3,5 %, während die Zahl der leerste­henden Zwei- und Dreizim­mer­woh­nungen um 8 % bzw. 11 % zurückging. Die Zahl der leerste­henden Fünf- und Sechs­zim­mer­woh­nungen stieg sogar leicht an. Dieses Phänomen könnte auf eine Verla­gerung der Nachfrage hin zu kleineren Wohnungen hinweisen, was teilweise durch demogra­fische Verän­de­rungen (Rückgang der Gebur­tenrate), aber vor allem durch die steigenden Mieten erklärt werden kann, die die Haushalte dazu zwingen, ihre Erwar­tungen anzupassen, um ihr Budget einzu­halten.

Eine landes­weite Wohnungs­knappheit

Der Rückgang der leerste­henden Wohnungen ist in vielen Regionen der Schweiz zu beobachten: 18 der 26 Kantone verzeich­neten 2024 einen Rückgang ihrer Leerstands­quote. Acht Kantone (Uri, Schwyz, Obwalden, Nidwalden, Schaff­hausen, Appenzell Ausser­rhoden, Neuenburg und Genf) verzeich­neten einen leichten Anstieg, jedoch in moderaten Ausmassen, die nicht ausreichen, um ihre optimale Leerstands­quote zu erreichen. So befinden sich 21 Kantone in einer Mangel­si­tuation mit einer Leerstands­quote unter ihrem Optimalwert. In der Folge steigen die Angebots­mieten vielerorts an. Im landes­weiten Schnitt wurde im 2. Quartal ein Anstieg um 6,4 % im Vergleich zum Vorjah­res­quartal verbucht.

Bei einer Betrachtung der Leerstands­ver­än­de­rungen für Mietob­jekte auf Stufe MS-Region zeigt sich, dass die Leerstände häufiger dort zurück­ge­gangen sind, wo die Angebots­mieten unter dem Schweizer Mittel liegen. In 51 von 77 MS-Regionen (66 %) mit einem Mietpreis­niveau unter dem Schweizer Mittel nahmen die Leerstände ab. Bei MS-Regionen über dem schwei­ze­ri­schen Mietpreis­mittel hält sich in etwa die Waage: Bei 15 von 29 MS-Regionen (52 %) mit überdurch­schnitt­lichen Mietpreisen nahm der Leerstand sogar etwas zu. Aller­dings waren es oft nur eine überschaubare Anzahl an zusätzlich freien Wohnein­heiten.

Perspek­tiven einer Verbes­serung?

Die jüngsten Entwick­lungen bei den leerste­henden Wohnungen bieten vorerst wenig Hoffnung auf eine schnelle Verbes­serung für die Mieter, die auch weiterhin mit steigenden Mieten bei einem Umzug konfron­tiert sein werden. Dennoch gibt es einige ermuti­gende Zeichen auf dem Baumarkt: Im 2. Quartal 2024 stiegen die Bauge­suche für Mietwoh­nungen um 22 % im Vergleich zum Vorjahr. Dieser Anstieg könnte auf die gesun­kenen Finan­zie­rungs­kosten, die Stabi­li­sierung der Baukosten und die starke Nachfrage nach Mietwoh­nungen zurück­zu­führen sein, die diesen Sektor für Inves­toren attrak­tiver macht. Dennoch ist Vorsicht geboten: Diese Zahlen beziehen sich auf die Neubau­ge­suche. Es bleibt abzuwarten, ob diese Gesuche genehmigt werden und die Projekte tatsächlich umgesetzt werden, was frühestens in anderthalb bis zwei Jahren zu einer langsamen Erhöhung der Markt­li­qui­dität führen könnte.

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