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Neues Modell zur Kosten­miete auf dem Prüfstand

Letzte Aktualisierung: 23. September 2024

Die Kosten­miete im Wohnungs­wesen steht regel­mässig im Mittel­punkt von öffent­lichen Diskus­sionen. Das Bundesamt für Wohnungs­wesen (BWO) hat nun ein neues Modell zur Kosten­miete skizziert, das von Wüest Partner evaluiert wurde. Das Ergebnis: In städti­schen Gebieten führt das Modell zu günsti­geren Mieten im Vergleich zu den Markt­mieten. In ländlichen Regionen zeigt sich hingegen weniger Unter­schied. Zudem können die Eigen­tü­mer­kosten in der Regel mit einer Betriebs­kos­ten­pau­schale von 3.25% abgedeckt werden.

Um das vom BWO skizzierte Modell zur Kosten­miete evalu­ieren zu können, ging Wüest Partner nachfol­genden zwei Frage­stel­lungen nach:

  • Inwiefern sind die gemäss Modell BWO zuläs­sigen Kosten­mieten preis­güns­tiger als Markt­mieten?
  • Mit welchen Betriebs­kos­ten­pau­schalen sind die effektiv anfal­lenden Betriebs­kosten langfristig gedeckt?

Kosten­miete in der Regel deutlich unter der Markt­miete

Mit Fokus auf Bestands­bauten und unter Annahme einer Betriebs­kos­ten­pau­schale von 3.00% sowie von Finan­zie­rungs­kosten von 1.75% (hypothe­ka­ri­scher Referenz­zinssatz) sind die gemäss Modell BWO zuläs­sigen Kosten­mieten mehrheitlich unter den Angebots­mieten in der jewei­ligen Stand­ort­ge­meinde. Es zeigen sich aber Unter­schiede zwischen ländlichen Gemeinden (Median der Differenz 9.9%) und städti­schen Gemeinden einer grossen Agglo­me­ration (Median der Differenz 34.9%).

Kostenmiete Schweiz: Differenz Kosten- und Angebotsmieten (50% Quantil)

Median der Differenz zwischen zuläs­siger Kosten­miete und 50%-Quantil der stand­ort­spe­zi­fi­schen Angebots­miete in Prozent als Landkarte. Quelle: Wüest Partner

Die Auswer­tungen zeigen, dass mit dem vom BWO skizzierten Kosten­miet­modell eine Differenz zu Markt­mieten erreicht werden kann. Wenig überra­schend ist diese Differenz zwischen Kosten- und Angebots­miete in städti­schen Gebieten am höchsten und in ländlichen Gemeinden am tiefsten. Wird derselbe Vergleich mit Bestands­mieten angestellt, verringert sich die Differenz zwischen Kosten­miete und Markt­miete aller­dings merklich. Insbe­sondere in ländlichen Gemeinden gleichen sich dann Kosten- und Markt­miete an.

Betriebs­kos­ten­pau­schale von 3.25% sollte Eigen­tü­mer­kosten decken

Weiter zeigt eine Herleitung der effek­tiven Betriebs­kosten gemäss Bench­marks von Wüest Partner, dass mit einer Betriebs­kos­ten­pau­schale gemäss BWO von 3.25% für die meisten Wohnbau­träger die Eigen­tü­mer­kosten der Liegen­schaft über den ganzen Lebens­zyklus tragbar sein sollten. Unten­ste­hende Tabellen zeigen die gemäss Modell zuläs­sigen Betriebs­kosten pro m2 Haupt­nutz­fläche (HNF) sowie die entspre­chenden Betriebs­kos­ten­bench­marks von Wüest Partner.

Nicht berück­sichtigt hierbei sind erstens Spezi­al­themen wie zusätz­liche Leistungen seitens Genos­sen­schaften (z. B. sozio­kul­tu­relle Animation, Durch­führung von Sommer­festen). Diese sollten im Sinne der Trans­parenz separat ausge­wiesen und abgerechnet werden. Schliesslich sind ausser­or­dent­liche, aber i. d. R. befristete Abschreibungs‑, Rückstellungs- und/oder Amorti­sa­ti­ons­be­stim­mungen, welche die effek­tiven Betriebs­kosten kurzfristig beein­flussen können, nicht berück­sichtigt. Mit Blick auf den gesamten Lebens­zyklus eines Gebäudes glättet resp. neutra­li­siert sich ihr kurzfris­tiger Einfluss aber.

Methodik

Zur Ermittlung der nach Modell zuläs­sigen Kosten­miete wird ein Sample von rund 5’800 Mehrfa­mi­li­en­häusern, verteilt über die ganze Schweiz, verwendet. Die Kosten­miete wird pro Objekt aus den nachfol­genden drei Kompo­nenten berechnet:

Die gemäss Modell zulässige Kosten­miete pro Objekt wird anschliessend mit dem 50%-Quantil sowie dem 70%-Quantil der Angebots- resp. Bestands­mieten in der Stand­ort­ge­meinde verglichen. So wird für jedes der 5’800 Mehrfa­mi­li­en­häuser die Differenz zwischen einer­seits der gemäss Modell zuläs­sigen Kosten­miete sowie anderer­seits dem 50%-Quantil resp. dem 70%-Quantil der Angebots- resp. Bestands­miete ermittelt. Schliesslich wird für jeden Gemein­de­typen jeweils der Median dieser Differenz gezeigt, wobei sich die Gemein­de­typen an der Gemein­de­ty­po­logie des Bundesamts für Statistik BFS orien­tieren.

Zwecks Plausi­bi­li­sierung der vom BWO vorge­se­henen Betriebs­kos­ten­pau­schalen werden die gemäss Kosten­miet­modell zuläs­sigen Betriebs­kosten pro m2 Haupt­nutz­fläche (HNF) für verschiedene Höhen der Pauschale errechnet. Dies erfolgt über den mittleren Gebäu­de­ver­si­che­rungswert pro m2 HNF aus vorer­wähntem Sample, multi­pli­ziert mit der Betriebs­kos­ten­pau­schale. Im Anschluss werden – gestützt auf die vom BWO vorge­se­henen, zuläs­sigen Kosten­kom­po­nenten – die effek­tiven Betriebs­kosten ermittelt. Dies erfolgt mittels Bench­marks von Wüest Partner. Die beiden ermit­telten Werte werden schliesslich mitein­ander verglichen.

Die ausführ­liche Studie «Evaluation Modell Kosten­miete» finden Sie hier:

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