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Peak bei der Bauprei­steuerung dürfte erreicht sein

Veröffentlicht am: 19. Dezember 2022 Letzte Aktualisierung: 22. April 2025

Innert Jahres­frist sind die Baupreise im Hochbau um 8.2 Prozent gestiegen. Dies zeigt der am 19. Dezember vom Bundesamt für Statistik (BfS) für den Oktober 2022 veröf­fent­lichte Baupreis­index. Im Vergleich zur letzten Publi­kation dieser halbjährlich erhobenen Daten (April 2022) bedeutet dies einen Anstieg um 3.2 Prozent. Worauf diese Bauprei­steuerung zurück­zu­führen ist, und wie sich die Baupreise in der nahen Zukunft verändern werden, ist Gegen­stand dieses Artikels.

Einflussfaktoren, die auf die Baupreise wirken

Die Spitze bei den Materi­al­preisen scheint überwunden

Die Kosten für Bauma­te­rialien machen einen bedeu­tenden Anteil an den Gesamt­kosten eines Gebäudes aus: Gemäss Wertschöp­fungs­sta­tistik des Bundesamts für Statistik (BFS) entfallen rund 45 Prozent der Aufwände auf Material und Waren. Jüngst konnte bei den Materi­al­preis­in­dizes, die von der Koordi­na­ti­ons­kon­ferenz der Bau- und Liegen­schafts­organe der öffent­lichen Bauherren (KBOB) in Zusam­men­arbeit mit dem BFS monatlich publi­ziert werden, ein Abflachen der Preis­dy­namik beobachtet werden. Im November 2022 lagen die Materi­al­preise noch immer um 6.4 Prozent höher als im Vorjah­res­monat; im Vergleich zum Höchst­stand im Mai 2022 haben sich die Preise jedoch um 5.5 Prozent reduziert. Dabei sind es vor allem die Stahl­preise, die von dem sehr hohen Niveau in der ersten Jahres­hälfte deutlich nach unten korri­gierten. Liefer­ket­ten­un­ter­brüche konnten teilweise behoben werden und auch die Locke­rungen hinsichtlich der Null-Covid-Politik in China dürften die Situation zukünftig eher entspannen.

Anstieg der Energie­preise vorerst gebremst

Im Vergleich zum Vorjahr waren die Energie- und Treib­stoff­preise gemäss dem Landes­index für Konsu­men­ten­preise (LIK) im November 2022 um 18.6 Prozent höher als noch im Vorjahr. Dieser Anstieg ist erheblich. In letzter Zeit haben sich die Energie­preis­an­stiege zwar etwas abgeschwächt, aller­dings ist die zukünftige Entwicklung von sehr vielen Unsicher­heiten abhängig. Beispiels­weise würde ein besonders kalter Winter dazu führen, dass die Gaslager relativ rasch abgebaut werden, worauf ein Aufwärts­druck auf die Preise entsteht. Zudem sind die adminis­trierten Strom­preise für Privat­kunden 2023 höher als im laufenden Jahr.

Wachstum der Baupreise und einiger wichtiger Einflussfaktoren

Lohnkosten steigen an

Mit Sicherheit werden die Lohnkosten im kommenden Jahr ansteigen. Sie schwanken zwar weniger stark als die Materi­al­preise, jedoch kann davon ausge­gangen werden, dass diese im Jahr 2023 spürbar auf eine Steigerung der Baupreise hinwirken werden. Einer­seits werden die Löhne generell aufgrund der aktuellen Teuerung ansteigen, anderer­seits sind die Arbeits­kräfte aufgrund des Perso­nal­mangels aktuell in den Lohnrunden in einer guten Verhand­lungs­po­sition. Im neuen Landes­man­tel­vertrag (LMV) zwischen Baumeister und Gewerk­schaften resul­tierte ein Anstieg der Löhne auf dem Bau von monatlich 150 Schweizer Franken (vorbe­haltlich der Zustimmung an der Delegier­ten­ver­sammlung des Baumeis­ter­ver­bandes). Weitere Effekte des Perso­nal­mangels sind hier aufge­führt: «Auswir­kungen des Perso­nal­mangels auf den Bau- und Immobi­li­en­markt»

Konjunktur bremst Baupreis­an­stiege

Ein weiterer bestim­mender Faktor für die aktuelle und zukünftige Bauprei­steuerung ist die konjunk­tu­relle Lage. Die Konsu­menten, aber auch die Unter­nehmen, blicken derzeit wenig optimis­tisch in die Zukunft. Das Wachstum des Brutto­in­lands­pro­duktes und der Baupreise bewegte sich in der Vergan­genheit typischer­weise in eine ähnliche Richtung. Der einge­trübte Konjunk­tur­aus­blick dürfte daher die Baupreise seiner­seits eher dämpfen. Zumal sich auch die preis­be­rei­nigten Mengen im Bauge­werbe zurück­haltend entwi­ckeln. Aufgrund der erhöhten Zinsen, den hohen Baupreise und Liefer­eng­pässen rechnet Wüest Partner teuerungs­be­reinigt mit einem Rückgang der Neubauten. Anders sieht es bei den Umbauten und Renova­tionen aus. Aufgrund von energe­ti­schen Verbes­se­rungen werden sich diese erhöhen. Zudem dürften die Baufirmen weiteres Umsatzplus aufgrund von Preis­er­hö­hungen generieren.

Fazit

Zusam­men­ge­fasst entspricht die Erwartung für 2023 ungefähr den Entwick­lungen, welche sich während dem letzten halben Jahr gezeigt haben. Also: 

  • Die Löhne steigen 2023 substan­ziell an.
  • Die Materi­al­preise haben den Höchst­stand überschritten, was für eine Norma­li­sierung der Baupreise spricht.
  • Während der Ölpreis sich vom Höchst­stand reduziert hat, werden die Strom­preise im kommenden Jahr steigen.
  • Die Hersteller fordern erhöhte Listen­preise für ihre Produkte.
  • Der Konjunk­tur­rückgang und die tiefen Neubau­vo­lumen dämpfen die Baupreise.

Darauf basierend gehen wir für das kommende Jahr von einer Bauprei­steuerung von 4.5 Prozent aus.

Weitere Ausfüh­rungen zur Bauteuerung wurden am 27. Oktober 2023 mit der Veröf­fent­li­chung des Immo-Monitorings publi­ziert; hier geht’s zum Vortrag.


Wüest Partner erstellt segment­spe­zi­fische Baupro­gnosen in Zusam­men­arbeit mit Docu Media: