Weiter zum Ihnhalt

Wohnungs­markt Norddeutschland: Dynamische Kaufpreis­ent­wicklung und deutlich steigende Mieten

Letzte Aktualisierung: 22. April 2025

Der Wohnungs­markt von 15 norddeut­schen Oberzentren blickt im zweiten Jahr nach Beginn der Corona-Pandemie auf eine positive Entwicklung zurück. Die meisten norddeut­schen Städte weisen ein überdurch­schnitt­liches Einwoh­ner­wachstum auf. Das starke Mietwachstum der vergan­genen Jahre setzt sich weiterhin fort. Die Preis­ent­wicklung von Eigen­tums­woh­nungen verläuft ebenfalls weiterhin dynamisch. Die durch­schnitt­liche Leerstands­quote der unter­suchten Städte ist weiter auf 2,6 Prozent gesunken und liegt damit unter dem deutschen Schnitt.

Dem gegenüber steht eine verhaltene Neubau­tä­tigkeit, weit hinter dem Bedarf. Inves­toren von Mehrfa­mi­li­en­häusern finden in Schwerin und Flensburg ein besonders günstiges Rendite-Risiko-Profil. Das sind die zentralen Ergeb­nisse der aktuellen Studie „Norddeutsche Wohnungs­märkte: Daten und Perspek­tiven 2021“, in der Wüest Partner die Wohnungs­märkte von 15 norddeut­schen Oberzentren in den Bundes­ländern Hamburg, Bremen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Nieder­sachsen analy­siert.

Preis­schere zwischen kleinen und großen Wohnungen geht weiter ausein­ander

Die Mietpreis­dy­namik der vergan­genen Jahre hat sich in den norddeut­schen Wohnungs­märkten weiter fortge­setzt. Ausreißer ist Rostock mit einem Anstieg von 11,7 Prozent von 2020 auf 2021. In der Langzeit­be­trachtung stiegen die Angebots­mieten in Wolfsburg und Hannover mit 75,7 bezie­hungs­weise 72,3 Prozent am stärksten innerhalb von zehn Jahren an.

Volker Otten­ströer, Director und Leiter des Stand­ortes Hamburg bei Wüest Partner erläutert: «Nach dem starken Mietwachstum der vergan­genen Jahre hat sich in den meisten norddeut­schen Städten das Mietpreis­wachstum weiter fortge­setzt. Wolfsburg hat scheinbar seine Grenze bereits erreicht. Hier hat sich der Markt offenbar korri­giert, denn die Angebots­mieten sind im vergan­genen Jahr leicht gesunken.» Im Durch­schnitt der Nordstädte werden für neuere Wohnungen, die nach 2010 erbaut wurden, mit 11,46 Euro je Quadrat­meter monatlich etwa 3,00 Euro auf den Quadrat­meter mehr aufge­rufen als für Bestands­woh­nungen älteren Baujahrs.

Die höchsten Median-Mieten weisen Hamburg mit 14,00 Euro je Quadrat­meter, Lüneburg und Hannover mit 10,49 Euro je Quadrat­meter bezie­hungs­weise 10,45 Euro je Quadrat­meter auf. Die geringsten Mieten werden in Bremer­haven mit 6,11 Euro je Quadrat­meter und in Wilhelms­haven mit 6,14 Euro je Quadrat­meter aufge­rufen.


Die Mieten in 1- und 2‑Zimmer-Wohnungen sind im Norden im Schnitt 14 Prozent teurer als 3- und 4‑Zimmer-Wohnungen. Hier geht die Preis­schere der vergan­genen Jahre immer weiter ausein­ander: Vor einem Jahr betrug der Unter­schied bereits zehn Prozent, vor zwei Jahren neun Prozent und vor drei Jahren waren kleine Wohnungen noch um durch­schnittlich 7,5 Prozent teurer.

Dynamische Kaufpreis­ent­wicklung am Wohnei­gen­tums­markt

Der Median­an­ge­bots­kauf­preis in den norddeut­schen Städten ist über alle Baujahre hinweg um 6,5 Prozent seit dem Vorjahr gestiegen. Hierbei beträgt der Kaufpreis­un­ter­schied 56 Prozent zwischen Neubau­woh­nungen und Altbauten mit einem Baujahr von älter als 2010. In Bremer­haven und Wilhelms­haven kosten Neubau­woh­nungen sogar mehr als das Doppelte einer alten Wohnung.

Den stärksten Kaufpreis­an­stieg seit 2010 über alle Baujahre verzeich­neten Eigen­tums­woh­nungen in Hannover (239,5 Prozent), Lübeck (210,5 Prozent), Bremer­haven (203,4 Prozent) und Braun­schweig (200 Prozent) – die geringsten Steige­rungen Wilhelms­haven (78,5 Prozent) und Schwerin (99,7 Prozent). Struk­tu­relle Unter­schiede bezogen auf den Anteil an Neubau­woh­nungen relati­vieren jedoch die Vergleich­barkeit.

Anders als bei den anderen Städten sind die Quadratmeter-Kaufpreise von Eigen­tums­woh­nungen für 3- und 4‑Zimmer-Wohnungen in Osnabrück, Wilhelms­haven, Bremer­haven und Braun­schweig niedriger als die für 1- und 2‑Zimmer-Wohnungen. «Im Durch­schnitt aller norddeut­schen Städte erzielen Wohnein­heiten mit drei oder vier Zimmern dagegen acht Prozent höhere Quadratmeter-Kaufpreise», so Otten­ströer.

Wohnbau­tä­tigkeit: Kleine Wohnungen werden mehr gebaut

«Insbe­sondere in den Städten in denen die Leerstands­quote sehr niedrig ist wie in Oldenburg und Flensburg, werden viele neue Wohnungen gebaut. Das ist ein gutes Zeichen», sagt Otten­ströer. Und weiter: «Hingegen kann die Bautä­tigkeit in vielen Städten wie Hannover, Braun­schweig und Kiel mit einer ebenfalls niedrigen Leerstands­quote noch nicht mit dem deutschen Durch­schnitt mithalten.»

76 Prozent der Neubau­woh­nungen in den norddeut­schen Städten befinden sich in Mehrfa­mi­li­en­häusern. In Lüneburg und Rostock konzen­triert sich der Wohnungs­neubau fast ausschließlich auf Mehrfa­mi­li­en­häuser. Auffällig ist der deutlich gestiegene Anteil an 1- und 2‑Zimmer-Wohnungen in den Neubauten. Im Vergleich zum Anteil an bestehenden Wohnungen werden aktuell mehr als doppelt so viele 1- und 2‑Zimmer-Wohnungen gebaut. In Flensburg und Kiel entfällt die Hälfte der neu errich­teten Wohnungen auf diese Kategorie, in Hamburg immerhin noch über 34 Prozent.

Diffe­ren­zierte Risiko-Rendite-Profile der einzelnen Städte

Risiko­averse Inves­toren finden in Hamburg, Osnabrück, Lübeck und Lüneburg adäquate Renditen bei geringem Risiko. Hierbei verfügt insbe­sondere Osnabrück über ein sehr günstiges Rendite-Risiko-Profil beispiels­weise gegenüber Hamburg. Die höchsten Renditen bei entspre­chend hohem Risiko finden Inves­toren in Bremer­haven und Wilhelms­haven. Über ein besonders günstiges Verhältnis verfügen Schwerin und Flensburg bei attrak­tiven Rendite-Risiko-Konditionen. Etwas ungüns­tiger ist das Rendite-Risikoprofil in Rostock, Hannover und Oldenburg.
«Für jede Inves­ti­ti­ons­ent­scheidung ist eine fundierte Markt­kenntnis unerlässlich, um das jeweilige Invest­ment­risiko entspre­chend einschätzen zu können. Das hier vorlie­gende Rendite-Risiko-Profil dient lediglich als Orien­tierung und ersetzt keine intensive Analyse mit der indivi­du­ellen Liegen­schaft», so Otten­ströer.

Renditen geben weiterhin nach

Im Zuge der Beliebtheit von Mehrfa­mi­li­en­häusern bei natio­nalen wie inter­na­tio­nalen Inves­toren hält der Rückgang der Renditen weiterhin an. Der durch­schnitt­liche Brutto-Ertragsfaktor der 15 unter­suchten norddeut­schen Wohnungs­märkte liegt bei circa 21 und damit erneut höher als im Vorjahr. Spitzen­reiter mit einem Durch­schnitts­faktor von circa 30 ist Hamburg. Aber auch in B- und C‑Städten werden bei guten Rendi­te­ob­jekten und Mehrfamilienhaus-Neubauten regel­mäßig Brutto­fak­toren oberhalb des 25-fachen des Jahres­roh­ertrags erzielt.

Rendite Risiko Profil

Abbildung 1: Risiko-Rendite-Profil der unter­suchten Städte Norddeutsch­lands (Ø Brutto-Rendite)
Quelle: Wüest Partner Deutschland 2021.
Das Risiko ist auf der X‑Achse abgebildet, die durch­schnitt­lichen Brutto­ren­diten auf der Y‑Achse. In die Analyse sind Faktoren hinsichtlich der Markt- und Nachfra­ge­sta­bi­lität, der Bedin­gungen rund um Konsum, Einkommen und Arbeit sowie der Mieten und Preise einge­flossen.

Die vollständige Studie steht inklusive umfas­sendem Daten­ma­terial als inter­ak­tives PDF-Dokument unter folgendem Link kostenlos zur Verfügung.