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Rückläu­figer Wohnungs­leer­stand in der Schweiz

Letzte Aktualisierung: 22. April 2025

Neuer Referenzzinssatz: Entlastung für Bestandsmieten und seine Wechselwirkung mit der Geldpolitik

Das erste Mal seit 12 Jahren ist der Wohnungs­leer­stand gesunken. Im Juni 2021 wurden gemäss dem Bundesamt für Statistik (BFS) 71’365 Wohnungen als leer gezählt, was einem Rückgang von 7’467 Einheiten entspricht (-9.5 Prozent). Die Leerwoh­nungs­ziffer ist innert Jahres­frist von 1.72 Prozent auf 1.54 Prozent zurück­ge­gangen. Auf welche Ursachen ist dieser Richtungs­wechsel zurück­zu­führen?

Rückläufiger Wohnungsleerstand in der Schweiz

Bevöl­ke­rung­wachstum (Wohnungs­nach­frage)

Die ständige Wohnbe­völ­kerung hat im letzten Jahr um 62’200 Personen zugenommen (Stand Ende 2020: 8.668 Mio.). Das entspricht in etwa dem Anstieg, der bereits im 2019 zu verzeichnen war.
Gleich­zeitig ist die Zahl der nicht ständigen Wohnbe­völ­kerung (Personen mit einer Aufent­halts­be­wil­ligung von maximal 12 Monaten, z.B. Expats) spürbar zurück­ge­gangen. Dies ist vor allem auf zwei Punkte zurück­zu­führen: Einer­seits haben im Vergleich zu den Vorjahren überdurch­schnittlich viele Kurzeit­auf­ent­halter eine langfristige Aufent­halts­be­wil­ligung beantragt und erhalten. Dadurch werden sie dann zur ständigen Wohnbe­völ­kerung gezählt. Anderer­seits wurden im letzten Jahr aufgrund der wirtschaft­lichen Unsicher­heiten nur wenige neue Stellen für Kurzeit­auf­ent­halter geschaffen.
Fazit: Die gleich­mässig wachsende ständige Wohnbe­völ­kerung und die parallel weniger stark zuneh­mende nicht ständige Wohnbe­völ­kerung können damit den Rückgang beim Wohnungs­leer­stand nicht erklären.

Zusam­men­setzung der Haushalte (Wohnungs­nach­frage)

Trotz der ausblei­benden Dynamik beim Bevöl­ke­rungs­wachstum werden immer mehr zusätz­liche Wohnungen in der Schweiz benötigt, denn die Belegungs­dichte pro Wohnung nimmt bei den zusätzlich entste­henden Haushalten stark ab. Dadurch werden mehr Wohnungen bei einem gleich­blei­benden Bevöl­ke­rungs­wachstum benötigt.
Dass die Belegungs­dichte pro Wohnung abnimmt, ist eng mit der zuneh­menden Alterung der Bevöl­kerung verbunden. Bei einer Auswertung nach Lebens­phasen zeigt sich, dass ab einem Alter von 55 Jahren die Belegungs­dichte in einem Mieter­haushalt stark abnimmt. Oft trifft dies dann zu, wenn die Kinder ausziehen und einen eigenen Haushalt gründen oder in einen anderen Haushalt einziehen. Den höchsten Wohnflä­chen­ver­brauch pro Kopf verbuchen Personen ab 75 Jahren – dies vor allem deshalb, weil der Anteil Einper­so­nen­haus­halte in dieser Alters­klasse stark überdurch­schnittlich ist.
Fazit: Die sich spürbar verän­dernde Haushalts­zu­sam­men­setzung (u.a. im Zuge der Alterung der Gesell­schaft) ist ein wesent­licher Grund für die rückläufige Leerstandszahl.

Neubau­tä­tigkeit (Wohnungs­an­gebot)

85 Prozent aller Leerwoh­nungen können dem Mietwoh­nungs­markt zugeordnet werden. Deshalb ist gerade in diesem Segment die Neubau­tä­tigkeit für die Leerstands­ent­wicklung relevant.
Insbe­sondere im Jahr 2019 wurden weniger Bauge­suche einge­reicht und bewilligt im Vergleich zu den davor­lie­genden Jahren. Dies hat dazu geführt, dass Ende 2019, im 2020 sowie Anfang 2021 weniger gebaut wurde als in den Vorjahren. Gleich­zeitig kam es im letzten Jahr aufgrund der Corona-Pandemie zu einigen Bauver­zö­ge­rungen.
Fazit: Zu einem kleinen Teil trägt die geringere Neubau­tä­tigkeit infolge der temporär weniger einge­reichten Bauge­suche zum Rückgang beim Wohnungs­leer­stand bei.

Art der Neubau­tä­tigkeit (Wohnungs­an­gebot)

Vor rund 10 Jahren wurden die meisten Neubau­pro­jekte auf der grünen Wiese reali­siert. Heute ist dies anders: In den Gross­städten werden mittler­weile bei mehr als der Hälfte aller Projekte zuerst Mietwoh­nungen abgebrochen, bevor die neuen erstellt werden können. Und da gerade in diesen Städten von jeher dicht gebaut wurde, sind die Ausnüt­zungs­re­serven gering. Dementspre­chend ist der Netto­zu­wachs an Wohnungen deutlich geringer, als es die Neubau­tä­tigkeit sugge­riert. In den kleineren Zentren und in den Agglo­me­ra­ti­ons­ge­meinden machen die Wohner­satz­neu­bau­pro­jekte im Mietwoh­nungs­segment mittler­weile ebenfalls über 30 Prozent aus.
Fazit: Weil heute immer häufiger erst alte Wohnungen abgebrochen werden müssen, bevor neue erstellt werden, entstehen im Saldo weniger zusätz­liche Wohnungen als wenn auf der grünen Wiese gebaut würde. Dies ist ein wesent­licher Grund für den Rückgang beim Wohnungs­leer­stand.

Wohnungs­leer­stand: Regionale Unter­schiede

Noch immer zeigen sich deutliche Unter­schiede beim Leerstand. Am stärksten ist er in den Kantonen Aargau (–1724), Bern (–1366), Zürich (–1331) und Graubünden (–912) zurück­ge­gangen.  Der grösste Anstieg wurde im Kanton Tessin (+378) verbucht. Nach dem Kanton Solothurn (3.15 Prozent) ist denn auch die Leerstands­ziffer im Tessin (2.83 Prozent) am zweit­höchsten.

Ausblick

Gemessen an den Baube­wil­li­gungs­zahlen ist wieder mit einer dynami­scheren Neubau­tä­tigkeit in der nahen Zukunft zu rechnen. Das Volumen der Neubau­be­wil­li­gungen stieg im Mietwoh­nungs­segment zwischen dem 2. Quartal 2020 und dem 2. Quartal 2021 um 7.2 Prozent. Nach rückläu­figen Tendenzen im Zeitraum 2019 bis Anfang 2020 erhält der Mietwoh­nungs­markt damit neue Impulse; mittel­fristig dürfte die Produktion von Mietwoh­nungen also hoch bleiben.

Unterschiedliche Entwicklung beim Wohnungsleerstand in den Kantonen
Unterschiede Quote beim Wohnungsleerstand in der Schweiz.

Weitere Infor­ma­tionen zum Leerstand finden Sie beim Bundesamt für Statistik (BFS).

Weitere Infor­ma­tionen rund um die aktuelle Situation im Immobi­li­en­markt finden Sie im Immo-Monitoring.