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Auswir­kungen des Perso­nal­mangels auf den Bau- und Immobi­li­en­markt

Letzte Aktualisierung: 22. April 2025

Ungeachtet der grossen Unsicher­heiten, die derzeit die globale Wirtschaftslage prägen, kann sich die Schweiz auf einen nach wie vor sehr dynami­schen Arbeits­markt stützen. Sowohl die Zahl der Vollzeit­äqui­va­lente als auch die Zahl der Beschäf­tigten ist im 2. Quartal 2022 gegenüber dem Vorjah­res­quartal um über 3 Prozent gestiegen. Gleich­zeitig hat die Arbeits­lo­sen­quote den niedrigsten Stand der letzten 20 Jahre erreicht (1.9 Prozent im September 2022). Grund­sätzlich könnte das Beschäf­ti­gungs­wachstum weiter­gehen, aller­dings bekunden immer mehr Firmen Schwie­rig­keiten bei der Rekru­tierung von Arbeits­kräften. Im 2. Quartal 2022 waren in der Schweiz insgesamt 127’560 Stellen offen, was eine Zunahme von 45 Prozent gegenüber dem Vorjah­res­quartal bedeutet. Auch die Quote der offenen Stellen erreichte mit 2.3 Prozent einen Höchst­stand.

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Unter­nehmen haben Schwie­rig­keiten, Mitar­bei­tende zu finden

Gemäss der Beschäf­ti­gungs­sta­tistik des BFS haben derzeit 41 Prozent der Unter­nehmen Probleme, quali­fi­zierte Arbeits­kräfte zu finden. Die Industrie verzeichnet die stärksten Rekru­tie­rungs­schwie­rig­keiten. Im Dienst­leis­tungs­sektor geben besonders viele Unter­nehmen aus dem Gesund­heits­wesen und dem Gastge­werbe an, kaum geeignete Mitar­bei­tende zu finden. Neben dem starken Anstieg der Nachfrage nach den entspre­chenden Dienst­leis­tungen sind die Schwie­rig­keiten bei der Einstellung in diesen Branchen auch darauf zurück­zu­führen, dass die Arbeits­be­din­gungen hier als wenig attraktiv empfunden werden. Nach der Covid-19-Pandemie versuchen nun viele Arbeit­neh­mende, in Branchen mit angeneh­meren Arbeits­zeiten, flexiblen Arbeits­zeit­mo­dellen und Homeoffice-Möglichkeiten umzusteigen.

Auswirkungen des Personalmangels

Die Kosten der Knappheit

Die Quote der offenen Stellen (2.3 Prozent) liegt derzeit 1 Prozent­punkt über dem Durch­schnitt der letzten 10 Jahre. Nimmt man diesen Wert als Benchmark, zeigt sich, dass derzeit eine Übernach­frage nach 53’160 Arbeits­kräften besteht. Geht man weiter davon aus, dass Schweizer Arbeit­neh­mende durch­schnittlich 1500 Stunden pro Jahr arbeiten und 94 Franken Wertschöpfung pro Arbeits­stunde generieren (Quelle: BFS), ergeben sich als Folge des Perso­nal­mangels für die Schweizer Wirtschaft Oppor­tu­ni­täts­kosten von 7.5 Milli­arden Franken. Damit bleibt ein Wachs­tums­po­tenzial des BIP von 1.0 Prozent ungenutzt (Berech­nungen von Wüest Partner).

Was sind die Auswir­kungen des Perso­nal­mangels auf die Bau- und Immobi­li­en­märkte?

Auswir­kungen des Perso­nal­mangels I: Verzö­ge­rungen von Neubau- und Renova­ti­ons­pro­jekten

Derzeit fehlen mehr als 8000 quali­fi­zierte Arbeits­kräfte im Bausektor. Dies führt zu Verzö­ge­rungen oder sogar zu Strei­chungen von Neubau­pro­jekten sowie zu höheren Kosten. Langfristig könnte der Perso­nal­mangel daher das Angebot an neuen Wohnungen und Gewer­be­flächen verringern und so die Aufwärts­ten­denzen der Immobi­li­en­preise stützen. Dasselbe gilt für Renova­ti­ons­pro­jekte, die ebenfalls durch den Perso­nal­mangel gebremst werden. Bei Renova­tionen geht es häufig um Arbeiten an der Gebäu­de­iso­lierung oder an der Heizung, die den CO2-Fussab­druck des Gebäudes verringern. Der Mangel an Arbeits­kräften im Bausektor könnte deshalb das Erreichen der Klima­ziele der Schweiz hinaus­zögern.

Auswirkung II: Grosse Zusatz­nach­frage nach Büroflächen

Die erhöhte Anzahl neuer Arbeits­stellen wirkt sich auch stark auf das Büroflä­chen­segment aus. Multi­pli­ziert man die Zahl der in jedem Sektor geschaf­fenen Arbeits­plätze mit dem Prozentsatz der Angestellten, die einen Arbeits­platz im Büro benötigen, ergibt sich im 2. Quartal 2022 gegenüber dem 2. Quartal im Jahr 2021 eine zusätz­liche Nachfrage nach 87’800 Büroplätzen, was einem Anstieg von 3.1 Prozent innerhalb von 12 Monaten entspricht. Diese Zahlen werden jedoch dadurch relati­viert, dass einige Arbeit­neh­mende teilweise oder vollständig im Homeoffice arbeiten, was es den Unter­nehmen ermög­licht, flexi­blere Lösungen wie Desk-Sharing in Betracht zu ziehen.

Daneben könnten Unter­nehmen jedoch auch bestrebt sein, auf einen überdurch­schnittlich attrak­tiven Arbeits­platz zu setzen, um angesichts des derzei­tigen Fachkräf­te­mangels die besten Mitar­bei­tenden zu gewinnen. Dies würde die Nachfrage nach Büroflächen insgesamt erhöhen (damit ein Unter­nehmen zum Beispiel mehr Arbeits­fläche pro Mitar­beiter und Mitar­bei­terin anbieten kann), aber auch die Nachfrage an den belieb­testen Lagen (Stadt­zentrum, Geschäfts­viertel) stimu­lieren.

Auswirkung III: Zusätz­liche Nachfra­ge­im­pulse für den Wohnungs­markt

Auch im Wohnungs­markt zeigen sich die Auswir­kungen des Perso­nal­mangels. Da der hiesige Arbeits­markt ausge­trocknet ist, besetzen viele Schweizer Unter­nehmen ihre offenen Stellen mit Bewer­be­rinnen und Bewerbern aus dem Ausland, wodurch sich das Bevöl­ke­rungs­wachstum in der Schweiz beschleunigt.

Auswirkungen des Personalmangels

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