Weiter zum Ihnhalt

Berggebiete: Eine empirische Studie zur Sozioökonomie

01. Dezember 2021

Wunderschönes autofreies Bergdorf Wengen, Berner Oberland, Schweiz. Die Jungfrau ist im Hintergrund zu sehen (Wunderschönes autofreies Bergdorf Wengen, Berner Oberland, Schweiz. Die Jungfrau ist im Hintergrund zu sehen, ASCII, 118 comp

Das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) hat Wüest Partner beauftragt, die Berggebiete sozioökonomisch zu analysieren. Das primäre Ziel dieser Studie bestand darin, die Berggebiete der Schweiz in sozioökonomische Einheiten einzuteilen. Diese Einheiten sollen in sich ähnliche sozioökonomische Parameter aufweisen und sich gleichzeitig möglichst stark voneinander unterscheiden. Wir schlagen vor, die in den Schweizer Berggebieten liegenden Gemeinden in 6 sozioökonomische Gemeindetypen einzuteilen. Die Einteilung stützt sich auf die Analyse von 34 sozioökonomischen Variablen. Diese wurden für jede der 811 Gemeinden, die gemäss Bundesamt für Statistik in den Berggebieten liegen, erhoben. Dazu gehören das Wachstum von Bevölkerung und Beschäftigung, das Haushaltseinkommen und die Wertschöpfung der Erwerbstätigen sowie Standortfaktoren und Daten, die den Immobilienmarkt betreffen. Aus der Analyse gehen Gemeindetypen hervor, die zwar in verschiedenen Regionen liegen können, aber vor ähnlichen, wenn nicht sogar gleichen Herausforderungen stehen.

Die Berggebiete der Schweiz.

Sechs Gemeindetypen der Berggebiete

Vier der Gemeindetypen werden nun kurz vorgestellt:

  • Tourismusgemeinden überzeugen durch eine hohe Beschäftigungsdichte, da der Tourismus in diesen vergleichsweise dünn besiedelten Gebieten relativ viele Arbeitsplätze bietet.
  • Klassische Berggemeinden liegen typischerweise höher als 1000 Meter über Meer und verzeichnen – trotz Baulandreserven – einen Bevölkerungsrückgang.
  • Traditionelle Landgemeinden sind stark von der Landwirtschaft geprägt und haben wenig Berufsverkehr.
  • Diversifizierte Landgemeinden verfügen über industrielle Arbeitsplätze sowie über eine gewisse Infrastruktur und bieten damit stabile Verhältnisse.

Als Methode wurde eine Clusteranalyse gewählt. Clusteranalysen werden zum Beispiel im Marketing angewendet, wenn es darum geht, Kundinnen und Kunden in Segmente einzuteilen, damit diese zielgruppenspezifisch angesprochen werden können. Analog sollen hier die in den Berggebieten liegenden Gemeinden so eingeteilt werden, dass Massnahmen zur wirtschaftlichen Entwicklung möglichst genau zum jeweiligen Gemeindetyp passen. Diese Clusteranalyse wurde computergestützt umgesetzt, es kam also ein datenbasierter, objektiver Ansatz zur Anwendung. Subjektive Entscheidungen betrafen etwa die Auswahl der Variablen und die Plausibilisierung der Ergebnisse, nicht aber die Zuteilung der Gemeinden zu bestimmten Gemeindetypen.

Die Einordnung der Berggebiete sds

Facettenreiche Erkenntnisse

Die sozioökonomischen Analysen bringen verschiedene Erkenntnisse zutage. Auffällig waren unter anderem folgende Aspekte:

  • Die Infrastruktur in den Berggebieten ist zwar insgesamt unterdurchschnittlich ausgebaut. Es gibt aber zahlreiche Gemeinden im Mittelland mit weniger Infrastruktur als Gemeinden im Berggebiet. Denn aufgrund der Nähe zu lokalen oder regionalen Zentren sind kleine Dorfläden oder Schulen im Mittelland oftmals harter Konkurrenz ausgesetzt.
  • Die Bevölkerung in den Berggebieten ist vor allem aufgrund der internationalen Migration gewachsen. Beim Geburtenüberschuss und beim Umzugssaldo mit der übrigen Schweiz resultieren für die klassischen Berggemeinden wie auch für die Tourismusgemeinden negative Werte.
  • Die Beschäftigung stieg ebenfalls an und dies dank den Branchen Dienstleistungen, Gesundheit, Bildung und Verwaltung. Das Gastgewerbe sorgte in den Tourismusgemeinden für einen Beschäftigungsaufbau, während die Baubranche einerseits in den traditionellen Landgemeinden und in den periurbssanen Wachstumsgemeinden einen wesentlichen Beitrag zum Beschäftigungswachstum leistete.
  • Wer in den Berggebieten eine Erstwohnung sucht, ist preissensitiver als die Menschen im Mittelland. Zudem haben die Parkierungsmöglichkeiten und die Gestaltung der Aussenflächen eine grössere Bedeutung. Gleichzeitig gibt es eine höhere Kompromissbereitschaft beim Komfort, bei der Architektur des Wohngebäudes und bei der Sicherheit.

Die komplette Studie können Sie hier Downloaden.

Weiterführende Informationen auf Sie auch auf regiosuisse.