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Anhal­tende Nullzinsen und deren Einfluss auf den Schweizer Immobi­li­en­markt

Veröffentlicht am: 25. September 2025 Letzte Aktualisierung: 25. September 2025

In ihrer Sitzung vom 25. September 2025 beliess die Schwei­ze­rische Natio­nalbank den Leitzins bei 0 %. Angesichts der aktuellen Rahmen­be­din­gungen ist vorerst nicht mit weiteren Senkungen zu rechnen. Was das anhal­tende Nullzins­umfeld für die einzelnen Teilmärkte bedeutet, wird nachfolgend aufge­zeigt.

Gründe für den Entscheid

Die Schwei­ze­rische Natio­nalbank (SNB) hat sich im September 2025 dazu entschieden, den Leitzins nicht in den negativen Bereich zu senken. Die Teuerung lag im August bei +0.2 % und damit im Zielband der SNB. Zudem entwi­ckelt sich der Schweizer Franken in der Gesamt­be­trachtung stabil. Während sich die heimische Währung gegenüber dem noch immer unter Druck stehenden US-Dollar real aufge­wertet hat, notiert der Schweizer Franken gegenüber dem Euro real betrachtet etwas tiefer als noch vor einem Jahr.

Seitwärts­ent­wicklung der Hypothe­kar­zinsen

Mit dem jüngsten Leitzins­ent­scheid bleibt das Finan­zie­rungs­umfeld weitgehend stabil und damit für Kreditnehmer:innen weiterhin günstig. Die bishe­rigen Zinssen­kungen im laufenden Jahr haben sich jeweils rasch in tieferen Kosten für kurzfristige Finan­zie­rungs­mo­delle wie Saron-Hypotheken nieder­ge­schlagen. Bei den langfris­tigen Sätzen hingegen waren die Rückgänge bereits im Vorjahr einge­preist, was damals zu einer deutlichen Entlastung führte. Seither haben sich die Kondi­tionen langfris­tiger Finan­zie­rungen kaum mehr bewegt. Aller­dings bestimmt nicht nur die Zinshöhe das Finan­zie­rungs­umfeld: Auch Regulie­rungs­vor­gaben wie Basel III, die Einla­gen­basis der Banken und deren Bereit­schaft zur Kredit­vergabe sind bedeutsam.

Das Nullzins­umfeld begrenzt zudem die Attrak­ti­vität von Obliga­tionen und festver­zins­lichen Bankein­lagen. Entspre­chend bleiben Immobilien attraktiv und es wird auch weiterhin zusätz­liches Kapital in den Immobi­li­en­markt fliessen. Einer­seits zum Kauf und anderer­seits zum Umbau von Immobilien, denn bei einem Zinsniveau nahe null verliert Geld seinen Zeitwert und Inves­ti­tionen werden früher und umfas­sender getätigt.

Wohnei­gentum: Nullzins­umfeld beflügelt die Nachfrage

Nach den bereits erfolgten Leitzins­sen­kungen des Jahres 2024 und seit Jahres­beginn verteu­erten sich Einfa­mi­li­en­häuser im 2. Quartal 2025 um 5.4 %, Eigen­tums­woh­nungen um 4.4 %. Die expansive Geldpo­litik verlängert den Aufwärts­trend – zumal die Neubau­tä­tigkeit die starke Nachfrage nicht deckt.

Direkte Immobi­li­en­an­lagen: Nachfrage nimmt weiter zu

Die tiefen Hypothe­kar­zinsen treiben – wie im Wohnei­gen­tums­markt – auch die Preise von Rendi­te­lie­gen­schaften. Im Vorjah­res­ver­gleich verteu­erten sich Wohnren­di­te­lie­gen­schaften im 2. Quartal 2025 um 5.2 % und Geschäfts­ren­di­te­lie­gen­schaften um 4.1 %. Mit einer Rendite von lediglich 0.2 % für 10-jährige Bundes­ob­li­ga­tionen (Mitte September 2025) stellen direkt gehaltene Immobilien für insti­tu­tio­nelle Anleger:innen weiterhin einen möglichen Obliga­tio­nen­ersatz dar. Besonders Wohnlie­gen­schaften profi­tieren: Ihr tiefes Leerstands­risiko, kombi­niert mit einem knappen Angebot an erwerb­baren Objekten, erhöht die Zahlungs­be­reit­schaft weiter. Entspre­chend dürften sich die Netto­an­fangs­ren­diten im laufenden Jahr rückläufig entwi­ckeln.

Ungeachtet limitierter Anlage­al­ter­na­tiven sollten Investor:innen die Risiken sorgfältig prüfen, wie etwa im Zusam­menhang mit Mietpreis­de­ckeln. Chancen bieten selektiv gewählte Objekte im Geschäfts­flä­chen­segment.

Indirekte Immobi­li­en­an­lagen mit Rückenwind

Wie Direkt­an­lagen profi­tieren auch indirekte Immobi­li­en­in­vest­ments vom tiefen Zinsniveau und der hohen Anlage­be­reit­schaft. Am stärksten legten seit Jahres­beginn die börsen­ko­tierten Immobi­li­en­aktien zu: Der WUPIX‑A verzeichnete von Januar bis August 2025 eine Perfor­mance von 13.3 % und schlug den breit gefassten SPI (+9.0 %), obwohl bei den Immobi­li­en­ak­ti­en­ge­sell­schaften seit Juni 2025 eine leichte Abwärts­be­wegung einge­setzt hat. Kotierte Immobi­li­en­fonds entwi­ckelten sich zwar etwas verhal­tener, übertrafen jedoch ebenfalls die Perfor­mance des SPI. Der WUPIX‑F gewann seit Jahres­beginn 10.2 %.

Auch im weiteren Jahres­verlauf dürften indirekte Immobi­li­en­an­lagen vom Nullzins­umfeld profi­tieren. Gerade vor dem Hinter­grund möglicher geopo­li­tisch bedingter Aktien­markt­schwan­kungen könnten insbe­sondere Immobi­li­en­fonds in gemischten Portfolios als Stabi­li­täts­anker wirken – zumal ihre Erträge in Schweizer Franken fliessen und damit kaum währungs­be­droht sind.

Hohes Volumen bei den Kapital­markt­trans­ak­tionen

Im Zuge der gestie­genen Börsen­kurse fielen auch die Agios bei indirekten Immobi­li­en­an­lagen höher aus. Besonders ausge­prägt ist der Anstieg bei Immobi­li­en­ak­ti­en­ge­sell­schaften: Zu Jahres­beginn lagen die Agios noch bei gut 10 % und stiegen zwischen­zeitlich auf rund 18 %.

Die gestie­genen Agios und die anhaltend vorteil­haften Finan­zie­rungs­kosten erleichtern und fördern die Mittel­be­schaffung für die insti­tu­tio­nellen Gefässe mit expan­siver Strategie. Die anstei­gende Tendenz seit der Phase der Zurück­haltung während der Zinsan­stiege dürfte sich 2025 fortsetzen und sich in weiter zuneh­menden Kapital­markt­ak­ti­vi­täten nieder­schlagen. Erste Signale dafür liefern die bereits angekün­digten Trans­ak­tionen für das laufende Jahr.

Baumarkt: Leichte Belebung erwartet

Das Nullzins­umfeld dürfte auch weiterhin im Bauge­werbe gewisse Belebungs­ten­denzen auslösen – wenn auch in moderatem Ausmass. Einer­seits sinken damit die Finan­zie­rungs­kosten für Bauvor­haben, was die Inves­ti­ti­ons­be­reit­schaft grund­sätzlich stärkt. Anderer­seits ist im Tiefzins­umfeld allgemein mit steigendem Interesse an Immobi­li­en­pro­jekten zu rechnen.

Die struk­tu­rellen Hemmnisse für eine Ausweitung der Neubau­tä­tigkeit bleiben jedoch weiterhin bestehen: Nach wie vor ist Bauland knapp, Bewil­li­gungs­ver­fahren sind langwierig, und die regula­to­ri­schen Anfor­de­rungen hoch. Hinzu kommt, dass mit der Umsetzung von «Basel III final» zu Jahres­beginn die Kredit­ver­ga­be­vor­gaben für Banken insbe­sondere im Bereich der Projekt­fi­nan­zierung verschärft wurden. Dies dürfte die Finan­zie­rungs­be­reit­schaft für grössere Baupro­jekte eher einschränken. Trotz bestehender Heraus­for­de­rungen rechnen wir im laufenden Jahr jedoch mit einem Zuwachs der Neubau­tä­tigkeit.

Noch positiver präsen­tieren sich die Aussichten für die Umbau­tä­tigkeit. Hier wirken die tiefen Zinsen unmit­tel­barer, da kleinere Projekte in der Regel weniger stark durch regula­to­rische und plane­rische Hürden belastet sind.

Mietwoh­nungen: Rückgang der Bestan­des­mieten zu erwarten

Auch Miethaus­halte können profi­tieren. Per 1. September ist der Referenz­zinssatz von 1.5 % auf 1.25 % gefallen. Nach der ersten Senkung im März 2025 öffnet sich damit bereits zum zweiten Mal ein Fenster für Mietzins­re­duk­tionen. Noch im 1. Quartal 2025 basierten rund zwei Drittel der Verträge insti­tu­tio­neller Vermieter auf einem Referenz­zinssatz von 1.75 %. Entspre­chende Senkungs­an­sprüche werden aufgrund der dreimo­na­tigen Kündi­gungs­frist erst Ende Juni wirksam. Mit der zweiten Anpassung werden zusätzlich Verträge auf Basis von 1.50 % anspruchs­be­rechtigt. Die Altbe­stan­des­mieten dürften deshalb 2026 in vielen Mietver­trägen sinken.

Weitere Ausfüh­rungen zu den Referenz­zins­satz­sen­kungen haben wir in diesem Blog behandelt: Referenz­zinssatz sinkt in Folge tiefer Leitzinsen ein letztes Mal

Inflation knapp über null?

Insgesamt gehen wir für 2025 von einem leichten Anstieg des Landes­index der Konsu­men­ten­preise von 0.2 % aus. Dies, weil insbe­sondere in der zweiten Jahres­hälfte 2024 Preis­rück­gänge zu beobachten waren, seit Beginn des Jahres zeigt der LIK jedoch eine leicht anstei­gende Tendenz (+0.8 % seit Januar 2025). Für das folgende Jahr dürfte der Aufwärts­druck der Mieten tiefer ausfallen und auch die jüngst von der Elkom publi­zierten rückläu­figen Strom­kosten dürften eher für niedrige Inflation im Jahr 2026 sprechen. Gleich­zeitig dürften aber Energie und Treib­stoffe zukünftig etwas weniger defla­tionär wirken. Wir gehen davon aus, dass sich die Inflation daher auch im kommenden Jahr relativ stabil im Zielband der Schwei­ze­ri­schen Natio­nalbank halten wird.

Fazit

Das Nullzins­umfeld stützt die Nachfrage in zahlreichen Immobi­li­en­seg­menten. Einer­seits winken weiterhin inter­es­sante Finan­zie­rungs­kon­di­tionen, anderer­seits sind Alter­na­tiven wie Obliga­tionen unattraktiv, sodass zusätz­liches Kapital in den Immobi­li­en­markt fliesst. Auch Mietende profi­tieren: Die tiefen Leitzinsen führten zu zwei Senkungen des Referenz­zins­satzes, damit entstand für viele Haushalte innerhalb von sechs Monaten der zweite Anspruch auf eine Mietzins­re­duktion.

Infos zum Referenzzinssatz und anderen Immobiliendaten im Immo-Monitoring

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