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Die Rolle der Unter­miete im Wohn- und Geschäfts­flä­chen­markt der Schweiz

Veröffentlicht am: 15. November 2024 Letzte Aktualisierung: 22. April 2025

Am 24. November 2024 wird in der Schweiz über eine Geset­zes­än­derung zur Regulierung der Unter­miete abgestimmt. Dies haben wir zum Anlass genommen, um die aktuellen Entwick­lungen des Wohnungs- und Geschäfts­flä­chen­marktes hinsichtlich der Unter­miete zu analy­sieren. Basierend auf den Ausschrei­bungen auf den grossen Insera­te­por­talen haben wir unter anderem mittels Textana­lysen die Anteile der Unter­miet­an­gebote, die Wohnungs­grössen und die Mietpreis­un­ter­schiede unter­sucht. Airbnb-Angebote oder Inserate in den sozialen Medien (z.B. Ron Orp) sind nicht in die Analyse einge­flossen.

Gründe für die Unter­miete

Die Gründe für die Unter­ver­mietung einer Wohnung oder eines Zimmers sind vielfältig. Bei Aufent­halten im Ausland, längeren Reisen oder Studi­en­auf­ent­halten bietet die Unter­ver­mietung eine Gelegenheit, die eigenen Mietkosten zu decken. Gerade in Zeiten knapper Wohnungs­an­gebote möchten viele die Wohnung lieber behalten und sie unter­ver­mieten, um nach der Abwesenheit in die gewohnte Umgebung zum gewohnten Preis zurück­kehren zu können. Andere Mieter, wie zum Beispiel in Wohnge­mein­schaften, unter­ver­mieten nur einzelne Zimmer. Grund­sätzlich könnte es für Mieter auch verlo­ckend sein, mit der Unter­ver­mietung Geld zu verdienen; dies ist aber rechtlich nicht zulässig.

Entwicklung der Unter­miete

Seit 2014 lässt sich grund­sätzlich ein Aufwärts­trend bei der Anzahl der unter­ver­mie­teten Wohnungen beobachten. Zwar ging während der Pandemie die Zahl der Unter­miet­an­gebote leicht zurück, was unter anderem auf weniger Reisen und grenz­über­schrei­tende Arbeits­ver­hält­nisse zurück­zu­führen ist. Doch mit der zuneh­menden Wohnungs­knappheit sind die Zahlen wieder gestiegen. Zwischen dem 3. Quartal 2022 und dem 3. Quartal 2024 hat sich die Anzahl der zur Unter­miete inserierten Flächen um rund 42% erhöht, während die Gesamtzahl aller inserierten Mietwoh­nungen um knapp 18% abgenommen hat.

Besonders verbreitet ist die Unter­miete in den Gross­zentren. Gerade hier ist der Wohnraum knapp, sodass Mieter ihre Wohnungen bei temporär begrenzter Abwesenheit behalten möchten. Auch die Beliebtheit von Wohnge­mein­schaften trägt dazu bei, dass die Unter­miete in diesen Regionen häufiger anzutreffen ist.



In den Gross­zentren ist die Unter­miete besonders in Zürich verbreitet. Einer­seits sind hier die Angebots­mieten im schweiz­weiten Vergleich sehr hoch, und die Wohnungs­knappheit ist ausge­prägter als in anderen Regionen. Deshalb ist es auch relativ einfach, Unter­mie­tende zu finden. Anderer­seits sorgt die inter­na­tionale Bedeutung und Vernetzung des Wirtschafts­standorts, in Verbindung mit den national und inter­na­tional renom­mierten Hochschulen, dafür, dass sowohl Geschäfts­rei­sende als auch Studie­rende Interesse an kurz- bis mittel­fris­tigen Mietdauern haben. Dies führt zu einer robusten Nachfrage nach entspre­chenden Konzepten. Ausserhalb von Zürich ist ein steigender Trend zur Unter­miete in Bern festzu­stellen.



Unter­schiede nach Zimmerzahl und Gemein­detyp

Eine Analyse der zur Unter­miete angebo­tenen Inserate zeigt, dass kleinere Wohnungen häufiger unter­ver­mietet werden als grössere. Besonders in den Gross­zentren sind viele der unter­ver­mie­teten Wohnungen maximal 2.5 Zimmer gross. Dies liegt erstens daran, dass solche kleineren Objekte oft von mobilen Haushalten gemietet werden, die häufiger temporär ins Ausland oder an andere Standorte in der Schweiz gehen. Zweitens ist dies auf die hohe Nachfrage nach flexiblen, kurzfris­tigen Wohnmög­lich­keiten in urbanen Gebieten zurück­zu­führen. Kleinere Wohnungen sind für Einzel­per­sonen oder Paare attraktiv, die eine befristete Bleibe suchen.

In den Agglo­me­ra­ti­ons­ge­meinden zeigt sich jedoch ein anderes Bild: Hier sind unter den unter­ver­mie­teten Objekten häufiger grössere Wohnungen vertreten, was auf eine tenden­ziell längere Mietdauer hindeuten könnte.



Mietpreis­un­ter­schiede bei den Unter­mieten

In Gross­städten, ihren Agglo­me­ra­tionen sowie in kleinen bis mittleren Zentren sind die Mieten für unter­ver­mietete Objekte oft deutlich günstiger als jene in den übrigen Inseraten. Dies liegt unter anderem daran, dass sich Unter­miet­preise meist an den Bestan­des­mieten orien­tieren, während reguläre Mietin­serate an den Markt­mieten ausge­richtet sind. In Regionen, in denen Bestan­des­mieten und Markt­mieten näher beiein­ander liegen, ist kein spürbarer Unter­schied zwischen Unter­mieten und Angebots­mieten zu beobachten.

Im Vergleich zu den Bestan­des­mieten fallen die Unter­miet­preise in vielen Fällen etwas höher aus. Dies kann dadurch gerecht­fertigt werden, dass die Wohnung oft möbliert vermietet wird, was einen gewissen Aufschlag erlaubt. Die Unter­schiede zwischen den Bestan­des­mieten und den Unter­miet­preisen in den Inseraten hängen jedoch stark davon ab, zu welchem Zeitpunkt ein Mietvertrag abgeschlossen wurde. Unsere Auswer­tungen zeigten, dass, wenn für die Berechnung der Bestan­des­mieten nur Mietver­träge seit dem 1. Januar 2023 verwendet werden, die Unter­miet­preise meist günstiger ausfallen als die Bestan­des­mieten in den neu abgeschlos­senen Verträgen. Dies ist auch der Haupt­grund, warum in den Agglo­me­ra­tionen der Gross­zentren die Bestan­des­mieten über den Unter­miet­preisen liegen. Hier ist der Anteil der erst kürzlich abgeschlos­senen Mietver­träge überdurch­schnittlich hoch.



Unter­miete bei Geschäfts­flächen

Auch bei Geschäfts­flächen ist die Zahl der zur Unter­miete ausge­schrie­benen Objekte in den letzten Jahren gestiegen. Seit der Pandemie, die einen Wandel hin zu flexi­bleren Arbeits­mo­dellen und vermehrtem Homeoffice auslöste, hat sich dieser Trend weiter verstärkt. Gemäss der jüngsten Umfrage bei 300 Schweizer Unter­nehmen (Büroflächen-Barometer von Wüest Partner) liegt die Belegungs­quote von Büros derzeit im Schnitt bei 72%, was mehr Firmen dazu veran­lasst, ungenutzte Flächen zur Unter­miete anzubieten.



Besonders auffällig ist die Entwicklung der Büroflächen in den Gross­zentren. Während der Anteil der unter­ver­mie­teten Geschäfts­flächen zwischen 2014 und 2020 bei etwa 2% lag, ist er seit Anfang 2022 im Mittel auf über 5% gestiegen.



Fazit

Die Unter­miete hat in der Schweiz in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen und wird nicht nur im Wohnsegment, sondern auch zunehmend im Bereich der Geschäfts­flächen genutzt. Die Wohnungs­knappheit und die Pandemie haben diese Entwicklung beschleunigt—insbesondere in den Gross­städten und deren Agglo­me­ra­tionen, wo Unter­mieten oft günstiger sind als reguläre Mieten.

Abstimmung

Am 24. November 2024 wird auf natio­naler Ebene über angepasste Regelungen zur Unter­miete abgestimmt. Das Parlament hat vor einem Jahr entspre­chende Geset­zes­än­de­rungen beschlossen, woraufhin der Mieter­verband das Referendum ergriffen hat. Dabei geht es haupt­sächlich um folgende Anpas­sungen:

  • Für die Unter­miete ist künftig die schrift­liche Zustimmung des Vermieters erfor­derlich.
  • Das Recht auf Unter­ver­mietung wird auf zwei Jahre begrenzt; längere Zeiträume müssen mit dem Vermieter vereinbart werden.
  • Wohnge­mein­schaften und flexible Absprachen zwischen Mieter und Vermieter sind weiterhin möglich.
  • Die neuen Regeln zielen darauf ab, Missbrauch zu bekämpfen, insbe­sondere bei langfris­tiger Unter­ver­mietung ganzer Wohnungen.
  • Bei unerlaubter Unter­ver­mietung ohne schrift­liche Zustimmung kann nach schrift­licher Mahnung eine ausser­or­dent­liche Kündigung ausge­sprochen werden.

Abstimmung vom 24. November 2024: Medien­mit­teilung von Bundesrat und Parlament

Lesen Sie mehr über die kurz- und langfris­tigen Perspek­tiven des Schweizer Wohnungs- und Geschäfts­flä­chen­marktes im Immo-Monitoring.

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