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Immer weniger zusätz­liche Single­haus­halte als Resultat des Wohnungs­mangels

Veröffentlicht am: 25. November 2025 Letzte Aktualisierung: 25. November 2025

Die jährliche Zunahme der Einper­so­nen­haus­halte hat deutlich an Fahrt verloren. Im gleitenden Zweijah­res­mittel erreichte der Zuwachs 2021 den Höchst­stand der letzten Dekade mit 35 530. Seither schwächte sich die Dynamik ab und lag 2024 noch bei 22 400 (Abbildung 1). Der Wert bleibt positiv, d.h. neue Einper­so­nen­haus­halte entstehen weiterhin, doch das Tempo ist spürbar geringer als in den Vorjahren. Und das obschon das Bevöl­ke­rungs­wachstum 2024 um 30 % höher ausfiel als 2021.


Abbildung 1


Höhere Nutzungs­dichte

Parallel dazu nahmen die Mehrper­so­nen­haus­halte spürbar zu: Nach dem Tief von 15 600 im Jahr 2022 lag der Zuwachs 2024 bei 28 910 (gleitendes Zweijah­res­mittel). Im Zusam­men­spiel mit der Entwicklung bei Single­haus­halten führt das zu einer höheren Belegung der zusätzlich entste­henden Haushalte. Die Kennzahl «zusätz­liche Personen pro zusätz­lichem Haushalt» stieg von 1.2 (2020) auf 2.3 (2024). Die Nutzer­dichte der zusätz­lichen Haushalte hat damit klar zugenommen (Abbildung 2).


Abbildung 2


Gründe: Sonder­effekt und Wohnungs­knappheit

Für diesen spürbaren Wandel bei Haushalts­bildung innert relativ kurzer Zeit sind vor allem zwei Gründe entscheidend:

Erstens werden seit 2023/2024 viele Geflüchtete aus der Ukraine nach 12 Monaten im S‑Status der ständigen Wohnbe­völ­kerung zugerechnet. Sie leben überwiegend in Mehrper­so­nen­haus­halten, sei es in klassi­schen Mietwoh­nungen, geteilten Wohnungen, kollek­tiven Lösungen oder bei Gastfa­milien. Das erhöht vor allem die Zahl der Mehrper­so­nen­haus­halte und dämpft die Zunahme der Einper­so­nen­haus­halte relativ.

Zweitens verengt der anhal­tende Wohnraum­mangel zusammen mit steigenden Wohnei­gen­tums­preisen und Angebots­mieten die Wahlmög­lich­keiten, besonders im unteren und mittleren Preis­segment. Einper­so­nen­haus­halte erreichen schneller Erschwing­lich­keits­grenzen. Wer allein leben möchte, findet zu selten eine passende, bezahlbare Wohnung – und sucht sich Alter­na­tiven: längeres Wohnen im bestehenden Famili­en­haushalt, WGs oder der Zusam­menzug mit dem Partner oder der Partnerin (Abbil­dungen 3 und 4).


Abbildung 3


Abbildung 4


Die neuesten Zahlen lassen die These zu: Seit 2022 «kompri­miert» die Wohnraum­knappheit die Haushalts­bildung. Dünnt das Angebot aus, steigt die Belegungs­dichte, und der Zuwachs verlagert sich von Single- zu grösseren Haushalten. Der Wandel ist damit ein Knapp­heits­effekt und kein Werte­wandel.

Das illus­triert zusätzlich die folgende Grafik, die einen engen Zusam­menhang zwischen dem Wohnungs­an­gebot und dem Anteil der zusätz­lichen Einper­so­nen­haus­halte am Bevöl­ke­rungs­wachstum zeigt: Je grösser das Wohnungs­an­gebot in den letzten Jahren war, desto stärker fiel der Anteil der zusätz­lichen Einper­so­nen­haus­halte am Bevöl­ke­rungs­wachstum aus.

Der Wohnungs­mangel zwingt die Haushalte somit in grössere Struk­turen, obwohl der gesell­schaft­liche Trend eigentlich in die Gegen­richtung weist. Entscheidend ist darum nicht der Wille der Menschen, sondern die Verfüg­barkeit von Wohnraum.


Abbildung 5


Umzugs­häu­figkeit hat sich verändert

Die Knappheit prägt auch die Umzugs­dy­namik. Nach 2020 sank die Umzugs­quote deutlich vom Höchst­stand mit 10.3 % (2020) auf 9.3 % im Jahr 2023. Das entspricht rund 74 000 Umzügen weniger, bei insgesamt 695 000 regis­trierten Wohnungs­wechseln 2023. Bemer­kenswert ist dabei, dass dieser Rückgang trotz vergleichs­weise hoher Zuwan­derung erfolgte. Zuwan­dernde werden beim erstma­ligen Wohnungs­bezug in der Schweiz jeweils als Umzug erfasst. Daraus folgt, dass die Umzugs­quote der inlän­di­schen Bevöl­kerung noch stärker gesunken ist.

Trotz der jüngsten Dynamik bei den Mehrper­so­nen­haus­halten sollten in Zukunft nicht mehr grössere, sondern mehr kleinere Wohnungen gebaut werden. Dies aus den folgenden Gründen:

  • Nachfra­ge­struktur: Der wachsende Anteil der über 65-Jährigen und mehr kinderlose Haushalte – die Gebur­tenrate ist seit 2022 stark rückläufig – erhöht die Nachfrage nach kleineren Einheiten, besonders an gut erschlos­senen Lagen mit kurzen Wegen und vielfäl­tigen Alltags­an­ge­boten.
  • Erschwing­lichkeit: Kompakte Wohnungen senken die Gesamt­miete und verbessern die Bezahl­barkeit, insbe­sondere für Singles. Latente Nachfrage wird so zu effek­tiver Nachfrage, und der Engpass im günstigen und mittleren Preis- bzw. Mietsegment wird gezielt entschärft.
  • Flächen­ef­fi­zienz: Zwar werden gut belegte Mehrper­so­nen­haus­halte meist flächen­ef­fi­zient genutzt, doch ohne ausrei­chendes Angebot kleiner Einheiten landen (gutver­die­nende oder vermö­gende) Allein­le­bende in zu grossen Wohnungen. Das treibt den Flächen­ver­brauch und die Pro-Kopf-Emissionen. Mehr kleine, gut geschnittene Wohnungen reduzieren die Unter­be­legung im Bestand.
  • Lebens­zyklen: Passende, kleinere Wohnungen erleichtern nach Trennung, Verwitwung oder Auszug der Kinder den Umzug in flächen- und kosten­ef­fi­zi­entere Einheiten – und senken damit die durch­schnitt­liche Wohnfläche pro Kopf.
  • Wirtschaft­lichkeit & Innen­ent­wicklung: Kleine, gut nutzbare Wohnungen sprechen breite Zielgruppen an und sind in der Vermietung robust. Zugleich stärken sie die Innen­ent­wicklung, weil bei hoher Lagequa­lität mehr Einheiten pro Projekt reali­siert werden können.

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