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Wohn-Hotspots im Berliner Umland

Veröffentlicht am: 28. Mai 2024 Letzte Aktualisierung: 12. Mai 2025

Im Jahr 2022 zogen rund 33.000 Menschen von Berlin ins benach­barte Brandenburg. Besonders beliebt ist weiterhin der Berliner Speck­gürtel. Seit 2017 ist die Bevöl­ke­rungszahl dort um 6,3 Prozent gestiegen, während die Einwoh­nerzahl im übrigen Landes­gebiet stagnierte. Die Gründe für diese Wande­rungs­be­wegung ins Berliner Umland sind vielfältig. Einer­seits sind die Wohnkosten in Berlin trotz der steigenden Mietpreise in den Umland­ge­meinden immer noch höher, was vor allem Haushalte mit größerem Wohnflä­chen­bedarf dazu bewegt, Berlin zu verlassen. Zusätzlich bieten die Umland­ge­meinden eine ausge­zeichnete Infra­struktur, sowohl im sozialen Bereich mit Schulen, Kinder­gärten, Ärzten und Sport­ver­einen als auch hinsichtlich infra­struk­tu­reller Versorgung und Verkehrs­an­bindung. Darüber hinaus führt die wirtschaft­liche Entwicklung im Speck­gürtel durch die Ansiedlung von Güter­ver­kehrs­zentren und Unter­nehmen wie Tesla sowie die Inbetrieb­nahme des Flughafens BER zu einer wirtschaft­lichen Aufwertung. Dies hat zur Folge, dass auch im Umland die Leerstands­quoten sinken und die Mieten sowie Immobi­li­en­preise steigen. Dadurch steigt der Bedarf an Bauland und es kommt zu einer größeren Belastung des öffent­lichen Nahver­kehrs und der Energie­ver­sorgung.

Analyse des Speck­gürtels 

Drei Jahre nach der Erstver­öf­fent­li­chung der Analyse des Berliner Speck­gürtels ist es sinnvoll, eine erneute Unter­su­chung der 26 Umland­ge­meinden durch­zu­führen, um festzu­stellen, welche Gemeinden sich besonders positiv entwi­ckelt haben. Das zugrunde liegende Ranking basiert auf 13 Indika­toren, darunter die Bevöl­ke­rungs­ent­wicklung, der Wohnungs­be­stand, der Pendler­saldo und die Anzahl der sozial­ver­si­che­rungs­pflichtig Beschäf­tigten. Ebenso wurden Angebots­mieten für Wohnungen und Büros sowie Angebots­kauf­preise für Eigen­tums­woh­nungen und Einfa­mi­li­en­häuser berück­sichtigt. Für jede unter­suchte Gemeinde wurden Noten für alle 13 Indika­toren vergeben, die abschließend zu einer Gesamtnote verrechnet wurden.

Bevöl­ke­rungs­ent­wicklung ungebrochen hoch

Im Durch­schnitt wuchs die Bevöl­kerung in den 26 unter­suchten Gemeinden zwischen 2011 und 2022 um 14,6 Prozent. Damit lag das Wachstum höher als in Berlin (12,9 %) und war deutlich dynami­scher als in der gesamten Bundes­re­publik (5,0 %). Wie bereits in der ersten Ausgabe des Rankings aus dem Jahr 2021 führt Schönefeld mit einem enormen Bevöl­ke­rungs­wachstum von 31,1 Prozent seit 2017 die Liste aller Gemeinden an. Auf Platz zwei und drei folgen Wustermark (19,4 %) und Bernau bei Berlin (14,4 %) mit einem beträcht­lichen Abstand. Die niedrigsten Wachs­tums­raten verzeich­neten hingegen Erkner (1,3 %), Hennigsdorf (1,4 %) und Fürstenwalde/Spree (1,7 %).


Bautä­tigkeit rückläufig

Während in der Erstauflage der Wohnungs­be­stand in manchen Gemeinden um mehr als 10 Prozent angestiegen ist, weist nur noch Schönefeld mit einer Steigerung von 22,1 Prozent eine zweistellige Zuwachsrate auf. In Wildau (6,9%), Bernau bei Berlin (6,8%) und Wustermark (6,2%) gab es die nächst­hö­heren Anstiege. Nahezu unver­ändert präsen­tieren sich die Wohnungs­be­stände in Ebers­walde und Fürstenwalde/Spree (jeweils 1,0%) sowie in Hennigsdorf (1,4%).

Trotz des erheb­lichen Bevöl­ke­rungs­wachstums im Speck­gürtel hat dies nicht zu einem Anstieg der Bauak­ti­vi­täten geführt. Die Anzahl der fertig­ge­stellten Wohnungen zeigt vielmehr einen rückläu­figen Trend: Während zwischen 2017 und 2019 durch­schnittlich 5.590 Wohnungen pro Jahr gebaut wurden, sank diese Zahl zwischen 2020 und 2022 auf 5.077 Wohnungen pro Jahr, was einem Rückgang von 9,2 Prozent entspricht. Die geringe Bauak­ti­vität führt zu einem Schrumpfen des Leerstands und einer zuneh­menden Anspannung auf den Immobi­li­en­märkten. Sowohl der Mietwoh­nungs­markt als auch der Markt für Wohnei­gentum werden dadurch zunehmend knapper und wettbe­werbs­in­ten­siver.

Miet- und Kaufpreise steigen konstant an

Die Angebots­mieten (Median) aller unter­suchten Städte sind zwischen dem ersten Quartal 2021 und dem ersten Quartal 2024 im Durch­schnitt um 26,3 Prozent gestiegen. In Nauen (45,7%), Erkner (43,0%) und Fürstenwalde/Spree (35,7%) stiegen die Mieten am stärksten. Die geringsten Steige­rungs­raten wurden in Wustermark (2,8%), Wildau (13,0%) und Potsdam (13,5%) beobachtet. Am tiefsten in die Tasche greifen müssen Miete­rinnen und Mieter in Schönefeld. Das Mietpreis­niveau der südöstlich von Berlin gelegenen Gemeinde liegt bei 15,43 EUR/qm netto kalt (1. Quartal 2024). Knapp hinter Schönefeld folgen Erkner (14,67 EUR/qm) und Teltow (14,49 EUR/qm) mit ähnlich hohen Mietpreisen. Zum Vergleich: In Berlin liegt die Median­miete bei 16,78 EUR/qm.


Etwas stärker als die Mieten haben sich die Quadrat­me­ter­preise für Eigen­tums­woh­nungen in den letzten drei Jahren entwi­ckelt. So stiegen die Angebots­preise im Durch­schnitt aller 26 unter­suchten Gemeinden um 29,9 Prozent an. Dies ist umso erstaun­licher, da die Preise für Eigen­tums­woh­nungen deutsch­landweit gesehen teilweise kräftig gesunken sind. Die Wertbe­stän­digkeit und der Anstieg der Kaufpreise zeigt die Attrak­ti­vität der Berliner Umland­region. Den stärksten Anstieg zwischen dem ersten Quartal 2021 und dem ersten Quartal 2024 verzeichnete Storkow (Mark), wo sich die Kaufpreise mehr als verdop­pelten (124,5%). Auch in Fürstenwalde/Spree (80,1%) und Beelitz (50,8%) stiegen die Angebots­preise überdurch­schnittlich an. Das geringste Wachstum wurde in Potsdam ermittelt (6,8%), wobei in der branden­bur­gi­schen Landes­haupt­stadt mit 5.306 EUR/qm die höchsten Quadrat­me­ter­preise gezahlt werden müssen. Es folgen Schönefeld (4.528 EUR/qm) und Teltow (4.500 EUR/qm) mit den nächst­hö­heren Preisen.


Als neuer Indikator wurden die Angebots­preise für Einfa­mi­li­en­häuser aufge­nommen. Durch­schnittlich stiegen die Angebots­preise für Eigen­heime zwischen dem ersten Quartal 2021 und dem ersten Quartal 2024 um 22,0 Prozent. Überdurch­schnitt­liche Steige­rungs­raten gab es in Zossen (48,4%), Storkow (Mark) (45,4%) und Fürstenwalde/Spree (45,1%). Den einzigen Kaufpreis­rückgang verzeichnete Wustermark (–5,1%). Ähnlich wie bei den Eigen­tums­woh­nungen werden in Teltow (5.289 EUR/qm) und Potsdam (5.162 EUR/qm) die höchsten Quadrat­me­ter­preise aller unter­suchten Gemeinden aufge­rufen.


Nauen an der Spitze des Rankings

Nach Auswertung aller Indika­toren belegt Nauen den ersten Platz im Ranking und verdrängt damit Wustermark, das auf dem sechsten Platz steht. Mit seinen etwa 20.000 Einwohnern liegt Nauen westlich von Berlin und ist dank der Bahnstrecke Hamburg-Berlin optimal an beide Metro­polen angebunden. Die Klein­stadt fungiert infra­struk­turell als Mittel­zentrum und bietet eine attraktive Lage für Einwohner und Unter­nehmen gleicher­maßen. Nauen profi­tiert zudem von einem dynami­schen wirtschaft­lichen Umfeld, das durch die Ansiedlung zahlreicher kleiner und mittel­stän­di­scher Unter­nehmen gekenn­zeichnet ist. Die Stadt entwi­ckelt sich zu einem wichtigen Standort für Logistik und Dienst­leis­tungen, was zusätz­liche Arbeits­plätze schafft und die lokale Wirtschaft stärkt.

Rang Gemeinde Note 
Nauen 1,69
Ludwigs­felde 1,77 
Bernau bei Berlin 1,85 
Schönefeld 1,92 
Storkow (Mark)1,92
6Zossen2,08
Wustermark 2,08
Orani­enburg2,15 
Rüdersdorf bei Berlin 2,31 
10 Beelitz2,38 

Top-10 des Berliner Umlandran­kings 

Bilder/Grafiken: Wüest Partner, Wüest Dimensions, Pixabay.com

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