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Mietwoh­nungs­knappheit wandelt die Nachfrage

Letzte Aktualisierung: 22. April 2025

Bei der Bildung neuer Haushalte zeigt sich, dass die Schweizer Bevöl­kerung ihr Nachfra­ge­ver­halten angesichts der Wohnungs­knappheit und der gestie­genen Mieten angepasst hat – gezwun­ge­ner­massen. Die Analyse der aktuellen Haushalts­zahlen macht deutlich, dass sich die in der Schweiz lebende Bevöl­kerung wieder vermehrt dazu entscheidet, Wohnraum gemeinsam zu nutzen.

Anzahl grösserer Haushalte nimmt zu

Die vom Bundesamt für Statistik veröf­fent­lichten Haushalts­daten für 2022 lassen auf den ersten Blick den Schluss zu, dass sie den Trends der vergan­genen Jahre entsprechen: Die Zahl der Einper­so­nen­haus­halte verzeichnet mit einem Zuwachs von 27 630 den grössten Anstieg, gefolgt von den Zweiper­so­nen­haus­halten mit einem Plus von 7950 (entspricht 15 900 Personen). Die bereits in hoher Anzahl vorhan­denen Klein­haus­halte – eine der Ursachen für die Wohnungs­knappheit − nehmen damit weiterhin deutlich zu.

Doch bei näherer Betrachtung wird deutlich, dass sich die Haushalts­bildung und damit auch die Wohnungs­nach­frage zu wandeln beginnen: Das Wachstum bei den Klein­haus­halten lässt spürbar nach, und zwar bereits seit 2021 und noch verstärkt seit 2022. Im Gegensatz dazu steigt die Zahl der Haushalte mit drei oder mehr Personen merklich an. Die Verla­gerung von einem gerin­geren Zuwachs bei den Klein­haus­halten hin zu einem deutli­cheren Anstieg der Anzahl Haushalte mit drei oder mehr Personen spiegelt sich auch in der Gesamtzahl der neu hinzu­ge­kom­menen Haushalte wider, die trotz des stärkeren Bevöl­ke­rungs­wachstums in den letzten beiden Jahren abgenommen hat. Hochge­rechnet auf die Anzahl Personen pro Haushalt zeigt sich, dass die Zahl der zusätz­lichen Einwoh­ne­rinnen und Einwohner in den neu gebil­deten Haushalten mit drei oder mehr Mitgliedern so signi­fikant zugenommen hat wie seit 2016 nicht mehr (2022: +29 000). Davon zeugt auch die erhöhte Belegungs­dichte der neuen Haushalte, die aus dem Vergleich der zusätz­lichen Einwoh­nerzahl mit der Menge der neu hinzu­ge­kom­menen Haushalte pro Jahr ermittelt wurde.

Angebot formt Nachfrage

Die neuesten Daten zur Haushalts­bildung deuten darauf hin, dass in der Schweiz vermehrt die Neigung besteht, gemeinsam unter einem Dach zu leben. Dies trifft insbe­sondere auf die die jüngere Generation zu. Im Gegensatz dazu ist der wachsende Anteil der älteren Bevöl­kerung an der Gesamt­be­völ­kerung zunehmend der alleinige Grund für die steigende Zahl der Klein­haus­halte. Dieses Wachstum erfolgt aufgrund von Ereig­nissen wie dem Auszug der Kinder oder dem Tod des Lebens­partners oder der Lebens­part­nerin.

Die jüngsten Entwick­lungen sollten nicht als Beleg dafür verstanden werden, dass sich die Gesell­schaft von der Indivi­dua­li­sierung abwendet und wieder stärker auf Gemein­schaft­lichkeit setzt. Vielmehr wird deutlich, dass die Wohnungs­knappheit und die Neubau­ak­ti­vi­täten das Nachfra­ge­ver­halten der Schweizer Haushalte massgeblich beein­flussen. Das knappe Wohnungs­an­gebot in Kombi­nation mit den steigenden Mieten zwingt viele Menschen, die einen neuen Haushalt gründen möchten oder müssen, dazu, statt alleine mit anderen Menschen zusam­men­zu­wohnen. Die Wahl der Wohnform spiegelt somit nicht unbedingt die tatsäch­lichen Wünsche wider, was die Trends der Jahre 2017 bis 2020 belegen. Damals, als die Mieten sanken und das Angebot vielfäl­tiger war, wohnte ein beträcht­licher Teil der Schweizer Bevöl­kerung bevorzugt in kleineren Haushalten. Es gilt demnach die Devise: Ist das Angebot vorhanden, verteilen sich die Menschen gerne breiter − was generell vor allem in günsti­geren Regionen, wo es mehr Auswahl gibt, möglich ist.

Trotz grösserer Haushalte steigen die Mieten

Die aktuellen Zahlen könnten darauf hindeuten, dass die Wohnungs­knappheit nicht so drängend ist, wie häufig betont wird. Denn die Knappheit veran­lasst Menschen dazu, ihre Nachfrage bezüglich Wohnraum zu reduzieren, sodass weniger Neubauten benötigt werden. Dieses Argument leuchtet ein. Dennoch sollte man nicht übersehen, dass die Jahre 2017 bis 2020 – geprägt von einer grösseren Wohnungs­auswahl – gezeigt haben, dass ein Teil der Schweizer Bevöl­kerung anders wohnen würde, wenn es ihm möglich wäre. Bedingt durch illiquide Märkte, einen Rückgang der Neubau­tä­tigkeit und eine dynamische Nachfrage sind viele gezwungen, ihre Wohnform an die Situation anzupassen. Gleich­zeitig steigen die Mieten für die wenigen verfüg­baren Objekte stark an.

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