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Mietwohnungsknappheit wandelt die Nachfrage

17. November 2023

Gebäude

Bei der Bildung neuer Haushalte zeigt sich, dass die Schweizer Bevölkerung ihr Nachfrageverhalten angesichts der Wohnungsknappheit und der gestiegenen Mieten angepasst hat – gezwungenermassen. Die Analyse der aktuellen Haushaltszahlen macht deutlich, dass sich die in der Schweiz lebende Bevölkerung wieder vermehrt dazu entscheidet, Wohnraum gemeinsam zu nutzen.

Anzahl grösserer Haushalte nimmt zu

Die vom Bundesamt für Statistik veröffentlichten Haushaltsdaten für 2022 lassen auf den ersten Blick den Schluss zu, dass sie den Trends der vergangenen Jahre entsprechen: Die Zahl der Einpersonenhaushalte verzeichnet mit einem Zuwachs von 27 630 den grössten Anstieg, gefolgt von den Zweipersonenhaushalten mit einem Plus von 7950 (entspricht 15 900 Personen). Die bereits in hoher Anzahl vorhandenen Kleinhaushalte – eine der Ursachen für die Wohnungsknappheit − nehmen damit weiterhin deutlich zu.

Doch bei näherer Betrachtung wird deutlich, dass sich die Haushaltsbildung und damit auch die Wohnungsnachfrage zu wandeln beginnen: Das Wachstum bei den Kleinhaushalten lässt spürbar nach, und zwar bereits seit 2021 und noch verstärkt seit 2022. Im Gegensatz dazu steigt die Zahl der Haushalte mit drei oder mehr Personen merklich an. Die Verlagerung von einem geringeren Zuwachs bei den Kleinhaushalten hin zu einem deutlicheren Anstieg der Anzahl Haushalte mit drei oder mehr Personen spiegelt sich auch in der Gesamtzahl der neu hinzugekommenen Haushalte wider, die trotz des stärkeren Bevölkerungswachstums in den letzten beiden Jahren abgenommen hat. Hochgerechnet auf die Anzahl Personen pro Haushalt zeigt sich, dass die Zahl der zusätzlichen Einwohnerinnen und Einwohner in den neu gebildeten Haushalten mit drei oder mehr Mitgliedern so signifikant zugenommen hat wie seit 2016 nicht mehr (2022: +29 000). Davon zeugt auch die erhöhte Belegungsdichte der neuen Haushalte, die aus dem Vergleich der zusätzlichen Einwohnerzahl mit der Menge der neu hinzugekommenen Haushalte pro Jahr ermittelt wurde.

Angebot formt Nachfrage

Die neuesten Daten zur Haushaltsbildung deuten darauf hin, dass in der Schweiz vermehrt die Neigung besteht, gemeinsam unter einem Dach zu leben. Dies trifft insbesondere auf die die jüngere Generation zu. Im Gegensatz dazu ist der wachsende Anteil der älteren Bevölkerung an der Gesamtbevölkerung zunehmend der alleinige Grund für die steigende Zahl der Kleinhaushalte. Dieses Wachstum erfolgt aufgrund von Ereignissen wie dem Auszug der Kinder oder dem Tod des Lebenspartners oder der Lebenspartnerin.

Die jüngsten Entwicklungen sollten nicht als Beleg dafür verstanden werden, dass sich die Gesellschaft von der Individualisierung abwendet und wieder stärker auf Gemeinschaftlichkeit setzt. Vielmehr wird deutlich, dass die Wohnungsknappheit und die Neubauaktivitäten das Nachfrageverhalten der Schweizer Haushalte massgeblich beeinflussen. Das knappe Wohnungsangebot in Kombination mit den steigenden Mieten zwingt viele Menschen, die einen neuen Haushalt gründen möchten oder müssen, dazu, statt alleine mit anderen Menschen zusammenzuwohnen. Die Wahl der Wohnform spiegelt somit nicht unbedingt die tatsächlichen Wünsche wider, was die Trends der Jahre 2017 bis 2020 belegen. Damals, als die Mieten sanken und das Angebot vielfältiger war, wohnte ein beträchtlicher Teil der Schweizer Bevölkerung bevorzugt in kleineren Haushalten. Es gilt demnach die Devise: Ist das Angebot vorhanden, verteilen sich die Menschen gerne breiter − was generell vor allem in günstigeren Regionen, wo es mehr Auswahl gibt, möglich ist.

Trotz grösserer Haushalte steigen die Mieten

Die aktuellen Zahlen könnten darauf hindeuten, dass die Wohnungsknappheit nicht so drängend ist, wie häufig betont wird. Denn die Knappheit veranlasst Menschen dazu, ihre Nachfrage bezüglich Wohnraum zu reduzieren, sodass weniger Neubauten benötigt werden. Dieses Argument leuchtet ein. Dennoch sollte man nicht übersehen, dass die Jahre 2017 bis 2020 – geprägt von einer grösseren Wohnungsauswahl – gezeigt haben, dass ein Teil der Schweizer Bevölkerung anders wohnen würde, wenn es ihm möglich wäre. Bedingt durch illiquide Märkte, einen Rückgang der Neubautätigkeit und eine dynamische Nachfrage sind viele gezwungen, ihre Wohnform an die Situation anzupassen. Gleichzeitig steigen die Mieten für die wenigen verfügbaren Objekte stark an.

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