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KI als Chance in der Immobilien-Projektentwicklung

Letzte Aktualisierung: 25. Juni 2025

Die Immobilien-Projektentwicklung steht zunehmend unter Druck: Verdich­tungs­stra­tegien führen zu komple­xeren Rahmen­be­din­gungen, bei denen verschie­denste Inter­essen und eine wachsende Zahl an Stake­holdern aufein­an­der­treffen. Dies erschwert nicht nur die Koordi­nation, sondern erfordert auch ein hohes Mass an fachlicher Expertise und Kommu­ni­ka­ti­ons­fä­higkeit. Gleich­zeitig durch­läuft die Schweizer Immobi­li­en­branche einen tiefgrei­fenden Wandel: Digita­li­sierung und der Einsatz von Künst­licher Intel­ligenz verändern etablierte Arbeits­weisen und eröffnen neue Möglich­keiten.

In diesem Kontext hat Patrick Arnold seiner Abschluss­arbeit, die im Rahmen des Master of Advanced Studies am CUREM entstanden ist, praxis­ori­en­tiert die Poten­ziale von KI in der Projekt­ent­wicklung beleuchtet. Er zeigt auf, welche Aufga­ben­be­reiche besonders betroffen sind und wo realis­tische Einsatz­sze­narien bestehen. Grundlage der Analyse ist eine quali­tative Unter­su­chung mit 26 Fachper­sonen aus den Bereichen Projekt­ent­wicklung, Digita­li­sierung und Ökonomie, die ihre Perspek­tiven in Inter­views und einer ergän­zenden Umfrage geteilt haben.

Für seine Arbeit wurde Patrick Arnold der CUREM𝘧𝘰𝘳𝘴𝘤𝘩𝘶𝘯𝘨𝘴𝘱𝘳𝘦𝘪𝘴 verliehen. Sie überzeugt durch die Kombi­nation von analy­ti­scher Tiefe mit strate­gi­scher Relevanz und Innova­ti­ons­kraft.

Poten­ziale neuer digitaler Werkzeuge

Künst­liche Intel­ligenz verspricht vor allem in den frühen Phasen der Projekt­ent­wicklung markante Vorteile. Besonders die automa­ti­sierte Auswertung grosser Daten­mengen erlaubt es, Standort und Markt­ana­lysen effizi­enter und präziser durch­zu­führen. So lassen sich Infor­ma­tionen schneller zusam­men­führen, poten­zielle Risiken früher erkennen und Entschei­dungs­pro­zesse besser fundieren. Gerade bei der Erarbeitung von Projekt­ideen oder Business-Cases könnten Unsicher­heiten reduziert und die Entschei­dungs­findung beschleunigt werden. Auch die Simulation von Bebau­ungs­va­ri­anten, etwa basierend auf lokalen Bauvor­schriften, gehört zu den aussichts­reichen Einsatz­feldern. Zudem könnte KI helfen, Vergleichs­pro­jekte automa­ti­siert auszu­werten und daraus Rückschlüsse für neue Entwick­lungen zu ziehen.

Die Hürden der Digita­li­sierung

Trotz der genannten Poten­ziale bestehen weiterhin zentrale Hürden. Eine der grössten Heraus­for­de­rungen ist die unzurei­chende Daten­ver­füg­barkeit und ‑qualität. Viele Infor­ma­tionen, insbe­sondere baurecht­liche Rahmen­be­din­gungen und liegen­schafts­spe­zi­fische Parameter, sind derzeit nur begrenzt digital zugänglich oder nicht standar­di­siert genug, um von KI-Modellen effizient und fehlerfrei verar­beitet zu werden. Auch die stark heterogene Struktur kommu­naler Bauord­nungen erschwert automa­ti­sierte Auswer­tungen. Hinzu kommt eine gewisse Zurück­haltung beim Einsatz neuer Techno­logien – nicht zuletzt wegen Zweifeln an der Genau­igkeit und Verläss­lichkeit. Viele Projekt­ent­wi­ckelnde berichten, dass bereits verfügbare Software­lö­sungen nicht ausrei­chend auf ihre Anfor­de­rungen zugeschnitten sind oder in der Praxis nicht den erhofften Mehrwert bieten.

Mensch und Maschine – Koope­ration statt Substi­tution

Eine vollständige Automa­ti­sierung von Projekt­ent­wick­lungen ist in abseh­barer Zeit weder technisch realis­tisch noch fachlich sinnvoll. Projekt­ent­wicklung bleibt ein indivi­du­eller und dynami­scher Prozess, bei dem viele Entschei­dungen auf Erfahrung und situa­tivem Feingefühl beruhen. Die Unter­su­chung zeigt klar: KI kann hierbei einzelne Prozess­schritte unter­stützen, aber nicht ersetzen. Besonders in der Kommu­ni­kation mit unter­schied­lichen Anspruchs­gruppen, im politi­schen Prozess sowie bei der Entwicklung und Bewertung von Projekt­ideen bleibt die mensch­liche Kompetenz unver­zichtbar. Auch Aspekte wie die Bewertung von Nutzungs­kon­zepten oder das Austa­rieren wirtschaft­licher und gesell­schaft­licher Anfor­de­rungen lassen sich vorerst nicht automa­ti­sieren und bleiben auf mensch­liches Fachwissen angewiesen. Es handelt sich dabei um Bereiche mit hoher Komple­xität und ausge­prägter Inter­dis­zi­pli­na­rität, in denen techno­lo­gische Werkzeuge aktuell nur unter­stützend wirken können. Das Konzept der «Augmented Intel­li­gence» beschreibt diesen Ansatz treffend: KI soll mensch­liche Intel­ligenz erweitern, nicht verdrängen. Richtig einge­setzt ermög­licht sie aber eine effizi­entere, daten­ba­sierte Arbeits­weise und eine fundiertere Entschei­dungs­grundlage.

Wie verändert sich dadurch die Immobi­li­en­branche?

Die Digita­li­sierung der Projekt­ent­wicklung birgt das Potenzial, die Branche struk­turell zu verändern, insbe­sondere dort, wo sich Prozesse standar­di­sieren lassen. Aufgaben wie die Zusam­men­stellung von Standort- und Markt­daten oder die Erstellung erster Annahmen zu Nutzungen und Risiko­pro­filen könnten künftig stärker digital unter­stützt werden. Dadurch gewännen Projekt­ent­wi­ckelnde mehr Freiraum für konzep­tio­nelle und koordi­native Aufgaben. Gleich­zeitig zeigt sich, dass sich das Anfor­de­rungs­profil der Arbeit nicht grund­legend wandelt. Nach wie vor sind ausge­prägte zwischen­mensch­liche Fähig­keiten und inter­dis­zi­pli­näres Verständnis gefragt etwa zur Einordnung von Modell­er­geb­nissen, zur Steuerung digitaler Werkzeuge oder für das Management komplexer Projekt­um­felder. Die Unter­su­chung verdeut­licht zudem: Der grösste Mehrwert entsteht poten­ziell dort, wo Mensch und Techno­logie sinnvoll zusam­men­spielen. KI kann helfen, fundiertere Entschei­dungen zu treffen, Risiken präziser einzu­schätzen und Projekte wider­stands­fä­higer gegenüber externen Einflüssen zu machen, etwa gegenüber politi­schen Unsicher­heiten oder volatilen Märkten. Für den Erfolg dieser digitalen Trans­for­mation sind insbe­sondere die effiziente Integration der neuen Techno­logien in bestehende Abläufe und die Schaffung optimierter Prozesse entscheidend.

Fazit: Digitale Werkzeuge und mensch­liche Expertise

Die Digita­li­sierung der Projekt­ent­wicklung ist längst Realität, auch wenn ihre Möglich­keiten bislang nicht voll ausge­schöpft werden. Erst eine verbes­serte Datenlage und intel­ligent integrierte Prozesse werden es erlauben, das Potenzial von KI tatsächlich vollständig zu nutzen. Vor allem Standort- und Markt­ana­lysen, Projekt­kon­zep­tionen sowie Risiko­ab­schät­zungen bieten diesbe­züglich grosses Innova­ti­ons­po­tenzial. Zugleich betonen die befragten Exper­tinnen und Experten, dass ein diffe­ren­zierter Umgang mit neuen Techno­logien nötig ist. Nicht jede Lösung ist zielführend, nicht jede Heraus­for­derung automa­ti­sierbar. Entscheidend ist, digitale Werkzeuge als strate­gische Ergänzung zu begreifen – als Instru­mente, die Projekt­ent­wi­ckelnden helfen, ihre Expertise gezielter und wirkungs­voller einzu­setzen.

In diesem Zusam­men­spiel von techno­lo­gi­scher Innovation und mensch­lichem Urteils­ver­mögen unter­stützt Wüest Partner Sie gerne bei allen Fragen rund um die Projekt­ent­wicklung – mit fundiertem Wissen, daten­ba­sierten Analysen und einem tiefen Verständnis für die Chancen und Heraus­for­de­rungen der digitalen Trans­for­mation. Denn auch wenn KI künftig vieles erleichtern wird: Der nachhaltige Erfolg beruht weiterhin auf der gezielten Verbindung digitaler Werkzeuge mit mensch­licher Expertise.

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