Nur noch leichte Anstiege der Baupreise
19. Januar 2024
Innerhalb eines Jahres stiegen die Baupreise im Hochbau um moderate 1.4 Prozent. Dies zeigt der am 19. Dezember 2023 vom Bundesamt für Statistik veröffentlichte Baupreisindex mit Datenstand vom Oktober 2023. Diese Entwicklung markiert eine deutliche Verlangsamung der zuvor beobachteten Preissteigerungen. Obwohl die Dynamik deutlich abgenommen hat, verharren die Baupreise auf einem Niveau, das knapp 15 Prozent höher liegt als noch vor 3 Jahren. Im Folgenden erläutern wir die Hintergründe und bieten einen Ausblick auf das laufende Jahr.
Stabile Entwicklung der Materialpreise
Eine wesentliche Ursache für die abgeschwächte Preissteigerung liegt in der Entwicklung der Materialpreise. Der Materialpreisindex KBOB für den Hochbau lag im November 2023 um 0.6 Prozent höher als noch im Vorjahr. Hinter dieser stabilen Entwicklung liegen jedoch ganz unterschiedliche Veränderungsraten bei einzelnen Materialien.
Bemerkenswert sind insbesondere die Preisrückgänge beim Armierungsstahl, der im November 2023 rund 28 Prozent günstiger war als ein Jahr zuvor. Eine gegenteilige Preisentwicklung zeigten Frischbeton und Backsteine. Ersterer hat sich im Vergleich zum Vorjahr um 9.5 Prozent verteuert. Backsteine kosteten gemäss KBOB sogar 36 Prozent mehr als noch im Vorjahr.
Verantwortlich für die Stabilisierung der Materialpreise waren eine Normalisierung der internationalen Preise sowie die Aufwertung des Schweizer Frankens, was die Importkosten für Baumaterialien in Franken signifikant reduzierte. Allerdings wirkten die gestiegenen Energie- und Treibstoffpreise entgegengesetzt. Im Dezember 2023 lagen sie gemäss dem Landesindex für Konsumentenpreise (LIK) um 4.6 Prozent über dem Vorjahr.
Aufwärtsdruck auf die Löhne bleibt bestehen
Nach einem starken Anstieg im Frühjahr kehrte die Quote der offenen Stellen im Baugewerbe im 3. Quartal 2023 mit 2.1 Prozent wieder auf das Vorjahresniveau zurück. Damit liegt sie jedoch weiterhin deutlich über dem Mittel der vergangenen 10 Jahre (1.3 Prozent). Zusätzlich stellt die demografische Entwicklung das Baugewerbe weiterhin vor Herausforderungen. Dies stärkt die Verhandlungsposition der Arbeitnehmenden und dürfte auch den Aufwärtsdruck auf die Löhne aufrechterhalten.
Niedrige Bautätigkeit hält vorerst an
Seit 2021 verzeichnet die Schweiz einen stetigen Rückgang im Bau von Miet- und Eigentumswohnungen. So waren im letzten Jahr die Investitionsvolumen in den Neubaubewilligungen um 7.5 Prozent (Mietwohnungen) beziehungsweise knapp 3.5 Prozent (Eigentumswohnungen) tiefer als der jeweilige Durchschnitt der fünf vorangegangen Jahre – und dies trotz des Anstiegs der Baupreise in den letzten zwei Jahren. Auch der Bau von Büroflächen ist in weiten Teilen der Schweiz fast zum Erliegen gekommen. Die aktuell hohen Finanzierungskosten und ein gedämpfter wirtschaftlicher Ausblick lassen eine kurzfristige Trendwende als unwahrscheinlich erscheinen. Die gedrosselte Bautätigkeit könnte zu einem intensiveren Preiswettbewerb führen und die Profitmargen im Bauwesen schmälern.
Ausblick
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die verschiedenen Faktoren, die die Baupreise beeinflussen, derzeit in unterschiedliche Richtungen wirken. Während die Entwicklung der Materialpreise und der eingetrübte Konjunkturausblick auf seitwärts bis leicht rückläufige Baupreise hindeuten, sorgen der Arbeitsmarkt und die Energiekosten derzeit für leichten Aufwärtsdruck. In der Summe erwartet Wüest Partner einen Anstieg der Baupreise von 1.5 Prozent im 2024.