Soziale Nachhaltigkeit im Mietwohnungsmarkt nimmt ab
08. Mai 2024
Bei vielen Mieterinnen und Mietern liegen die Kosten ihrer aktuellen Mietverträge auf einem verhältnismässig tiefen Niveau. Der Hauptgrund hierfür ist, dass sie oft schon seit Jahren in denselben Wohnungen leben und in dieser Zeit von stabilen oder sogar sinkenden Mieten profitiert haben. Dies ist vor allem auf den langfristig fallenden Referenzzinssatz zurückzuführen. Im Gegensatz stehen Personen, die aus verschiedenen Gründen umziehen möchten oder müssen und eine vergleichbare Wohnung hinsichtlich Grösse und Lage suchen, vor grossen Herausforderungen bezüglich der Bezahlbarkeit. Doch welche Haushaltstypen und welche Kantone sind davon besonders betroffen?
Wenn Mietende aus ihrer bisherigen Wohnung ausziehen möchten oder müssen, erweist es sich als zunehmend schwierig eine neue Wohnung zu finden, die nicht teurer ist als die alte. Zwar kommt es oft vor, dass die inserierten Wohnungen einen höheren Ausbaustandard aufweisen und in einem besseren Zustand sind, was eine qualitative Verbesserung bedeutet und so den höheren Preis rechtfertigt. Doch auch wenn Umziehende gar keine qualitativ höherwertige, sondern lediglich eine gleichwertige Wohnung anstreben, so übersteigt diese häufig die Preisobergrenze, die Haushalte dafür ausgeben können. Günstiger Wohnraum wird zunehmend rar. Entsprechend hat auch die Zahl erschwinglicher Wohnungen, die auf dem Markt angeboten werden, spürbar nachgelassen, was die finanzielle Belastung nach einem Umzug erhöht.
Bei 28 Prozent der Schweizer Haushalte würde die Wohnkostenbelastung mehr als ein Drittel des Bruttoeinkommens ausmachen, wenn sie in eine gleichartige Wohnung umziehen möchten. In den Kantonen Genf, Zug, Zürich, Waadt und Tessin liegen die Anteile gar bei mehr als 30 Prozent. Dabei sticht Genf besonders hervor, das trotz einer der umfangreichsten Mietpreisregulierungen der Schweiz – an der Spitze dieser Statistik steht (detailliertere Auswertungen zu den Mietpreisentwicklungen in Genf finden Sie auch im «Immo-Monitoring» 2023 | 2, Frühlingsausgabe).
Unterschiede je nach Haushaltstyp
Noch prekärer ist die Situation der Wohnungssuche für Alleinerziehende sowie für Menschen im Pensionsalter, die alleine wohnen. Bei mehr als der Hälfte dieser Haushalte wird die Grenze von 33 Prozent Wohnkostenbelastung geknackt, wenn sie nach einer für ihren jeweiligen Haushaltstyp geeigneten mittelgrossen Wohnung suchen. Deutlich entspannter sieht die Lage für Zweipersonenhaushalte aus, unabhängig davon, ob sich diese Personen im Erwerbs- oder im Pensionsalter befinden.
Lösungsansätze gesucht
Die hier vorgestellten Analyseresultate geben für den Schweizer Mietwohnungsmarkt hinsichtlich sozialer Nachhaltigkeit derzeit kein gutes Bild ab. Zentrale Indikatoren wie die Verfügbarkeit von Wohnungen oder die Bezahlbarkeit von Wohnraum nach einem Umzug haben sich in den letzten Jahren zu Ungunsten der Mieterinnen und Mieter entwickelt. Hier offenbaren sich bedeutende Herausforderungen für die Zukunft und die Notwendigkeit, differenzierte Lösungen zu entwickeln. Diese sollten die Neubautätigkeit fördern und sowohl die unterschiedlichen regionalen Dynamiken als auch die verschiedenartigen Bedürfnisse der Haushalte berücksichtigen.
Aus dem aktuellen Immo-Monitoring
Dies ist ein Auszug aus unserer aktuellen Immo-Monitoring-Publikation. Wenn Sie mehr Informationen wünschen, können Sie sich hier Ihre Ausgabe bestellen.