Anstieg der Hochbaupreise um 8.1 Prozent
24. Juni 2022
Die Baupreise steigen weiter: Der am 24. Juni 2022 vom Bundesamt für Statistik (BFS) publizierte Baupreisindex weist für den Hochbau einen Anstieg von 4.9 Prozent gegenüber Oktober 2021 und einen Anstieg von 8.1 Prozent gegenüber dem Vorjahr (April 2022) aus. Das ist der stärkste innerhalb eines Jahres erfolgte Anstieg seit Beginn der Datenerfassung (1998). Diese Zahlen illustrieren, mit welch grossen Herausforderungen die Baubranche derzeit kostenseitig konfrontiert ist.
Materialpreise steigen besonders stark an
Getrieben wird die Entwicklung der Baupreise durch einen breiten Preisanstieg bei den Baumaterialien. Das zeigt sich in der Statistik der Materialkosten für den Hochbau, die von der Koordinationskonferenz der Bau- und Liegenschaftsorgane der öffentlichen Bauherren (KBOB) in Zusammenarbeit mit dem BFS monatlich publiziert wird. Demnach liegen die Werte im Mai 2022 um 19.6 Prozent höher als im Vorjahresmonat. Auch das ist der höchste Jahresanstieg seit Messbeginn (2003). Auffallend ist die Preisentwicklung beim Armierungsstahl, der bei der Berechnung des «Materialpreisindex Hochbau» ein Gewicht von 10 Prozent hat. Der Preis für Armierungsstahl hat sich im Vergleich zum Vorjahr um knapp 82 Prozent verteuert. Im Vergleich zur Situation vor der Pandemie (Ende 2019) haben sich die Preise sogar fast um den Faktor 1.5 erhöht.
Angebots- und Nachfrageschocks
Gründe für diese deutliche Dynamik bei den Materialpreisen sind sowohl angebots- als auch nachfrageseitig zu finden. Einerseits wurden etablierte Lieferketten empfindlich beeinträchtigt. So wurde etwa während der Pandemie und dann wegen des Krieges in der Ukraine die Produktion in einigen Stahlwerken eingestellt. Die daraus entstandenen Lieferengpässe sorgen für angebotsseitigen Preisdruck. Andererseits haben die grosszügigen Konjunktur- und Infrastrukturprogramme während der Pandemie für grosse globale Nachfrage nach Baumaterialien gesorgt.
Materialpreise jedoch nur teilweise ausschlaggebend für die Baupreise
Gemäss Wertschöpfungsstatistik des BFS entfallen im Hochbau rund 60 Prozent und in den vorbereitenden Baustellenarbeiten rund 45 Prozent der Aufwände auf Material und Waren. Ein weiterer wichtiger Faktor der Baupreisteuerung ist die Lohnentwicklung im Baugewerbe. Die Zahlen des schweizerischen Baumeisterverband zeigen für das Bauhauptgewerbe aktuell eine Zunahme der Löhne um rund 1.5 Prozent während anlässlich der letzten Publikation noch eine leichte Abnahme ausgewiesen wurde. Löhne entwickeln sich in allen Branchen weniger volatil als Materialpreise, aktuell ist das für den Baumarkt Schweiz sehr deutlich der Fall.
Aussichten im Schweizer Baumarkt
Die Löhne spielen derzeit für die Baupreisteuerung eine geringere Rolle als die Materialpreise . Mittelfristig dürfte die Lohnsumme jedoch ansteigen. Gemäss den Daten des Staatsekretariats für Wirtschaft (SECO) ist auch in der Hochbaubranche die Anzahl offener Stellen derzeit sehr hoch. Der Fachkräftemangel und der demografische Wandel zeigen sich auch auf dem Baumarkt.
Es ist davon auszugehen, dass sich Lieferengpässe auflösen werden, aber eher in der mittleren als in der kurzen Frist. So ist auch im nächsten Halbjahr mit steigenden Baupreisen zu rechnen. Nur schon als Folge der Teuerung werden die nominalen Bauinvestitionen im laufenden wie auch im kommenden Jahr weiter ansteigen. Da die hiesige Bevölkerung und Beschäftigung kontinuierlich anwächst, ist davon auszugehen, dass hierzulande ungeachtet der jüngsten Zinsanstiege die Nachfrage nach Bauten hoch bleibt. Darüber hinaus lösen laufend höhere Ansprüche von Politik und Gesellschaft an den Gebäudepark (beispielsweise bezüglich Nachhaltigkeit) stetig weitere Umbauarbeiten aus.
Weitere Informationen zu den zukünftigen Entwicklungen im Hochbau finden Sie in unserer Bauprognose, die wir regional und für einzelne Bauberufe und Bauteile ausweisen.