Weiter zum Ihnhalt

Baumarkt verliert teilweise weiter an Tempo

27. Juli 2020

Construction Crane, Construction

Bereits im vergangenen Jahr zeichnete sich ab, dass die Neubautätigkeiten in der Schweiz zwar rege bleiben, ihren Zenit aber erreicht haben dürften. Basierend auf den Baugesuchen und Baubewilligungen konnte davon ausgegangen werden, dass die Investitionsvolumen im Schweizer Baumarkt stagnieren und teilweise rückläufig ausfallen werden. Im Zuge der neuen wirtschaftlichen Unsicherheiten durch die Corona-Pandemie könnte die Neubautätigkeit in einzelnen Segmenten mittelfristig sogar stärker nachlassen. Darauf deuten die Daten der eingereichten Baugesuche während der letzten Monate hin.

Schweizer Baumarkt: Zurückhaltung bei den Neubaugesuchen für Wohn-, Büro- und Verkaufsobjekte

Am stärksten hat sich das Volumen in den Neubaugesuchen für Mehrfamilienhäuser während der letzten Monate zurückentwickelt. Im Juni 2020 liegt die Zahl der geplanten Wohnheiten im Vergleich zum Jahresbeginn 10.1 Prozent tiefer.   Im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 2017 bis 2019 liegt der aktuelle Juniwert gar 16.7 Prozent tiefer. Besonders stark sind die Rückgänge in den MS-Regionen Lausanne, Genf, Zürcher Unterland, Mendrisio und La Broye. Ungeachtet der Unsicherheiten gibt es aber auch Regionen, in denen die Dynamik weiter zunehmen dürfte. Dazu gehören die MS-Regionen Zürich, Zug, Baden, Vevey und Thun.

Grafik
Grafik, map

Auch bei den Neubauprojekten für Geschäftliegenschaften (Büro- und Verkaufsflächen) wird stärker auf die Bremse getreten. Im Vergleich zum Durchschnittswert des Juni in den Jahren 2017 bis 2019 liegt das Investitionsvolumen aktuell 16.3 Prozent tiefer (Abbildung 1.11). Es zeigt sich in diesem Segment, dass die regionalen Entwicklungen sehr uneinheitlich sind. Zwar gehen die Volumen in der Mehrheit der Regionen zurück, aber bedeutende Regionen wie beispielsweise die Stadt Zürich, Winterthur, Bern und das Glattal-Furttal verzeichnen aktuell ein deutlich höheres Volumen in den Baugesuchen.

Grafik
Grafik, map

Mehr Dynamik abseits des Wohn- und Geschäftsflächensegments

Im Gegensatz zu den Wohnbauten und zu den Geschäftsliegenschaften hat die Dynamik bei den Industrie-, Gewerbe- und Lagerliegenschaften sowie beim Infrastrukturbau jüngst zugenommen. In diesen Segmenten, in denen die Projektierungsphase oft länger dauert als bei Wohnen und Geschäft, haben die aktuellen Unsicherheiten zu keinen spürbaren Veränderungen bei den Neubauplanungen geführt. Hier könnte sich das Neubauvolumen in den nächsten Jahren erhöhen.

Fazit zur aktuellen Ausgangslage im Schweizer Baumarkt

Wohnen:

  • Die ersten Corona-Monate sind von einer reduzierten Planungstätigkeit geprägt.
  • Eine Nachholeffekte bei der Einreichung von Baugesuchen sind auch im Juni 2020 ausgeblieben, sodass zurzeit von einer rückläufigen Neubautätigkeit auszugehen ist.
  • Eine intensivere Planungstätigkeit in den kommenden Monate könnte diesen Rückgang zumindest teilweise wettmachen.

Nicht-Wohnen:

  • Das aktuelle Volumen der Baugesuche stellt gute Voraussetzungen für die Bautätigkeit im kommenden Jahr.
  • In der aktuellen Situation ist jedoch fraglich, ob Unternehmen zeitnah grosse Investitionen in ihre Betriebsliegenschaften tätigen werden. Viel hängt davon ab, wie sich die wirtschaftlichen Perspektiven in den kommenden Monate entwickeln werden.
  • Eine reduzierte Realisierungsquote wäre nicht überraschend.

Gesamtbetrachtung:

  • Alles deutet zurzeit darauf hin, dass die Auftragsvolumen im Jahr 2021 etwas tiefer liegen dürften, wobei die Bautätigkeit – historisch gesehen – noch immer auf einem hohem Niveau liegt.
  • Für einen Einbruch der Bautätigkeit gibt es zurzeit keine Anzeichen.
  • Eine Verlangsamung der Neubautätigkeit im Bereich Wohnen käme in vielen Regionen aufgrund des nachlassenden Bevölkerungswachstums den Immobilienmarkt entgegen.

Weitere Informationen

Weiterer Blogbeitrag: Bauzyklen und die Real Option

Weitere Informationen zur Wohnbautätigkeit finden Sie beim Bundesamt für Statistik.