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Kinder­ta­ges­be­treuung: Steigender Bedarf und sozialer Mehrwert – eine attraktive Nische?

Letzte Aktualisierung: 24. April 2025

  • Markante Zunahme der Kinder­ta­ges­be­treuung seit 2014
  • Betreuung der unter 3‑Jährigen: Bundes­weite Angebots­lücke von 12,7%
  • Das Ost-West Gefälle besteht fort
  • Kitas als Invest­ment­mög­lichkeit mit sozialem Impact in Regionen mit ausge­prägtem Zusatz­bedarf

Nach den Heraus­for­de­rungen während der Corona-Pandemie ist Kinder­ta­ges­be­treuung in Deutschland derzeit vor allem aufgrund von Engpässen in der Betreuung durch den zuneh­menden Fachkräf­te­mangel präsent. Ein niedriger Betreu­ungs­schlüssel und höhere Ausfall­zeiten durch Schlie­ßungen der Einrich­tungen sind häufig die Folge. Dabei gerät das Thema Kinder­ta­ges­be­treuung auch aufgrund der stetig zuneh­menden Nachfrage und sich verän­dernden Betreu­ungs­wün­schen der Eltern immer stärker in den gesell­schaft­lichen Fokus.

Die Zahl der Geburten ist in den vergan­genen 10 Jahren um rund 8% gestiegen, im Durch­schnitt wurden jedes Jahr etwa ein Prozent mehr Kinder geboren als im jewei­ligen Vorjahr. Seit 2022 ist die Gebur­tenzahl jedoch rückläufig. Demge­genüber ist die Zahl der Kinder in Tages­be­treuung, also Kinder, die eine Kinder­ta­ges­ein­richtung oder Kinder­ta­ges­pflege besuchen, von 2014 bis 2023 um fast 20% gestiegen. In diesem Zeitraum gab es ein relativ stabiles jährliches Wachstum von durch­schnittlich rund zwei Prozent. Eine Ausnahme des konstanten Wachstums der Kinder­be­treuung über die vergan­genen Jahre bildet dabei lediglich das Jahr 2021, das von pande­mie­be­dingten Schlie­ßungen und Betreu­ungs­aus­fällen geprägt war.

Im Jahr 2023 wurden etwa 3,1 Millionen Kinder unter 6 Jahren betreut. Der Anteil der betreuten Kinder an allen Kindern dieser Alters­klasse liegt bei 64,3%. Der überwie­gende Teil der Kinder wird in Kinder­ta­ges­ein­rich­tungen betreut, lediglich rund 4,1% der Kinder besuchen eine Kinder­ta­ges­pflege (Stichtag 01.03.2023).

Statistik Entwicklung Kindertagesbetreuung

Quelle: Statis­ti­sches Bundesamt

Betreu­ungs­si­tuation nach Alters­ko­horten

Einen genaueren Blick auf die Entwicklung der jewei­ligen Alters­klassen ermög­licht die Unter­scheidung nach zwei Alters­ko­horten: Die Alters­ko­horte der unter 3‑Jährigen (U3) sowie die Alters­ko­horte der 3- bis unter 6‑Jährigen (3‑U6).

Die Zahl der betreuten 3- bis unter 6‑Jährigen liegt mit etwa 2,24 Millionen deutlich über der Kohorte der unter 3‑Jähringen. Jedoch ist die Zahl der Kinder U3 in Betreuung seit 2014 um fast 30% gestiegen, während der Zuwachs der 3- bis unter 6‑jährigen Kinder in Betreuung im gleichen Zeitraum nur etwa halb so hoch ausfällt. Diese Entwicklung lässt sich vor allem auf den seit 2013 bestehenden Rechts­an­spruch zurück­führen: Dieser gewährt Eltern seit August 2013 einen Anspruch auf einen Betreu­ungs­platz ab dem ersten vollendeten Lebensjahr des Kindes (§ 24 SGB 8).

Doch wie sieht die tatsäch­liche Betreuung in den deutschen Landkreisen und kreis­freien Städten aktuell aus?

Für die Kinder unter 3 Jahren liegt die deutsch­land­weite Betreu­ungs­quote im Jahr 2023 bei 36,4%, aller­dings zeigen sich regional deutliche Unter­schiede: Die höchsten Betreu­ungs­quoten finden sich in Ostdeutschland, während die Bundes­länder in Westdeutschland deutlich niedrigere Betreu­ungs­quoten zeigen. Dies liegt vor allem an der histo­ri­schen Entwicklung, da in Ostdeutschland die Kinder­be­treuung bereits früh im gesell­schaft­lichen Fokus stand. Kinder­ta­ges­ein­rich­tungen galten als wichtige soziale Einrich­tungen für die Früherziehung der Kinder und wurden mit Gründung der DDR stark ausgebaut. So weist Mecklenburg-Vorpommern heute mit 62,1% eine mehr als doppelt so hohe Betreu­ungs­quote auf wie Bremen (30,7%). Die kreis­freie Stadt Rostock und die Landkreise Wittenberg und Börde verfügen über die höchsten Betreu­ungs­quoten mit je 63,6%, während Frankenthal (Pfalz) mit 15,7% das Schluss­licht bildet.

Von den 3- bis 6‑Jährigen werden bundesweit bereits 90,9% betreut. Auch in dieser Alters­klasse liegt Mecklenburg-Vorpommern mit einer Quote von 94,5% an der Spitze, während Bremen mit 86% den letzten Platz einnimmt. Das Ost-West-Gefälle ist hier ebenso vorhanden wie bei der U3-Betreuung. In den Städten Rostock, Jena und Cottbus liegt die Betreu­ungs­quote sogar über der 100%-Marke. Diese Werte können dadurch entstehen, dass Eltern ihre Kinder nicht am Wohnort betreuen lassen, an dem auch der Bevöl­ke­rungs­stand erfasst wird. In Westdeutschland fällt die Betreu­ungs­quote in der Stadt Delmen­horst bundesweit am niedrigsten aus (72,7%).

Angebot an Kinder­ta­ges­be­treuung

Die Auswir­kungen des Rechts­an­spruchs und der daraus resul­tie­renden Nachfra­ge­stei­gerung zeigen sich auch an den Fortschritten des Angebots­ausbaus: Die Zahl der Kinder­ta­ges­ein­rich­tungen stieg seit 2014 auf 60.045 Einrich­tungen im Jahr 2023, das entspricht einem Plus von 12,4%. Parallel dazu wurden etwa 21% mehr Plätze genehmigt.

Statistik Entwicklung Kindertageseinrichtungen

Quelle: Statis­ti­sches Bundesamt

Zusatz­bedarf

Trotz umfang­reicher Bemühungen, das Angebot an Kinder­ta­ges­be­treuung auszu­bauen, klafft in vielen Regionen eine Lücke zwischen Angebot und Nachfrage. Der Betreu­ungs­bedarf für Kinder unter 3 Jahren liegt bundesweit bei 49,1%, was einer Differenz von 12,7 Prozent­punkten zur tatsäch­lichen Betreu­ungs­quote entspricht. In allen Bundes­ländern liegt die Betreu­ungs­quote unter dem genannten Betreu­ungs­bedarf, mit deutlichen Unter­schieden zwischen West- und Ostdeutschland.

Chart, Quoten Kindertagesbetreuung Kinder unter 3 Jahre
Chart, Quoten Kindertagesbetreuung Kinder zwischen 3-6 Jahre

Quelle: Statis­ti­sches Bundesamt; Bundes­mi­nis­terium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

Die höchsten Betreu­ungs­lücken weisen die westdeut­schen Bundes­länder auf, darunter Bremen mit 20 Prozent­punkten, das Saarland (19,2 PP) und Rheinland-Pfalz (18 PP). Aufgrund der vergleichs­weise hohen Betreu­ungs­quoten in Ostdeutschland fällt der Zusatz­bedarf in den Länden Mecklenburg-Vorpommern (2,9 PP), Sachsen (3,9 PP) und Sachsen-Anhalt (5,9 PP) auffallend gering aus. Der ausge­prägte Zusatz­bedarf in Westdeutschland zeigt sich auch auf Kreis-Ebene: Den höchsten Zusatz­bedarf verzeichnen die Städte Frankenthal in Rheinland-Pfalz (33 PP) sowie Salzgitter und Gelsen­kirchen (je 29,7 PP).

Zusatz­bedarf Kinder­ta­ges­be­treuung für Kinder unter 3 Jahren in Prozent­punkten (2023)
Map, Zusatzbedarf Kindertagesbetreuung unter 3 Jahren

Quelle: Eigene Darstellung, Daten­basis: Statis­ti­sches Bundesamt; Bundes­mi­nis­terium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

In der Alters­klasse der 3- bis unter 6‑Jährigen herrscht ebenfalls eine Lücke zwischen Angebot und Nachfrage: Die deutsch­land­weite Betreu­ungs­quote liegt 5,6 Prozent­punkte unterhalb der Betreu­ungs­be­darfs­quote (96,5%). Es lässt sich jedoch feststellen, dass in dieser Alters­klasse die bisherige Betreuung grund­sätzlich näher am Bedarf als bei den unter 3‑Jährigen liegt. Die höchsten Bedarfs­lücken finden sich erneut in Westdeutschland. In Bremen (13,0%), Hamburg (8,7%) und Hessen (7,7%) ist die Differenz besonders hoch.

Zusatz­bedarf Kinder­ta­ges­be­treuung für Kinder zwischen 3 bis 6 Jahren in Prozent­punkten (2023)
Map, Zusatzbedarf Kindertagesbetreuung zwischen 3-6 Jahren

Quelle: Eigene Darstellung, Daten­basis: Statis­ti­sches Bundesamt; Bundes­mi­nis­terium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

Demge­genüber decken die ostdeut­schen Bundes­länder den Bedarf wiederum am besten: In Sachsen ist der Bedarf mit einer Differenz von 1,7 Prozent­punkten als gedeckt zu betrachten. Ebenso in Mecklenburg-Vorpommern (2,6 PP). In der Stadt Delmen­horst ist der Zusatz­bedarf mit 23,5 Prozent­punkten Differenz zur niedrigen tatsäch­lichen deutsch­landweit am höchsten. Hinrei­chend gedeckt ist die Nachfrage in der Stadt Rostock, hier übertrifft das Angebot die Nachfrage um 6,1 Prozent­punkte.

Nach aktuellen Berech­nungen der Bertelsmann Stiftung fehlen damit bundesweit aktuell rund 400.000 Plätze in der Kinder­ta­ges­be­treuung für alle Kinder unter 6 Jahren. An der Lücke zwischen Angebot und Nachfrage lässt sich vor allem bei den unter 3‑Jährigen ein deutlicher Zusatz­bedarf ablesen. Der Bedarf fällt in Westdeutschland deutlich höher aus, da hier die tatsäch­lichen Betreu­ungs­quoten eher niedrig sind und der Bedarf bisher nicht ausrei­chend gedeckt werden konnte. Bundesweit wird die Nachfrage entspre­chend der demogra­phi­schen Entwicklung bis 2025 zunächst weiter steigen. Ab 2030 ist dann aufgrund sinkender Kinder­zahlen eine Verbes­serung der Angebots­de­ckung zu erwarten.

Kita-Immobilien als Investment

Bei Kinder­ta­ges­ein­rich­tungen handelt es sich um Spezi­al­im­mo­bilien mit einem eher einge­schränkten Käufer­markt. Aufgrund der hohen Nachfrage nach Betreu­ungs­plätzen kann der Bedarf insbe­sondere in Ballungs­räumen bereits seit einigen Jahren nicht mehr gedeckt werden. Dies schafft ein attrak­tives Umfeld für Immobi­li­en­in­ves­toren, wodurch Kita-Immobilien abseits der klassi­schen Nutzungs­arten inter­es­sante alter­native Anlage­mög­lich­keiten darstellen können.

Langfristig stabile Cash-Flows aufgrund der in der Regel langen Mietver­trags­lauf­zeiten sowie ein geringes Ausfall­risiko durch die steigende Nachfrage nach Betreu­ungs­plätzen bieten langfristig stabile Renditen bei moderatem Risiko. Darüber hinaus gelten länder­spe­zi­fische Regelungen hinsichtlich der Finan­zie­rungen, darunter z. B. Mietzu­schüsse und Inves­ti­ti­ons­för­de­rungen. All dies spricht für die Attrak­ti­vität von Inves­ti­tionen in Kinder­ta­ges­ein­rich­tungen. Von verschie­denen Anbietern wurden bereits spezielle Invest­ment­fonds für die Asset­klasse Kinder­ta­ges­stätten aufgelegt. Gemäß verschie­dener Markt­in­for­ma­tionen bewegen sich die erziel­baren Renditen für sehr gute Objekte in etwa zwischen 4,50% und 5,25%, was Kaufpreis­fak­toren zwischen dem 19- bis 22-fachen der Jahres­miete entspricht.

Für Inves­toren lohnt sich ein gezielter Blick auf die regio­nalen Unter­schiede in der aktuellen Versorgung mit Kinder­ta­ges­ein­rich­tungen: In Regionen mit deutlichen Versor­gungs­lücken und positiver demogra­phi­scher Entwicklung können sich vielver­spre­chende Invest­ment­mög­lich­keiten eröffnen. Gemäß unseren Analysen liegt der regionale Zusatz­bedarf für die Betreuung der unter 3‑jährigen Kinder in den Städten Mannheim, Dortmund, Bremen und Duisburg zwischen 15% und 29% und damit oberhalb des Durch­schnitts. Gleich­zeitig wird in diesen Städten bis 2030 ein steigender Bedarf aufgrund einer Zunahme der Anzahl der Kinder unter 3 Jahren, aber auch zwischen 3 und 6 Jahren erwartet.

Darüber hinaus gewinnt in diesem dynami­schen Markt­umfeld die Bedeutung von Umwelt‑, Sozial- und Governance-Kriterien (ESG) immer mehr an Gewicht. Das wachsende Interesse an ESG-konformen Asset­klassen lassen nun auch soziale Infra­struktur an Relevanz gewinnen. Gerade vor dem Hinter­grund der allge­gen­wär­tigen ESG-Thematik eröffnen sich mit Kita-Investments nicht nur finan­zielle Chancen, sondern auch die Möglichkeit, in Projekte zu inves­tieren, die einen nachhal­tigen positiven sozialen Mehrwert schaffen – eine essen­zielle Kompo­nente für Inves­toren, die das „S“ in ESG betonen möchten.

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