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Wegziehen ist auch keine Lösung – Ein Plädoyer für erschwinglichen Wohnraum in Städten

7. Oktober 2021

Landscape, Nature, Outdoors

Die vorgängigen Analysen zum Wohnungsmarkt deutscher Städte zeigen unter anderem auf, wie teuer Wohnen in der Stadt geworden ist. Dabei gilt über das Knie gebrochen, je größer die Stadt und je besser der Arbeitsmarkt ist, desto teurer sind die Wohnungen. Zwar verdient man in der Stadt in der Regel auch mehr, doch die Wohnkosten sind im Verhältnis überproportional höher. Das zeigt sich an der Wohnkostenbelastung. Sie setzt die durchschnittliche Warmmiete einer 70qm-Normwohnung ins Verhältnis zum mittleren Haushaltseinkommen.

Danach müssen Menschen in einigen norddeutschen Städten 30% ihres Einkommens für eine Wohnung ausgeben. Im deutschen Schnitt sind es gerade einmal 20%, was vor allem daran liegt, dass hier auch ländliche Gebiete mit in die Berechnung einbezogen werden, in denen die Belastung typischerweise sehr niedrig ist.

Für Menschen, die sich grundsätzlich vorstellen können, auf dem Land zu leben, stellt sich in Zeiten von Homeoffice schnell die Frage, warum man nicht ins Grüne ziehen sollte. Dort muss schließlich nicht ein Großteil des Einkommens für die Wohnung aufgewendet werden. Und selbst wenn das Einkommen etwas geringer ist, so sind auch die sonstigen Lebenserhaltungskosten auf dem Land geringer.

In München und Berlin zeigt sich die Flucht ins Umland bereits. Zu sehen ist das an den großen Preissteigerungen, die dort eingetreten sind. Die Migration aufs Land hängt jedoch stark von der verkehrlichen Anbindung an das Stadtzentrum ab – das eine oder andere Mal will oder muss man dann halt doch in die Stadt.

Eine Lösung für Alle ist der Umzug aufs Land also nicht, insbesondere da viele das Leben in der Stadt mit seinem kulturellen Angebot und dem regen Treiben sehr schätzen.

Es müssen also Wege gefunden werden, dass auch in Städten Wohnraum für alle Einkommensschichten vorhanden ist. Hier gibt es vielfältige Ansätze, angefangen bei der Mietpreisbremse, über staatliche Wohnungsbaugesellschaften und die Förderung von sozialem Wohnraum.

Einen besonderen Weg bei der Schaffung von günstigem Wohnraum geht das Modellprojekt des 8-Euro-Wohnungsbaus in Neugraben-Fischbek in Hamburg. Ziel ist es, wie der Name schon verrät, Mietwohnungen für 8 Euro den Quadratmeter anbieten zu können. Erreicht werden soll das nicht durch staatliche Förderung, sondern durch eine radikale Kürzung der Baukosten. Für die Reduzierung der Kosten wurden vergleichsweise simple, aber dennoch effiziente Methoden angewendet. Das Gebäude wurde kompakt geplant – mit einer Tiefe von unüblichen 16 Metern. Dadurch konnte teure Fassadenfläche reduziert und der Heizenergiebedarf gesenkt werden. Standardisierte Holzbauteile und ein Minimum an technischer Gebäudeausrüstung senken die Kosten weiter. Entscheidend ist aber auch die Effizienzsteigerung, die durch einheitliche Grundrisse entsteht. Die Grundrisse an sich sind dabei ebenfalls optimiert, indem die Räume so angeordnet sind, dass kein Wohnungsflur notwendig ist und so wenige Schächte wie möglich für Küche und Bad gebaut werden müssen.

Architekten Limbrock Tubbesing
Foto: Architekten Limbrock Tubbesing

Mit diesem Modellprojekt zeigt Architekt Heiner Limbrock, wie mit „der Kunst des Weglassens“ auch heute noch günstig gebaut werden kann.

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