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Wegziehen ist auch keine Lösung – Ein Plädoyer für erschwing­lichen Wohnraum in Städten

Letzte Aktualisierung: 12. Mai 2025

Die vorgän­gigen Analysen zum Wohnungs­markt deutscher Städte zeigen unter anderem auf, wie teuer Wohnen in der Stadt geworden ist. Dabei gilt über das Knie gebrochen, je größer die Stadt und je besser der Arbeits­markt ist, desto teurer sind die Wohnungen. Zwar verdient man in der Stadt in der Regel auch mehr, doch die Wohnkosten sind im Verhältnis überpro­por­tional höher. Das zeigt sich an der Wohnkos­ten­be­lastung. Sie setzt die durch­schnitt­liche Warmmiete einer 70qm-Normwohnung ins Verhältnis zum mittleren Haushalts­ein­kommen.

Danach müssen Menschen in einigen norddeut­schen Städten 30% ihres Einkommens für eine Wohnung ausgeben. Im deutschen Schnitt sind es gerade einmal 20%, was vor allem daran liegt, dass hier auch ländliche Gebiete mit in die Berechnung einbe­zogen werden, in denen die Belastung typischer­weise sehr niedrig ist.

Für Menschen, die sich grund­sätzlich vorstellen können, auf dem Land zu leben, stellt sich in Zeiten von Homeoffice schnell die Frage, warum man nicht ins Grüne ziehen sollte. Dort muss schließlich nicht ein Großteil des Einkommens für die Wohnung aufge­wendet werden. Und selbst wenn das Einkommen etwas geringer ist, so sind auch die sonstigen Lebens­er­hal­tungs­kosten auf dem Land geringer.

In München und Berlin zeigt sich die Flucht ins Umland bereits. Zu sehen ist das an den großen Preis­stei­ge­rungen, die dort einge­treten sind. Die Migration aufs Land hängt jedoch stark von der verkehr­lichen Anbindung an das Stadt­zentrum ab – das eine oder andere Mal will oder muss man dann halt doch in die Stadt.

Eine Lösung für Alle ist der Umzug aufs Land also nicht, insbe­sondere da viele das Leben in der Stadt mit seinem kultu­rellen Angebot und dem regen Treiben sehr schätzen.

Es müssen also Wege gefunden werden, dass auch in Städten Wohnraum für alle Einkom­mens­schichten vorhanden ist. Hier gibt es vielfältige Ansätze, angefangen bei der Mietpreis­bremse, über staat­liche Wohnungs­bau­ge­sell­schaften und die Förderung von sozialem Wohnraum.

Einen beson­deren Weg bei der Schaffung von günstigem Wohnraum geht das Modell­projekt des 8‑Euro-Wohnungsbaus in Neugraben-Fischbek in Hamburg. Ziel ist es, wie der Name schon verrät, Mietwoh­nungen für 8 Euro den Quadrat­meter anbieten zu können. Erreicht werden soll das nicht durch staat­liche Förderung, sondern durch eine radikale Kürzung der Baukosten. Für die Reduzierung der Kosten wurden vergleichs­weise simple, aber dennoch effiziente Methoden angewendet. Das Gebäude wurde kompakt geplant – mit einer Tiefe von unüblichen 16 Metern. Dadurch konnte teure Fassa­den­fläche reduziert und der Heizener­gie­bedarf gesenkt werden. Standar­di­sierte Holzbau­teile und ein Minimum an techni­scher Gebäu­de­aus­rüstung senken die Kosten weiter. Entscheidend ist aber auch die Effizi­enz­stei­gerung, die durch einheit­liche Grund­risse entsteht. Die Grund­risse an sich sind dabei ebenfalls optimiert, indem die Räume so angeordnet sind, dass kein Wohnungsflur notwendig ist und so wenige Schächte wie möglich für Küche und Bad gebaut werden müssen.

Architekten Limbrock Tubbesing
Foto: Archi­tekten Limbrock Tubbesing

Mit diesem Modell­projekt zeigt Architekt Heiner Limbrock, wie mit „der Kunst des Weglassens“ auch heute noch günstig gebaut werden kann.

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