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Süddeutsche Wohnungs­märkte: Gebremstes Mietwachstum trotz zu niedriger Bauak­ti­vi­täten

Letzte Aktualisierung: 12. Mai 2025

Die süddeut­schen Wohnungs­märkte weisen einen sich fortset­zenden Aufwärts­trend hinsichtlich Mieten und Kaufpreisen für Eigen­tums­woh­nungen sowie Mehrfa­mi­li­en­häuser auf. Grundlage für diese Entwicklung sind unter anderem die anhaltend positive Bevölkerungs- und Wirtschafts­ent­wicklung, die niedrigen Leerstandst­quoten und die unzurei­chenden Neubau­ak­ti­vi­täten. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie «Süddeutsche Wohnungs­märkte: Daten und Perspek­tiven 2021», die vom Immobi­li­en­dienst­leitster Wüest Partner veröf­fent­licht wurde. Im Rahmen der Studie hat Wüest Partner bereits zum vierten Mal 20 süddeutsche Städte unter anderem in Hinblick auf die Entwicklung der Demographie, Wirtschaft, Bautä­tigkeit sowie des Miet‑, Eigentumswohnungs- und Wohnin­ves­ti­ti­ons­marktes analy­siert.

Überdurch­schnitt­liches Bevöl­ke­rungs­wachstum und hohe Kaufkraft

Seit Ende 2014 hat sich die Einwoh­nerzahl deutsch­landweit um 2,4 Prozent erhöht. Im Durch­schnitt der 20 unter­suchten süddeut­schen Städte lag das Plus hingegen bei 4,4 Prozent und damit deutlich höher. Dabei sticht Bamberg mit einem Anstieg um 7,5 Prozent hervor. Ludwigsburg zeigt mit 2,7 Prozent die geringste Dynamik, liegt damit trotzdem oberhalb des Bundes­schnitts. Für 15 der 20 unter­suchten Städte wird auch bis 2030 eine positive Bevöl­ke­rungs­ent­wicklung prognos­ti­ziert.

Neben der Bevöl­ke­rungszahl hat sich auch die Wirtschaft positiv entwi­ckelt. Die Zahl der sozial­ver­si­che­rungs­pflichtig Beschäf­tigten erhöhte sich seit Mitte 2017 im Durch­schnitt der 20 unter­suchten Städte um 3,6 Prozent und liegt damit exakt auf bundes­deut­schem Niveau. Die Dynamik der Kaufkraft­ent­wicklung pro Person bewegt sich mit 7,4 Prozent hingegen etwas unterhalb des Bundes­schnitts, der bei 8,0 Prozent liegt. Das Kaufkraft­niveau fällt in den süddeut­schen Städten wiederum deutlich höher aus als im deutschen Mittel. Nur bei sechs der 20 unter­suchten Städte beträgt der Kaufkraft-Index weniger als der deutsch­land­weite Durch­schnitt von 100. München kommt sogar auf einen Wert von 132,8.

«Die wirtschaft­liche Stärke der süddeut­schen Städte sorgt für einen starken Zuzug und ist damit einer der Haupt­gründe für das anhal­tende Bevöl­ke­run­s­wachstum sowie für die hohe Wohnraum­nach­frage», sagt Rüdiger Hornung, Director und Geschäfts­führer München von Wüest Partner.

Die Wohnkos­ten­be­las­tuns­quote, also das Verhältnis von verfüg­barem Einkommen zu Wohnkosten, rangiert in allen unter­suchten Städten oberhalb des Bundes­schnitts von 20 Prozent. Am höchsten fällt es in Freiburg im Breisgau mit 35,4 Prozent und München mit 33,6 Prozent aus.

Wohnungs­bau­dy­namik kann nicht mit Nachfrage mithalten

Die Neubau­ak­ti­vi­täten in den süddeut­schen Wohnungs­märkten konzen­trieren sich auf den Bau von Mehrfa­mi­li­en­häusern. Knapp 81 Prozent der neu errich­teten Wohnungen befinden sich in einem Mehrfa­mi­li­enhaus. Deutsch­landweit hat sich zwar die Zahl der Baufer­tig­stel­lungen in den vergan­genen Jahren sukzessive erhöht, in Süddeutschland hinkt das Wohnraum­an­gebot jedoch immer noch vielerorts der Nachfrage hinterher. Lediglich in Erlangen und Aschaf­fenburg liegt die Versor­gungsuote, also das Verhältnis der Zahl der Baufer­tig­stel­lungen zum Neubau­bedarf, oberhalb von 100 Prozent. Am niedrigsten ist die Versor­gungs­quote dagegen in Karlsruhe (38,6%), Ludwigsburg (41,4%), Stuttgart (41,6%) und Mannheim (41,7%).
Entspre­chend der unzurei­chenden Bauak­ti­vi­täten hat sich die Leerstands­quote der unter­suchten Städte weiter verringert und liegt im Mittel inzwi­schen bei 1,1 Prozent. In neun Städten wird sogar die 1-%-Marke unter­schritten. Den niedrigsten Leerstand weist München mit 0,2 Prozent auf.

Erste Mietpreis­rück­gänge zu verzeichnen

Der jahre­lange Aufwärts­trend bei den Mieten scheint zumindest mancherorts gestoppt. In Stuttgart (-3,9%), Karlsruhe (-1,7%), München (-1,4%) und Böblingen (-0,8%) haben sich die Angebots­mieten im ersten Halbjahr 2021 verringert. Der höchste Anstieg kann dagegen in Rastatt mit einem Plus um 7,2 Prozent beobachtet werden. In der langfris­tigen Zehnjah­res­be­trachtung verzeichnet Augsburg den stärksten Mietan­stieg mit einem Zuwachs um 71,0 Prozent, knapp dahinter folgt München mit 69,4 Prozent. In München wird mit 29,73 €/qm auch die mit Abstand höchste Spitzen­miete aufge­rufen. Dahinter liegen Stuttgart mit 25,00 €/qm und Freiburg im Breisgau mit 24,00 €/qm.

«Die seit vielen Jahren anhal­tende Mietpreis­rallye ist zu einem Still­stand gekommen und insbe­sondere in hochprei­sigen Märkten wie München oder Stuttgart setzt eine Plateau­bildung ein, die wohl ein bis zwei Jahre andauern kann. Bleibt die Bautä­tigkeit in den Ballungs­zentren jedoch weiter hinter der Nachfrage zurück, gehen wir davon aus, dass die Mieten im freifi­nan­zierten Segment langfristig weiter steigen werden», kommen­tiert Rüdiger Hornung, Director und Geschäfts­führer München von Wüest Partner.

Die Nachfrage an kleineren 1- und 2‑Zimmer-Wohnungen drückt sich in einem um rund 15 Prozent höheren Quadrat­me­ter­miet­preis aus verglichen mit 3- und 4‑Zimmer-Wohnungen. Im Schnitt kosten kleinere Wohnungen 12,94 €/qm, für größere Wohnungen werden 11,28 €/qm aufge­rufen. Am höchsten fällt diese Differenz in Erlangen (25,3%), Karlsruhe (21,3%) und Villingen-Schwenningen (19,8%) aus.

Kaufpreise für Eigen­tums­woh­nungen weiter im Aufwind

Der Angebots­kauf­preis für Eigen­tums­woh­nungen der unter­suchten 20 süddeut­schen Wohnungs­märkte ist im ersten Halbjahr 2021 um 9 Prozent auf 4.524 €/qm angestiegen. Die stärkste Zunahme verzichnet Esslingen mit einem Plus um 19,8 Prozent auf 4.661 €/qm. Erlangen weist das geringste Wachstum auf. Mit einem Plus um 0,7 Prozent blieb der Angebots­preis nahezu konstant. Im Vergleich zu 2010 wuchsen die Kaufpreise am stärksten in Schwä­bisch Gmünd (216,4%), Augsburg (215,2%) und Nürnberg (177,1%). Die Kaufpreise haben sich demzu­folge in den vergan­genen Jahren mit einer deutlich stärkeren Dynamik erhöht als die Mietpreise.

Das mit Abstand höchste Preis­niveau erreicht München. In der Metropole an der Isar kostet eine Wohnung im Median 9.500 €/qm. Am günstigsten sind Wohnungen hingegen in Villingen-Schwenningen zu haben. Der Median-Angebotspreis liegt hier bei 3.282 €/qm.

«Vor dem Hinter­grund eines anhal­tenden Niedrig­zins­um­feldes rechnen wir mit weiter steigenden Kaufpreisen für Eigen­tums­woh­nungen in den kommenden Jahren. In Märkten, die bereits ein hohes Preis­niveau erreicht haben, werden die Steige­rungs­raten jedoch nicht mehr so hoch ausfallen wie in den benach­barten Landkreisen», so Rüdiger Hornung.

Die Preis­dif­ferenz zwischen Neu- und Altbau ist in Stuttgart, Nürnberg, Ludwigsburg und Villingen-Schwenningen mit mehr als 50 Prozent besonders stark ausge­prägt. Im Durch­schnitt liegt sie bei 40 Prozent.

Renditen geben weiter nach

Der durch­schnitl­liche Kaufpreis für Mehrfa­mi­li­en­häuser ist weiter gestiegen und liegt bei 3.721 €/qm. Spitzen­reiter ist München mit 8.704 €/qm. Auf zweiter Position folgt bereits mit deutlichem Abstand Stuttgart mit 4.930 €/qm. Mit den Kaufpreisen haben sich auch die Brutto-Ertragsfaktoren weiter erhöht. Im Durch­schnitt der 20 unter­suchten Städte liegt er bei 25,5. Lediglich Villingen-Schwenningen und Schwä­bisch Gmünd weisen einen Verviel­fäl­tiger unterhalb von 20 auf. Auch hier befindet sich die bayerische Landes­haupt­stadt mit einem Faktor von rund 40 mit deutlichem Abstand an der obersten Position. Aber auch in B- und C‑Städten werden bei Neubau­pro­jekten in guten Lagen regel­mäßig Fakotren oberhalb des 25-fachen des Jahres­roh­ertrags erzielt.

Ein günstiges Verhältnis von Rendite zu Risiko finden Inves­toren in Böblingen, Freiburg im Breisgau und Rastatt. Ein verhäl­nis­mäßig geringes Risiko weisen München und Esslingen am Neckar auf, bei entspre­chend niedrigen Renditen. Die höchsten Renditen können in Villingen-Schwenningen und Schwä­bisch Gmünd erzielt werden. «Unsere Rendite-Risiko-Profile geben Inves­toren einen Überblick und eine grobe Orien­tierung über die Inves­ti­ti­ons­mög­lich­keiten auf den süddeut­schen Wohnungs­märkten. Für eine Inves­ti­ti­ons­ent­scheidung ist jedoch immer eine fundierte Markt­analyse notwenig, um das jeweilige Invest­ment­risiko für eine konkrete Liegen­schaft genau einschätzen zu können», sagt Rüdiger Hornung.

Zu den 20 unter­suchten Städten gehören Aschaf­fenburg, Augsburg, Baden-Baden, Bamberg, Böblingen, Erlangen, Esslingen am Neckar, Freiburg im Breisgau, Fürth, Göppingen, Karlsruhe, Ludwigsburg, Mannheim, München, Nürnberg, Rastatt, Reutlingen, Schwä­bisch Gmünd, Stuttgart und Villingen-Schwenningen.

Grafik Rendite-Risiko-Profil

Abbildung 1: Risiko-Rendite-Profil der unter­suchten Städte Süddeutsch­lands (Ø Brutto-Rendite)
Quelle: Wüest Partner Deutschland 2021.
Das Risiko ist auf der X‑Achse abgebildet, die durch­schnitt­lichen Brutto­ren­diten auf der Y‑Achse. In die Analyse sind Faktoren hinsichtlich der Markt- und Nachfra­ge­sta­bi­lität, der Bedin­gungen rund um Konsum, Einkommen und Arbeit sowie der Mieten und Preise einge­flossen.

Die vollständige Studie steht inklusive umfas­sendem Daten­ma­terial als inter­ak­tives PDF-Dokument kostenlos zur Verfügung.

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