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Real Estate Private Debt – Alter­native Finan­zie­rungen von Immobilien

Letzte Aktualisierung: 12. Mai 2025

Inflation, hohe Zinsen und eine schwache Konjunktur setzen dem Immobi­li­en­markt zu. Auch Kredit­in­ves­toren sind verun­si­chert. Während die Risiko­prämien für unbesi­cherte Immobi­li­en­an­leihen auf absehbare Zeit unter Druck bleiben dürften, sieht Wüest Partner deutlich verbes­serte Aussichten für Real Estate Private Debt.

Real Estate Private Debt kurz erklärt

„Real Estate Private Debt“ bezeichnet Fremd­fi­nan­zie­rungen, die von privaten Inves­toren, Insti­tu­tionen oder Fonds für Immobi­li­en­ent­wickler, ‑betreiber oder ‑eigentümer:innen bereit­ge­stellt werden. Diese Finan­zie­rungsform stellt eine Alter­native zu tradi­tio­nellen Bankkre­diten dar. Dabei stellen private Insti­tu­tionen Geld für Immobi­li­en­pro­jekte zur Verfügung und erhalten im Gegenzug Zinszah­lungen sowie gegebe­nen­falls auch einen Anteil am Projekt­gewinn.

Die vergleichs­weise junge Asset­klasse Real Estate Private Debt hat in den letzten Jahren aufgrund der verschärften Banken­re­gu­lierung (BASEL III[1]) und der damit verbun­denen regula­to­risch gefor­derten Eigen­ka­pi­tal­un­ter­legung zunehmend an Akzeptanz gewonnen und ist mittler­weile auch im europäi­schen Markt s fest etabliert.

Fonds­anzahl und Target Equity p.a. in EUR Mrd

Grafik, Fondsanzahl und Target Equity p.a. in EUR Mrd
Quelle: INREV: Debt Vehicles Universe 2023

[1] BASEL III: Inter­na­tionale Banken­regeln, die die Stabi­lität des Finanz­systems durch höhere Eigenkapital- und Liqui­di­täts­an­for­de­rungen sowie strengere Überwa­chung verbessern sollen

Infolge einer verschärften Regulierung haben sich viele Banken in den letzten Jahren auf bestimmte Markt­seg­mente konzen­triert, wie beispiels­weise Core-Bürogebäude in Prime-Lagen, oder haben sich bei der Neuvergabe von Immobi­li­en­kre­diten insgesamt zurück­ge­halten. Dadurch ist eine Finan­zie­rungs­lücke entstanden, die zu einem Anstieg des Markt­an­teils alter­na­tiver Finan­zie­rungs­quellen geführt hat. Im Jahr 2023 umfasst das vom Branchen­verband INREV abgedeckte Fonds­uni­versum in der Anlage­klasse Real Estate Private Debt 117 Fonds. Das ist eine Steigerung von 68,4% in den letzten 4 Jahren, was 37 Fonds entspricht. Laut INREV1 werden jährlich 62,9 Mrd. EUR einge­sammelt.

Wie können insti­tu­tio­nelle Investor:innen von Real Estate Private Debt Invest­ments profi­tieren?

Insti­tu­tio­nelle Inves­toren profi­tieren durch Invest­ment­mög­lich­keiten, die sich aus dem aktuellen Markt­umfeld ergeben und eine ertrags­starke Alter­native zu tradi­tio­nellen Equity Invest­ments darstellen.

  • Aufgrund der restrik­tiven Kredit­vergabe der Banken und der nach wie vor sehr hohen Nachfrage nach Immobi­li­en­fi­nan­zie­rungen besteht derzeit ein deutliches struk­tu­relles Missver­hältnis zwischen Angebot und Nachfrage („Window of Oppor­tunity“). Das führt zu einer starken Verhand­lungs­po­sition der Kredit­geber und der Möglichkeit, attraktive Margen­auf­schläge durch­zu­setzen.
  • Ein Blick auf die histo­ri­schen Trans­ak­ti­ons­vo­lumina auf den europäi­schen Immobi­li­en­märkten zeigt, dass allein auf dem deutschen Markt ein durch­schnitt­liches Volumen von EUR 61 Mrd. erreicht wurde. Dies lässt vermuten, dass nach den sehr starken Inves­ti­ti­ons­jahren in den nächsten Jahren viele Refinan­zie­rungen anstehen werden. Zudem führt die zuneh­mende ESG-Transformation zu einem steigenden Finan­zie­rungs­bedarf.

    Histo­rische Trans­ak­ti­ons­vo­lumina in Deutschland in EUR Mrd.
Grafikt, Historische Transaktionsvolumina in Deutschland in EUR Mrd.
Quelle: Statista: JLL Research
  • Das Rendite-Risiko-Profil eines Real Estate Private Debt Invest­ments hängt maßgeblich von der Positio­nierung in der Kapital­struktur ab. Diese wird markt­üblich in vier Risikoklassen unter­teilt: Senior Loans, Junior Loans, Whole Loans und Mezzanine unter­teilt. Senior Loans gelten als konser­vative Strategien mit niedrigen LTVs von bis zu 50% und zeichnen sich vor allem durch ihre erstrangige Besicherung aus. Junior Loans haben höhere LTVs von bis zu 65% und zeichnen sich durch ihre nachrangige Besicherung mit kurzen bis mittleren Laufzeiten aus. Whole Loans stellen eine Kombi­nation aus Senior und Junior dar und sind ebenfalls erstrangig besichert. Mezzanine gilt als die risiko­reichste Strategie und wird vor allem bei Projekt­ent­wick­lungen einge­setzt.

    Risiko­ein­stufung von Real Estate Private Debt Invest­ments
Grafik: Risikoeinstufung von Real Estate Private Debt Investments
Quelle: Wüest Partner
  • Ein weiterer Vorteil von Debt Invest­ments ist die Möglichkeit, laufende Cashflows zu verein­nahmen, die teilweise quartals­weise an die Inves­toren ausge­schüttet werden.   Diese risiko­är­meren Strategien können eine sinnvolle Ergänzung oder sogar eine Alter­native zu herkömm­lichen Core-Equity-Investitionen darstellen.
  • Fremd­ka­pi­tal­in­ves­ti­tionen haben in der Regel eine kürzere Kapital­bin­dungs­dauer als Eigen­ka­pi­tal­in­ves­ti­tionen. Daher können Markt­ent­wick­lungen besser antizi­piert werden als bei Business­plänen im Equity-Bereich, die üblicher­weise über eine fiktive Halte­dauer von 10 Jahren kalku­liert werden.
  • Der größte Vorteil von Debt Invest­ments ist jedoch der vorhandene Risiko­puffer durch das einge­setzte Eigen­ka­pital. Je nach Risiko­neigung des Investors und der damit verbun­denen Positio­nierung in der Kapital­struktur ergibt sich eine Risiko­über­de­ckung, die das Investment vor Kapital­ver­lusten schützt.  Gerade in Zeiten steigender Anfangs­ren­diten kann diese Sicherheit von großem Wert sein.

    Verein­fachte Berechnung der Wirkung des Risiko­puffers
 Basis (t=0)Entwicklung (t+1) 
NAV in EUR Mio.10075Grund­stücks­ab­wertung
Ertrag in EUR Mio.33Konstanter Ertrag
Initial Yield3%4%D +1 Prozent­punkt
Fremd­ka­pital (Senior)5050D +/- 0  
Eigen­ka­pital5025D ‑25
LTV50%66%D +16% Anstieg der Belei­hungs­quote bei gleichem FK  
FazitGrund­stücks­ab­wer­tungen und der damit verbundene Anstieg der Anfangs­ren­diten wirken sich negativ auf das Eigen­ka­pital aus. Der sinkende NAV führt zu einem steigenden LTV, den die Banken zukünftig wieder auf frühere Niveaus reduzieren werden. Das Fremd­ka­pital wird trotz der Abwertung nicht belastet, sondern nur das Eigen­ka­pital kommt als Risiko­puffer voll zum Tragen.
Fazit

Real Estate Private Debt ist mittler­weile eine etablierte Anlage­klasse. Das aktuelle und perspek­ti­vische Markt­umfeld bietet sehr attraktive Inves­ti­ti­ons­mög­lich­keiten aufgrund des struk­tu­rellen Ungleich­ge­wichts zwischen Angebot und Nachfrage. Im Vergleich zu klassi­schen Eigen­ka­pi­tal­in­vest­ments können durch Inves­ti­tionen in die Fremd­ka­pi­tal­struktur risiko­ad­jus­tiert vorteil­hafte Renditen erzielt werden. Ein wesent­licher Vorteil von Fremd­ka­pi­tal­in­ves­ti­tionen ist dabei die Erzielung laufender ausschüt­tungs­fä­higer Erträge, die sich aus den regel­mä­ßigen Zinszah­lungen ergeben.

Wüest Partner hat Ende 2023 die „Real Estate Private Debt Studie“ veröf­fent­licht und verfügt über Infor­ma­tionen zu 157 Fonds, von denen 56 aktuell inves­tierbar sind. Die proprietäre Datenbank ermög­licht einen umfas­senden Überblick über das Manager­uni­versum mit Infor­ma­tionen zu Track-Record, regio­nalen und sekto­ralen Anlage­schwer­punkten, Manage­ment­ka­pa­zi­täten sowie   SFDR-Klassifizierungen, Zuorden­barkeit zu Anlage­richt­linien und SFDR. Wüest Partner kann dank der geleis­teten Vorar­beiten inter­es­sierte Inves­toren bei der Planung und Durch­führung von Manager­aus­wahl­ver­fahren in der Asset­klasse Real Estate Private Debt in den Zielre­gionen Deutschland, Europa und USA umfassend und zeitnah unter­stützen.