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Ablauf eines Risiko-Monitorings: Maßnahme mit Mehrwert

Letzte Aktualisierung: 24. April 2025

Serie der Artikel

Die nachfol­genden Artikel sind die vorhe­rigen Beiträge der Serie von Oliver Bauscher:


Wesent­liche Maßnahme im Rahmen des Risiko­ma­nage­ments von Immobilien-Projektentwicklungen ist ein wieder­keh­rendes Risiko­mo­ni­toring, innerhalb dessen syste­ma­ti­sierte Prüfungs­handlung vorge­nommen werden, um realwirt­schaft­liche und finanz­wirt­schaft­liche Risiken gemäß dem Regel­kreislauf des Risiko­ma­nagement wie folgt zu managen.

  • Risiken identi­fi­zieren
  • Risiken bewerten
  • Risiken kommu­ni­zieren
  • Risiken steuern

Dabei leistet das Risiko­mo­ni­toring einen wesent­lichen Beitrag, die vier Zielfunk­tionen des Risiko­ma­nage­ments von Immobilien-Projektentwicklungen zu erfüllen.

  • Trans­parenz erhöhen
  • Inves­tition schützen
  • Reputation fördern
  • Regula­torik erfüllen

Phasen

Das Risiko­mo­ni­toring gliedert sich in verschiedene Phasen sowie Ebenen und leitet Kennzahlen für verschiedene Risiken und Parameter ab, zudem werden vielfältige Daten und Methoden verwendet. Das syste­ma­tische Vorgehen garan­tiert dabei eine maximale Vergleich­barkeit zwischen den Projekten, unabhängig von deren Größe und Komple­xität. Das Monitoring gliedert sich typischer­weise in die vier folgenden Phasen.

  • Phase 1: Kick-Off
  • Phase 2: Set-Up
  • Phase 3: Roll-Out
  • Phase 4: Touch-Down

In der Phase 1, dem „Kick-Off“, werden der Auftrags­umfang und die Organi­sa­ti­ons­struktur definiert. Dies mag zunächst selbst­ver­ständlich klingen, wird jedoch in vielen Projekten meist ungenau vorge­nommen und führt häufig zu Infor­ma­ti­ons­lücken und unklaren Verant­wort­lich­keiten, welche an sich bereits ein Projekt­risiko darstellen. In der Phase 2, dem „Set-Up“, werden die Berichts­struktur sowie die Infor­ma­ti­ons­schnitt­stellen definiert. Dabei werden sowohl die inhalt­liche als auch die technische Infor­ma­ti­ons­über­mittlung geklärt, um eine reibungslose und durch­gängige Durch­führung zu gewähr­leisten. In der Phase 3, dem „Roll-Out“, werden schließlich die eigent­lichen Analysen vorge­nommen und die Berichte erstellt. Diese Phase erfolgt wieder­kehrend in einem zuvor festge­legten Turnus, meist monatlich oder quartals­weise. Sollten sich grund­le­gende Änderungen in der Projekt­kon­zeption oder den zugrunde gelegten Budgets ergeben, erfolgt ein Rückschritt in Phase 2, um eine neue „Baseline“ festzu­legen. Diese wird meist durch den oder die Projekt-Sponsoren bewilligt. In der Phase 4, dem „Touch-Down“, werden das Monitoring abgeschlossen und die gewon­nenen Erkennt­nisse aggre­giert und dokumen­tiert. Auf dieser Daten­basis kann dann ein organi­sa­tio­nales und maschi­nelles Lernen aufge­setzt werden.

Ebenen

Das Monitoring erfolgt je nach Inten­sität der Bearbeitung und Anfor­derung an die Kennzahlen innerhalb der folgenden vier Ebenen.

  • Ebene 1: Dokumen­tation
  • Ebene 2: Plausi­bi­li­sierung
  • Ebene 3: Analyse
  • Ebene 4: Simulation

Die ersten beiden Ebenen basieren insbe­sondere auf der Expertise des Monitors und bilden die Grundlage für die folgenden beiden Bearbei­tungs­ebenen, welche insbe­sondere auf der Exaktheit von Modellen basieren. In der Ebene 1, der „Dokumen­tation“, werden die internen und externen Daten zu dem Projekt und dem Projekt­kontext zusam­men­ge­fasst. Hierbei offen­baren sich bereits erste Projekt­ri­siken z.B. in Form von Infor­ma­ti­ons­lücken. In der Ebene 2, der „Plausi­bi­li­sierung“ werden die vorlie­genden Fakten und Annahmen auf ihre Schlüs­sigkeit geprüft. Hierbei offen­baren sich weitere Projekt­ri­siken z.B. in Form von Wider­sprüchen. In der Ebene 3, der „Analyse“ werden aus den vorlie­genden Infor­ma­tionen Kennzahlen zu den Projekt­pa­ra­metern anhand von deter­mi­nis­ti­schen Modellen abgeleitet sowie Szena­rio­be­rech­nungen für die realwirt­schaft­liche Risiko­steuerung durch­ge­führt. In der Ebene 4, der „Simulation“ werden aus den vorlie­genden Infor­ma­tionen Kennzahlen zu den Projekt­pa­ra­metern anhand von stochas­ti­schen Modellen abgeleitet sowie Szena­rio­be­rech­nungen für die finanz­wirt­schaft­liche Risiko­steuerung durch­ge­führt.

Risiken

Es bestehen unzählige Arten der Klassi­fi­kation von Risiken, welche alle in ihrem jewei­ligen Kontext eine Berech­tigung haben. Für das Risiko­mo­ni­toring haben sich jedoch auf oberster Ebene folgende Klassi­fi­zie­rungen als handlungs­leitend erwiesen. Die zentrale Frage des Monitoring lautet: welche Risiken bestehen oder können bestehen, wie wirken sich diese auf die Parameter des Projektes aus, und mit welchen Kennzahlen können diese Auswir­kungen quanti­fi­ziert und gesteuert werden?

Aus realwirt­schaft­licher Perspektive klassi­fi­zieren wir die Risiken daher anhand des Projekt­pro­zesses wie folgt. Die jewei­ligen Einzel­ri­siken werden innerhalb der Prozess­schritte weiter in Unter­klassen organi­siert. Dadurch können Risiko­arten, Eintritts­wahr­schein­lich­keiten, Schadens­höhen und Gegen­maß­nahmen sachge­recht geschätzt und gebündelt werden.

  • Projek­tie­rungs­ri­siken
  • Planungs­ri­siken
  • Reali­sie­rungs­ri­siken
  • Verwer­tungs­ri­siken

Aus finanz­wirt­schaft­licher Perspektive folgen wir der grund­le­genden Klassi­fi­kation der Bundes­an­stalt für Finanz­dienst­leis­tungs­auf­sicht (BaFin). Die jewei­ligen Einzel­ri­siken werden innerhalb der Risikoklassen weiter in Unter­klassen organi­siert. Dadurch können Risiko­arten, Eintritts­wahr­schein­lich­keiten, Schadens­höhen und Gegen­maß­nahmen sachge­recht geschätzt und gebündelt werden.

  • Adres­sen­aus­fall­ri­siken
  • Markt­preis­än­de­rungs­ri­siken
  • Liqui­di­täts­ri­siken
  • Opera­tiv­ri­siken

Häufig werden in dem Zusam­menhang der Risikoklas­si­fi­kation zudem noch Zinsän­de­rungs­ri­siken, Nachhal­tig­keits­ri­siken, Reputa­ti­ons­ri­siken und Insol­venz­ri­siken angeführt. Dazu merken wir an, dass Zinsri­siken in den Markt­preis­ri­siken integriert werden, da Zinsän­de­rungen direkt zu Preis­än­de­rungen des Kapitals oder des Vermögens führen. Nachhal­tig­keits­ri­siken werden gemäß BaFin nicht als neue Risikoklasse sondern als neue Risiko­treiber (physische und transi­to­rische) verstanden und als solche berück­sichtigt. Reputa­ti­ons­ri­siken und Insol­venz­ri­siken sind nicht als Ursachen- sondern als Wirkungs- Risiken zu begreifen und daher auf Basis des Risiko­mo­ni­to­rings im nachge­la­gerten Risiko­ma­nagement entspre­chend strate­gisch abzuschätzen.

Parameter

Aus realwirt­schaft­licher Sicht sind die folgend aufge­führten Parameter einer Immobilien-Projektentwicklung wesentlich und demnach konti­nu­ierlich zu verfolgen. Gemäß der aktuellen Projektmanagement-Standards ist bekannt, dass die Änderung eines Parameters meist zu einer Änderung der anderen Parameter führt.

  • Termine
  • Kosten
  • Leistungen
  • Quali­täten

Die Termine definieren zeitlich den Projekt­start, das geplante Projek­tende sowie weitere wichtige Meilen­steine und werden in einem sogenannten Rahmen­ter­minplan (RTP) oder Projekt­zei­tenplan (PZP) dokumen­tiert und nachge­führt. Die Kosten definieren den monetären Inves­ti­ti­ons­rahmen für das Projekt und werden durch die Projekt-Sponsoren als Gesamt­in­ves­ti­ti­ons­kosten (GIK) bewilligt. Die Leistungen (LST) definieren die geplante Projekt­kon­zeption im techni­schen Sinne als Volumen und umfassen dabei quanti­tative und quali­tative Kriterien. Die Quali­täten definieren den geplanten Projekt­erlös im monetären Sinne als Volumen und werden durch eine Bewertung des Markt­wertes nach planmä­ßiger Fertig­stellung (MWT) ermittelt.

Aus finanz­wirt­schaft­licher Sicht sind hingegen die folgend aufge­führten Parameter einer Immobilien-Projektentwicklung wesentlich. Gemäß aktueller Controlling-Standards ist bekannt, dass diese Parameter sich gegen­seitig in ihrer Ausprägung beein­flussen.

  • Renta­bi­lität
  • Liqui­dität
  • Fazilität
  • Kapital­sta­bi­lität

Die Renta­bi­lität gibt den Erfolgt des Projektes wieder und wird betriebs­wirt­schaftlich abgeleitet aus dem Verhältnis von Aufwand zu Ertrag bzw. finanz­wirt­schaftlich abgeleitet aus dem Verhältnis von Gewinn zu einge­setztem Kapital. Eine negative Renta­bi­lität zeigt dabei ein wirtschaftlich nicht sinnvolles Projekt an. Die Liqui­dität beschreibt die Fähigkeit einer Organi­sation, seine laufenden Zahlungs­ver­pflich­tungen betrags­genau und termin­ge­recht erfüllen zu können und stellt somit die geplante Mittel­her­kunft der geplanten Mittel­ver­wendung gegenüber. Eine negative Liqui­dität beein­flusst unmit­telbar die o.g. realwirt­schaft­lichen Parameter und kann zur Insolvenz der Projekt­orga­ni­sation führen. Die Fazilität beschreibt die betraglich begrenzte Möglichkeit einer Organi­sation, Kredite aufnehmen zu können und bestimmt aufgrund von materia­li­sierten und verfüg­baren Kredit­si­cher­heiten damit die weiteren Finan­zie­rungs­mög­lich­keiten. Die Kapital­sta­bi­lität gibt die Risiko­trag­fä­higkeit der Organi­sation wieder und wird durch das Verhältnis zwischen bilan­zi­ellem Kapital und ökono­mi­schem Kapital abgeleitet.

Kennzahlen

Aus realwirt­schaft­licher Sicht werden zu den o.g. Parametern folgende Kennzahlen abgeleitet und verfolgt. Das Budget für jeden Parameter wird im Rahmen der Baseline festgelegt und zu jedem Berichts­zeit­punkt mit dem aktuellen Status verglichen. Aus dieser fortlau­fenden Abwei­chungs­analyse ergibt sich ein Trend, der wiederum Grundlage für die Ableitung von deter­mi­nis­ti­schen Prognosen bildet.

  • Budget
  • Status
  • Trend
  • Prognose

Aus finanz­wirt­schaft­licher Sicht werden zu den o.g. Parametern folgende Kennzahlen abgeleitet und verfolgt. Letzt­endlich handelt es sich dabei um erwei­terte model­lierte und simulierte Prognosen, welche die Grundlage bilden, das ökono­mische Kapital zu berechnen, welches wiederum die Risiko­trag­fä­higkeit der Projekt­orga­ni­sation darstellt.

  • Erwar­tungswert
  • Szena­rio­werte
  • Value At Risk
  • Expected Shortfall

Methoden

Die Berechnung der realwirt­schaft­lichen Kennzahlen erfolgt im Rahmen von mehreren deter­mi­nis­ti­schen Verfahren, welche über die Redundanz des Multi-Modell-Ansatzes etwaige einzelne Ergeb­nis­ver­zer­rungen reguliert.

  • Vergleichs­ver­fahren
  • Annähe­rungs­ver­fahren
  • Schätz­ver­fahren
  • Berech­nungs­ver­fahren

Die Berechnung der finanz­wirt­schaft­lichen Kennzahlen erfolgt im Rahmen von stochas­ti­schen Modellen jeweils mit und ohne Vertei­lungs­an­nahme. Die Erwar­tungs­werte geben dabei Punkt­schät­zungen und die Szena­rio­werte Inter­vall­schät­zungen mit definierten Wahrschein­lich­keiten wieder. Der Value At Risk sowie der Expected Shortfall werden im Zuge einer Simulation mit definierten Wahrschein­lich­keits­ver­tei­lungen abgeleitet, welche auf histo­ri­schen Zeitreihen der Parameter basieren und um jeweils aktuelle Progno­se­werte von externen Insti­tuten ergänzt werden. Alter­nativ können die Wahrschein­lich­keits­ver­tei­lungen auch mathe­ma­tisch forma­li­siert werden, wobei eine Normal­ver­teilung für fast alle Parameter empirisch ausge­schlossen werden kann.

Daten

Für die Risiko­analyse verwendet werden projekt­in­terne sowie projek­tex­terne Daten, die wiederum explizit daten­ba­siert als auch implizit erfah­rungs­ba­siert vorliegen. Bei unvoll­stän­digen Zeitreihen werden die Vertei­lungen der Datensets sachlich plausi­bi­li­siert und ggf. um interne und externe heuris­tische Schätz­werte ergänzt. Es bestehen formal also folgende Infor­ma­ti­ons­quellen.

  • Intern
  • Extern
  • Daten
  • Expertise

Berichts­wesen

Das Berichts­wesen erfolgt in gleich­bleibend struk­tu­rierter Form, um die Vergleich­barkeit der Berichte innerhalb eines Projektes sowie zwischen mehreren Projekten zu gewähr­leisten. Dabei werden regel­mäßig folgende Berichts­typen erstellt, welche mit den o.g. Phasen des Monito­rings synchro­ni­siert sind.

  • Basis-Bericht
  • Regel-Bericht
  • Änderungs-Bericht
  • Abschluss-Bericht

Die Berichte sind stark quanti­tativ orien­tiert und stellen die Kennzahlen in Form von Einzel­werten, Tabellen, Ratings und Diagrammen fakten­ba­siert und handlungs­leitend dar. Gleichwohl werden zu jeder Sektion auch kurze Erläu­te­rungen gegeben, die die wesent­lichen Erkennt­nisse zusam­men­fassen, um auch gelegent­lichen Lesern den Zugang zu ermög­lichen. Ein typisches Inhalts­ver­zeichnis umfasst die folgenden Kapitel.

  • Titel­blatt
  • Zusam­men­fassung
  • Projekt­be­schreibung
  • Projekt­budget
  • Projekt­status
  • Projekt­trend
  • Projekt­pro­gnose
  • Risiko Rating (quali­tativ)
  • Risiko Assessment (quanti­tativ)
  • Unter­la­gen­ver­zeichnis
  • Glossar
  • Fotodo­ku­men­tation

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