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Holzbau vs. Massivbau: Kosten- und ökolo­gische Kennzahlen im Vergleich

Letzte Aktualisierung: 26. März 2025

Copyright Bildrechte: Beat Brechbühl

Erfolg­reiche Projekt­ent­wick­lungen erfordern ein ausge­wo­genes Verhältnis zwischen Inves­ti­ti­ons­kosten und poten­zi­ellen Erträgen. Gleich­zeitig rücken ökolo­gische Aspekte von Baupro­jekten zunehmend in den Fokus, insbe­sondere im Hinblick auf das Erreichen des Netto-Null-Ziels.

Um die kosten­tech­nische und ökolo­gische Perfor­mance von Holzbauten einzu­ordnen, hat Wüest Partner im Auftrag von Lignum, Holzwirt­schaft Schweiz und des Bundes­amtes für Umwelt (BAFU) Kosten­kenn­zahlen und ökolo­gische Kennzahlen für Wohnbauten in Holz ermittelt und Vergleichs­ob­jekten in Massivbau gegen­über­ge­stellt. Ausserdem wurde eine Sanierung und Aufsto­ckung mittels Modell­rech­nungen analy­siert.

Umfang der Studie

Neubauten

Gegen­stand des ersten Teils der Unter­su­chung sind 17 Wohnbauten, die nach 2019 in der Schweiz reali­siert wurden. Es handelt sich um Mehrfa­mi­li­en­häuser mit mindestens 15 und teilweise über 100 Wohnungen. Die unter­suchten Gebäude weisen Erstel­lungs­kosten BKP 1–5 zwischen CHF 5 – 150 Mio. auf. Der Referenz­da­tensatz der Wohnbauten in Massiv­bau­weise umfasst knapp 50 Objekte mit Erstel­lungs­kosten BKP 1–5 im Umfang von CHF 5 – 120 Mio.

Von den unter­suchten Fallbei­spielen werden sämtliche Stand­ort­ka­te­gorien und verschiedene Mieter­märkte abgedeckt. Das Makro­la­gen­rating von Wüest Partner vergibt den Lagen ein mässiges bis exzel­lentes Rating, was auf eine breite Streuung der Stand­ort­qua­li­täten schliessen lässt. Je besser das Makro­la­gen­rating einge­schätzt wird, desto geringer fällt tenden­ziell das Anlage­risiko für Inves­toren aus. Innerhalb der Gemeinden stehen die unter­suchten Fallbei­spiele an durch­schnitt­lichen bis guten Mikro­lagen, was durch­schnitt­liche bis überdurch­schnitt­liche Mietpreise (im Vergleich zur Makrolage) recht­fertigt.

Sanierung und Aufsto­ckung

Das Potenzial von Holzbauten liegt neben Neubauten in der Aufsto­ckung von Bestands­ob­jekten, da Holz hier schon aus stati­schen Gründen die einzige valable Option darstellt. Das Bauen im Bestand wird im Kontext von Innen­ver­dichtung und Nachhal­tigkeit weiter an Bedeutung gewinnen.

Daher wird im zweiten Teil der Studie «Holzbau­kenn­zahlen für Inves­toren – Wohnbauten» eine im Jahr 2021 erfolgte Sanierung und Aufsto­ckung eines Mehrfa­mi­li­en­hauses analy­siert. Mit einer Modell­rechnung wird der Aufsto­ckung ein fiktives Abbruch-Neubau-Szenario in Holz- sowie in Massiv­bau­weise gegen­über­ge­stellt:

  • Szenario 1: Sanierung und Aufsto­ckung gem. Projekt­un­ter­lagen
  • Szenario 2: Abbruch-Neubau in Holzbau­weise (Modell­rechnung)
  • Szenario 3: Abbruch-Neubau in Massiv­bau­weise (Modell­rechnung)

Alle Szenarien werden als Rendi­te­ob­jekte betrachtet.
Bei Szenario 1 werden die Kosten, die Bauzeit und der Flächen­spiegel gemäss vorlie­gendem Projekt berück­sichtigt. Das Mietpo­tenzial wird durch Wüest Partner einge­schätzt. Bei den Szenarien 2 und 3 wird ein gemäss aktuell gültigen baurecht­lichen Rahmen­be­din­gungen maximal mögliches Flächen­gerüst durch Wüest Partner herge­leitet (highest and best use). Kosten, Bauzeit und Mietpo­ten­ziale werden gemäss Einschät­zungen von Wüest Partner berück­sichtigt.

Konkur­renz­fähige Baukosten

Neubauten

Bei den analy­sierten Holzbauten handelt es sich oftmals um Pionier­pro­jekte punkto Nachhal­tigkeit, die Zusatz­in­ves­ti­tionen gegenüber durch­schnitt­lichen Objekten beinhalten. Diese Objekte unter­scheiden sich klar vom Standard von Durch­schnitts­ge­bäuden. Daher werden die Holzbauten in zwei Kategorien aufge­teilt, in ein unteres und ein oberes Preis­segment.

Stellt man die 9 günstigsten Holzbau-Projekte aus dem unteren Preis­segment, welche noch immer vorwiegend (>85% der Stich­probe) energe­tisch zerti­fi­zierte Gebäude mit durch­schnitt­lichem bzw. leicht überdurch­schnitt­lichen Ausbau­standard reprä­sen­tieren, den Massiv­bauten gegenüber, zeigt sich die Konkur­renz­fä­higkeit des Holzbaus: Das 70%-Quantil des Kosten­kenn­wertes BKP 1–5/m2 HNF dieser Holzbauten liegt nur leicht höher als jenes der Massiv­bauten. Es wird deutlich, dass mit Holz durchaus eine Konkur­renz­fä­higkeit zur konven­tio­nellen Bauweise in Bezug auf die Erstel­lungs­kosten erreicht werden kann.



Der Vorteil der verkürzten Bauzeit und den dadurch früheren Erträgen ist in den Betrach­tungen nicht berück­sichtigt und hat einen positiven Effekt bei einer Markt­wert­ermittlung. Ein weiterer Vorteil von Holzbau ist das Kosten­spar­po­tenzial beim Innen­ausbau, wenn die Holzstruktur sichtbar bleibt.

Aufsto­ckung wirtschaftlich attraktiv

Sanierung und Aufsto­ckung

Mit der Aufsto­ckung können im betrach­teten Fallbei­spiel nicht die vollen Ausnüt­zungs­re­serven konsu­miert werden, weshalb in diesem Fall rein wirtschaftlich ein Ersatz­neubau einen höheren Landwert reali­siert.
Eine Sensi­ti­vi­täts­analyse zeigt jedoch, dass die Aufsto­ckung bei gleicher Fläche wirtschaft­licher besser abschneidet als der Neubau (Szenario 3b). Ausserdem wird deutlich, dass die Abbruch-Neubau-Szenarien unabhängig von der Materia­li­sierung einen ähnlichen Wert erzielen (Delta <2%).

Vergleichsdarstellung: Sanierung vs Aufstockung bei Massivbauweise und Holzbauweise

Signi­fi­kante Einsparung von grauen Emissionen

Neubauten

Die Bilan­zierung der grauen Treib­haus­gas­emis­sionen der 17 unter­suchten Neubauten zeigt, dass sich die Treib­haus­gas­emission durch die Ausführung in Holzbau­weise um bis zu 24 % reduzieren lassen. Der Median liegt bei der Holzbau­weise bei 7.5 kg/m² EBF und für die minera­lische Bauweise bei 9.8 kg/m²EBF (jeweils ohne Gebäu­de­technik).

Auf Bautei­l­ebene sind sogar Einspa­rungen bis zu 38% möglich.

Sanierung und Aufsto­ckung

Der Ersatz­neubau aus Holz verur­sacht gegenüber der Ausgangs­va­riante nur 3 % höhere Treib­haus­gas­emis­sionen, wohin­gegen der minera­lische Ersatz­neubau mit 35 % höheren Emissionen weit über der Aufsto­ckung in Holzbau­weise liegt.

Fazit

Der Holzbau gewinnt auch im Wohnungsbau von Mehrfa­mi­li­en­häusern zunehmend an Bedeutung. Die Studie zeigt, dass die Materi­alwahl zugunsten von Holz meist mit einem ökolo­gisch sehr nachhal­tigen Gebäude einhergeht und wirtschaftlich eine attraktive Alter­native zur konven­tio­nellen Bauweise darstellt. Zusam­men­fassend lässt sich also sagen:

  • Sämtliche Stand­ort­ka­te­gorien und verschiedene Mieter­märkte werden von den unter­suchten Neubauten abgedeckt
  • Konkur­renz­fähige Baukosten: Neben dem hochprei­sigen Segment sind auch günstige Holzbauten möglich
  • Die Aufsto­ckung ist bei gleicher Fläche wirtschaftlich attrak­tiver als der Neubau
  • Mit Neubauten in Holzbau­weise können gegenüber der konven­tio­nellen Bauweise im Schnitt knapp 24% der Treib­haus­gas­emis­sionen einge­spart werden
  • Auch ökolo­gisch gesehen punktet die Aufsto­ckung mit 35% weniger Emissionen als ein Ersatz­neubau in Massiv­bau­weise

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