Weiter zum Ihnhalt

Neue Arbeits­markt­re­gionen: Bereit für die Schweiz von Morgen

Letzte Aktualisierung: 22. April 2025

Die MS-Regionen (MS = Mobilité Spatiale) waren in den letzten Jahrzehnten prägend für viele regio­nal­öko­no­mische Analysen. Auch für die Immobi­li­en­markt­ana­lysen von Wüest Partner. Waren? Ja, denn die 106 MS-Regionen gehen 2020 in den Ruhestand. Sie stammen aus einer Zeit, in der in den Zügen der SBB noch geraucht wurde (1982) und gerade erst der Taktfahrplan einge­führt wurde. Die Analogie ist durchaus nicht an den Haaren herbei­ge­zogen, denn bei den MS-Regionen geht es um Arbeitswege. Pendel­ma­trizen waren massgebend für die Ausscheidung dieses Regio­nentyps: Identi­fi­ziert wurden vergleichbare Regionen, in denen die Mehrheit der Erwerbs­tä­tigen auch ihren Wohnsitz hatten.  Die so ermit­telte Regio­na­li­sierung hatte mehrere Vorteile: Die Regionen orien­tierten sich – unabhängig von insti­tu­tio­nellen Gliede­rungen – an funktio­nalen (Wirtschafts-) Räumen und sie wurden zeitlich konstant gelassen.

101 Arbeits­markt­re­gionen

Nach fast vierzig Jahren haben die MS-Regionen nun ausge­dient. Zu stark haben sich Verkehrs- und Siedlungs­struk­turen verändert. Die Vorzüge des klein­räu­migen Regio­nentyps möchte man dennoch nicht verlieren. Aus diesem Grund entwi­ckelte das Bundesamt für Statistik (BFS) die neuen Arbeits­markt­re­gionen und stellte sie Mitte 2019 vor. Sie sind metho­disch durchaus vergleichbar mit den bishe­rigen MS-Regionen. So kommt wiederum eine einzige Variable zum Einsatz, nämlich der Pendler­strom zwischen jeder Gemeinde. Die neuen Arbeits­markt­re­gionen bilden die heutige Situation nicht nur besser ab, sie sind auch  «Europa-kompatibel». Denn sie übernehmen Nomen­klatur und Defini­tionen des Statis­ti­schen Amtes der Europäi­schen Union (Eurostat). So soll der Mindest­anteil Erwerbs­tä­tiger, die in der gleichen Regionen wohnen und arbeiten, gemäss Eurostat bei 50 Prozent liegen. Nach dem Swiss-Finish seitens BFS liegt er sogar bei über 57 Prozent, um die Konti­nuität und Vergleich­barkeit mit den MS-Regionen zu verbessern. Zudem wurden die gross­städ­ti­schen Regionen weiter unter­teilt, ähnlich wie bereits im bishe­rigen Modell.

Doch wie stark unter­scheiden sich die neuen Arbeits­markt­re­gionen von den etablierten MS-Regionen? Die Diffe­renzen sind beträchtlich, vor allem in den bevöl­ke­rungs­reichen Gebieten der Schweiz. Rund die Hälfte der neuen Arbeits­markt­re­gionen besteht aus mehreren Teilflächen oder mindestens zwei sich angren­zenden MS-Regionen (nachfol­gende Abbildung).

Verän­derung des Pendler­ver­haltens

Entspre­chend des überdurch­schnitt­lichen Wachstums in den Einzugs­ge­bieten der Gross­städte mussten die dortigen Regionen besonders stark angepasst werden. Promi­nente Beispiele: Dübendorf, Uster und Regensdorf als Regio­nal­zentren im näheren Einzugs­gebiet von Zürich. Erstere beiden bilden nun wichtige Zentren in der Arbeits­markt­region 12036-Uster-Dübendorf. Letztere beiden wurden aus der schon seit Längerem nicht mehr so sinnvollen Zwillings-Region Glatttal-Furttal entlassen und Regensdorf wurde der neuen Region 12031-Dietikon-Schlieren zugeordnet. Neben den genannten Beispielen bringen Ausdeh­nungen von städti­schen Einzugs­ge­bieten wichtige Änderungen. So «wuchs» beispiels­weise der Pendler-Rayon von Zug entlang des Reusstals in den Norden bis nach Muri (AG) und in den Süden über Küssnacht (SZ) bis nach Viznau. Ähnlich grosse Diffe­renzen zwischen den bishe­rigen MS-Regionen und den neuen Arbeits­markt­re­gionen sind in der Waadt, im Kanton Freiburg und im Unter­wallis zu verorten. Sie betreffen ebenfalls wachs­tums­starke Gebiete (nachfol­gende Abbildung). Demge­genüber stehen elf MS-Regionen, in denen kaum Änderungen im Pendler­ver­halten zu beobachten waren. Neben den beiden Gross­zentren Basel und Zürich betrifft dies wachs­tums­schwache Regionen, wie Locarno mit dem Maggia- und dem Verzasca-Tal. Diese Region heisst auch weiterhin (13020-) Locarno. Oder die MS-Region Surselva, die neu 16010-Ilanz-Glion heisst.

Neue Arbeitsmarktregionen

Die neuen Arbeits­markt­re­gionen bilden die IST-Situation der Schweiz zweifelsohne besser ab als die in die Jahre gekom­menen MS-Regionen. Und sie dürften für die Abbildung der regio­nalen Prozesse auch für die Schweiz von morgen ermög­lichen. Darüber hinaus ist die Übernahme inter­na­tio­naler Regio­na­li­sie­rungs­de­fi­ni­tionen hinsichtlich Vergleich­barkeit mit dem Ausland zu begrüssen.

Anpas­sungen in den Appli­ka­tionen an die 101 Arbeits­markt­re­gionen

Wüest Partner wird die Arbeits­markt­re­gionen 2020 einführen. Markt­daten und Appli­ka­tionen werden ab dem 2. Quartal 2020 – mit Vollzug des neuen Ortsgemeinde-Standes (OG-Stand) – die neuen Arbeits­markt­re­gionen abbilden. Das genannte Jahr wird gleich­zeitig ein Übergangsjahr darstellen. Die alten MS-Regionen werden dann in den Daten und Appli­ka­tionen noch ein letztes Mal gepflegt werden.

Das Konzept der Arbeits­markt­re­gionen sieht wiederum Konti­nuität im Zeitverlauf vor. Das heisst, abgesehen von Gemein­de­fu­sionen und ‑mutationen, sind bis auf Weiteres keine Änderungen vorge­sehen. Wüest Partner begrüsst die Anpassung dieses Raumtyps an die heutigen Begeben­heiten und wird an dieser Stelle nächstens Analysen zum Immobi­li­en­markt auf der Basis der neuen Arbeits­markt­re­gionen vorstellen. Wir empfehlen unseren Kunden sich jetzt schon auf die Umstel­lungen vorzu­be­reiten und sich frühzeitig mit den Verän­de­rungen zu befassen. Gerne unter­stützen wir Sie dabei!